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How To Squeeze Greece (VIII): Tsiprology ... und der öffentlich-rechtliche Rundfunk: "Herr Ferber, tanzen die Griechen uns jetz schon auf der Nase herum?" und "Die Russen-Connection der Griechen-Radikalos"


via E.O.M.S.

Heute Morgen - NDR Info | 29.01.2015 | 07:20 Uhr - eröffnet eine Frau Koßmann ein Interview mit dem CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber mit den Worten:

"Herr Ferber, tanzen die Griechen uns jetzt schon auf der Nase herum?"

... im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wohlgemerkt, nicht in der BILD, die heute aufmacht: Die Russen-Connection der Griechen-Radikalos*
... und also eine schöne Vorlage der NDR-Qualitätsmorgenjournalistin für Ferber: "Tsipras wird auf Granit beißen" ... und mehr gefährlich dummes Zeug ....

______________________
* Der griechische Außenminister Nikos Kotzias in einem Interview:
“An meinem ersten Tag hier im Amt lese ich, es habe einen einstimmigen Beschluss der EU über die Ukraine und Russland gegeben. Davon wusste ich nichts. Wir haben die Kommission angerufen. Es wurde uns gesagt, kein Problem, dann datieren wir eure Zustimmung einen Tag zurück. Anscheinend ließ sich die frühere Regierung so behandeln. Ich sagte, das kann nicht Ihr Ernst sein. Hätte ich das akzeptiert, hätte Griechenland seine Rechte verloren. Statt sich zu entschuldigen, haben sie eine Kampagne gestartet, wonach wir prorussisch seien und abhängig von Russland.”


How To Squeeze Greece

TIPP: Asaf Avidan – Gold Shadow - Männerbilder

statt TTIP ...

http://static.universal-music-services.de/asset_new/356194/881/view/Asaf-Avidan-2014.jpg

Eine unglaubliche Stimme:
Asaf Avidan // Gold Shadow
Hier bei SoulGuru können Sie in das neue Album reinhören.

Auch zu betrachten unter dem Aspekt der Inszenierung von Männerbildern:
Der Israeli mit der Kopfstimme und der Burkamann unten ...


The Doors - Break On Through (To the Other Side)
Hanni El Khatib - Servant

Aufklärung, nächster Akt

Islam, Christentum, Judentum - welche Religion ist die richtige? Christian Stückl hat Lessings "Nathan der Weise" am Münchner Volkstheater inszeniert. Bei all den Glaubenskriegen in der Welt ist es das Stück der Stunde.
Eine lesenswerte Rezension von Christine Dössel zu einer offenbar sehr sehenswerten Inszenierung (Süddeutsche Zeitung, 26. Januar)


Aufklärung bei GBlog

»So was hätt einmal fast die Welt regiert!/Die Völker wurden seiner Herr, jedoch/Dass keiner uns zu früh da triumphiert -/Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!«

Der Epilog, der am Ende von Brechts »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui«* als Schrift auf dem sich schließenden Vorhang erscheint, ist grauenhaft akutell.
Ein wenig kurz gesprungen ist es, wenn man die - gelöschten - Leserkommentare zur Titelgeschichte des “Spiegel” über Auschwitz als Beleg für die Gültigkeit der Warnung Brechts nimmt, weil ja der Denkschritt fehlt, mit dem vermittelt würde, dass die Christians, Danielas und Richards (es hat nach arbeit macht frei gerochen. super satire darf alles) aus dem noch fruchtbaren Schoß gekrochen sind (der doch wohl iS Brechts als kapitalistische Produktionsweise mit den entsprechenden Dispositionen im psychischen Überbau gedacht werden müsste). Dennoch: Gut dass Burk das dokumentiert hat:

http://fs1.directupload.net/images/150123/859359wt.png

klick here to enlarge und um zu sehen, zu was die große Feier der freedom of speech nebst freedom of Veröffentlichung des entlarvenden eigenen Fotos führt ...

Wie lässt sich also der Schoß, aus dem das kroch und kriecht, fassen um ... ja was eigentlich mit ihm zu machen? Da ist Brechts Metaphorik eher weniger hilfreich: ... ihn zumindest nicht weiter zu befruchten könnte ein Ansatz sein ...



_____________________________
* Zu den legendären Inszenierungen des Berliner Ensembles gehören .... Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Die Inszenierung von Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth mit dem chaplinesken Ekkehard Schall in der Titelrolle - nach der Premiere am 23. März 1959 noch Jahrzehnte auf dem Spielplan - (ich habe da noch eine alte VHS-Cassette) finde ich immer noch politischer und subtiler als Heiner Müllers legendäre Inszenierung mit Martin Wuttke.

Archäologie (CCCLXXIII): 27. Januar 1945 - Per La Vita - Esther Bejarano

Here´s the album "Vögel träumen auf den Zweigen - Lieder aus dem Widerstand", recorded in 1987 in Hamburg. Esther Bejarano is accompanied by Edna and Joram Bejarano and some other musicians. The play wonderful jewish songs like "Jisrolek", "Sog nischt kejnmol", "Dos kelbl" and "Mir lebn ejbig". On this album are furthermore two Eisler songs, "Zu ejns, zwaj, draj" and his collaboration with Bertolt Brecht, "Ballade von der `Judenhure´ Marie Sanders.
Esther Bejarano - Vögel träumen auf den Zweigen - Lieder aus dem Widerstand. Zero G Sound hat diese wunderbare Schallplatte, die verschollen war, wiedergefunden.

e8a5019a-38ee-4f6d-a5c4-2e2f898479e11980 erschien im Röderberg-Verlag Fania Fénelons "Das Mädchenorchester in Auschwitz".
Fania Fénelon war Pianistin und Sängerin des Orchesters, Esther Bejarano spielte Akkordeon und Alma Rosé, Violinvirtuosin, Tochter des jüdischen Konzertmeisters an der Wiener Hofoper Arnold Rosé und Nichte des Dirigenten und Komponisten Gustav Mahler, war eine der Dirigentinnen:

Die Mitglieder waren weibliche Häftlinge, die durch die Aufnahme ins Orchester vor der Vernichtung durch Arbeit und vor dem Tod in den Gaskammern bewahrt wurden. Die brutale und musikliebende SS-Oberaufseherin Maria Mandl, seit Oktober 1942 inoffizielle Leiterin des Frauenlagers Auschwitz-Birkenau, war eine Befürworterin des Orchesters. Sie unterstützte die Errichtung einer besonderen Baracke (Lagerabschnitt B I b in unmittelbarer Nähe des Stacheldrahtzaunes) für die Musikerinnen. Der Block trug die Nr. 12, ab Herbst 1943 Nr. 7. In der Baracke gab es einen mit Holzdielen ausgelegten Boden und einen Ofen, um die Musikinstrumente vor Feuchtigkeit zu schützen. Josef Kramer, seit Mai 1944 Lagerkommandant, wollte vor allem, dass die Arbeitskommandos im Gleichschritt marschierten, begleitet vom Mädchenorchester. Auch wirkte ein Orchester gut, wenn SS-Größen das Lager besichtigten.
Die Musikerinnen mussten immer wieder auch Privatkonzerte geben. So ließ beispielsweise Josef Mengele, ein Liebhaber klassischer Musik, sich öfter vorspielen. An einem Sonntag musste das Orchester gemeinsam mit einem Liliputzirkus auftreten. Die Kleinwüchsigen vertrauten dem SS-Arzt, der mit ihnen scherzte und sie danach selbst in die Gaskammer führte. Auch Josef Kramer bestand auf Sonderveranstaltungen. Fania Fénelon schilderte solch eine Situation, als eine Läuferin erregt die Tür aufstieß und rief:
"Achtung! Mädchen, schnell! Herr Kommandant Kramer kommt! Eingefroren in ein eindrucksvolles Stillgestanden erwarten wir Kramer. Er tritt ein, begleitet von zwei SS-Offizieren... Er geht auf die für diesen Zweck aufgestellten Stühle zu, setzt sich, nimmt die Schirmmütze ab und legt sie neben sich hin... Immer noch Stillgestanden, wie es sich gehört, wenn man mit einem Offizier spricht, fragt Alma ängstlich: 'Was möchte der Herr Lagerführer hören?' 'Die Träumerei von Schumann.' Und sehr gefühlvoll fügt er hinzu: 'Das ist ein bewundernswertes Stück, das geht ans Herz.'... Entspannt hebt der Lagerführer seinen Kopf und teilt mit: 'Wie schön, wie erregend!'."
Quelle: wikipedia, siehe auch hier.
Archäologie LXXII: Per La Vita - Esther Bejarano

Esther Bejarano erinnert sich: "Der Dr. Mengele, der hat sich vor uns hingestellt, und dann hat er eine Handbewegung gemacht. Mit seinem Daumen zeigte er entweder nach links oder nach rechts. Wenn er nach links gezeigt hat, da hatte man noch eine Galgenfrist, nach rechts, das hieß: Du gehst ins Gas."
Auschwitz – ein deutsches Schreckenswort. www.dw.de-vor 1 Stunde (dort auch: Die Auschwitz-Überlebende und Musikerin Esther Bejarano)

Ansingen gegen den Hass
http://www.taz.de/uploads/images/684x342/cyber_bejarano1_ap_6sp_sw.jpg
Gemeinsam mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia tritt Esther Bejarano am Dienstag in Köln auf. Eine Begegnung mit der 90-Jährigen, die Mitglied des Mädchenorchesters von Auschwitz war. Kölner Stadt-Anzeiger-vor 1 Stunde

Bejarano & Microphone Mafia - Die "Judenhure" Marie Sanders (Brecht)

Eine tolle Frau! Ich kann nur jedem empfehlen (denen, die nicht zu den 81 Prozent der Deutschen gehören, die laut aktueller Studie der Bertelsmann-Stiftung die Geschichte der Judenverfolgung "hinter sich lassen" möchten, aber besonders denen, die sich bei den 81% wiederfinden) sich mit der Biografie und dem künstlerischen und politischen Werk dieser Frau auseinanderzusetzen!

Archäologie L: 27. Januar 1945 - die Rote Armee befreit das KZ Auschwitz

... und mein Foto
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God Only Knows Revisited: "Ich denke, also bin ich kein Christ."

Aus aktuellem Anlass hochgezogen vom 2013-05-05 und mit einer Anmerkung versehen: 1. Anlässlich des Erscheinens des 10. Bandes der Kriminalgeschichte des Christentums ist eine Begleitbroschüre erhältlich, - zum download auf der Website des Rowohlt-Verlages. - Empfehlenswert!

2. Willi Winkler: Der Antichrist (Süddeutsche 03.05.13)

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3. Reinhard Jellen im Gespräch mit dem genialen Maler, Karikaturisten und Beach-Boys-Fan Manfred Deix über die katholische Kirche (tp 05.05.2013).
"Ich bete, dass es die Kirche in der jetzigen Form noch lange gibt"
Schöne Wendung zum Schluss:
    Ein Mensch hat einmal über die Beach Boys geschrieben: Von allem Irdischen gereinigter Schmerz, der sich in Schönheit artikuliert."...

    Manfred Deix: Das ist ein guter Mann, der das gesagt hat.

    Aber hat das nicht schon wieder etwas Christliches?

    Manfred Deix: Na, das scheint ein religiös angehauchter Mensch zu sein, aber es ist schön wenn so jemand so Respekt hat vor der Musik, dann kann ich ihm nur zustimmen, egal ob er christlich ist oder nicht.

    Na ja, der Satz ist von mir und ich bin eigentlich Marxist!

    Manfred Deix: Was sind Sie?

    Marxist.

    Manfred Deix: Ja ja, okay.


4. Karl Marx, zitiert anlässlich seines heutigen 195. Geburtstages zur Kritik der Religion - nicht zu den Beach Boys :

Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung

»Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844

    |378|Für Deutschland ist die Kritik der Religion im wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.

    Die profane Existenz des Irrtums ist kompromittiert, nachdem seine himmlische oratio pro aris et focis |Gebet für Altar und Haushalt| widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den Widerschein seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den Schein seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine Wirklichkeit sucht und suchen muß.

    Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur |Ehrenpunkt|, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

    |379|Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.

    Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

    Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.


5. Zu den Beach Boys sei noch zitiert: Jens Balzer über God Only Knows:
    Hier wenden sich die himmlischen Stimmen der Beach Boys tatsächlich an den lieben Gott selbst: die ergreifendste Männerchor-Harmonie der Geschichte; und doch schon mit jenem heimlich-unbehaglichen Twist, der Good Vibrations dann später so satanisch erscheinen lässt. (im Rolling Stone Jubiläums-Special: 222 Songs)
Ich gebe zu, das klingt ein wenig pathetisch-verschwurbelt, aber wenn Sie einmal Gelegenheit haben, nur den backing track dieses in der Tat göttlichen Songs zu hören, werden Sie wissen, was Balzer meint. Zu finden ist der auf dem Album Stack-o-Tracks von 1968. Da klingt in der Musik - gegen den Gesang und den Text - etwas davon an, dass die Religion nur die illusorische Sonne ist, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

6. Weil in der letzten zeit viel über die »kultur des abendlandes« gesprochen wurde, empfehle ich, sich mit den, ach, so menschenfreundlichen christilichen wurzeln »unserer« kultur zu befassen. Man könnte einmal in Karlheinz Deschners »Kriminialgeschichte des Christentums« schmökern. (1-Euro-Blog - Mit Gott und dem Führer)
... Oder in Deschners »Mit Gott und dem Führer«, - hier zum Download!

Update:
Päpstliche "Laudatio" auf Hitler - Peter Bürger, tp 28.01.2015
Der Anteil des Rechtskatholizismus am Scheitern der Weimarer Demokratie ist nicht gering. Ein Mammutwerk des Historikers Christoph Hübner sorgt für mehr Klarheit

Il y a des juges (V): Sind die Terroristen nun Feinde oder Bürger?

Ein fulminanter Essay von Prof. Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, (in der ZEIT, 20. Januar 2015)
    ... Die Medien sind voll von Bekenntnissen des Schreckens, der Ablehnung, der “Entschlossenheit zum Kampf”. Seite an Seite schritten die Protagonisten der uneingeschränkten Solidarität über die Champs-Élysées, eingehakt die Helden von Gaza mit den Verteidigern des freien Worts aus der Türkei. ...
    Können wir ernstlich erwarten, uns das ganze Elend aus zwei Dritteln der Welt mit Hilfe von sechs Meter hohen Mauern und eines sogenannten “Kriegs gegen den Terror” vom Leibe zu halten, ohne dass ein paar zum Letzten Entschlossene von da draußen in unsere Welt eindringen und Rache üben? Und können wir ernstlich erwarten, dass sie das auf eine Weise tun, die nicht besonders schmerzlich ist? ...
Lesebefehl!

Il y a des juges

Jeden Morgen liest Hegel Zeitung (II): Was macht eigentlich die Satire?

Jeden Morgen liest Hegel Zeitung und Fefes Blog, - und was fällt ihm so auf, die Frage umwälzend, was denn die Satire sei, um seine Vorlesungen über die Ästhetik. Band 2: Die Satire für Duncker & Humblot, Berlin 1835–1838, fertig zu kriegen:

http://asset-e.soup.io/asset/9691/8398_ece4.jpeg
[--> Fact check: How many private jets actually flew in to Davos?]

... und auf der Suche nach dem Weltgeist geht er auf die Seite des World Economic Forum Annual Meeting 2015 und findet unter den Speakers auch
    H.R.H. Prince Turki Al Faisal Al Saud
    Prince of Saudi Royal Family; Chairman, King Faisal Center for Research and Islamic Studies, Saudi Arabia
    Studied at Princeton, Cambridge and Georgetown universities. 1972-77, Adviser to Royal Court; 1977, Head, Public Intelligence Department; 2002, ...
... und immer an Denkern interessiert, die wie er Totalität total gut finden, klickt er weiter, um zu erfahren, wozu der Prinz wohl sprechen werde: ... und denkt bei sich: Wenn man die Rechtsauffassungen und so für übliche Straftaten ergehenden Urteile vergleicht, findet man nicht viel Unterschied zwischen Saudi Arabien und dem Islamischen Staat. (- hatte er bei Fefe gelesen!)

https://pbs.twimg.com/media/B7z1HcsCUAEliRF.jpg

... und dann notiert er:
    Dies Subjekt aber - und damit meint er nicht den Prinzen, sondern den Satiriker -, das die Äußerlichkeit von sich stößt, ist seiner geistigen Seite nach noch nicht die wahre Totalität, welche zu ihrem Inhalte das Absolute in Form der selbstbewußten Geistigkeit hat, sondern ist, als von dem Gegensatz gegen das Wirkliche behaftet, eine bloß abstrakte, endliche, unbefriedigte Subjektivität. - Ihr gegenüber steht eine ebenso endliche Wirklichkeit, die nun auch ihrerseits frei wird, doch eben deshalb, da das wahrhaft Geistige aus ihr heraus in das Innere zurückgegangen ist und sich in ihr nicht mehr wiederfinden will und kann, als eine götterlose Wirklichkeit und ein verdorbenes Dasein erscheint. In dieser Weise bringt die Kunst jetzt einen denkenden Geist, ein auf sich als Subjekt beruhendes Subjekt in abstrakter Weisheit mit dem Wissen und Wollen des Guten und der Tugend in einen feindlichen Gegensatz gegen das Verderben seiner Gegenwart. Das Unaufgelöste dieses Gegensatzes, in welchem Inneres und Äußeres in fester Disharmonie bleiben, macht das Prosaische des Verhältnisses beider Seiten aus. Ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem die Realisation seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit versagt bleibt, wendet sich mit leidenschaftlicher Indignation oder feinerem Witze und frostigerer Bitterkeit gegen das vor ihm liegende Dasein und zürnt oder spottet der Welt, welche seiner abstrakten Idee der Tugend und Wahrheit direkt widerspricht.

    Die Kunstform, welche diese Gestalt des hervorbrechenden Gegensatzes der endlichen Subjektivität und der entarteten Äußerlichkeit annimmt, ist die Satire, mit welcher die gewöhnlichen Theorien niemals haben zurechtkommen können, indem sie stets in Verlegenheit blieben, wo sie dieselbe einschieben sollten. Denn von Epischem hat die Satire gar nichts, und zur Lyrik gehört sie eigentlich auch nicht, indem sich im Satirischen nicht die Empfindung des Gemüts ausspricht, sondern das Allgemeine des Guten und in sich Notwendigen, welches, zwar mit subjektiver Besonderheit vermischt, als besondere Tugendhaftigkeit dieses oder jenes Subjekts erscheint, doch nicht in freier, ungehinderter Schönheit der Vorstellung sich genießt und diesen Genuß ausströmt, sondern den Mißklang der eigenen Subjektivität und deren abstrakter Grundsätze, der empirischen Wirklichkeit gegenüber, mißmutig festhält und insofern weder wahrhafte Poesie noch wahrhafte Kunstwerke produziert.
Der Idealismus ist ja wenigstens da treffend, wo er die Illusionen der Idealisten begrifflich fasst und zumindest eine Idee davon hat, dass die endliche Wirklichkeit, die nun auch ihrerseits frei wird, doch eben deshalb, da das wahrhaft Geistige aus ihr heraus in das Innere zurückgegangen ist und sich in ihr nicht mehr wiederfinden will und kann, als eine götterlose Wirklichkeit und ein verdorbenes Dasein nicht erscheint, werter Hegel, sondern als solche gelten muss!

Also: Nicht ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem die Realisation seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit versagt bleibt, wendet sich mit leidenschaftlicher Indignation oder feinerem Witze und frostigerer Bitterkeit gegen das vor ihm liegende Dasein und zürnt oder spottet der Welt, welche seiner abstrakten Idee der Tugend und Wahrheit direkt widerspricht, sondern das vor uns liegende Dasein selbst zürnt oder spottet der Welt! Ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem an der Schärfung seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit gelegen ist, nennt das Realsatire. Oder es entfährt ihm zuweilen ein herzliches Fuck Me Running ...

Was also macht die Satire?
Sie lässt sich vereinnahmen für eine falsche Debatte um die Meinungsfreiheit und sieht nicht, dass die Welt selbst sich verspottet ...

Mr. MoonJune Recommends: Nicolas Meier (mit dem Meister)

Nicolas Meier spielt in letzter Zeit ab und an mit dem Meister, zB hier:
Jeff Beck Live 2013 - Yemin


In just a few short years UK-based Swiss guitarist Nicolas Meier has carved a reputation out as one of the UK’s most original guitarists. Drawing on a love of Turkish, Eastern music, Flamenco, Tango all mix with jazz, Meier has developed his own unique sound with his regular group.

Empfohlen sei zum Kennenlernen: "Giant Steps" (J. Coltrane), from the Nicolas Meier Trio+ album "Kismet"

Mehr hier: (wegen der iframes-Unverträglichkeit dieser Seite hier nur eine Abbildung des BandcampPlayers, also bitte <-- hier klicken!)

Update Ukraine (XXXVII): Das Gesetz Nr. 113 - VIII „Über die partielle Mobilmachung“

Die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldet:
Kiew, den 20. Januar /Ukrinform/. In der Ukraine begann die in 2015 erste Welle der Mobilmachung.
Das entsprechende Gesetz Nr. 113 - VIII „Über die partielle Mobilmachung“ ist in der parlamentarischen Zeitung „Stimme der Ukraine“ (Golos Ukrajny – ukr.) veröffentlicht.
Laut dem Dokument soll die Mobilmachung im Jahr 2015 in drei Abschnitten innerhalb von 210 Tagen durchgeführt werden.
Ab dem 18. März bis zum 1. Mai 2015 soll auch die Beurlaubung der Soldaten erfolgen, die zum Militär während der Mobilmachung in der Sonderperiode gemäß dem Erlass des Präsidenten der Ukraine vom 17. März 2014 gingen.
Es sollte daran erinnert werden, dass der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko das Gesetz über die partielle Mobilmachung am 19. Januar unterzeichnet hatte.

(via Hans Springstein - Nachrichtenmosaik Ukraine Folge 123 beim FREITAG)

Kommentar: Georg Restle, WDR, zur Zuspitzung der Lage in der Ukraine
+ Kai Ehlers über Poroschenkos blutige Märchenstunde


Scheiße, ich dachte immer Teilmobilmachung sei ein Scheißwort aus dem letzten Jahrhundert! Klingt so nach 1914 ...
Hatten wir vergesen, wie Restle sehr treffend formuliert, wir haben ja Pegida ...

http://www.tagblatt.ch/storage/scl/online/international/2187411_m3w560h330q75v50359_teil.jpg?version=1406020167

gestern, 14:43 dpa-AFX
MOSKAU (dpa-AFX) - Russland hat im Streit um offene Gasrechnungen der krisengeschüttelten Ukraine 2,44 Milliarden US-Dollar Schulden eingefordert. Der staatliche Monopolist Gazprom habe dem ukrainischen Energiekonzern Naftogaz eine Zahlungsaufforderung geschickt, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller am Dienstag in Moskau Agenturen zufolge.

Da macht Wonka-Poroschenko schonmal die Tore auf!

Schwere Kämpfe in der Ostukraine - Florian Rötzer, tp 22.01.2015


Wieslaw Walkuski via metalonmetalblog

Macht? - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them (II): Think Tank Networks - Wealth: Having It All and Wanting More

Dieter Plehwe: Traditionelle Analysen zur politischen Einflussnahme vergleichen häufig nationale Zusammenhänge. Weil europäische und andere internationale Entscheidungszentren seit etwa zwei Jahrzehnten viel wichtiger geworden sind, müssen sich die Analysen viel stärker auf transnationale Einflussstrategien richten, die nicht nur auf Brüssel, sondern gerade auch auf Berlin oder Paris zielen. Traditionell steht in der Analyse die Stärke und der Charakter der "Lobby", egal ob Verband der Automobilindustrie oder Greenpeace, im Vordergrund. Zusätzlich wird die Bedeutung wissenschaftlicher Expertise zur Untermauerung von Positionen berücksichtigt.
Aber es gibt eine Leerstelle, nämlich der Transfer aus der Wissenschaft in die Lobby-, Medien und Politikpraxis bzw. auch umgekehrt, aus den Interessengruppen und der politischen Praxis in die Wissenschaft. Mit der Analyse von Experten, Beratungs- und Lobby- bzw. Advocacy Zusammenhängen wollen wir die zentrale Rolle dieser Transfermechanismen, die nicht selten in politiknahen Forschungs- und Beratungsinstituten bzw. Think Tanks gebündelt werden, ins Rampenlicht rücken.
...

Plehwe, der am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) arbeitet, zur Forschung in Sachen Denkfabriken - im Telepolis-Interview mit Marcus Klöckner, 20.01.2015
Plehwe hat am WZB eine Webseite aufgebaut, auf der sich eine Liste von "Austeritäts-Think Tanks" befindet.

Auf ein interessantes Beispiel aus Plehwes Publikationen sei verwiesen:
Fischer, Karin/Plehwe, Dieter (2013): "The 'Pink Tide' and Neoliberal Civil Society Formation. Think Tank Networks in Latin America". In: State of Nature - An Online Journal of Radical Ideas, No. Winter, Special Issue "Welfare and Inequality".
Fischer und Plehwe untersuchen hier die Aktivitäten von ATLAS (The Atlas Economic Research Foundation) und HACER (The Hispanic American Center for Economic Research) insbesondere in Chile - dem Land, in dem mit dem Putsch gegen Allende 1973 das neoliberale Menschenexperiment begann.
    Aktuell dazu:
Chile reopens Pablo Neruda death investigation to test for poisoning - Nobel-winning poet’s body to be retested for evidence that might support claims his death in 1973 was a Pinochet-ordered murder
The Guardian, Wednesday 21 January 2015

http://www.stateofnature.org/wp-content/uploads/2013/01/fischerplehwe.PNG
Power Structure Research und Elitenforschung bei GBlog


Das Ergebnis des neoliberalen Menschenversuchs so far:


Am Montag veröffentlichte Oxfam anlässlich des bevorstehenden Weltwirtschaftsforums in Davos ihre Untersuchung. Sie zeigt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer schneller wächst. Der Oxfam-Bericht beruft sich auf Zahlen der Credit Suisse.

Anhand derer zeigt die Wohlfahrtsorganisation auf, wie die Ungleichheit in der Welt voranschreitet: Im Jahr 2009 lagen 44 Prozent des Wohlstands bei einem Prozent der Weltbevölkerung. 2014 waren es schon 48 Prozent. Geht diese Konzentration in gleichem Tempo weiter, wird es bereits 2016 mehr als die Hälfte sein, rechnete Oxfam aus. Die Reichen werden dann mehr besitzen als alle anderen Menschen der Erde zusammen haben.

Damit nicht genug. Von dem restlichen Wohlstand von 52 Prozent im Jahr 2014 lag nahezu alles, nämlich 46 Prozent, beim reichsten Fünftel der Weltbevölkerung. Die restlichen 80 Prozent der Menschheit teilen sich demnach etwa 5,5 Prozent des Wohlstands. Im vergangenen Jahr hatten die globalen Eliten ein durchschnittliches Pro-Kopf-Vermögen von 2,7 Millionen Dollar. Zugleich müsse eine Milliarde Menschen mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen. Einer von neun Menschen hat nicht genug zu essen...

(WirtschaftsWoche 19. Januar)

http://s1.ibtimes.com/sites/www.ibtimes.com/files/styles/v2_article_large/public/2015/01/19/oxfam.PNG?itok=kjKU0Hg3

Das Oxfam-Paper "Wealth: Having It All and Wanting More" kann hier kostenfrei als PDF heruntergeladen werden.


Having It All and Wanting More

... im Alltag (heute bei einem Spaziergang vor der Yuppie-Muckie-Bude am Maschsee gesehen):

https://lh3.googleusercontent.com/-oWPkZt6EWjc/VKuyfQXyPjI/AAAAAAAAAXs/Kqq24SCGweo/s782-fcrop64=1,05770000f39fffff/newyear_weights_DE.jpg

Archäologie (CCCLXXII): 50 Years Ago Today....The Who "I Can't Explain"



Naja, nicht ganz getroffen, aber wenn heute der 15. Januar wäre: Can you believe it? "I Can't Explain" is 50 today. 50, half a century old!! Well it's not totally true as it was first released in the States first in December 1964 actually! BUT it's U.K. launch was January 15, 1965 ... (in der BRD im Februar '65 erschienen) - via Anorak Thing

Um die historische Distanz deutlich zu machen, hier zwei Fotos aus Hannover und London zu der Zeit:





... Die Baby-Boomer-Kinder in den Kinderwagen sind nun auch schon über 50 und Pete Townshend wird im Mai 70 -
I can't explain:

Roger Daltrey – lead vocals, tambourine
John Entwistle – bass guitar, handclaps
Keith Moon – drums, handclaps
Pete Townshend – lead and rhythm 12-string guitar, handclaps
The Ivy League – backing vocals
Perry Ford – piano
Jimmy Page - rhythm guitar

Archäologie (CCCLXXI): Mielkes Möbel

http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.2306514.1421396899!/httpImage/image.jpg_gen/derivatives/640x360/image.jpg

Eine neue Dauerausstellung in der Berliner Stasi-Zentrale zeigt, in welchem Ambiente die SED-Führung residierte. Die Schau kommt einer "dirigierten Geschichtskultur" sehr nahe. (Ausstellung über Stasi-Inneneinrichtung - Süddeutsche Zeitung)

Das wirkt irgendwie niedlich und man kann sich angesichts heutiger Bedrohungsszenarien kaum vorstellen, welche Bedrohungskapazität von diesem popeligen Büro ausgegangen sein soll.

Erstaunlich aus heutiger Sicht, dass sich eine Bevölkerung, die sich z. T. heute gern "Volk" nennt, solange davon hat einschüchtern lassen ...
... Wenn man das mal vergleicht mit den Distanzierungsanforderungen, die heute an Muslime gestellt werden ...

Fuck Me Running: Less Than 2 Percent Of Terrorist Attacks In The E.U. Are Religiously Motivated

http://d35brb9zkkbdsd.cloudfront.net/wp-content/uploads/2015/01/terrorism-EU-2-638x599.png

The murdering spree by two gunmen on the offices of a French satirical magazine have incited horror across the world. That’s completely justified. But what’s been lost in the mass outpourings of solidarity and condemnations of barbarity is the fact that so few of the terrorist attacks carried out in European Union countries are related to Islamist militancy. In fact, in the last five year, less than 2 percent of all terrorist attacks in the E.U. have been “religiously motivated.”
In 2013, there were 152 terrorist attacks in the EU. Two of them were “religiously motivated.” In 2012, there were 219 terrorist attacks in EU countries, six of them were “religiously motivated.”
(ThinkProgress auf der Basis der Daten von Europol)

Are All Terrorists Muslims? It’s Not Even Close
... However, and this will probably shock many, so you might want to take a breath: Overwhelmingly, those who have committed terrorist attacks in the United States and Europe aren’t Muslims. Let’s give that a moment to sink in. (…)
So here are some statistics for those interested. Let’s start with Europe. Want to guess what percent of the terrorist attacks there were committed by Muslims over the past five years? Wrong. That is, unless you said less than 2 percent.
As Europol, the European Union’s law-enforcement agency, noted in its report released last year, the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups. For example, in 2013, there were 152 terror attacks in Europe. Only two of them were “religiously motivated,” while 84 were predicated upon ethno-nationalist or separatist beliefs. (…)
And as a 2014 study by University of North Carolina found, since the 9/11 attacks, Muslim-linked terrorism has claimed the lives of 37 Americans. In that same time period, more than 190,000 Americans were murdered.
In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist. In that year, three Americans were killed in the Boston Marathon bombing. How many people did toddlers kill in 2013? Five, all by accidentally shooting a gun.

(The Daily Beast - Out of Proportion, 01.14.15; - toddlers sind übrigens Kleinkinder!)

... (IV): Bal tragique ... Oder: Boko Haram’s Nigerian victims urged to start satirical magazine. Oder: In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist.

En faisait référence à un dramatique fait divers du 1er novembre de la même année - l'incendie d'un dancing à Saint-Laurent-du-Pont qui fit 146 morts - pour rendre compte de la mort du général De Gaulle, titelte Hara-Kiri Hebdo - unter dem Chefredakteur Cavanna :
http://i-cms.linternaute.com/image_cms/400/1041588-bal-tragique-a-colombey-1-mort.jpg
Nachdem daraufhin die wöchentliche Ausgabe L’hebdo Hara-Kiri verboten wurde, gründeten die ursprünglichen Mitarbeiter von Hara-Kiri das Wochenmagazin Charlie Hebdo.

Wollen wir das probeweise - zur Erkundung der Möglichkeiten und Grenzen der Satire - einmal umdrehen?

Boko Haram hatte am 3. Januar Baga und umliegende Ortschaften angegriffen. Der Angriff vom Januar galt offenbar zivilen Selbstverteidigungsmilizen, die das Militär im Kampf gegen die Gruppe unterstützen. Nach Einschätzung von Amnesty wurden dabei mehrere hundert Menschen ermordet. (tagesschau.de)

http://www.amnesty.org/sites/impact.amnesty.org/files/imagecache/news-highlight/206247_Doro_Gowon_7_Jan_2015.jpg

Welche Meldung könnte eine Satire-Zeitschrift - „bête et méchant“ - daraus machen, wenn kurz darauf in Paris 12 Menschen bei einem Angriff auf eine zivile satirische Selbstverteidigungsmiliz sterben, - folgte sie dem Muster von damals? Wäre das Satire?

Ich verkneife mir den Einfall (auch wenn er sehr schön die widerlich-eurozentristische Doppelmoral bloßstellte, den einen Angriff hochzufahren als Angriff auf Presse-/Meinungsfreiheit und westliche Werte und den anderen allenfalls als weiteren Beleg für die Bedrohung derselben zu nehmen ...), kann aber verweisen - dank eines Hinweises der sehr geschätzten Mrs. Mop - (im Kommentar = unbedingt lesen!) - auf

Boko Haram’s Nigerian victims urged to start satirical magazine ( NewsThump, 15.01.)
... Satire at its best!

... muss aber auch - Nachtrag - darauf verweisen, dass die separatistische, antisemitische und rassistische Rechte sich nicht entblödet, den Ball/bal aufzunehmen:
Bal tragique à Charlie-Hebdo : Les traîtres liquidés par leurs protégés islamo-immigrés (Editorial de Boris Le Lay - BREIZ ATAO - Journal de l'Etat National Breton)!
Das ist bête et méchant, aber keine Satire, das ist völkische Hasspredigt! (Siehe unten: ... the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups); - oder wie schon Tucholsky sagte: Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine.

Man kann doch ohne große Mühe zur Kenntnis nehmen - anders als die terribles simplificateurs -:
    Boko-Haram-Terror in Nigeria
    Zwar haben Boko-Haram-Führer immer wieder ihre Anlehnung an die großen islamistischen Terrornetzwerke bekundet, doch die Gruppe hat weniger mit radikalem Islam zu tun, als sie selbst zugibt. Ihre Anschläge richten sich nicht vorrangig gegen Christen - die meisten Opfer sind Muslime. Boko Harams Wurzeln liegen in der Armut Nordnigerias, zusätzlichen Auftrieb erhält die Miliz durch die Ignoranz der Regierung: Präsident Goodluck Jonathan äußert lieber Mitgefühl mit den Pariser Anschlagsopfern als mit den Toten in Baga. Im Februar will Jonathan wiedergewählt werden. Bis dahin, so vermuten Experten, wird er im Norden nichts unternehmen - zu egal ist den Mächtigen im Süden die Gewalt dort.
    Südlich der Sahara sind islamistische Terroristen wie in anderen Weltregionen eine winzige Minderheit gegenüber dem Heer moderater Muslime, die ihren Glauben gewaltfrei leben. Nicht der Islam hat diese Extremisten hervorgebracht, sondern ihr spezifischer lokaler Kontext. Gerade in Afrika zeigt sich außerdem, dass der Terror keine muslimische Spezialität ist. Die radikal-christliche Lord's Resistance Army (LRA), die ihren Ursprung in Uganda hat, beruft sich auf die Zehn Gebote des Christentums. Etwa 100 000 Menschen hat die von Joseph Kony gegründete Rebellengruppe auf dem Gewissen - von den Zehntausenden Kindern, die sie zu Kindersoldaten gemacht hat, ganz zu schweigen.

    (Süddeutsche Zeitung: Die Wahrheit ist der Tod, 17.01.)

    Are All Terrorists Muslims? It’s Not Even Close
    ... However, and this will probably shock many, so you might want to take a breath: Overwhelmingly, those who have committed terrorist attacks in the United States and Europe aren’t Muslims. Let’s give that a moment to sink in. (…)
    So here are some statistics for those interested. Let’s start with Europe. Want to guess what percent of the terrorist attacks there were committed by Muslims over the past five years? Wrong. That is, unless you said less than 2 percent.
    As Europol, the European Union’s law-enforcement agency, noted in its report released last year, the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups. For example, in 2013, there were 152 terror attacks in Europe. Only two of them were “religiously motivated,” while 84 were predicated upon ethno-nationalist or separatist beliefs. (…)
    And as a 2014 study by University of North Carolina found, since the 9/11 attacks, Muslim-linked terrorism has claimed the lives of 37 Americans. In that same time period, more than 190,000 Americans were murdered.
    In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist. In that year, three Americans were killed in the Boston Marathon bombing. How many people did toddlers kill in 2013? Five, all by accidentally shooting a gun.

    (The Daily Beast - Out of Proportion, 01.14.15; - toddlers sind übrigens Kleinkinder!)

Der Gottesstaat hat viele Gesichter und der Tod sowieso und offenbar gibt es Zeiten, in denen Satire nicht viel mehr sagen kann als



Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn! Der Alte muß eingesperrt werden, wenn das so fortgeht.

... oder: "Da stimmt etwas an der Rollenverteilung nicht", so Max Uthoff, "früher haben die Journalisten Journalismus gemacht und wir Satire. Und jetzt dreht sich das ein bisschen um."

For more information please reread - und den Kommentar und hier und hier!

... (III): Zur Dialektik der Satire

Wilfried Schmickler in Mitternachtsspitzen: Mitternachtsspitzen EXTRA, Samstag, 17. Januar 2015, 21.45
„Zugegeben, ich bin zurzeit ziemlich verwirrt und tue mich ein wenig schwer mit der Satire. Und das vor allem, seitdem diese Satire so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und selbst der reaktionärste Hansel einen auf Charlie macht und einfällt in den Chor der westlichen Werteverteidiger. Und jetzt alle: die Satire darf alles! ...

Wenn die Satire alles darf, dann darf man sie auch fragen , ob sie im Endeffekt auch alles muss, was sie darf. - Ich denk mal drüber nach - und dann melde ich mich wieder, in alter Schärfe."

Danke, Wilfried Schmickler, für die Klarstellung, dass die Antwort auf die Frage: Was darf die Satire? nicht lautet: Das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen!


... Kurt Tucholsky gab kurz vor seinem Freitod im Übrigen noch eine andere Antwort:
https://static.twoday.net/gebattmer/images/Tuchos-treppe.jpg







Bedenkenswert auch Heinrich Heine am 9. Juli 1848 (Brief an Campe)

Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn! Der Alte muß eingesperrt werden, wenn das so fortgeht.



Und noch ein Fundstück:
    Die Satire ist ein ideeller Sieg - beim Fehlen eines
    materiellen. Daher ist unschwer zu folgern, daß die
    Satire ihre maximale Größe dort erreichen wird, wo eine
    sich neu herausbildende Klasse oder eine soziale Gruppe,
    welche eine Ideologie hervorgebracht hat, die erheblich
    die herrschende Ideologie der herrschenden Klasse über-
    ragt, noch nicht entwickelt genug ist, den Feind mate-
    riell zu besiegen. Daher gleichzeitig ihre gigantische
    Sieghaftigkeit, ihre Verachtung für den Rivalen und
    ihre heimliche Angst vor ihm, daher ihre Giftigkeit,
    daher die gewaltige Energie ihres Hasses, daher -
    sehr oft - der Gram, der die vor Heiterkeit funkelnden
    Gestalten der Satire mit einem schwarzen Rand umrahmt.
    hierin liegt der Widerspruch der Satire, hierin ihre
    Dialektik.

    Lunatscharski, Anatoli; Jonathan Swift und sein "Märchen von einer Tonne", in: Das Erbe, Dresden 1965, p. 132

Unbedingt nachsehen: Jürgen Becker und Wilfried Schmickler (ab 42:05) , die Gäste: Enissa Amani, Thomas Reis und Serdar Somuncu
(oder hier: Thomas Reis 14:00, Enissa Amani 22:00, Serdar Somuncu 32:25, Wilfried Schmickler 42:05)
+ ...
+ ... Je suis Jeanine: Freedom of speech is now compulsory
+ ... (II)

... (II)

http://1.bp.blogspot.com/-hNvbwv9lWLA/VLgvpI-fMbI/AAAAAAABUA0/cctbCeOFZII/s1600/french-disaster21388.jpg
    “I think – I know – that satire does frighten fascists. Fascists don’t like satire. They don’t like it at all. And they especially don’t enjoy visual satire. Because of its unique power to communicate. As Wittgenstein [Ludwig] asserted, the only thing of value is the thing you cannot say. Sometimes you can’t communicate the idea or the emotion, but a drawing can. You draw something, and people say: ‘Oh, I see what you’re getting at now’.” And that thought, Steadman says, “brings us back to what happened in that room at Charlie Hebdo. Some things,” he adds, “there are no words for”.
Ralph Steadman on Charlie Hebdo, the Right to Offend and Changing the World, via EOMS
By common consent one of the greatest living satirical cartoonists in the world, Ralph Steadman, at 78, is still raging against the dying of the light.

Steadman's original piece for Newsweek in reaction to the Charlie Hebdo Murders finde ich in jeder Hinsicht anregender als die Seiten der aktutellen Ausgabe von Charlie Hebdo (zugegeben: nach flüchtiger Durchsicht) ...
Auch bei der politischen Karikatur muss ja nach der künstlerischen Qualität gefragt werden dürfen ...

...

Archäologie (CCCLXX): The First Supergroup, A Machine That Kills Fascists - plus: The Crimson King Alive

Steampacket03

The group was formed in 1965 by Long John Baldry after the break-up of his previous group the Hoochie Coochie Men. It included Rod Stewart who had been with Baldry in the Hoochie Coochie Men, vocalist Julie Driscoll, organist Brian Auger and guitarist Vic Briggs. They were managed by Giorgio Gomelsky, who had previously been involved with the Rolling Stones and the Yardbirds.
Rod Stewart zum 70sten. Danke an den Riffmaster.


This machine kills fascists

http://theprogressiveaspect.net/wp-content/uploads/2014/07/King-Crimson-2014-620x350.jpg
King Crimson Live at The Orpheum

Archäologie (CCCLXIX): Abbey Road revisited: Ilse Weinberger with GLENN MILLER & THE AMERICAN BAND OF THE ALLIED EXPEDITIONARY FORCE

Wer war Ilse Weinberger?

http://info.umkc.edu/specialcollections/wp-content/uploads/2014/04/gmiller3.jpg

ABSIE was the London-based European service for the Voice of America, operated by the United States Office of War Information. “Music for the Wehrmacht” was a half-hour program broadcast from the ABSIE studios in the basement at Film House (the Gaumont-British Film Company), 142 Wardour Street in London, which were underground to protect from German V-1 flying bomb and V-2 guided missile attacks. The program was presented with a half-hour newscast specifically formatted for the German armed forces. Other ABSIE programs were beamed to the German public. Unlike the crude propaganda presented by the enemy, the VOA and ABSIE were ordered to present straight news, as directed by OWI director Elmer Davis, the former CBS news executive and anchorman. The ABSIE German-language section producers strongly believed the German military and people were intelligent and skeptical of the sort of unrealistic and exaggerated propaganda presented by their own Nazi-controlled Domestic and Foreign radio services. Therefore, ABSIE presented news, information and entertainment in as straightforward a manner as possible under wartime conditions and messages were coordinated with the SHAEF Psychological Warfare Division (PWD). Among the most popular ABSIE programs were a half-hour series sending messages from Wehrmacht, Luftwaffe and Kriegsmarine POWs in the United States to their families in Germany.
Major Miller and the ABAEF were loaned from SHAEF to ABSIE for “Music for the Wehrmacht.” The program focused on presenting American artists to the German forces. In addition to the ABAEF, others appearing on the program during visits to the UK included Bing Crosby, Dinah Shore, Morton Downey and Marlene Dietrich.
http://www.einsfestival.de/bilder/mediendb/einsfestival2012/bilder/epg/2013_50/POCUTF8_9476127922_Original_Daccord_512x288.jpg
Spike Jones and a contingent of his City Slickers also appeared, although it is highly doubtful they performed their signature “Der Fuehrer’s Face” on the program.
The ABSIE production staff created a system of phonetic scripts to help Miller, Crosby and others who did not speak the German language to read at least passable German. Since the Wardour Street Studios were too small to accommodate a large orchestra, the ABAEF musical parts for “Music for the Wehrmacht” were pre-recorded at the EMI Abbey Road Studios and survive in excellent audio fidelity.

Ilse Weinberger war die Deutsch sprechende Ansagerin der Sendungen. Es ist nicht viel über sie rauszukriegen (hier hat es schon einmal jemand versucht), aber Sie können sie bei KEZW/Denver in den Original-Sendungen hören, fachkundig kommentiert: Hier die Folgen von “Music for the Wehrmacht” recorded Monday, October 30, 1944 EMI Studio, St. John’s Wood, Abbey Road, London Broadcast Thursday November 8, 1944, und recorded Monday, November 6, 1944 EMI Studio, St. John’s Wood, Abbey Road, London Broadcast Thursday, November 15, 1944 (und hier als mp3)

Ilse hat auch mal mitgesungen:


Die Qualität der Abbey Road-Aufnahmen von 1944 ist in der Tat faszinierend!
+ Archäologie (CCCLVIII): "Das Zeugenhaus", die historische Leistung der Anti-Hitler-Koalition und die geehrten Kollaborateure
+ Von der Anti-Hitler-Koalition zum Kalten Krieg und zu Cold War 2.0

Wer also war Ilse Weinberger?

For more information please reread.

Archäologie (CCCLXVIII): SPIKE JONES: Poet and Peasant Overture

Von der BAND OF THE ALLIED EXPEDITIONARY FORCE zu SPIKE JONES:

Achten Sie mal drauf, was Generationen von Kommödianten von Spike Jones gelernt haben (incl. Monty Python, Bonzo Dog Doo-Dah Band et al.) -
All Star Review June 7, 1952 (!!)

... Je suis Jeanine: Freedom of speech is now compulsory

compulsory {adj}
vorgeschrieben
verpflichtend
zwingend
verbindlich
obligatorisch
Pflicht-
zwangsläufig
zwangsweise


Dr. R Littler - Scarfolk Council *

via EOMS, - wie auch dieser Beitrag von Judge Jeanine Pirro, who calls for an all-out war against Islamist radicals by the US, our allies, and especially Muslims themselves, der gut erkennen lässt, was sie bei FoxNews und anderswo mit freedom of speech meinen:
We need to kill them!



Ich bin nicht ganz sicher, ob das nicht falsch verstanden wird. Müsste ich dagegen setzen: Charlie Hebdo erscheint mit Mohamedcover ?? Sicherheitshalber füge ich einen Ausschnitt aus Arlo Guthries Alice's Restaurant ein: I wanna kill kill kill




...
_______________________________________________

* Scarfolk ist ein Must Read Blog!
Scarfolk
is a town in North West England that did not progress beyond 1979. Instead, the entire decade of the 1970s loops ad infinitum. Here in Scarfolk, pagan rituals blend seamlessly with science; hauntology is a compulsory subject at school, and everyone must be in bed by 8pm because they are perpetually running a slight fever. "Visit Scarfolk today. Our number one priority is keeping rabies at bay." For more information please reread.

Zu Freedom of Speech heißt es zB erläuternd:
    The problem was that there were so many (and sometimes contradictory) exceptions to freedom of speech that it was only practically possible to exercise it if you were a) very wealthy or b) the government had a vested political interest in what you were saying and were willing to endorse you, or c) you said what you had to say, then hid where no one could find you.

    In addition to the help and guidelines offered in the 1975 leaflet above, the council also strongly recommended exercising one's freedom of speech in one's own head and not saying it out loud. A council spokesman said:
    "Everyone verbally exercising their freedom of speech at the same time not only contravenes a noise pollution bylaw, but also makes it difficult for our many council stenographers who are trying to illicitly record what everyone is saying".
... b) trifft Frau Pirro ...

For more information please reread.

Failing States: A Drug Warrior's Inside Look at the War on Afghanistan's Heroin Trade

Zu der Frage, was nach dem all-out war against Islamist radicals by the US, our allies, and especially Muslims themselves, den Frau Fox-Pirro empfiehlt, dann so zu erwarten ist ...
(Vgl. auch Bye Bye Mu’ammar Abu Minyar al-Qaddhafi (VII): Die libysche Katastrophe)



A DEA veteran recounts fighting the Taliban and the CIA while trying to bring down Afghan drug kingpins. (Mother Jones, 12.01.
, via EOMS)

Failing States

Archäologie (CCCLXVII): Günter Gaus im Gespräch mit Ludwig Erhard (1963) - Der Pate

Wenn Sie etwas über die Frühgeschichte der BRD und der sog. sozialen Marktwirtschaft erfahren wollen, sei dieses Interview empfohlen:



Toll, wie der Dicke da im Studio rummöllmern kann. Das gibt es heute nicht mehr.
Andererseits: So ganz kommt ihm der sehr geschätzte Gaus nicht auf die Spur ...
Der Pate

Eine schöne Überleitung zu How To Squeeze Greece durch den SPIEGEL 50/1954:
    Bald nach der ergiebigen Informationsreise des Voulpiotis fuhr Minister Markezinis selbst mit einigen Beratern nach Westdeutschland. Sein damaliger Stellvertreter und späterer Nachfolger im Ministeramt, Thanos Kapsalis, der perfekt deutsch spricht, führte hauptsächlich die internen Verhandlungen mit Siemens, Telefunken und Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Der Minister sagte ihm einen Kredit von 200 Millionen Mark aus liquiden Mitteln der westdeutschen Privatwirtschaft zu.

    Das Ergebnis der Besprechungen hielt Ludwig Erhard in einem Brief fest, den er am 11. November 1953 an den griechischen Koordinationsminister richtete:
    "Exzellenz! Sie haben mir die Bereitschaft der griechischen Regierung zur Kenntnis gegeben, die Firma Siemens mit der technischen Betreuung und Erweiterung des griechischen Telephonnetzes zu beauftragen und mit der Firma Telefunken einen Vertrag über die Gewährung einer Rundfunklizenz und den Ausbau des griechischen Rundfunknetzes vorzusehen.
    Ich habe von dieser Bereitschaft mit Befriedigung Kenntnis genommen und darf mit Genugtuung feststellen, daß damit die alten und für beide Teile fruchtbaren Beziehungen Griechenlands mit diesen beiden bekannten deutschen Weltfirmen wieder angeknüpft werden."

    Als Markezinis diesen Brief erhielt, machte er Einwände. Er traute sich offensichtlich nicht, in Athen zugeben zu müssen, daß er auf eigene Faust - ohne Genehmigung des Ministerrats und des Parlaments - eine bindende Verpflichtung im Namen der griechischen Regierung übernommen hatte.
    Deshalb redigierte er Erhards Schreiben, so daß nur noch von seiner persönlichen Bereitschaft die Rede war, "dafür Sorge zu tragen, daß die Firma Siemens mit der technischen Betreuung und Erweiterung des Telephonnetzes beauftragt und mit der Firma Telefunken ein Vertrag über die Gewährung einer Rundfunklizenz in Aussicht genommen wird".

    Auf ausdrücklichen Wunsch akzeptierte Minister Erhard die Korrekturen, zumal Markezinis durchblicken ließ, daß es sich nur um eine optische Maßnahme handele, die nicht an dem grundsätzlichen Charakter der Abmachung rüttele. Markezinis betonte auch häufig, daß er entschlossen sei, mindestens zwanzig Jahre lang das wirtschaftliche Ruder Griechenlands fest in der Hand zu behalten...
Schöne Geschichten aus der Frühzeit des viel gepriesenen rheinischen Kapitalismus - aka Stamokap ...
Und so ging das dann weiter:
    Mitarbeiter von Siemens sollen Entscheidungsträger in Griechenland Ende der Neunziger Jahre bestochen haben, um die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes übernehmen zu können. Es seien Schmiergelder in Höhe von knapp 70 Millionen Euro gezahlt worden, berichtete das Staatsradio.
    Die Anklage betreffe nur einzelne Personen, die in diese Affäre verwickelt sind und nicht die Siemens AG als Unternehmen, sagten Mitarbeiter aus dem Kreis der Staatsanwaltschaft.
    Die Siemens AG hatte sich in der Schmiergeldaffäre bereits 2012 mit dem griechischen Staat außergerichtlich geeinigt. In dem Vergleich hatte Siemens nach damaligen Angaben des griechischen Finanzministeriums unter anderem auf die Begleichung griechischer Schulden verzichtet und versprochen, Arbeitsplätze in Griechenland zu sichern...
    (Die ZEIT 24. November 2014)
Wie überhaupt: Griechenland: Mehr Schmiergelder als Schulden? Wassilis Aswestopoulos, tp 11.02.2014

Und aktuell: Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat bei Geschäften mit Griechenland offenbar mehr Schmiergeld gezahlt als bisher bekannt. (NDR 13.01.2015)

For more information please reread.

How To Squeeze Greece (VII) - DEGRIGES (Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH)

Zwangsanleihe aus dem Zweiten Weltkrieg?
Berlin soll Athen elf Milliarden Euro schulden

Während Berlin über die Folgen eines „Grexit“ debattiert, droht der Bundesregierung eine dicke Blamage: Deutschland soll Griechenland elf Milliarden Euro aus einer Zwangsanleihe aus dem Zweiten Weltkrieg schulden. (Handelsblatt, 11.01.2015)

"Welt Online" hat (schon 2011) nachgerechnet.

Zwangsanleihe aus dem Zweiten Weltkrieg!
Wikipedia zur Bank von Griechenland (mehr braucht man hier nicht):
    Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Goldreserven der Bank von Griechenland (18,86 Tonnen) zunächst über Kreta und Alexandria nach Südafrika, dann nach London verbracht.[4]. 1942 wurde die Bank von Griechenland vom Deutschen Reich gezwungen, ihre Devisenreserven in Form einer Zwangsanleihe abzugeben, deren Höhe bei Kriegsende 476 Millionen Reichsmark betrug. Inflationsbereinigt entspricht dies einem heutigen Wert von 1,79 Mrd. Euro. Dass diese Anleihe nie zurückbezahlt wurde, wird immer wieder als Belastung des griechisch-deutschen Verhältnisses diskutiert ...
How to squeeze ...
DEGRIGES (Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH) - Wikipedia:
    Während der deutschen Besatzungszeit wurde anfangs die Bank von Griechenland eingesetzt, um Sach- und Vermögenswerte des Landes abzuziehen, sowie die Besatzungskosten einzutreiben, welche die höchsten in einem der vom Deutschen Reich besetzten Gebiete waren.
    Die erste Maßnahme im Warenverkehr war die Änderung des Wechselkurses von 1:50 zu 1:60 im Clearingverkehr und die Einbindung in den Export griechischer Waren nach Deutschland. Bei jedem Export wurde die Bank verpflichtet den Warenwert zugunsten des Importeurs auf ein Treuhandkonto in Berlin zu überweisen und gleichzeitig den Erzeuger der Waren auszubezahlen. Somit war die Bank gezwungen, deutschen Händlern temporär Kredit zu gewähren. Da sowohl Preise auf Vorkriegsniveau festgelegt wurden, als auch bei verspäteter Lieferung die Bezahlung entfiel (was im Krieg häufig der Fall war) kam es zu einem extremen Profit der Importeure zu Lasten der Erzeuger. Der Zugriff auf die Waren erfolgte durch Beschlagnahme durch die Besatzungsbehörden.Lokale Erzeuger stellten daraufhin von einer exportorientierten Wirtschaft auf eine Subsistenzwirtschaft um, so dass kaum noch Sachwerte abgezogen werden konnten. Gleichzeitig stieg der Bedarf des Deutschen Reiches an Rohstoffen wie Eisenerz, Kupfer oder Harze. Weiterhin war zwecks Abzug von Sachwerten der Banknotenumlauf extrem gesteigert worden. Durch die folgende Hyperinflation war die Währung dann entwertet worden.

    Nachdem kein nennenswerter Abzug von Waren mehr erfolgen konnte, wurde zum 1. Oktober 1942 die Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH (DEGRIGES) mit Sitz in Berlin gegründet. Sie war eine Gründung der deutschen Privatwirtschaft, war jedoch mit dem staatlichen Außenhandelsmonopol ausgestattet...

    Satzungsgemäß wurden Aufschläge auf alle griechischen Exportgüter erhoben, diese kamen zu 4/7 zur Verbilligung griechischer Waren für deutsche Importeure und zu 3/7 den festgelegten Besatzungskosten zugute.
    Ausfuhrgüter Griechenlands nach Deutschland wurden preislich extrem gesenkt und Preise für deutsche Güter nach Griechenland stark erhöht. Diese führte sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr nach Griechenland der deutschen Wirtschaft extreme Vorteile zu, die „Schleusungsgewinne“ genannt wurden. Rechnerisch gelang es 71 Millionen Reichsmark Schulden im Jahr 1942, die aufgrund der Konfiszierung der gesamten erzeugten Waren Griechenlands trotz abgezogener Besatzungskosten erreicht wurden, auf 20 Millionen Reichsmark Schulden für Griechenland zu wenden.

    Der Schwerpunkt verlagerte sich zunehmend auf die Lieferung von Rohstoffen, die mit fortschreitenden Krieg immer wichtiger wurden. Auch waren bereits Produktionsmaschinen nach Deutschland gebracht worden, so dass keine Fertigwaren mehr erzeugt wurden.
    So wurden zwischen Mai 1941 und November 1944 ca. 28.000 Tonnen reinen Chroms aus Griechenland abtransportiert. Diese Menge deckte ein Viertel des gesamten Bedarfs an dem für die Rüstungsfertigung extrem wichtigen Metall in dem genannten Zeitraum...
Eine zusammenfassende Darstellung hier:
Zur Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzer in Griechenland 1941-1944
Von Martin Seckendorf
Referat auf dem Kongress für griechische Entschädigungsforderungen gegenüber Deutschland, 2. bis 4. Dezember 2005, Athen


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Bundesarchiv_Bild_101I-521-2142-29,_Athen,_Panzer_IV.jpg
Für Herrn Jazenjuk sind das vermutlich die Befreiungstruppen, die Griechenland vor der ELAS schützen sollten wie die OUN-B die Ukraine vor der Roten Armee ...


How To Squeeze Greece

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Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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