Not since Jonesy banged out his psychedelic samba on a Mellotron on The Stones "We Love You" has there been such a magnificent use of that quirky little keyboard. This Prettie's 1999 single,- released in 2007 on Balboa Island, the eleventh studio album by the English rock band The Pretty Things - in my estimation, rates as the best thing they've done since "S.F. Sorrow" with great lyrics, ballsy delivery and of course some nifty Mellotron c/o keyboard player John Povey.
Beim Vormarsch türkischer Bodentruppen gegen kurdische Einheiten in Syrien kommt offenbar auch deutsche Waffentechnik zum Einsatz. Auf ersten Bildern von der "Operation Olivenzweig" sind unter anderem auch schwere Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 zu erkennen. Mit speziellen Transportfahrzeugen brachte das türkische Militär demnach Dutzende Panzer an Grenzübergängen wie Oncupinar bei Kilis und Cilvegözü bei Reyhanli in Stellung.
Das türkische Militär verfügt früheren Angaben zufolge über bis zu 354 Leopard 2, die im Rahmen eines umstrittenen Rüstungsexportgeschäfts ab 2005 an den Nato-Partner Türkei geliefert wurden. Dabei handelt es sich größtenteils um das ältere Modell der Version A4, wie ein Rüstungsexperte der Bundeswehr bestätigte.
Die Panzer stammen aus ausgemusterten Beständen der Bundeswehr. Hersteller der rund 65 Tonnen schweren Gefechtsfahrzeuge ist der deutsche Rüstungskonzern Kraus-Maffei-Wegmann (KMW). Die Hauptwaffe der Panzer stammt von Rheinmetall. Mit dem Export des gebrauchten Militärmaterials sind üblicherweise lukrative Folgeaufträge für Ersatzteillieferungen oder Nachrüstungsprogramme verbunden... ntv Türkei setzt deutsche Panzer ein
Das Ende des neo-osmanischen Traums?
Eine Analyse der außenpolitischen Achsenverschiebung der Republik Türkei
Hatip Dicle, Rosa-Luxemburg-Stiftung
"Ein Feldzug, der das wenige bedroht, was gut ist"
Die Kurden dem Zusammenhalt des Militärbündnisses zu opfern, ist fatal für den Westen, konstatiert Daniel-Dylan Böhmer in seinem Kommentar zur türkischen Intervention gegen die syrischen Kurden. "Die kurdische YPG ist in Syrien ein Stabilitätsfaktor. Sie war eine entscheidende Kraft beim Sieg über die Terrormiliz IS. Sie hat in Nordsyrien ein Gemeinwesen geschaffen, in dem sie mit verbündeten Christen und sunnitischen Arabern wohl so demokratisch regiert, wie das in einem Bürgerkrieg möglich ist. Die türkische Offensive gegen die YPG kann neue Anschläge auf türkische Zivilisten auslösen. Dieser Feldzug schafft keine Sicherheit in der Türkei, aber er ist ein Angriff auf das Wenige, das gut ist in Syrien."
(Die Welt vom 20.01.2018) http://kurz.bpb.de/g07
"Das ist ein Irrsinn, der gestoppt werden muss"
Mario Dobovisek im Gespräch mit dem Linken-Politiker Stefan Liebich über die türkische Offensive gegen die syrischen Kurden und die Reaktion der geschäftsführenden Bundesregierung darauf. "Es gibt kein Völkerrecht, das wegen einer gefühlten Bedrohung es gestattet, dass man in ein anderes Land einmarschiert. Das ist klar untersagt durch die Charta der Vereinten Nationen und übrigens auch durch den Nordatlantik-Vertrag der NATO. Und die Türkei ist ja immerhin ein NATO-Mitglied."
(Deutschlandfunk vom 23.01.2018) http://kurz.bpb.de/g08
Karl Jenkins: XII. Benedictus - The Armed Man: A Mass For Peace
By 2CELLOS (Luka Sulic & Stjepan Hauser) with The Zagreb Philharmonic Orchestra
Der Bruch, der in den Jahren um 1968 durch die westlichen Gesellschaften ging, betraf eigentlich nur drei sehr einfache Dinge: Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Und wenn man die drei Dinge zusammen denkt, kommt ein noch einfacherer Begriff dabei heraus: Fortschritt. Aber was heißt schon einfach?
Entscheidend war es damals jedenfalls, ein Teil davon zu sein. Man spielte in progressiven Bands, machte progressives Theater, las progressive Texte. Auf der einen Seite. Und auf der anderen spottete man über alles, was technischem Fortschritt, Wachstum und Wohlstand skeptisch gegenüber stand. Man war nur wer, auf beiden Seiten der Bruchlinie, in Bezug auf den Fortschritt.
Ganz klar: Es ging einer damaligen Linken unter anderem darum, die Hegemonie eines technisch-ökonomisch-militärischen Begriffs von Fortschritt durch einen sozial-kulturell-politischen Begriff zu ersetzen. Genauer gesagt: Einer Kultur, die sich in der äußeren Gestalt immer weiter nach vorn und im inneren Wesen eher rückwärts orientierte - das regressive im progressiven - eine Alternative entgegen zu setzen, in dem die Verhältnisse anders herum gewichtet waren. ..
Die Frage, ob es die „bloße Technik“ ist, die die Epochen und die Lebensverhältnisse der Menschen bestimmt, zieht einen ganzen Strom von Fragestellungen nach sich. Wenn die Technik bestimmend ist, sind dann „wir“, die Menschen, also aufgeklärter Wille und informierte Öffentlichkeit oder moderne demokratische Institutionen, sind wir Menschen es dann nicht, die über unser Schicksal bestimmen? Ist unsere Geschichte dann determiniert? Verläuft sie nach einem von uns nicht festgelegten, uns nicht einmal bekannten Plan?...
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in einer Gesellschaftsform wieder, die die Demokratie mit sich herumschleppt wie einen kranken Verwandten. (Metamorphosis II - oder: Postdemokratie)
Das scheint mir einigermaßen treffend die Lage zu beschreiben, in der das politische Personal im zerbröselnden Parteiensystem der BRD - Waren hier Wahlen? - versucht, einen Ausschuss zur Fortführung der Geschäfte zusammenzubringen.
Ich hatte schon länger keine Lust mehr, mir Gedanken darüber zu machen, wie das gelingen könnte; schon gar nicht unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der sog. sozialdemokratischen Partei. Heute allerdings fand ich bei Fefe einen interessanten Hinweis - auf Buermeyers Idee eines nicht so doofen Auswegs
Was, wenn Martin Schulz ankündigt, er trete im Bundestag zur Wahl als Bundeskanzler an?
Das klingt erst mal verrückt. Er hat doch keine Mehrheit!
Das stimmt aber nur halb. Denn er hat zwar keine absolute Mehrheit der Stimmen im Bundestag hinter sich, weil es eben keine Koalition gibt, schon gar nicht unter Führung der SPD. Aber Martin Schulz braucht auch keine absolute Mehrheit: Nach Art. 63 des Grundgesetzes reicht es, im dritten Wahlgang die meisten Stimmen zu bekommen. Mit anderen Worten: Die SPD-Fraktion kann ihn ganz allein zum Kanzler wählen – sofern niemand von der Union antritt.
Wenn Martin Schulz also seine Kandidatur ankündigt, dann hat die Union genau drei Möglichkeiten:
- Angela Merkel fällt um und lässt sich zur Kanzlerin einer Unions-Minderheitsregierung wählen
- Merkel bleibt hart, aber irgendjemand bei der Union putscht und tritt als Kanzler(in) an
- die Union schaut zu, wie Martin Schulz zum Bundeskanzler gewählt wird
Ich denke, alle drei Optionen sind besser als eine Groko nach dem Muster, das in den Sondierungen festgelegt wurde.
Wenn Angela Merkel oder jemand anders aus der CxU-Fraktion Kanzler(in) einer Minderheitsregierung wird, kann die SPD aus der Opposition heraus für ihre sozialen, gerechteren Alternativen werben. Und nichts hindert sie, im Einzelfall Kompromisse zu schließen und gute Ideen gemeinsam mit der Union umzusetzen, wie sie sich in den Sondierungen etwa in den Bereichen Bildung und Europa abzeichneten. Wahrscheinlich lässt sich dann mindestens ebenso viel sozialdemokratische Politik durchsetzen wie in einer GroKo – aber ohne Fraktionszwang, und mit der Freiheit, falsche Unions-Konzepte nicht zähneknirschend mittragen zu müssen.
Und wenn Martin Schulz Kanzler würde? Klar, dann wartet auf ihn und die Fraktion die Herkulesaufgabe, Mehrheiten im Bundestag zu organisieren. Aber für Martin Schulz wäre das ein Heimspiel: Er hat viele Jahre im europäischen Parlament Mehrheiten organisiert, ganz ohne Koalitionen – und er genoss dort Respekt über alle Parteigrenzen hinweg. Außerdem bedeutet ein Bundeskanzler Martin Schulz ein Kabinett Martin Schulz – er könnte also brillante Köpfe als Minister(innen) auswählen, vielleicht auch den einen oder anderen aus anderen Fraktionen, und so selbst ohne neue Gesetze viele sozialdemokratische Akzente setzen.
Schließlich wäre eine Minderheitsregierung, egal mit wem als Kanzler(in), eine Sternstunde des Bundestages. Denn der Bundestag – immerhin die Vertretung des Volkes – würde wieder zu einem Raum der Debatten und zum eigentlichen Machtzentrum.
Das Grundgesetz bietet also viel mehr Chancen als Groko oder Neuwahlen! Die SPD sollte sie nutzen. Martin Schulz sollte sich im Bundestag zur Wahl stellen und so den Bluff von Angela Merkel entlarven: Sie wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach einknicken und sich wählen lassen.
Und wenn nicht? Dann wird Martin Schulz eben doch noch Bundeskanzler. Immerhin haben die SPD und er dafür neun Monate lang gekämpft. So nah dran wie heute war er noch nie.
Spannend wie Buermeyer hier denkt. Die Phantasie, innerhalb des Systems in Alternativen zu denken, ist vielen - auch mir - abhanden gekommen. Sicherlich auch der Sozialdemokratie.
Wäre aber einen Versuch wert. Nur mal so. Als Gedankenspiel.
Das, was Sablowski »die neoliberale Wendung der Sozialdemokratie« nennt, war demnach »nicht lediglich ein politischer Fehler, ein Irrtum, der einfach korrigiert werden könnte. Vielmehr war sie ein Resultat der Erkenntnis, dass die traditionellen sozialdemokratischen Positionen unter den Bedingungen freier Kapitalmobilität und verschärfter Weltmarktkonkurrenz nicht mehr aufrechterhalten werden können.«
Worauf aber gründet sozialdemokratische Politik dann? Worauf kann sie noch gründen?
Die Legende, dass unsere Musik, unsere Filme, unsere Comics automatisch mit dem Progressiven, Sozialen und Liberalen, mit der Verbesserung der Welt verbunden sein müssten, mit dem Geschmack von Freiheit, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit – diese Legende haben wir schon seit geraumer Zeit begraben. In beinahe jedem musikalischen Genre, jeder Mode, jedem Medium hat sich ein dezidiert rechtes bis faschistoides Segment gebildet, von den traditionell ans provinzielle, bigotte und erzreaktionäre Bürgertum gebundenen Formen der Popkultur ganz zu schweigen. Wir haben lange Zeit an beides geglaubt: An die erbärmliche, affirmative und verblödende Wirkung von „Unterhaltungsindustrie“ und an die befreiende, revolutionäre und utopische Wirkung von Pop. Bloß wo, zum Teufel, war die Grenze zwischen beidem?
Mit der Infiltration durch rechtspopulistische und neofaschistische Kräfte, Identitäre, Neue Rechte, Neocons, Volkstreue und wie auch immer sich das alte Gebräu in den neuen Flaschen nennen mag, ist eine dritte Front entstanden. Und weil das überdies in einer Zeit stattfindet, in der sich die politische Ökonomie von Pop durch Globalisierung und Digitalisierung so radikal ändert, lässt sich über die Gesamtsituation nur eines mit Sicherheit sagen: Sie ist verdammt unübersichtlich...
Das Kapern von Begriffen, Bildern und Erzählungen des Pop von Seiten der Rechten kann nicht ohne den Resonanzraum der populären Medien gelingen. Sie schaffen ein Feedback, das dem Unternehmen eine Kraft verleiht, die es allein gar nicht hätte. Von der politischen Fraktion des Rechtspopulismus übernehmen rechte Pop-Acts nicht nur die Taktik des Sagens und Doch-nicht-gesagt-Habens und die Selbststilisierung als Opfer übler Nachrede und böswilliger Verleumdungen, sondern auch das Feindbild von Elite und Establishment. Und damit kann man wieder andocken an klassische Modelle von Trotz und Aufbegehren. Die Rechte kapert das Phantasma der Jugendlichkeit im Pop. Das vermeintliche Gutmenschentum wird den Popsenioren überlassen. Lasst Meryl Streep oder Sting Humanismus und Demokratie verteidigen, wir dagegen spalten die Jugend vom Projekt der progressiven Zivilgesellschaft ab. Wenn diese Meta-Mythisierung gelingt, scheint Pop für eine Generation verloren: Rechts ist „jung“ (wie in Junge Freiheit), links ist alt (wie in Alt-68er, Hippie, Dinosaurier). Rechts ist heftig, drastisch, provokativ, links ist eingeschlafen, defensiv, laaangweilig...
Neu sind die Probleme nicht, die die GROKO nicht oder genau so angehen wird, wie 1962 empfohlen:
Ein schöner Bericht aus dem SRF Archiv: Der Strassenverkehr in den 60er Jahren hat seine eigenen Regeln. [Ausschnitt «Freitagsmagazin» vom 5. Oktober 1962]
With a collective happy heart we're bringing news today of our plan: to release a series of EP's titled "How To Solve Our Human Problems". "I'll Be Your Pilot" is from EP 2.
- Krieg ist wieder eine Option der Politik, vielleicht sogar der atomare. Kaum ein Tag vergeht ohne Meldungen über Hunger und Gewalt in Ländern des Südens.
- Die Gefahren des Klimawandels sind bekannt.
- Rassistische und fremdenfeindliche Bewegungen gewinnen weltweit Einfluss.
- Seit Jahren wird die ständig größer werdende Ungleichheit – innerhalb der hochindustrialisierten Staaten und in ihrem Verhältnis zur so genannten Peripherie – unwidersprochen skandalisiert.
Haben Sie davon gehört, dass darüber in den akutellen Sondierungsgesprächen gesprochen wurde? - Schöne GroKo noch!
Die "Political Correctness" sei ein "neoliberales Phänomen", sagt der Wiener Philosoph Robert Pfaller. Das Leid der sich massiv verschärfenden ökonomischen Ungleichheit in den westlichen Gesellschaften würde auf die Sprachebene verschoben und so entpolitisiert.
Je suis une poupée de cire, une poupée de son
Mon coeur est gravé dans mes chansons
Poupée de cire, poupée de son
Suis-je meilleure, suis-je pire qu'une poupée de salon
Je vois la vie en rose bonbon
Poupée de cire, poupée de son
Mes disques sont un miroir
Dans lequel chacun peut me voir
Je suis partout à la fois
Brisée en mille éclats de voix
Autour de moi j'entends rire les poupées de chiffon
Celles qui dansent sur mes chansons
Poupée de cire, poupée de son
Elles se laissent séduire pour un oui, pour un non
L'amour n'est pas que dans les chansons
Poupée de cire, poupée de son
Mes disques sont un miroir
Dans lequel chacun peut me voir
Je suis partout à la fois
Brisée en mille éclats de voix
Seule parfois je soupire
Je me dis à quoi bon
Chanter ainsi l'amour sans raison
Sans rien connaître des garçons
Je n'suis qu'une poupée de cire, qu'une poupée de son
Sous le soleil de mes cheveux blonds
Poupée de cire, poupée de son
Mais un jour je vivrai mes chansons
Poupée de cire, poupée de son
Sans craindre la chaleur des garçons
Poupée de cire, poupée de son
So wie Serge Gainsbourg, der jenen Song für France Gall schrieb, kann man heute nicht mehr singen. Es ergingen über die Sängerin und den Texter Kübel von Denunziationen. Weil nämlich jegliche Regung in einer biederen Moral erstickt wird. Waren die linken 68er damals noch für die Befreiung von Frau, Gesellschaft und Sexualität angetreten und standen ihnen die Konservativen damals als Feinde gegenüber, so haben sich heute die Register empfindlich verschoben. Die heutige kulturalistische Linke hat den Part der Konservativen übernommen, Ideologiekritik verkam unter der Hand zum Werkzeug von Inquisition. Die Grünen sind inzwischen eine Verbotspartei und beim Namen Heiko Maas fällt den wenigsten heute Gutes ein. Sänge heute eine Frau Poupée de cire, poupée de son in der naiven Weise, wie France Gall es tat, träte beim Spiegel die Hysterikerin Stokowski oder irgendeine andere sogenannten, selbsternannte Twitter-Feministin an, um in schrillem Ton Banales zu posten und die Standardspielmarke Sexismus einzusetzen. Die Lust am Mehrdeutigen ist dem zwanghaften Bekenntnis gewichen. Nicht mehr „Zeig mir, ob er steht!“, sondern wiedermal jenes unsägliche „Sag mir, wo du stehst!“ La Belle de France – in Trauer, zum Tod von France Gall. Bersarin am 7. Januar 2018
[Anm.: Da ist was dran, sonst würde ich es nicht zitieren, aber dieses Grüne-Verbotspartei-Klischee finde ich albern. Man nehme einmal wahr, was die Grünen in D'yer Mak'er /dʒəˈmeɪkə alles nicht zu verbieten bereit waren. Im Übrigen: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Verbote. Die Frage ist doch, wie eine demokratisch verfasste Öffentlichkeit - wenn es sie den gäbe - sich darüber verständigt, was verboten sein soll und wie demokratisch legitimiert das beschlossen wird. Die Nicht-Verbots-das-regelt-der Markt-Partei ist mir suspekt; sie kann das Problem ebensowenig lösen wie die kulturalistische Linke.... Und: Die Lust am Mehrdeutigen ist sicherlich etwas Großartiges, wenn man es beherrscht (wie zB Max Goldt - Prekariat und Prokrastination); - „Zeig mir, ob er steht!“ ist eher Atze oder Mike Krüger oder wie heißt dieser Unsägliche ... ]
Nils Kadritzke schreibt : Yanis Varoufakis, der Finanzminister der ersten Regierung Tsipras, hat nur zwei Jahre nach Ausscheiden aus seinem politischen Amt ein Buch über seine Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit EU-Europa, der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geschrieben. … Doch ist es keineswegs überzogen, den Bericht von Varoufakis als das wichtigste und brisanteste politische Buch des Jahres zu bezeichnen.
Als Teaser: Schäuble und die Eurogroup
Zum ersten Punkt sei nur das Beispiel angeführt, das aus einer Fülle von Erlebnissen herausragt. Dass der Vorsitzende der Eurogroup, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, im Kern der Pudel Schäubles ist, weiß man in Brüssel seit langem.(6) Was das bedeutet, wird erst klar, wenn man die Machtverteilung zwischen der Eurogroup und der EU-Kommission kennt. Dazu liefert Varoufakis ein schlagendes Beispiel: Als Mitte Februar vor einer Eurogroup-Sitzung die erste große Krise zwischen der neuen griechischen Regierung und der Troika drohte, versuchte die EU-Kommission einen Crash zu verhindern. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker legte den Entwurf eines Communiqués vor, das Griechenland den Verbleib im Euro garantierte und eine „neue Beziehung“ zwischen Athen und seinen Partnern vorschlug, „die auf einer beiderseits vorteilhaften Vereinbarung für Griechenland und Europa als Ganzes beruht“. Als Kernpunkte wurden genannt: ein neues Wachstumsmodell für Griechenland auf Basis sozialer Fairness, gesunder Finanzen, einer exportorientierten Wirtschaft, neuer Investitionen, und notwendiger Reformen insbesondere in der öffentlichen Verwaltung.
Das Programm entsprach den Grundlinien jenes „New Deal“, das Varoufakis und Tsipras als Lösung für das griechische Problem vorschwebte. „Es sah zu schön aus, um wahr zu sein“, schreibt V. Als EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici ihm das Dokument zeigte, fragte er scherzhaft, wo er unterschreiben könne. Moscovici erklärte ihm, es sei alles in trockenen Tüchern. Innerhalb der Troika habe Jean-Claude (Juncker) auch Christine (Lagarde) und Mario (Draghi) auf seiner Seite, und sogar Jeroen (Dijsselbloem). „Und was ist mit Wolfgang?“ fragt der ungläubige Varoufakis. „Der wird es nicht mögen, aber wenn er sieht, dass alle anderen zustimmen, wird er nachgeben“.(S. 259)
Dann gingen Varoufakis und Moscovici, das „vereinbarte“ Papier in der Hand, ins Büro von Dijsselbloem. Der schob ihnen ein einzelnes Blatt Papier über den Tisch. Das neue Communiqué war gnadenlos. Alle konstruktiven Punkte aus dem Junckers Entwurf waren getilgt. Was übrig blieb, war die Verpflichtung Griechenlands, das laufende Programm voll einzuhalten. Varoufakis wandte sich an Moscovici, der griechische Finanzminister an den EU-Kommissar für Finanzen, und bat um Aufklärung „von der einzigen Person in diesem Raum, die offiziell befugt ist, die EU zu repräsentieren“. Statt einer Antwort bat Moscovici den Eurogroup-Chef flehentlich, einige Punkte aus Junckers Papier zu übernehmen. „Nein!“ antwortete Dijseelbloem kalt. „Alles was von dem Entwurf zu übernehmen war, ist übernommen.“
Für Varoufakis stand damit „das Prinzip des Kompromisses und des gegenseitigen Respekts“ auf dem Spiel. Er fragte Moscovici, ob er sich diesem völlig einseitigen Communiqué unterwerfen wolle, das den Ansichten der EU-Kommission zuwider laufe. Ohne den Frager anzusehen, antwortete Moscovici: „Was immer der Vorsitzende der Eurogruppe sagt.“
Für Varoufakis ist dies der Satz, der eines Tages „auf dem Grabstein der Europäischen Union“ stehen könnte. Als er gleich darauf in der Eurogroup-Sitzung verfolgte, wie sich Moscovici den Ansichten von Dijsselbloem und Schäuble anschloss, stellte er sich vor, was Jacques Delors oder andere aus der europäischen Gründergeneration empfunden hätten. Von diesem Tag an war ihm klar, „dass die Leute mit wirklicher Macht uns erbarmungslos in den Boden hauen würden, um Moscovici und Juncker eine Lehre zu erteilen und die Europäische Kommission in ihre Schranken zu weisen“. (S.262) Le Monde diplomatique, Blog Griechenland / Beitrag vom 12.10.17
Yanis Varoufakis “Die ganze Geschichte: Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment”
650 Seiten, € 30,00, Verlag Antje Kunstmann, September 2017
Mit Inkrafttreten des ersten Quartals 2018 schlägt der Quartalsirre zu:
„Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger.“ ... so Dobrindt in der WELT+
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung fragt sich, ob Alexander Dobrindt die Geschichte des Begriffs «Konservative Revolution», der eine faschistische Strömung der Zwischenkriegszeit bezeichnet, kennt und empfiehlt ihre Publikation von Volkmar Wölk: Zur Renaissance der europäischen Konservativen Revolution.
Der Dobrindt ist ja nicht doof und wird schon wissen, mit welchen Begriffen er da spielt. Man hört den Kubitschek raus und erkennt den Versuch, die rechte Hegemonie zurückzuerobern. Sprach Meuthen noch von "Konservativer Reformation", setzt er noch einen drauf, um die AfD-Wähler zurückzuholen. Er kann es allerdings schlecht rüberbringen - im Interview mit Marietta Slomka.
Franz Josef Strauß: "Rechts von uns ist nur noch die Wand"
... So, dear reader, from my table at “his” Café de Flore, now swamped
by Asian tourists in search of an existential selfie, here’s to the last humanist, the last Renaissance man of a bygone era. His generosity and wisdom will keep shining more than ever in our age of Hollow Men.
Hannah Arendt (geboren am 14. Oktober 1906 in Linden, heute ein Stadtteil von Hannover; gestorben am 4. Dezember 1975 in New York City, New York; eigentlich Johanna Arendt) war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin. Den Hinweis, dass heute ihr 110. Geburtstag ist, verdanke ich einer sehr geschätzten Kollegin, Signora Carlezzi.
"Das beste Gespräch, das ich je geführt habe." (Günter Gaus) Im Zentrum stehen Gegenwartsfragen zu politischem Denken und Handeln. Einleitend wird das Spannungsfeld von Philosophie und politischer Theorie erörtert. Ein weiterer Aspekt sind Geschlechterrollen sowie insbesondere der Prozess gegen Adolf Eichmann. Das Buch von Hannah Arendt ("Eichmann in Jerusalem") war im Herbst 1964 in der Bundesrepublik und 1963 in den USA erschienen, Arendt nimmt hierzu Stellung. ("Zur Person", 28.10.1964)
Ansehbefehl!! ... Um eine Idee davon zu bekommen, wie niveaulos der auch in den Öffentlich-Rechtlichen wenn überhaupt noch geführte Diskurs im Vergleich dazu geworden ist (Zugegeben: „Zur Person“ war auch damals nicht repräsentativ für das ÖRFernesehen, aber immerhin möglich).
Der dümmste Gedanke der Welt ist derjenige, der behauptet, man sei nach etwas angestrengtem Nachdenken wieder genau da, wo man vorher war. Alles Gute für 2018 - mit dem Orchester Werner Müller:
Man kann dem Streiflicht der Süddeutschen nicht genug dafür danken, daran zu erinnern, dass Heino Jaeger heute seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hätte, wenn er nicht vor zwanzig Jahren in einer Irrenanstalt gestorben wäre.
[...] Loriot verehrte ihn als großen Humoristen, Harry Rowohlt fordert seit Jahren eine Werkausgabe, Eckard Henscheid nennt ihn den „Mozart der Komik" und Der SPIEGEL bezeichnet ihn als würdigen Nachfolger Karl Valentins. Heino? Jaeger? „Der ist etwa so unbekannt wie der Friseur von Theodor Heuss", bemängelt Die Welt, „und das ist außerordentlich schade, zumindest im Falle Jaegers." „Wir haben ihn wohl nicht verdient", seufzte Loriot. Olli Dittrich will das ändern und setzt dem Satiriker und Radio-Kultstar der 1960er- und 1970er Jahre mit seiner Hommage „Man glaubt es nicht!" ein verdientes Denkmal: „Jaegers Kunst ist zeitlos, absolut begreifbar und vor allem: sehr, sehr unterhaltsam; ein ganz großer Meister, bis heute unerreicht. Jaeger ist ein großes, bedeutendes Stück deutscher Kulturgeschichte." Wer den „erbarmungslosen Ohrenzeugen" (Hüsch) wirklich kennen lernen will, ist bei Olli Dittrich genau richtig.
Die Spätmoderne, zeigt Reckwitz, kreist nicht mehr um Verteilungsfragen, sondern nur noch um die Kultur. Die neue Mittelklasse hat einen Zwang zur Einzigartigkeit etabliert und Besonderheiten der Arbeiterklasse kolonisiert. So wie man sich Yoga aus Indien oder Tai-Chi aus China aneignet, so definiert man auch die Kultur der hierzulande Marginalisierten um. Die neue Mitte darf ihr Craft Beer mit Freunden aus aller Welt in der Eckkneipe trinken, derweil die niemals jenseits der eigenen Landesgrenzen gelangten Unterklassemänner mit »Sternburg« in der Hand am Tresen der Kaschemme als »asozial« gelten. Cafébesitzer mit veganem Rührei im Angebot lassen sich für ihre Tattoos bewundern, während der Kioskbesitzer mit Schlangenbildern auf dem Bizeps ein »Proll« sein soll. So hat die neue Mitte der neoliberalen Verarmungspolitik eine kulturelle Komponente der Verachtung geschenkt.
Das reicht laut Reckwitz bis zur Gesundheit, wo die neue Mittelklasse ihre Werte durchgesetzt hat. Rauchen, Zucker und fettes Essen, Kernelemente des Lebensstils der Arbeiterklasse, sind verpönt. Wer sich der gesunden Ernährung verweigert, schadet dieser Logik zufolge nicht nur sich selbst, sondern auch der Gesellschaft. Auf Dauer legitimiert das eine politische Konsequenz, nach der das staatliche Gesundheitssystem die Bekämpfung »selbst verschuldeter« Krankheiten nicht mehr finanzieren muss.
Spätestens seit dem Anbruch des digitalen Zeitalters hat der Wirtschaftsliberalismus den Menschen in einen grenzenlosen Wettbewerb gedrängt. Darin gibt es keine Gesellschaft mehr, sondern nur noch Einzelkämpfer. Der Linksliberalismus setzt in anderer Weise auf radikale Diversität: verschiedene Geschlechter, verschiedene sexuelle Orientierungen, verschiedene migrantische Gemeinschaften. Das liberale Paradigma, schreibt Reckwitz, habe einseitig auf Differenzen gesetzt und das Gemeinsame, das Verbindende und das Solidarische verloren.
Mir fehlte da immer etwas in meiner Begründung der Ablehnung der hilflosen Hoffnung, wenn der Mensch sich ändere (vegan wird, seinen Feind liebt uswusf), würden sich auch die Verhältnisse ändern. Gefunden in einer lesenswerten Würdigung bei AISTHESIS: Marxens „Kapital“:
„Der Kritiker bildet sich … ein, daß seine moralische Forderung an die Menschen, ihr Bewusstsein zu verändern, dies veränderte Bewußtsein zustande bringen werde, und er sieht in den durch veränderte empirische Verhältnisse veränderte Menschen, die nun auch natürlich ein anderes Bewußtsein haben, nichts Anderes, als ein verändertes Bewußtsein. … Diese ganze Trennung des Bewußtseins von den ihm zugrunde liegenden Individuen und ihren wirklichen Verhältnissen … ist nur eine alte Philosophenmarotte.“ (Marx, Deutsche Ideologie)
Passt! Aber ich habe zunehmend den Eindruck, ich bin in Diskussionen im Bekanntenkreis ziemlich einsam mit dieser Sichtweise.
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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