Archäologie (CCCLXXV): Humpty-Dumpty 1990: „Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas“ heißt jetzt „Vorschlag zur unverzüglichen Einführung der D-Mark in der DDR im Austausch gegen Reformen“ - Und: Friedensvertrag heißt jetzt 2+4-Vertrag
Nothing new under the sun:
Die Bundesregierung will eine Währungsunion mit der DDR und verwirft die zuvor geplante Vertragsgemeinschaft. Politisches Kalkül dominiert ökonomische Vernunft
Lesenswert aus historischem Interesse und wegen der aktuellen Bezüge: Jörg Roesler im FREITAG 0715
Und wer ist heute in der Randgruppe zur Abwicklung Griechenlands im Finanzministerium tätig??
- Reparationszahlungen, die Athen vom Nachfolgestaat des Dritten Reiches fordert, das Griechenland von April 1941 bis Oktober 1944 besetzt, terrorisiert und ausgeplündert hat, und
- solchen, sie sich aus der von der deutschen Besatzungsmacht bei der griechischen Zentralbank aufgenommenen zinslosen Zwangsanleihe ergeben. Dabei unterschrieb sie eine Verpflichtung auf Rückzahlung, die nach griechischer Auffassung bis heute gültig ist.
Danach sähe das so aus:
Unter Berufung auf Daten aus Studien bekannter und renommierter spanischer Historiker und Wirtschaftswissenschaftler veröffentlicht die linksgerichtete Zeitung unter dem Titel “Die Schulden des nazistischen Deutschlands übersteigen, was Merkel und EU von Athen verlangen” eine ausführliche Bilanz der Ereignisse seit der Erhebung der 3 Mrd. Euro entsprechenden Zwangsanleihe durch das Hitler-Regime, der Konferenz des Jahres 1953 über die Streichung von 63% der gesamten Auslandsverschuldung Deutschland, bis hin zum sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag ... (via Griechenland-Blog)
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Nachtrag zur Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953:
Kein Abs für Athen
Der Deutsche-Bank-Manager verhalf mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 den Bundesdeutschen zu Wohlstand und Wirtschaftswunder – für Griechen ist so was nicht zu vertreten
Von Otto Köhler (junge Welt 17.02.) der daran erinnert, dass
Vgl. "... und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben"
Vgl. auch Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand. Von Otto Köhler
Die Bundesregierung will eine Währungsunion mit der DDR und verwirft die zuvor geplante Vertragsgemeinschaft. Politisches Kalkül dominiert ökonomische Vernunft
Lesenswert aus historischem Interesse und wegen der aktuellen Bezüge: Jörg Roesler im FREITAG 0715
- ... In einer ... Denkschrift hatte die Volkswirtschaftliche Abteilung der Deutschen Bank zu einer Öffnung der DDR-Ökonomie gegenüber dem Weltmarkt vermerkt: „Für eine volle Konvertibilität ist realistischerweise ein großzügiger Zeithorizont zu veranschlagen […]. Ein schrittweises Vorgehen ist – auch nach historischen Erfahrungen – eher zu empfehlen als ein ‚großer Wurf‘.“ Ähnlich klang es in einem am 20. Januar vom bundesdeutschen „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ publizierten Sondergutachten: „Für geraume Zeit kann es hingenommen werden, dass der Staat in manchen Bereichen unternehmerisch tätig bleibt“, argumentierten die Wirtschaftsweisen dieses Gremiums.
Doch Kanzler Kohl schenkte nicht dem gebündelten Sachverstand Gehör, sondern einer Randgruppe um Thilo Sarrazin, Mitglied einer von Staatssekretär Horst Köhler (dem späteren Bundespräsidenten) geleiteten Arbeitsgruppe im Finanzministerium...
Und wer ist heute in der Randgruppe zur Abwicklung Griechenlands im Finanzministerium tätig??
Humpty-Dumpty 1990.2: Das F-Wort vermieden
- Bekanntlich endete die Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953, das eine Regelung der Reparationen für die von Nazi-Deutschland besetzten Länder bis zu einer „endgültigen Friedensregelung“ vertagte. Als diese 37 Jahre später in Form der deutschen Vereinigung erfolgte, tat die deutsche Regierung alles, um die Erinnerung an die Vereinbarung von London zu löschen. Die deutsche Einheit wurde mit dem 2+4-Vertrag besiegelt. Warum die Regierung Kohl/Genscher den Begriff „Friedensvertrag“ vermied, stand in der FAZ vom 12. Februar 1990: „Für Bonn gilt es, eine Form zu finden, die einen Friedensvertrag – der nach dem Londoner Schuldenabkommen gewaltige Schadenersatzzahlungen an zahlreiche Staaten der Welt zur Folge hätte – überflüssig macht.“ ...
Seit 1990 hat fast jede Athener Regierung erklärt, man habe keinesfalls auf Reparationen verzichtet.
Dem setzt die Berliner Regierung eine verwegene Argumentation entgegen. Auf eine Anfrage der Linken antwortet sie im Februar 2014, die KSZE-Staaten, und damit Griechenland, hätten 1990 den 2+4-Vertrag „zur Kenntnis genommen“, mithin dessen „Rechtswirkungen auch für sich anerkannt“. Dieser Vertrag enthalte bekanntlich „die endgültige Regelung der durch den Krieg entstandenen Rechtsfragen“ – also auch der Reparationsfrage...
- Reparationszahlungen, die Athen vom Nachfolgestaat des Dritten Reiches fordert, das Griechenland von April 1941 bis Oktober 1944 besetzt, terrorisiert und ausgeplündert hat, und
- solchen, sie sich aus der von der deutschen Besatzungsmacht bei der griechischen Zentralbank aufgenommenen zinslosen Zwangsanleihe ergeben. Dabei unterschrieb sie eine Verpflichtung auf Rückzahlung, die nach griechischer Auffassung bis heute gültig ist.
Danach sähe das so aus:
Deutschlands Schulden an Griechenland übersteigen dessen Verschuldung
Die spanische Zeitung El Publico vertritt, Deutschland schulde Athen mehr Geld zu zahlen, als die gesamte öffentliche Verschuldung Griechenlands beträgt.Unter Berufung auf Daten aus Studien bekannter und renommierter spanischer Historiker und Wirtschaftswissenschaftler veröffentlicht die linksgerichtete Zeitung unter dem Titel “Die Schulden des nazistischen Deutschlands übersteigen, was Merkel und EU von Athen verlangen” eine ausführliche Bilanz der Ereignisse seit der Erhebung der 3 Mrd. Euro entsprechenden Zwangsanleihe durch das Hitler-Regime, der Konferenz des Jahres 1953 über die Streichung von 63% der gesamten Auslandsverschuldung Deutschland, bis hin zum sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag ... (via Griechenland-Blog)
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Nachtrag zur Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953:
Kein Abs für Athen
Der Deutsche-Bank-Manager verhalf mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 den Bundesdeutschen zu Wohlstand und Wirtschaftswunder – für Griechen ist so was nicht zu vertreten
Von Otto Köhler (junge Welt 17.02.) der daran erinnert, dass
- Hermann Josef Abs der ideale deutsche Verhandlungsführer zur Regelung ungeklärter Vermögensfragen (war). Schon seit 1938 war er als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank zuständig für die »Arisierung« jüdischer Vermögen...
Abs hatte die deutsche Wirtschaft so erfolgreich vor der »Arisierung« durch die NSDAP geschützt, dass ihm sein Banker-Kollege Baron Kurt von Schröder – der, in dessen Villa Hitler am 4. Januar 1933 in die Regierung vermittelt wurde – 1945 bestätigte: »Abs erwies sich für die Partei und die Regierung als sehr wertvoll, indem er seine Bank benutzte, um die Regierung bei Geschäften in okkupierten Ländern und im sonstigen Ausland zu unterstützen.«
Seit 1940 war er im Aufsichtsrat der IG Farben, also auch über die IG Auschwitz, die am 7. April 1941 gegründet wurde, als ein »fester Eckpfeiler für ein gesundes Deutschtum im Osten«. In dieser Position war er Angehöriger der Interessengemeinschaft Auschwitz, wo im Rahmen des Programms »Vernichtung durch Arbeit« die SS der IG für ihr Werk in Auschwitz KZ-Häftlinge zur Verfügung stellte, bis die so entkräftet waren, dass sie zwecks Entlastung, wie es im Jargon von Wirtschaftsleuten heißt, der SS in ihre Gasöfen rücküberstellt werden konnten. Auch Abs trug für Zwangsarbeit direkte Verantwortung. Im Aufsichtsrat der IG stimmte er am 30. Mai 1942 zu, dass der Arbeitskräftemangel durch verlängerte Arbeitszeit und durch den Einsatz von Frauen, Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen ausgeglichen werden solle....
Vgl. "... und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben"
Vgl. auch Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand. Von Otto Köhler
gebattmer - 2015/02/19 19:55
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