Re: Deutsche Automobilindustrie erreicht Teilerfolg bei Grenzwerten für Kohlendioxidemissionen
- Einen Tag vor der Tagung der EU-Kommission in Brüssel zeichnet sich ein Teilerfolg der deutschen Automobillobby in der Frage einer gesetzlichen Regelung der Abgaswerte für Kraftfahrzeuge auf europäischer Ebene ab. Die EU-Kommission wollte den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids (CO2) auf 120 Gramm pro gefahrenem Kilometer für die Flotte eines Herstellers gesetzlich begrenzen, wie sie bereits 1999 für den Fall, dass die Automobilindustrie ihre Selbstverpflichtung nicht einhalten sollte, angekündigt hatte. Der Widerstand der deutschen Automobilindustrie gegen diese Pläne, der vom deutsche EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD) und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützt wurde, hatte nun offenbar Erfolg. Wie aus EU-Kreisen am Montag verlautete, sieht der Vorschlag der EU-Kommission nun nur noch 130 Gramm pro gefahrenem Kilometer als Grenzwert vor. Die fehlenden zehn Gramm könnten durch Einsatz von Biokraftstoffen und die Verwendung effektiverer Getriebetechnik sowie verbesserter Reifen erbracht werden. Ursprünglich sollte der CO2-Grenzwert von 120 Gramm pro Kilometer, der als Zielvorgabe für 2012 anvisiert ist, allein durch verbesserte Motoren erzielt werden.
Die europäische Automobilindustrie hatte sich 1999 gegenüber der EU-Kommission eine freiwilligen Selbstverpflichtung zur Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes auferlegt, die bis zum Jahre 2008 eine Verringerung auf 140 Gramm pro gefahrenem Kilometer vorsah. Bis 2012 sollte sogar ein Wert von 120 Gramm pro Kilometer erreicht werden. Dafür wollte die EU auf steuerliche Maßnahmen verzichten. Die Zielmarge wurde jedoch deutlich verfehlt...
Wie es 2008 weiterging und was der Herr G. mit dem A8 und dem VW-Beratervertrag damit zu tun hat, können Sie hier in einem Beitrag von 2011 nachlesen: E10 = die fehlenden 10% - oder: Wie das Einknicken vor der Autolobby hinter dem Chaos an der Tankstelle verschwindet; was aktuell verhandelt wird, können Sie hier bei WiWo Green nachlesen:
- Seit 2011 verhandeln Länder, die Kommission und das EU-Parlament die Frage, wie schnell und wie stark die Abgasnormen für Autohersteller angehoben werden sollen. Das Konzept sieht vor, dass die Grenzwerte neuer PKW von 2015 bis 2020 von 130 Gramm CO2 je Kilometer auf 95 Gramm sinken müssen. Das entspricht etwa einem Verbrauch von 3,5 Litern Diesel und 4 Litern Benzin auf 100 Kilometern. Wichtig: Die Grenze ist nur ein Durchschnittswert für die gesamte Flotte.
Hinzu kommt, dass Elektro- und Hybridwagen in der Umweltbilanz der Autokonzerne eine Art Bonus erhalten sollen – den sogenannten Super-Credit. Mit diesem Faktor werden die Stromer im Vergleich zu Benzinern und Dieseln in der Berechnung des gesamten CO2-Ausstoßes bedacht. Der Bonus soll zwischen 2020 und 2023 gelten.
Die Bundesregierung will die schärferen CO2-Grenzwerte ... über vier Jahre strecken. 95 Gramm CO2 sollen ab 2020 nur für 80 Prozent der Flotte gelten – damit könnten Premiumhersteller wie Daimler ihre S-Klasse einfach von den Grenzwerten ausnehmen. Erst 2024 sollen die Grenzwerte für den gesamten Fahrzeugpark von Bedeutung sein. Weiterer Streitpunk sind die Super-Credits. Ginge es nach der Bundesregierung, würden sie schon ab 2016 gelten...
Im Übrigen:... weder ist das die erste Spende der Quandts, noch dürfte es die letzte sein. Die Familie spendet regelmäßig an zwei Parteien, die CDU und die FDP. Zwischen 2002 und 2013 hat Johanna Quandt 830.000 Euro an die CDU und 70.000 Euro an die FDP gespendet. Susanne Klatten und Stefan Quandt kommen auf je 820.000 Euro (CDU) und 80.000 Euro (FDP).
Auch Quandt-Firmen spenden. Der Chemiekonzern Altana ist zu 100 Prozent im Besitz von Susanne Klatten und spendete im Zeitraum von 2002 bis 2013 insgesamt 920.000 Euro an die CDU. Im selben Zeitraum verteilte auch BMW Spenden an Parteien: mehr als zwei Millionen Euro an CDU/CSU, ungefähr eine Million Euro an die SPD und etwa eine halbe Million Euro an die FDP .... (Süddeutsche Zeitung 16. Oktober 2013)
Zur "Vorgeschichte" siehe auch: Das Schweigen der Quandts (Erstsendung des Films am 30. September 2007 in der ARD)
Zu der ganzen unappetitlichen Angelegenheit passt evtl. noch:
Friedensnobelpreis geht an ADAC (von Hanneswurst).
Aber sonst ist heute wieder alles klar
auf der Andrea Doria.
gebattmer - 2013/10/21 16:02