Zuweilen bemerkt man erst (wie ich schon häufiger feststellte), wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, wie wichtig er einem war. Am 9. Juni 2016 ist - wie ich erst jetzt erfahren habe - Hans Jürgen Krysmanski in Hamburg gestorben.
Wenn ich das richtig sehe, ist die (s.o.) viel gescholtene Sahra Wagenknecht die einzige deutsche Politikerin, die auf den Tod Hans Jürgen Krysmanskis reagiert hat - mit einem lesenswerten Nachruf: Kritische Reichtumsforschung – so dringend wie nie
Ich habe viel gelernt von ihm und seine Bücher und seine großartige Website (Power Structure Research, siehe rechts: LINKS) waren immer eine Fundgrube fürs Nachlesen und Nachdenken und für guten Politikunterricht. Ich hoffe, die Uni Münster führt sie weiter und sie bleibt uns erhalten.
Die Lach&Schießgesellschaft schreibt: Unser 60. Gerburtstag in den Münchner Kammerspielen war ein mitreißender, bewegender, langer Abend mit großartig gelaunten Künstlern und Publikum!
Danke an alle Mitwirkenden für diesem unglaublichen Abend, allen voran dem Moderator Christan Ehring,
Claus von Wagner, Ecco Meineke und Andi Luther, Das Ensemble der Lach&Schießgesellschaft Caroline Ebner, Norbert Bürger, Sebastian Rüger und Frank Smilgies, Georg Schramm, Luise Kinseher,Rainer Basedow, Josef Hader, Max Uthoff, Konstantin Wecker, Henning Venske, Werner Schneyder, Lisa Fitz, Michi Mittermeier, Dieter Hanitzsch, Pigor & Eichhorn, Pino Spaltro
Für alle, die nicht dabei sein konnten: Das Bayerische Fernsehen sendet am 29.07. um 20.15 Uhr einen 90-minütigen Mitschnitt des Abends --> hier).
Meine Generation ist irgendwie mit der Lach- und Schießgesellschaft aufgewachsen (in schwarz/weiß!) und an manche der alten Programme kann ich mich sogar erinnern. Auch daran, dass mir zunehmend Zweifel kamen, ob das politisches Kabarett war, wenn die durch den Kakao gezogenen Regierenden Bürgermeister oder Mitglieder der Bundesregierung im Publikum saßen und herzlich lachten und applaudierten. Andererseits: Schon gut gemacht.
Ein schönes Beispiel - auch dafür, dass die Parteienlandschaft in Deutschland sich ebenso wenig weiter entwickelt hat wie ihre Kritik im Kabarett. Mal ehrlich: Von diesen Gags leben die Schreiber der Heute Show: Dieter Hildebrandt (Lach + Schiess) und Wolfgang Gruner (Stachelschweine) - 1963
View on YouTube - Im Publikum: Axel Springer, Hansjörg Felmy, Walter Giller, Nadja Tiller, Herbert Wehner, Willy Brandt, Günther Pfitzmann, Mario Adorf und weitere bekannte Schauspieler und Politiker ...
Highlights aus der Geburtstagsfeier - meine Empfehlungen (Ausschnitte in nicht so guter Qualität --> Hören! Oder den kompletten BR-Mitschnitt ansehen, aber ich finde, der Moderator bekommt das Thema nicht in den Griff ...):
1. Josef Hader: Jogurt in einer gemäßigten Diktatur
Zuweilen bemerkt man erst (wie ich schon häufiger feststellte), wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, wie wichtig er einem war. Götz George hat in Theodor Kotullas Aus einem deutschen Lebenden Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz so gespielt, dass man begreifen kann, wie das funktioniert hat:
Auf der Grundlage des 1952 veröffentlichten Romans "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle porträtiert Theodor Kotulla den fiktiven Auschwitz-Kommandanten Franz Lang in 14 durch Zwischentitel deutlich getrennten und beinahe dokumentarisch wirkenden Episoden. Dabei wird deutlich: Der Protagonist ist weder ein Sadist noch ein Psychopath, sondern ein pflichtbewusster Schreibtischmörder, der Befehlen blind gehorcht und sich keine eigene Meinung zugesteht.
Die Biografie der Roman- bzw. Filmfigur deckt sich weitgehend mit der des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (1900 - 1947), der nach dem Krieg als Bootsmaat "Franz Lang" mit falschen Papieren bei der Marine untergetaucht war.
Über ihn schreibt der Historiker Martin Broszat: "Am Falle Höß wird in aller Eindringlichkeit klar, dass Massenmord nicht mit persönlicher Grausamkeit, mit teuflischem Sadismus, brutaler Roheit und sogenannter 'Vertiertheit' gepaart zu werden braucht, welche man sich naiverweise als Attribut eines Mörders ausdenkt. Höß’ Aufzeichnungen widerlegen diese allzu einfachen Vorstellungen radikal und offenbaren stattdessen als Porträt des Mannes, bei dem die Regie täglicher Judenvernichtung lag, einen Menschen, der alles in allem recht durchschnittlich geartet, keineswegs bösartig, sondern im Gegenteil ordnungsliebend, pflichtbewusst, tierliebend und naturverbunden, ja auf seine Weise 'innerlich' veranlagt und sogar ausgesprochen 'moralisch' ist."
2007 versuchte ich hier schon einmal, etwas über The Singing Detective zu schreiben. Damals gab es kaum Videomaterial dazu. Das ist jetzt glücklicherweise anders. Ich schrieb seinerzeit:
Weil über das, was auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen noch sendet, kaum mehr sinnvoll zu streiten ist, muss erinnert werden an Standards, die das Fernsehen schon mal erreicht hat. Z.B. Dennis Potter in der BBC, dessen Werke z.T. auch hier gezeigt wurden:
The Singing Detective lief irgendwann in den 80er Jahren in den 3. Programmen:
The Singing Detective (1986) is a six-part serial by one of British television's great experimental dramatists, Dennis Potter. Produced for the BBC by Kenith Trodd and directed by Jon Amiel, it revolves around the personal entanglements--real, remembered, and imagined--of the thriller author, Philip Marlow (played by Michael Gambon), who is suffering from acute psoriasis and from the side-effects associated with its treatment. The result is a complex, multi-layered text which weaves together, in heightened, anti-realist form, the varied interests and themes of the detective thriller, the hospital drama, the musical and the autobiography. The six episodes were "Skin", "Heat", "Lovely Days", "Clues", "Pitter Patter" and "Who Done It".
Wie gesagt, eine völlig wirre Story, in der Potter mit seiner besonderen Montage-Technik nicht nur Handlungs-, sondern auch Wahrnehmungs -und Denkebenen miteinander vernetzt, dass man beim Sehen schlauer wird (und nicht blöder) - wie hier: Wie werden Patienten in Krankenhäusern bis heute behandelt: als unmündige Objekte ...
Potter macht das - vor dem Hintergrund séiner eigenen Krankengechichte sinnfällig. Brillante Dialoge! In der besten Szene des Films -Marlow im Gespräch mit seinem Psychiater -weiß man igendwann nicht mehr, wer fragt und wer antwortet. Die habe ich jetzt gefunden und empfehle sie dringend zum Studium (ab '24:00)
Das war also Episode V - Pitter Patter; die anderen Episoden finden Sie hier: "Skin", "Heat", "Lovely Days", "Clues", "Pitter Patter" and "Who Done It". (oder hier bei den finch)
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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