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... und morgen die ganze Welt

Jetzt erst entdeckt (war irgendwie an mir vorbeigegangen). Muss man schon sagen: sauber argumentiert!

§ 80 Abs. 1 StGB lautet wie folgt:

"Wer einen Angriffskrieg (Artikel 26 Abs. 1 des Grundgesetzes), an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft".

Nach dem eindeutigen Wortlaut der Vorschrift ist nur die Vorbereitung an einem Angriffskrieg und nicht der Angriffskrieg selbst strafbar, so dass auch die Beteiligung an einem von anderen vorbereiteten Angriffskrieg nicht strafbar ist (Tröndle/Fischer StGB 53. Aufl. § 80 Rn 13).

Ein Analogieschluss dahingehend, dass dann, wenn schon die Vorbereitung eines Angriffskrieges strafbar ist, dies erst recht für dessen Durchführung gelten müsse, ist im Strafrecht unzulässig (BVerfGE 26, 41, 42; 47,109,121 ff.). Auch kann Art. 26 Abs. 1 GG, der über den Anwendungsbereich des § 80 StGB hinausreicht, nicht zur Auslegung herangezogen werden. Denn Art. 103 Abs. 2 GG verbietet die Anwendung einer Strafvorschrift über ihren eindeutigen Wortlaut hinaus.

Folglich scheidet als möglicher Täter aus, wer sich erst bei oder nach Kriegsausbruch in das kriegerische Unternehmen einschaltet (LK-Laufhütte StGB 11. Aufl. § 80 Rn 7).


aus einem Schreiben des General Bundesanwalts an die Friedenskooperative Bonn - siehe auch hier!

Und was ist das?
22628_1
Vorbereitung an einem Freundschaftstreffen ...

Bunte Flecken

Hirn_animatedManfred Spitzer erklärt in seinem Vortrag "Wie lernt das Gehirn" die Vorgänge im Gehirn, die inzwischen dank bildgebender Verfahren beim Lernen, Denken, Fühlen sichtbar gemacht werden können. Immer, wenn im Gehirn etwas los ist, gibt es "bunte Flecken". Das Gehirn lernt eigentlich immer, daher plädiert Manfred Spitzer dafür, genau zu überlegen, was man ihm zu lernen gibt.

MP3, 108.4 MB, Dauer: 00:47:22 - download:
http://www.mediaculture-online.de/Vortraege.814+M5eede7e7615.0.html

political-compass

... zu diesem bunten Fleck (und was er mit Lernen zu tun hat): hier

Die Frage

Nolek, Pilsemuth und Labrahorst kommen spätabends aus einer Kneipe. Sie sind eigentlich nicht angetrunken, keiner schiebt ein Fahrrad. Nolek, der eigentlich Nieleg-Nolek hieß, sich aber, seit Doppelnamen aus der Mode gekommen waren und vor allem seit er in einem Anflug von PPP seine Beine an einen US-Investor verkauft und per CrossBorderLeasing zurückgemietet hatte, ehrlicherweise nur noch Nolek nannte, nimmt den Gesprächsfaden von drinnen wieder auf, hat aber immer noch keine Lösung. Es ist jetzt auch nicht mehr feststellbar, wer die Frage aufgebracht hat. Sie musste irgendwann nach der Geschichte mit Rosie aufgekommen sein; also nachdem Labrahorst behauptet hatte, RayRay habe Don’t Forget to Dance nicht für Chrissie Hynde, sondern für seine Schwester Rosie geschrieben, er wisse das genau (aus X-Ray), und Pilsemuth ergänzt hatte, dass Rosie jetzt wohl 74 sein müsse (weil Ray doch am Mittwoch erzählt hatte, dass er immer mit Rosie ins Kino durfte – sie 18, er 6 Jahre alt -, was ihn dann zu Oklahoma U.S.A. inspirierte, das er dann ja auch spielte. – Sonst hätte er das ja auch nicht erzählen müssen!). Das war aber eigentlich schon gegen Ende der großen Lobrede der drei auf das Konzert insgesamt und Rays Professionalität als Sänger, Gitarrist und Entertainer, wobei im Hinblick auf letzteres besonders seine gleichermaßen ironischen wie weisen Zwischenreden zu rezitieren versucht und gehörig gewürdigt wurden. Es wird wohl so gewesen sein, dass zwei Gesprächsstränge zu der Frage führten: zum einen der zu den schon erwähnten Zwischenreden und zum anderen der, der noch mal aufarbeitete, dass Rays Band zu Anfang die Kinks-Titel nicht optimal hingekriegt hat; na ja vielleicht ist das auch zu hart gesagt, - man hat halt noch den ungeheuren Schub der Kinks-Rhythmusgruppe (Robert Henritt und Jim Rodford) im Ohr bzw. in den Knochen, wiewohl man die neue Band nicht genug loben kann, wenn’s um die neuen Titel von Other People’s Lives geht – da waren sich Nolek, Pilsemuth und Labrahorst mit den anderen Zuschauern in der Musikhalle einig gewesen, die auch alle schon zum Teil weit über 50 waren (und zu 90% männlich), den Schub aber auch noch im Ohr bzw. in den Knochen hatten. Nolek hatte vorsichtshalber nochmals klargestellt, dass es sich auf keinen Fall um ein Oldie-Konzert à la Tremoloes feat. Suzie Quattro live auf dem Schützenfest in Böckelmömme gehandelt habe, auch wenn der Applaus nach den Kinks-Titeln doch noch etwas heftiger war als nach den neuen Titeln und auch wenn es ein schönes Erlebnis war, mit all den anderen zusammen Sunny Afternoon zu singen und dabei von Ray auf der Gitarre begleitet zu werden. Anyway: Entweder hatten sie sich dann an die andere Spielweise der ausgewählten Kinks-Pretiosen gewöhnt, vielleicht hatte auch Gitarrist Mark Johns inzwischen (besonders bei den ausgestöpselten Arrangements und mit der wunderbaren Arbeit in Set Me Free) überzeugt, jedenfalls bretterte und stotterte er All Day And All OF The Night so Dave-Davies-mäßig , dass es Pilsemuth fast Tränen in die Augen trieb. Das lag aber auch daran, dass Ray vorher von Dave gesprochen hatte und angekündigt hatte, dass man sich bemühen wollte, dessen bellende Gitarre quasi tribute-mäßig zu featuren. Da mussten dann alle daran denken, was sie wussten über die Geschichte von Ray und dem kleinen Arschloch, dass Ray ihn lächerlich gemacht hat, weil er auf der Gitarre stottere, - und an den little green amplifier! Labrahorst verwies – mit Hinweis auf aus diesem Anlass wiedergehörte Dave-Davies-Alben – auf dessen auch in Metal-Kreisen unbestrittene Fähigkeiten, und es war wohl Nolek, der den interessanten Versuch eines Perspektivenwechsels anregte: doch mal zu überlegen, dass es wahrscheinlich auch nicht leicht gewesen sei für Dave. Na ja, und da stand dann plötzlich die Frage im Raum, die Nolek jetzt wieder aufgreift: Wenn Dave irgendwann einfach hingeschmissen hätte, in welcher Band hätte er dann spielen können?
Nolek, Pilsemuth und Labrahorst hatten alle Einfälle eigentlich sofort wieder verworfen (Humble Pie, Van Halen, Mott The Hoople); es gab keine gute Lösung. Wahrscheinlich ist es wie bei dieser Deutschlehrer-Geschichte, die sich auch immer auf dem allerbesten Wege in den Arsch befindet, wenn Schüler Werther vom Selbstmord oder Faber vom Inzest abhalten sollen. Literarischen Figuren ist nicht zu helfen. Rockstars wahrscheinlich auch nicht ...
Aber darauf kommen Nolek, Pilsemuth und Labrahorst im Augenblick nicht. Und so schweigt jetzt selbst Labrahorst.
Aber so ist es ja häufig: man kommt nicht auf trostreiche Gedanken, wenn man sie braucht, und anderntags überzuckern sie einen förmlich, aber dann braucht man eigentlich keinen Trost. Die Mayonnaise kommt noch.

Vielleicht hat ja hier einer die Idee, in welcher Band Dave hätte spielen können.

Foto und Setlist von http://raydavies.blog.de/2006/04/26/hamburg~758709
I'm Not Like Everybody Else/ Where Have Alll The Good Times Gone/ After The Fall/ All She Wrote/ 20th Century Man/ Oklahoma USA/ Village Green/ Sunny Afternoon/ Dead End Street/ Next Door Neighbour/ Creatures Of Little Faith/ Over My Head/ The Tourist/ Till The End Of The Day/ Pause/ This Is Where I Belong/ Autumn Almanac/ Other People's Lives/ Stand Up Comic/ Things Are Gonna Change (The Morning After)/ Days/ The Getaway/ Tired Of Waiting/ Set Me Free/ All Day And All Of The Night/ Zugabe: Lola

Showdown

Dass der Name Dirty Pretty Things etwas arg aufdringlich an die Pretty Things erinnert, hat Barat offenbar schon häufiger gehört: "Ich glaube, die haben sich letztes Jahr wieder zusammengefunden, nachdem sie sich eine Weile verpisst hatten. Sieht also aus, als würde es einen Showdown geben." ...
Rolling Stone Mai 06

Blonde Blauäugige haben es im Leben einfacher

London (dpa) - Blonde Blauäugige mit vollen Lippen und kindhaften Gesichtszügen haben es im Leben einfacher als ihre Mitmenschen. das berichtete die britische Zeitung «Daily Telegraph» am unter Berufung auf jüngste Forschungsergebnisse.

Wissenschaftler erstellten auf der Basis einer Umfrage unter mehr als 1000 Erwachsenen im Vereinigten Königreich den Idealtyp des glaubwürdigen Menschen. Dieser habe in Bewerbungsgesprächen oder vor Gericht auf Grund seines Aussehens bessere Chancen.

Wichtig für die Glaubwürdigkeit sei außerdem ständiges Lächeln; Personen, die Augenkontakt vermeiden und schwitzen, würden hingegen als unzuverlassig eingestuft, hieß es weiter. Insgesamt hielten die Befragten den Angaben zufolge Frauen für vertrauenswürdiger als Männer. Wichtig für das Auftreten generell seien geputzte Schuhe, gewaschene Haare und bei Frauen noch Make-up. Volle Lippen würden immer positiv verbucht, während Schmallippige und Menschen mit kleinen Mündern als unglaubwürdig und hinterhältig eingeschätzt würden.


http://www.gmx.net/de/themen/lifestyle/liebe/sex/2878.html

Dass ausgerechnet der Jude Law dem Bild des glaubwürdigen Menschen entspricht, wie die Forscher meinen, wird dem schmallippigen Schäuble gar nicht gefallen.

Siehe auch:
Die Integrationsunfähigkeit der deutschen Minister

2

schöne Fundstücke im Spreeblick:

Math teacher arrested
Associated Press


At New York's Kennedy airport today, an individual later discovered to be a public school teacher was arrested trying to board a flight while in possession of a ruler, a protractor, a setsquare, a slide rule, and a calculator.

At a morning press conference, US Attorney General Alberto Gonzales said he believes the man is a member of the notorious al-gebra movement. He is being charged by the FBI with carrying weapons of math's instruction.

“Al-gebra is a fearsome cult,” Gonzales said. “They desire average solutions by means and extremes, and sometimes go off on tangents in a search of absolute value. They use secret code names like 'x' and 'y' and refer to themselves as 'unknowns', but we have determined they belong to a common denominator of the axis of medieval with coordinates in every country. As the Greek philanderer Isosceles used to say, 'there are 3 sides to every triangle'.”

When asked to comment on the arrest, President Bush said, “If God had wanted us to have better weapons of math's instruction, He would have given us more fingers and toes.”



Lernen mit Iron Maiden

Ein junger Mann, der im Geschichtsunterricht der 10. Klasse mit einer seiner Ansicht nach zu schlechten Note bewertet wurde, schlägt zurück.

Everything I need to know I’ve learned from Iron Maiden ist ein offener Brief von Ricky Travis an seinen Lehrer Principal Stevens und macht klar: Maiden beats PISA!

Übersetzter Auszug:

Der erste Song von „Number Of The Beast“ schildert das Grauen eines Wikinger-Überfalls auf die britischen Inseln. Die Wikinger waren skandinavische Krieger, die vom neunten bis zum elften Jahrhundert die europäischen Küsten terrorisierten. Keiner weiß so Recht, warum die Wikinger so angepisst waren, aber die meisten Historiker glauben, dass es daran lag, dass sie Röcke tragen mussten und nach einem beschissenen Football-Team aus Minnesota benannt wurden.

Beiträge zur Politischen Bildung

1.
... Nur 44% Wahlbeteiligung – das sei eine echte Bedrohung für die Demokratie in der Bundesrepublik meinten Politiker kurz nach Bekanntgabe der Daten. Selbst jetzt wundert man sich über das geringe Interesse der Wahlberechtigten an der Landtagswahl. Dass Sachsen-Anhalt überhaupt erst auf diesen Prozentsatz gekommen ist, verdankt es einzig und allein den über 45-Jährigen, die in der DDR gelernt haben, dass man wählt und wen man wählt. Bei den Jüngeren liegen die Dinge noch viel dramatischer. Schaut man nämlich genauer hin, dann sieht man, dass bei der aktuellen Landtagswahl die Altersgruppe der 60-69-Jährigen etwa dreimal so häufig zur Wahl gegangen sind wie die 18-24-Jährigen – obwohl es selbst im Osten heute noch nicht dreimal so viele Alte wie Junge gibt. Deren Wahlbeteiligung dürfte also deutlich unterhalb der 44%-Marke gelegen haben, schätzungsweise unter 20%. ...

Die niedrige Wahlbeteiligung, die Gefährdung der Demokratie und die Mentalität der jugendlichen Nichtwähler - bei telepolis


2.
Industrielle Gesellschaften produzieren nicht nur Waren und ihre Umschlagplätze, nicht nur Architekturen und Straßen, Wissenschaften und Technologien, sie bringen auch ein psychisches Gesamtprodukt hervor. Ich meine damit den Output an Verhaltensweisen, Denkweisen, Gefühlslagen, Lebensformen, die in den Regeln des Zusammenlebens irgendwie "geordnet" sind, für die es aber keinen Begriff gibt, der dem "Bruttosozialprodukt" für den Output einer nationalen Ökonomie entspräche. Zu dieser begrifflich unerfassten Produktion eines Landes gehört auch die Erzeugung gesellschaftlicher Gewalt. Dass bestimmte Wohnformen unter dem Begriff "Gewalt gegen die Körper der Bewohner" beschrieben werden müssten, haben verschiedene Schriftsteller bemerkt. Dass Arbeitsverhältnisse primär eine Zerstörung der Körper der Arbeitenden sein können, ist aus dem Frühkapitalismus, aus kolonialen und Sklavenarbeiten, aus Kinderarbeitsformen und anderen Ausbeutungsverhältnissen bekannt. Dass die Formen des Zusammenlebens, Ehen und andere, Gewalt produzieren können, wissen nicht nur die geschädigten Kinder. ...

Klaus Theweleit: Sieg und Frieden - im Freitag

3.
Wie das Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Inhalte der Sendungen beeinflusst. Der Finanzdienstleister MLP sponsert Harald Schmidt, Harald Schmidt lobt Lobbyisten der Finanzdienstleister.
Als ich zum ersten Mal gesehen habe, dass der „Frinanzdienstleister für anspruchsvolle Kunden“ die ARD-Sendung von Harald Schmidt sponsert, habe ich gedacht, nun hat MLP neben Raffelshüschen und Rürup eben auch noch Harald Schmidt als Werbeträger gewonnen.
Keine Sorge, sagten die Rundfunkmächtigen auf Anfrage, die Sponsoren haben keinen Einfluss auf den Inhalt der Sendungen. Am 29. März wurde ich eines „Schlechteren“ belehrt. Harald Schmidt lobte in hohen Tönen Meinhard Miegel und empfahl seine Bücher. Natürlich kein Wort darüber, dass Miegel seit vielen Jahren einer der Hauptprotagonisten für die Privatvorsorge ist. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

Albrecht Müller

Die Schönheit des Senfkleckses

24-03-06_2115

Als Herrn P. gestern Abend eine Frikadelle mit Bratkartoffeln serviert wurde, waren alle am Tisch (Herr G., Herr H. und ich) einen Augenblick lang berührt von der Schönheit, vom Erhabenen dieses Senfkleckses.
Das Wesen des Schönen: dass es den Schaffensprozess, die Zuwendung des Subjekts zum Objekt, mit vermittelt und dass es ist, was es nicht ist (hier: Senf in banalem Plastekissen).

Deutschland - das Quiz II

1. Wie hoch ist in Deutschland die relative Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für ein Akademikerkind im Vergleich zu einem Facharbeiterkind (bzw. einem Kind aus dem "tradiditonslosen Arbeitermilieu" - wer immer sich diese Kategorie ausgedacht haben mag)?

Antwort: Die relative Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs ist für ein Akademikerkind in Deutschland 6,9 (18!) mal so hoch wie jene eines Facharbeiterkindes. Und, wohl gemerkt: Selbst bei gleicher individueller Lese- und Mathematikkompetenz beträgt dieses Verhältnis noch 4 (6) zu 1.
Zur Vorbereitung auf diese Frage: ein kritischer Überblick zu PISA bei studis-online.

2. Wer oder was geht in Deutschland als Rentenexperte durch?

Antwort: Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg, ist nicht nur bekannt als wissenschaftliches Sprachrohr für die Privatisierung der Sozialversicherungen und gefragter Interviewpartner in Talkshows, sondern auch sogenannter Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Außerdem ist er wissenschaftlicher Berater des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und der Victoria Versicherung AG. Raffelhüschen ist auch im Aufsichtsrat der ERGO Versicherungsgruppe, zu deren Gesellschaften Victoria, Hamburg-Mannheimer, DKV Deutsche Krankenversicherung, D.A.S. und die KarstadtQuelle Versicherungen gehören. Zudem hält er unentwegt Vorträge, etwa für den Finanzdienstleister MLP. Raffelhüschen verbindet mit Professorin Beatrice Weder di Mauro, Mitglied des Sachverständigenrats und dort ausgewiesene Anhängerin der Reform der Sozialsysteme, dass beide im Aufsichtsrat der ERGO-Versicherungsgruppe sitzen. Das ist die »Freiheit der Wissenschaft«, die wir meinen. Professor Raffelhüschen teilt auch mit Professor Bert Rürup so manches Arbeitsfeld. Auf jeden Fall sind beide für Privatversicherer tätig, wie die Homepage des Finanzdienstleisters MLP zeigt (siehe Abbildung 20, S. 266). Beide haben sich auch sofort anerkennend zu Wort gemeldet, als Franz Müntefering durchsetzte, jetzt schon die Anhebung des Renteneintritts-alters auf 67 Jahre anzukündigen.

Zur Vorbereitung auf diese Frage: ein Auszug aus Albrecht Müllers neuem Buch "Machtwahn".
Oder ein Auszug aus Monitor vom 16.03.:

Prof. Bernd Raffelhüschen, Ökonom, Universität Freiburg:
"Man muss sich ganz klar machen, dass es andererseits natürlich schlicht eine Falschmeldung ist, wenn man die Bedingungen für die Aussagen, nämlich dass es nur dann Nullrunden gibt, wenn die Bruttolöhne nicht, sagen wir mal, signifikant steigen würden. Dass diese Bedingung nicht da gewesen ist in der Schlagzeile ist klar, und insofern war es natürlich keine wirkliche Meldung und richtige Meldung. Dennoch muss man eines sagen, die Kampagne hat natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit für private Altersvorsorge geweckt und ... oder betriebliche Altersvorsorge geweckt und genau das ist das, was wir brauchen."

Wir, die Bürger des Landes? Oder die Versicherungsbranche, für die er im Nebenjob tätig ist? Als Aufsichtsratmitglied, Berater und Referent.

Reporter:
"Die Frage war doch, ob es problematisch ist, dass Sie dann gleichzeitig für die Versicherungswirtschaft tätig sind?"

Prof. Bernd Raffelhüschen, Ökonom, Universität Freiburg:
"Ich bin nicht für die Versicherungswirtschaft tätig, ich bin staatlicher Professor."

Reporter:
"Aber Sie sind gleichzeitig im Aufsichtsrat und ..."

Prof. Bernd Raffelhüschen, Ökonom, Universität Freiburg:
"Jetzt muss ich ... nein. Also jetzt wollen wir ... wollen wir ... Sie wollen eine Frage stellen zur Rente und darum geht es doch letztlich, oder?"

Reporter:
"Die haben wir ja alle abgehakt. Jetzt würde ich ganz gern zu der Problematik ... der müssen Sie sich ja auch stellen."

Prof. äBernd Raffelhüschen, Ökonom, Universität Freiburg:
"Nein, der Problematik stelle ich mich doch nicht, das will ich jetzt nicht!"

Deutschland - das Quiz

Hartz4all dokumentiert eine Auswahl der in neun Kapitel gegliederten 100 Fragen des hessischen ”Leitfaden Wissen & Werte in Deutschland und Europa“ inklusive optimaler Antworten [dank Herrn zaf, der sich todesmutig auf hessische Seiten gewagt hat, nun mit vielen weiteren tollen Fragen]:

1. Nennen Sie drei deutsche Mittelgebirge.
“Erzgebirge, Schwarzwald, Hindukusch.”
...

...

Mein Zähler ist weg. Und er war doch schon bei 4500! Mit einem neuen von vorn anfangen will ich nicht.

Jetzt läuft gerade Harald Schmidt. Mag ich auch nicht mehr sehen. Seit er im großen Studio ist (und seit Ausbruch der Großen Koalition) und wieder Gäste hat, ist er schlechter als bei Sat1. Harmlose Dieter-Nuhr-Comedy.

Alles andere, das ich in den letzten Tagen hier unterbringen wollte, habe ich weggeschmissen. Lohnt nicht (z.B. die Meldung meiner Lieblings-HAZ (mit Foto!!), dass zur WM eine Veranstaltung mit hannoverschen Musikern wie der Leopardenfellunterhosenband und Heinz-Rudolf droht: "Hannovers Musiker geben Gratis-Konzert" --- letzter Satz: "Umsonst waren die Musiker nicht zu haben, aber die Stadt kann das Ereignis nach ihren Angaben über Sponsoren gegenfinanzieren." ... Jetzt habe ich es doch nochmal rausgesucht ...
Oder neulich der schöne Hinweis auf Seite1 : Fabelhaft: Hannovers City-Händler verdienen am offenen Sonntag / S. 10 ...)


Die Atmosphäre dieses Hauses hat mich krank gemacht, und ich mußte an mir selbst starken Tremor, Ausfälle des Kurzzeitgedächtnisses, Blut im Urin, Absencen und Kopfschmerzen diagnostizieren, und gewisse Wortblindheiten auf der Suche nach dem mot juste. Lassen sie uns weiter kapitulieren.
Kieseritzky - Kleiner Reiseführer ins Nichts

Hilfe gibt es noch:
2 wunderbare Wiederentdeckungen:

Pete Brown & Piblokto - Thousands On A Raft (1970)
... this album was remembered as much for its cover as anything else -- a picture of a model Titanic and a model Concorde sinking in a puddle, as rafts of toast ferry thousands of baked beans to the shore. Musically it was some good jazz-rock, with the emphasis not always on Brown's vocals and elliptical lyrics, as Jim Mullen's "Highland Song" offered an inventive, lengthy instrumental as the disc's centerpiece. The title cut has a Pink Floyd edge, surprising given Brown's predilection for jazz and blues, but it works well in the context. Guitarist Mullen is co-writer throughout, while the rhythm section of Rob Tait and Steve Glover swing rather than plod. "Station Song Platform Two" employs Mellotron to full prog rock effect, while "Got a Letter from a Computer" seems eerily ahead of its time for the early '70s. This was the last gasp of this incarnation of Piblokto!, but there's no doubt they went out on a high note. allmusic

Aynsley Dunbar Retaliation - Dr Dunbar's Prescription (1969)
Rock journeyman Aynsley Dunbar has proven himself one of the finest drummers in the business for over twenty years, whether as a member of several bands or as a session musician.
Dunbar began his career on the British blues-rock scene, playing with Champion Jack Dupree and Eddie Boyd before becoming the drummer for John Mayall's Bluesbreakers in 1967; he was influenced by jazz and the Who's Keith Moon as well. During this time, Dunbar also played on ... Read More
...

Siehe auch die amazon-cover unten links (mit den verhunzten Namen).

Ray Davies:: Other People's Lives (Album Review)

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This is a brilliant album—a collection of smart, funny, catchy, soulful, touching songs that come from a pen you might have forgotten over the years. But how many rockers can make a chorus of the phrase, “Is there life after breakfast? Yes there is!”?

One: Ray Davies.

Pop songwriting can be so many things—and it usually isn’t. A great pop song is a condensed gem that can swing from love to tragedy in eight bars—or from the horrible to the hilarious, from the hopeful to the wistful. Terrific pop songwriting simultanesouly entertains and reveals, and it does it in the name of increasing your pulse and swishing your hips back and forth. When it’s done right, it’s genius. But how often is that?

Mr. Ray Davies has done it more than almost any other man in rock, and Other People’s Lives is as a good a collection as you’re going to hear in 2006. “You Really Got Me” and “Lola” made Mr. Davies’ band, The Kinks, the rawest and weirdest of the British Invasion bands. When they were a mop-topped garage band, The Kinks were the scrappiest. When they adopted British folkisms, The Kinks did it without preciousness. When Mr. Davies wrote linked song cycles, they were the smartest. And when the 1970s and punk dared him to mature, he found ways confound critics with a minor masterpiece (Sleepwalker, the band’s 1977 Arista debut) and a deeply ironic hit song ("A Rock ‘n’ Roll Fantasy” from 1978’s Misfits).

So how can it be that one of the greatest rock songwriters is only now releasing an album of spanking new material?

Well, you could get analytic about it, but Other People’s Lives will quickly end your discussion. Now long-released from commercial expectations or the directive to write for a narrow “Kinks” identity, Mr. Davies is producing crazy, crafted, witty music—the kind of stuff that reminds us that the best rock writers have always just been good songwriters, regardless of style. Like Elvis Costello, Mr. Davies wears his rock persona easily into middle age, while not being afraid to incorporate the odd saxophone or bossa nova coloring. These are great pop songs put across in fantastic performances.

“Things Are Gonna Change” snaps the album open with organ-and-guitar rock built on heaping doses of melody: a great riff, a bitten-off verse, a rising chorus, and a strong bridge. Mr. Davies sings about “the barrier we cross” as “we crawl outside ourselves”—an optimistic song about the “morning after” something that might be 9/11 but is just as likely a smaller problem—yours or mine. The second song starts to bring the album title to life—the first in a series of character-driven songs: “I just had a really bad fall, and this time it was harder to get up than before.’ Mr. Davies cranks his voice into a nasal overdrive, but still harbors optimism—seeing the moment “after the mist clears” even though the narrator is a “sinner waiting at the travelers’ rest seeking refuge from the storm” who is “falling upwards into the great, wide blue”. The song explodes outward with exuberance on a great Fender power chord.

The quaint side of Ray is in evidence too, though. “Next Door Neighbor” is a classic Village Green Preservation Society-esque story that floats on a bed of horns and a jaunty beat. And the humorous Ray is everywhere: “Is There Life After Breakfast?” doles out feel-good advice with tongue in cheek, and “Stand Up Comic” starts with a culture-mocking monologue suggesting that “Shakespeare is the schmooze of the week and anyone who says different is a fuckin’ antique” and “now the clown does a fart and we all fart back . . . and that’s that.” But as much as anything, we get the best Ray of all—the songwriter who can manage to be sweeping and grand without ever seeming to reach too far toward anthem or bullshit. “Creatures of Little Faith” moves inevitably toward its irresistible chorus, but it does so through lyrics detailing a domestic dispute. “All She Wrote” starts with a break-up letter sung over folk-guitar simplicity, then it explodes into a funky rock that dismisses the “few cute lines to get my goat”. “Over My Head” rises up on heartbreak again, the narrator reaching for optimism by letting negativity fly over his head, powered by a wah-guitar groove punched up by grand piano thump. If you heard this stuff coming from a car window in June, you’d want to push the accelerator down, but you’d listen to the lyrics too.

Some critics will surely want to accuse Mr. Davies of reaching too far beyond his style or audience. “Other People’s Lives” has a Latin rock feel, a female background croon, and references to internet-spread scandals. “The Getawa (Lonesome Train)” is, essentially, an alt-country song with a Neil Young twang. But these tracks aren’t betrayals of some patented “Kinks Sound” as much as further demonstration that Mr. Davies has always been more a songwriter than a “rock songwriter”. Whatever window dressing he may find for each song’s proper style, Ray’s British growl and snarly pout tells each story with humor, affection, and conviction.

This is a great collection of songs from an artist who has not tested our affection with meandering solo material or endless mercenary reunion tours. He’s the real thing: a rocker who’s an artist. And with Other People’s Lives, well, he’s really got you.


via href="http://www.kingblind.com/2006_03_01_michiganblind_archive.html#114123454591582448">Kingblind
Besser kann man das nicht sagen ...

Ray Davies Interview BBC4
via http://raydavies.blog.de/ der auch noch dieses weiß:

In den heute veröffentlichten Media Control Charts ist Ray Davies' Album "Other People's Lives" auf Platz 48 eingestiegen.... In England musste Davies 6079 CDs verkaufen, damit er auf Platz 36 kam. In Deutschland dürften es somit einige Exemplare weniger sein... Einen interessanten Artikel über die aktuellen Charts der USA gibt es auf der Website von MTV USA. Demnach ist "Other People's Lives" auf Platz 121 in die US-Charts eingestiegen und es sind 9000 Exemplare davon verkauft worden.

Symbolpolitik (III): Medialer Merkelianismus

In der ZEIT vom 16.02.2006 fragt Robert Menasse unter dem Titel
Die Frau, die den Staat abschafft:

Warum bloß wird Angela Merkel von allen bewundert? Sie ersetzt doch nur politisches Handeln durch Stil und vollendet damit die Kapitulation der Demokratie vor den Interessen der Wirtschaft Von

Noch sind keine hundert Tage seit der Vereidigung Angela Merkels vergangen, die traditionelle »Schonfrist« ist noch nicht vorbei, und schon wird die Kanzlerin nicht mehr geschont. Sondern – bewundert.

Was hat sich geändert? Nichts. Nur die Stimmung....


Abgesehen davon, dass Merkel vermutlich nicht von allen bewundert wird (dies zu vermelden vielmehr Teil der medialen Inszenierung selbst und nicht deren Effekt ist), schafft sie vermutlich auch nicht den Staat ab. Menasse meint das aber auch anders:

Was macht sie? Sie erfüllt nicht die Erwartungen an ihre Person, sondern die neuen Erwartungen an das Amt. Sie macht als Kanzlerin in der allgemeinen Beurteilung nichts falsch, sie macht es nur anders, als man es von ihr erwartet hatte. Das wird als »neuer Stil«, als »Pragmatismus« empfunden. Nun ist objektiv nur eines neu: dass eine Frau in dieses Amt einzog. Aber gerade der so genannte Pragmatismus ist nicht neu. Als Pragmatiker galten schon alle ihre Vorgänger. Gerade Gerhard Schröder lebte politisch die längste Zeit davon, dass er mehr als Pragmatiker denn als Sozialdemokrat gesehen wurde. Wenn nun also Merkels Pragmatismus als neue Qualität empfunden wird, dann heißt das, dass sie politisch Schröder zum Quadrat ist, was zusammen mit dem Nimbus des wirklich Neuen, nämlich die erste Frau in diesem Amt in Deutschland zu sein, die Quadratur des Kreises ergibt: die Zerstörung des Sozialstaats, die die Mehrheit nicht wollen kann, zu vollziehen und dies durch »Stil« zugleich zu verdecken, zumindest für die Mehrheit als annehmbar erscheinen zu lassen. Exemplarisch für ihren Stil sei, dass sie besser zuhören könne als ihr Vorgänger, heißt es. Das allein ist eine Qualität? Geht es nicht wesentlich darum, wem man zuhört?

Letztlich ist es genau die job description, die zuvor in den deutschen Medien von den Leitartiklern formuliert wurde. Unisono wurde ihr, mit dem Gestus »Angela, höre gut zu!«, dies auf den Weg mitgegeben: Die Kanzlerin werde daran gemessen werden, wie sehr es ihr gelinge, eine Politik, die für die meisten schmerzhaft sein müsse, auf den Weg zu bringen und dennoch die Zustimmung der Mehrheit dafür organisieren. Das also war Merkel abverlangt: Kompromisslos auf einem schon einmal gescheiterten Weg weiterzugehen, dies aber als kompromissbereites Schreiten auf einem neuen Weg erscheinen zu lassen. Durchzusetzen, was dem »Staat« nütze, in Verballhornung jeder Staatsidee aber den Staatsbürgern wehtun zu müssen – aber so, dass die Bürger dazu »Au ja!!« sagen.
...
Dies, und die Beispiele dafür kann man beliebig vermehren, war die historisch neue Anforderung an das Amt, das Angela Merkel antrat: nicht das Gemeinwohl zu fördern, sondern das Gemeinunwohl zu befrieden. Zumindest zu verblüffen und dadurch definitiv durchzusetzen, dass die Staatsbürger die Entstaatlichung des Staates und das Aufgeben seiner Aufgaben so freudig konsumieren wie eine neue Zahnpasta auf dem Markt (»NEU! MIT VERBESSERTER FORMEL!«), statt sich zu fragen, wieso sie sich in einem der reichsten Länder der Welt nicht mehr den Zahnarzt leisten können.


Einen genaueren Blick darauf, wie das denn durchzusetzen versucht wird, wirft Georg Seeßlen im Freitag dieser Woche. Hier wird deutlich, dass es ja nicht die Person Merkel ist und dass es beileibe nicht um die Abschaffung des Staates, vielmehr um den Umbau des gesamten Überbaus geht. Seeßlen entwickelt das aus der Auseinandersetzung mit dem neuesten deutschen Katastrohenfilm:

Das plötzlich so geballte Auftreten der Katastrophenphantasie in der deutschen Pop-Kultur mag als Symptom erscheinen, als Versuch mit dem Leben, wie es ist, fertig zu werden. Man kann sie aber auch, schlechter gelaunt, als Signal verstehen, also als irgend berechnete und gelenkte Aufforderung. Filme wie Die Luftbrücke, Die Sturmflut, Dresden, nebst den Vorläufern wie Das Wunder von Bern oder Margarete Steiff werden dereinst in den Seminaren kommender Kulturhistoriker als propagandistische Begleitmusik zu einem tiefgreifenden Wandel in den Verhältnissen von Subjekt, Gesellschaft und Staat analysiert werden können.

ClipBoard-1Denn in Die Sturmflut kann man allen Aspekten der Katastrophenphantasie bei der Arbeit zusehen, jeder Satz und jede Kamera-Einstellung scheint von nichts als von der Absicht zu berichten, dem deutschen Volk aus der Katastrophe ein Wohlgefallen zu bereiten: von der dunklen Schönheit einer apokalyptischen Wasserwelt, über die Bewährung der einzelnen Menschen inmitten der Gefahr wie des entschlossenen Mannes an der Spitze bis zur Gnade von Erkenntnis und Liebe in schwerer Stunde. Die historische Katastrophe wird zum Sinn-Bild für die Gegenwart. Die große Koalition kann sich keine bessere Propaganda wünschen als diese Geschichten, die davon handeln, dass sich die kleinen Leute und die große Politik im Opfer vereinen müssen, um die Flut zu überstehen. Die Sturmflut nach dem Deichbruch. Oder die Flut von Arbeitslosigkeit und Sozialabbau.

Merkelianismus besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann. (Katastrophenfilme sollen uns unter anderem auch das "Jammern" austreiben.)


Das ist wohl doch die präzisere Analyse. Lesen!

Jede Ästhetik hat eben ihre eigene Moral (II)

Meine LieblingsHAZ widmet heute dem Niedersachsenlied eine ganze Seite: Der Refrain ist ohne Zweifel ein Ohrwurm. Er kann, zumindest zu vorgerückter Stunde, zum Schunkeln verleiten. Oder zum Marschieren. Oder zum Unter-die-Arme-fassen und Richtig-fröhlich-Sein. „Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen.“ So skandierte etwa eine Gruppe von Unternehmern, die Ministerpräsident Christian Wulff vergangenes Jahr auf einer Japan-Reise begleitete...
Da wird der Japaner aber gestaunt haben, wie sich die niedersächsischen Unternehmer unter die Arme gefasst haben. Offen ist noch, wohin man diesem Herrn gefasst hat:
„Ich habe das Niedersachsenlied das erste Mal von Wilfried Hasselmann gehört“, erinnert sich David McAllister, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Der von schottischen Vorfahren abstammende Mann aus dem Landkreis Cuxhaven singt das Lied nach eigenem Bekunden regelmäßig – auf Schützenfesten und Parteiveranstaltungen. Es gehöre zum Land wie das Wappen und andere Symbole, meint McAllister. „Es ist auch Ausdruck unserer Liberalität und Toleranz, dass wir die Niedersachsen ihre Traditionen pflegen lassen.“
Da kann sich der erdverwachsene Niedersachse aber nicht beschweren, wenn die Obrigkeit ihn ihm seine Traditionen pflegen lässt:

Aus der Väter Blut und Wunden wächst der Söhne Heldenmut.
Niedersachsen soll's bekunden: Für Freiheit, Gut und Blut!
Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand,
wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland.
Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen,
Heil Herzog Widukind Stamm.


Und E.On sorgt heute schon für das Gas von morgen. (adsense!!)

Und ein niedersächsischer Intellektueller, der auch mal eine Deutsche Dogge hatte (oder war's ne dänische? -deutsche Doggen machen sowas nicht!), Heinz Rudolf K., dient sich mit frischen Versen an, die freilich - eine Wortkotze ohnegleichen - eher sein germanenschratmäßiges Wolgograd geworden sind:

Von der Hunte bis zur Wietze, von Cuxhaven bis Bad Grund
Lebt ein ganz besondres Völkchen, außen spröde, innen bunt.
Von der Ems bis an die Elbe wohnt vom deutschen Ei das Gelbe
Unverwüstlich, sturmerprobt – hier. Und das gehört gelobt.
Wir sind die Niedersachsen, taugen nicht für dumme Faxen.
Heil dir, Wulffs Revier.

Einst, in Bramsches Varusschlacht, wurd’ den Römern Dampf gemacht.
Hermann, der Germanenschrat, sorgte für ihr Stalingrad.
Noch in diesen unsern Tagen lassen wir uns ungern sagen
(gar von andern!), was wir sollen. Denn wir machen, was wir wollen.
So sind die Niedersachsen. Trinkfest am Glas verwachsen.
Heil dir, Wulffs Revier.

Sicherlich, das Wort fällt schnell, sind wir eher provinziell –
Find’ mal einen smarten Reim auf Quakenbrück und Hildesheim.
Doch für mich gilt, streng vertraulich: ich genieße es beschaulich.
Und wenn’s läuft, dann spiel’n die Roten wie ein Sturmangriff der Goten.
So siegen Niedersachsen. Kein Grund zum Billigflachsen.
Heil dir, Wulffs Revier.

Es ist schön hier. Und zum Glück gibt’s ja auch noch Osnabrück,
Heimat nicht von Wulff alleine, sondern irgendwie auch meine.
Treibt’s uns in die Welt hinaus, sieht die ja ganz schnucklig aus,
aber richtig gut gelungen ist doch auch Bad Beverungen.
Wir sind die Niedersachsen. Sechzig Jahre. Fast erwachsen.
Heil dir, Wulffs Revier.


Jau, Heinz, - wie wir Niedersachsen immer seggen:
Wat sallst moken, schitts in't Bett, schitts in't Laken, schitts vörbi, is ok en Swieneri!

A Short Audio-Visual History Of The GDR

Heute bei WFMU's Beware of the Blog: Die Geschichte der DDR in 14 MP3s and 3 videos:

ddrBefore I start with the real post, let me first say that I wish that Dance Dance Revolution and Double Density RAM had never existed.

It is a well-known but yet unexplained fact that all important events in history happen in the fall. Case in point is the German Democratic Republic (GDR), founded in October 1949 (a few days after the People's Republic of China), and dissolved in October 1990, right before its 41st anniversary. It was a short-lived experiment in mixing socialism, funny dialects, and a special German brand of anal retentiveness. Looking at the cultural and artistic output, I can only say that it was very successful. Put down your coffee and enjoy some of the aural and visual marvels of East Germany.

...
"Stalin, Freund, Genosse"
"Die Partei hat immer recht"
an IFA Wartburg song
one commercial for the legendary Trabant car
Intro an Outro
u.v.m.

Sehr empfehlenswert für Freunde der Gesellschaft zur Erhaltung des kulturellen Erbes.


Update:

marsh1Das gibt es auch für die UdSSR - nur schöner und ausführlicher: Mit Hunderten von Liedern, Reden, Plakaten ...
Z. B. Stalins Rede zum Sieg über Deutschland vom 9. Mai 1945 als MP3-Download.
Oder die TOP 20: These soviet songs are the most popular within the working people ...







This site only serves as a reminder of a past epoch, of a country, which independently and heroically attempted to build a "bright future".

And now for something completely different

jage

... für die Jungs, die sich damals beim Autoquartett-
Spielen auch immer geärgert haben, wenn sie den Jag E wegen der fünf Türen des R 4 abgeben mussten ....





Indem das Wünschen auf Waren bezogen wird, wird der Ausdruck des Wünschens als imaginäre Wunscherfüllung in die Ästhetik dieser Waren gezogen.

Aber jetzt mal ehrlich: Ist das nicht bei den Jaguars der 50er und 60er Jahre besser gelungen als bei den aufgemotzten Ford-Mondeos, als die die Jaguars heute rumlaufen. Will sagen: bei Autos funktioniert das mit der imaginären Wunscherfüllung in der Ästhetik der Waren schon nicht mehr. Das hat aber auch etwas zu tun mit der Illusion des Tastsächlich-Haben-Könnens (Wo kommen eigentlich die vielen alten 5er BMWs her? Sind die gefälscht?).
Ich vermute, das funktioniert heute nur noch bei den SUVs. Und da fällt mir immer ein schöner Satz von Martin Walser ein (als der noch recht bei Trost war). Sinngemäß:
Wenn man jemanden aus der Oper kommen sieht, müsste dem das ebenso peinlich sein, wie beim Verlassen eines Bordells gesehen zu werden. Schon klar, heute ist das wahrscheinlich schwer zu unterscheiden, aber das Bild finde sich passend: SUV-Fahrer sehen für mich immer so aus, als kämen sie gerade aus dem Marakesch

Il y a des juges II

L e i t s ä t z e

zum Urteil des Ersten Senats vom 15. Februar 2006

- 1 BvR 357/05 -

1. Der Bund hat unmittelbar aus Art. 35 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 Satz 1 GG das Recht zur Gesetzgebung für Regelungen, die das Nähere über den Einsatz der Streitkräfte bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen nach diesen Vorschriften und über das Zusammenwirken mit den beteiligten Ländern bestimmen. Der Begriff des besonders schweren Unglücksfalls umfasst auch Vorgänge, die den Eintritt einer Katastrophe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erwarten lassen.
2. Art. 35 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 Satz 1 GG erlaubt es dem Bund nicht, die Streitkräfte bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen mit spezifisch militärischen Waffen einzusetzen.
3. Die Ermächtigung der Streitkräfte, gemäß § 14 Abs. 3 des Luftsicherheitsgesetzes durch unmittelbare Einwirkung mit Waffengewalt ein Luftfahrzeug abzuschießen, das gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden soll, ist mit dem Recht auf Leben nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG in Verbindung mit der Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG nicht vereinbar, soweit davon tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs betroffen werden.
...
Gründe:

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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