Schämen sollten sich die Menschen, die sich
gedankenlos der Wunder der Wissenschaft
und Technik bedienen und nicht mehr
davon geistig erfasst haben als
die Kuh von der Botanik der
Pflanzen, die sie mit
Wohlbehagen frisst.
Albert Einstein
Als Symbiose aus einer Biologin und einem Fotografen sehen wir unsere Aufgabe darin, wissenschaftliche Vorgänge präzise, verständlich sowie ästhetisch darzustellen. = eye of science
WORLDMAPPER
realizes that the world doesn't need more maps that merely tell us
where to go. We've got GPS. Plus, we all know most boundaries found on
maps are nothing more than post-imperialism carving. Just ask Africa.
Just ask Southeast Asia. Just ask Central and South America.
WORLDMAPPER
has re-sized the world map, relative to the subject of interest.
Boundaries don't define who you are. What you do within those
boundaries defines who you are. How you spend your capital within those
boundaries defines who you are. Wanna talk prisoners? America easily
takes the cake. Wanna talk military spending? America keeps growing and growing. Do YOU feel safer now? Public
education spending? Once again, USA is number one. How are YOUR kids
sizing up, relative to the children of China and India? How
about a RETURN on our public education spending? Not so much. Unless
you talk to the parents of China and India. They seem to be making a
RETURN on their investment. Again, we may be the NUMBER ONE spender in public health dollars. Unfortunately, that doesn't mean you'll get a bed in the emergency room when you REALLY NEED ONE.
Eff it. At least we have our alcohol and cigarettes. Reality is best served chilled, not stirred.
.. als Anregung, das mit Worldmapper mal für uns zu machen...
PS: 1 Link oben führt auch zu einer Auseinandersetzung mit der Schweinewerbung von Dolce & Gangbangana - oder auch hier nachlesen!
Antonovsky... hat die Grundlagen seiner Theorie schon in den siebziger Jahren veröffentlicht. Schon in seinem ersten Buch Health, stress and coping (Gesundheit, Stress und Bewältigung, 1979) hat er bündig festgestellt: "Menschen mit einem Mangel an Widerstandsressourcen erkranken". In einer präziseren Ausarbeitung seines Konzeptes (How people manage stress an stay well, 1981, deutsch unter dem Titel Salutogenese, 1997) hat er dann einen "Sense of Coherence" (= SOC) als entscheidende derartige Widerstandsressource beschrieben. In Antonovskys eigenen Worten, einem Vortrag von 1993 entnommen, geht es dabei "um eine globale Orientierung, in der sich das Maß an intensivem, konstantem und zugleich dynamischem Vertrauen darauf widerspiegelt, dass erstens die Anforderungen unserer inneren und äußeren Umwelt strukturiert, erklärbar und vorhersagbar sind, und dass zweitens all die Mittel verfügbar sind, die wir brauchen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Und drittens darauf, dass diese Anforderungen für uns Herausforderungen sind, die unseren Einsatz und unser Engagement verdienen".
Schematisch zusammengefasst, besteht das "Kohärenzgefühl" (diese Übersetzung hat sich im Deutschen eingebürgert) aus einer - unbewussten und schon früh gelernten - Lebensstrategie mit drei Dimensionen: dem Vertrauen darauf, dass die Ereignisse des Lebens - im Prinzip - vorhersehbar und erklärbar sind, dass die Schwierigkeiten des Lebens - im Prinzip - gemeistert werden können, und dem Gefühl, dass diese Welt es wert ist, sich aktiv in ihr zu engagieren.
Ich fürchte, die allgemeine Zunahme von Nicht-Gesundheit ist darauf zurück zu führen, dass dieses Gefühl abhanden kommt, wenn nicht schon abhanden gekommen ist ...
1974 war der Zeitgeist bis ins Salemer Schloß vorgedrungen. Die Schüler verließen das durch Anspruch und Schulgeld als Eliteanstalt ausgewiesene Internat, um gegen die allzu rigide Schulordnung zu protestieren. Sie zogen vorübergehend zu den Bauern, in deren Scheunen sie ihre Porsches vor den Augen ihrer Erzieher versteckt hatten. Mit diesen Fluchtfahrzeugen entkamen sie hin und wieder dem asketischen Erziehungsarrangement von Salem mit kaltem Duschen, Morgenlauf und Schulappell. Damals verhandelte der frisch gebackene, gerade 34-jährige Schulleiter Bernhard Bueb noch mit Schülern, und man einigte sich im Gespräch auf eine neue Schulordnung.
Bernhard Bueb ist seit einem Jahr pensioniert. Er wurde nun von der in Bildungs- und Erziehungsfragen gleichermaßen engagierten wie kompetenten Redaktion der Bild-Zeitung zum „strengsten Lehrer Deutschlands“ ernannt. Diese Auszeichnung, denn als solche ist diese Zuschreibung gemeint, diese Auszeichnung bekam der Pensionär für sein Buch „Lob der Disziplin“. Darin fasst er seine Erziehungserfahrungen mit der angehenden Elite der Nation zusammen. Eine seiner Schlussfolgerungen: Verhandelt wird nicht mehr, damit hat er in 32 Jahren Salem nur schlechte Erfahrungen gemacht.
In englischen Internaten werde jede Aufforderung eines Erziehers reflexhaft mit einem „Yes Sir“ quittiert, so wie wir es auch aus den Filmen über amerikanische Kadettenanstalten kennen. Verlangte er dagegen von seinen Zöglingen, dass sie ihr Zimmer aufräumen oder den Mülleimer leeren, so bekam er immer nur ein „gleich“ oder gar ein „warum?“ zu hören. Damit muss Schluss sein, meint Bueb. Ja, das ewige Gerede um irgendwelche Kleinigkeiten, das kennen auch wir ganz normalen Eltern, und so fühlen sich auch die Bild-Leser, die seine Erziehungsratschläge als Serie verfolgen konnten, bei diesem Elite-Erzieher gut aufgehoben. Klare Ansagen brauchen die jungen Menschern, und auf die Nachfrage nach dem Warum schadet auch nicht eine so herrlich naive, wie er sagt, Antwort wie die seiner Mutter: Darum! Wahre Autorität braucht keine Legitimation, sagt er.
Schülermitverwaltung? Ein demokratischer Irrweg, meint Bueb. Viel besser funktioniert doch das englische System, wo Vertrauensschüler nicht gewählt, sondern ernannt werden und für ihre Aufgabe mit einer Reihe von Privilegien belohnt werden, bis hin zu Rangabzeichen, die er auch in Salem wieder einführen wollte. Endlich mal eine Schule, in der man wirklich etwas fürs Leben lernt.
Dass Autorität legitimiert sein will und hinterfragt werden muss – für Bueb ist das eine bedauerliche Spätfolge des Nationalsozialismus, der Autorität und Gehorsam in Verruf gebracht habe. Auch von dieser Erblast müssen wir uns befreien, meint er. Vergessen wir also, dass es einen realen Zusammenhang gibt zwischen dem autoritären Charakter und dem Nationalsozialismus, zwischen der Erziehung zum Kadavergehorsam, etwa in amerikanischen Offiziersschulen, und der Bereitschaft, Menschen zu demütigen und zu foltern, zum Beispiel in Abu Ghreib oder Guantanamo. Nun gibt es bei der Autorität ja immer die einen die befehlen wollen, und die anderen, die gehorchen müssen. Beides sind zwei Seiten ein und desselben autoritären Charakters. Und in Salem lernen potentielle spätere Alphatiere, wie Autorität funktioniert, erst mal als bedingungslose Befehlsempfänger, damit sie später ebenso bedingungslos befehlen werden.
Das Trachten des Menschen ist böse von Jugend auf, fasst er seine Erfahrungen mit faulen, lügenden, kiffenden und egoistischen Schülern zusammen. Für ihn ist Erziehung nichts anderes, als ständig dem Bösen im Menschen Grenzen zu setzen. Steht man nicht ständig regelnd und strafend hinter den Kids, dann laufen sie aus dem Ruder. Buebs Botschaft fällt auf fruchtbaren Boden bei einem Publikum, dessen Jugend-Bild geprägt ist von Berichten über die Rütli-Schule und vorm Computer verblödenden und vereinsamenden Kids. Und weil es so wenige Kinder gibt, haben auch immer weniger Erwachsene eigene Erfahrungen im Umgang mit ihnen. Kein Wunder, dass es mittlerweile kinderlose Menschen gibt, die sich nicht mehr trauen, mit der Straßenbahn zu fahren, weil da so viele Jugendliche sind.
Buebs Freund Frank Schirrmacher vom Feuilleton der FAZ hat ihn zum Schreiben des Buches ermutigt, er hielt bei dessen Vorstellung in Berlin die Laudatio. Schirrmacher lebt nun publizistisch davon, dass er die demografische Krise beschwört. Immer weniger Menschen sehen das Kinderkriegen als selbstverständlich an. Und nach der Lektüre von Buebs Ratschlägen werden sie sich fragen, warum sollten sie sich das antun und solch schwer zu bändigende, von Grund auf böse Wesen in die Welt setzen?
Von Karl-Heinz Heinemann
oder auch:
Über ein falsches Konzept und eine falsche Diskusion.
Zu dem Buch von Bernhard Bueb: Lob der Disziplin.2006. SWR HF 2 AULA, 4.2.2007
"Rocky Dutschke `68" was produced in 1997 by the WDR (German radio station) and won the "Prix Futura". It is a remake of a theatre play for the "Volksbühne" in Berlin. This
audio collage simulates a meeting of some student activists of the 1968
generation in a radio studio: Amonst others Wolf Biermann, Marget
Kleinert (editor of the "Thoughts without pain"-broadcasting) and
Heiner Müller are talking about hobbys, work and Rudi Dutschke.
This fake broadcasting "assimilates" German history and present and
reflects some phenomenons of our trivial media society. Full of
provocation and cynicism it shows the thoughtless dealings with
language, music and ideologic ideas.
GWYNEDD, WALES—Calling it the planet's last, best hope for saving rock music, the Guardians of the Protectorate of Rock announced Monday that they would take the extraordinary step of unleashing a never-before-heard Jimmy Page riff, hidden for decades in a mythic, impenetrable vault.
...
weiter hier
via totally fuzzy
Al Kooper (ja, der von den Super Sessions) hat 2004/05 bei Radio Caroline einige interessante Shows gemacht; Erlesenes, selten Gehörtes, schöne Obskuritäten: Listen here!
By the way: Nice shirt auf dem Foto von '86 - und hier ein noch viel älteres (... Foto): With Michael Bloomfield and Norman Rockwell
A propos Norman Rockwell: Jeder kennt ein Bild von Rockwell: diese typisch amerikanischen Illustrationen (Saturday Evening Post -Titelbilder). Interessant sind seine durch eine Rede von Roosevelt - 1941 - angeregten Bilder "Die vier Freiheiten":
„In künftigen Tagen, um deren Sicherheit wir uns bemühen, sehen wir freudig einer Welt entgegen, die gegründet ist auf vier wesentlichen Freiheiten des Menschen.
Die erste dieser Freiheiten ist die der Rede und des Ausdrucks, und zwar überall in der Welt.
Die zweite dieser Freiheiten ist die, Gott auf seine Weise zu verehren, für jedermann und überall.
Die dritte dieser Freiheiten ist die Freiheit von Not. Das bedeutet, weltweit gesehen, wirtschaftliche Verständigung, die jeder Nation gesunde Friedensverhältnisse für ihre Einwohner gewährt, und zwar überall in der Welt.
Die vierte Freiheit aber ist die von Furcht. Das bedeutet, weltweit gesehen, eine globale Abrüstung, so gründlich und so lange durchgeführt, bis kein Staat mehr in der Lage ist, seinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen, und zwar überall in der Welt.“
... interessant deshalb, weil sie gänzlich unverstellt amerikanische WASP-Ideologie transportieren; - wenn die Freiheit von Hunger durch ein Thanksgiving-Truthahn-Familienmahl oder die Freiheit von Furcht (vor dem Krieg) durch das Familienidyll symbolisiert wird. Die Bilder dementieren damit den Anspruch der Rede, die auf eine universale Geltung von Freiheiten zielte (und damit die Anti-Hitler-Koalition begründen sollte, also eine antifaschistische Stoßrichtung hatte)! Und so sind sie ein schönes Beispiel dafür, wie Illustration - von Kunst nicht zu reden - ihr Anliegen verfehlt (oder eben nicht!), weil sie so auch im faschistischen Deutschland hätte hergestellt und veröffentlicht werden können (- auch rassisch einwandfrei ... - mit anderem Text... !).
... interessanter noch deshalb, weil in der Rede von 4 Freiheiten 2 davon als solche von etwas definiert werden! Das scheint ganz aus der Mode gekommen zu sein: Freiheit erscheint uns nur noch als Freiheit zu (... produzieren, konsumieren, rasen, ungehindert daherreden ...) und nicht mehr als Freiheit von (... sozialer Not, Arbeitslosigkeit, Lärm, Feinstaub, aufdringlicher Werbung, staatlicher Ausforschung des Privatlebens ...).
So kommt man von Al Kooper zu der Frage, was eigentlich aus der guten alten Freiheit geworden ist ...
4. Allegro non troppo (10:55) aus der 5. Sinfonie in d-Moll op. 47 von Dmitri Schostakowitsch
Ein ungeheuerliches Werk, das ganz gehört werden muss! Der Ausschnitt zeigt Evgenij Mravinskij 1979 bei einer Schallplattenaufnahme. Mravinskij dirigierte schon die Uraufführung am 21.November 1937 mit der Leningrader Philharmonie.
Die heutigen Bewertungen schwanken zwischen “Unterwerfung unter den sozialistischen Realismus“ und satirischer Entlarvung desselben in der Musik bzw. fundamentaler Kritik:
Und wo bleibt die Monumentalität? Sie kommt im Laufe des Satzes durchaus noch zu ihrem Recht, aber in welcher Form! Das beschriebene zarte Thema der ersten Violinen wird zum grotesken, lärmenden Marsch entstellt; und der ätherische Gesang des Seitenthemas kehrt in dröhnenden Blechbläserintonationen wieder. Mit anderen Worten: Diesen Themen wird auf furchtbarste, ihre Individualität zerstörende Weise Gewalt angetan, und wenn dieser Satz Monumentalität zelebriert, dann als Erscheinungsform des Brutalen, Niederschmetternden: „Überwältigend“ wäre dafür der richtige, doppeldeutige Ausdruck. Seine Symphonie behandle das „Werden der Persönlichkeit“, hatte Schostakowitsch in jener offiziellen Verlautbarung erklärt. Und in der Tat gibt seine Musik eine unmissverständliche Antwort auf die Frage, was aus der einzelnen, schutzlosen Persönlichkeit werde unter den Bedingungen einer Diktatur, deren Allmachtsanspruch keine Grenzen des Privaten respektiert. (Festspielfreunde.at)
Das ist wohl zu einfach: unmissverständlich ist die Musik nicht: die Widersprüche zwischen der ungeheuren Dynamik der gesellschaftlichen Entwicklung, der in nur zwei Jahrzehnten vollzogenen Transformation einer rückständigen Agrar- in eine Industriegesellschaft mit immerhin sozialistischem Anspruch – und den Möglichkeiten, die darin zu sehen waren – und der Verschärfung der Repression auf der anderen Seite, - diese Widersprüche prägen vielmehr diese Musik, sie stellt sie aus, die macht sie kathartisch wahrnehmbar.
A propos Katharsis: Meine erste Begegnung mit der Musik Schostakowitschs: die 7. Sinfonie, die damals (1978) an der Gedenkstätte für die Opfer der Belagerung in Leningrad leise, unaufdringlich, aber eindringlich vom Band lief.
Der Besuch der Gedenkstätte war zu diesem Zeitpunkt noch obligatorischer Bestandteil der Stadtrundfahrten für Westtouristen. Später musste man selbst mit dem Taxi hinfahren (Rücksicht auf Befindlichkeiten im Rahmen der Entspannungspolitik – Heute würde ich empfehlen, den Besuch wieder obligatorisch zu machen; - aber das geht wohl in einer Marktwirtschaft nicht!).
Diese 7-LP-Box - für 9 Rubel 40 Kopeken damals dort gekauft - , eine Aufnahme, dirigiert von Kyril Kondraschin, bleibt verbunden mit der Erfahrung des Besuchs der Gedenkstätte - sie ist gerade bei amazon für 200 € zu haben! Die 7. Symphonie entstand während der 900tägigen Blockade Leningrads durch deutsche Truppen. Zur Uraufführung am 5. März 1942 mussten Musiker von der Front abberufen werden. Am 9. August 1942 wurde die Sinfonie unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Leningrad aufgeführt.
Filmkopien der Partitur gelangten bereits 1942 nach England und in die USA, wo Sir Henry Wood und Arturo Toscanini sie im gleichen Jahr zur westeuropäischen und amerikanischen Erstaufführung brachten. "Die 'Leningrader Sinfonie' ist Symbol des Sieges der besten menschlichen Eigenschaften. Geschrieben in Leningrad, ist sie bis zu den Ausmaßen eines Meisterwerkes von Weltrang gewachsen; man versteht sie auf jedem Längen- und Breitengrad, denn sie schildert die Wahrheit über den Menschen in einem ungewöhnlichen Augenblick seines Unglücks und seiner Erfahrung."
(Alexej Tolstoi)
In der Zeit der Leningrader Blockade vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944, in der die Wehrmacht auf Befehl Hitlers keine Eroberung Leningrads versuchte, sondern stattdessen die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung abschnitt, starben über eine Million Zivilisten. Eine geheime Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 23. September 1941 lautete: Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung. Ausdrücklich mit eingeschlossen war damit der Genozid an den etwa drei Millionen Einwohnern, sie hätten in dem gemäß dem Generalplan Ost neu zu schaffenden deutsch besiedelten Ingermanland keinen Platz mehr gehabt.
Nahrungsmittel zur Versorgung der Millionenstadt konnten nur unter großen Gefahren per Flugzeug oder im Winter über den vereisten Ladogasee per Bahn und LKW nach Leningrad gebracht werden. Die Route über den See lag im Schussfeld der Wehrmacht, im Schnitt kam von drei gestarteten LKW einer in Leningrad an. Besonders dramatisch war die Situation im Jahr 1941. Durch Luftangriffe wurde ein Großteil der Nahrungsmittelvorräte vernichtet, zudem brach der Winter ungewöhnlich früh ein. Der Abwurf gefälschter Lebensmittelbezugsscheine aus Flugzeugen der Wehrmacht tat ein übriges. Die Rationen sanken im Oktober auf 400 Gramm Brot für Arbeiter, 200 Gramm für Kinder und Frauen. Am 20. November 1941 wurden sie auf 250 Gramm, respektive 125 Gramm reduziert. Zudem herrschten Temperaturen von bis zu –40 Grad Celsius in einer Stadt, in der Heizmaterial äußerst knapp war. Allein im Dezember 1941 starben circa 53.000 Menschen, viele von ihnen fielen einfach vor Entkräftung auf der Straße um.
Während der Belagerung wurden etwa 150.000 Artilleriegeschosse auf die Stadt abgeschossen, etwa 100.000 Fliegerbomben fielen.
Bei Versuchen der Roten Armee die Belagerung zu sprengen, kamen dazu etwa 500.000 sowjetische Soldaten ums Leben. Versuche 1941 und 1942 scheiterten; die Offensive, die die Stadt befreien sollte, begann am 14. Januar 1944 und konnte am 27. Januar 1944 zum Abschluss gebracht werden. (Quelle)
Das (oder dies) sollte man wissen, wenn am Sonntag und Montag in der ARD die Gräfin Furthwängler vor den Russenhorden übers Haff flieht. Vielleicht sollte man, statt sich das anzusehen, lieber Schostakowitsch hören, am Sonntag die 5. und am Montag, am 65. Jahrestag der Uraufführung die 7. Sinfonie!
Das Deutsche Rundfunkarchiv hat auf seiner Seite "75 Jahre Radio in Deutschland" mehr oder weniger lustige Clips (es lohnt sich, da ein bisschen zu stöbern, alles als rm.streams*):
U. a. gibt es einen schönen Auszug aus einer Peter Frankenfeld Show vom 23.04.1954: Ab acht wird gelacht. Ein Kandidat singt "Rote Lippen ..."
... nothing really new under the sun ...
* herrlich z.B. die Verabschiedung des Grundgesetzes, moderiert von Konrad Adenauer: " ... Beitrag zur Wiederverenigung des ganzen deutschen Volkes ... zur Rückkehr unserer Kriegsgefangenen und Verschleppten ... das ganze deutsche Volk unter dieser Fahne wieder vereint sein möge ..." Na, hat doch geklappt ... und jetzt macht noch La Furtwängler die Gräfin, die zurückkehrt, also eigentlich erstmal vertrieben wird und friert bei den Außenaufnahmen. Gerade fürchte ich noch die Neufassung des Untergangs der Wilhelm Gustloff, da kommt es noch viel schlimmer und teamworx lässt die Elite der UfA übers Haff ziehen. "Flucht und Vertreibung" darzustellen gilt ja jetzt als echter Tabubruch; - schön macht das ein Herr Grimm in der HAZ:
„Flucht und Vertreibung“ (so der von der ARD ursprünglich geplante Titel) – das ist politisch vermintes Gelände, noch immer. An die Not der Vertriebenen aus Ostpreußen, Pommern oder Schlesien zu erinnern, auch nur von „Vertreibung“ statt von „Flucht“ zu sprechen – das hatte lange den Beiklang von Revanchismus, das war Sache folkloristisch anmutender Vertriebenenverbände, die einmal im Jahr in der „Tagesschau“ an ihr Schicksal erinnerten und mit markigen Worten Entschädigung forderten.
War die Vertreibung die logische Folge eines Krieges, an dem die Deutschen eine Kollektivschuld tragen? Oder war sie ein originäres, separat zu betrachtendes Kriegsverbrechen? Die Zeit hat aus dieser Frage Geschichte gemacht. Die Historiker und Geschichtenerzähler haben übernommen. Günter Grass hat mit seiner Novelle „Im Krebsgang“ vor fünf Jahren den Boden für eine entideologisierte Sicht bereitet, viele Autoren folgten, jetzt steigt das Fernsehen ein. „Flucht und Vertreibung sind keine exklusiv deutschen Themen“, sagt Regisseur Wessel. „Sie sind europäisch, interkontinental, global.“
Die Auflösung des deutschen Faschismus in der Globalisierung - oder: Medialer Merkelianismus - oder:
„Die Gedanken, die man hier kauft, stinken...
Man verkauft Meinungen wie Fische,
und so ist das Denken in Verruf geraten.“
B. Brecht:
Turandot oder Der Kongress der Weisswäscher
Update 0309: Ostberlin Beatet Besseres würdigt angemessen Peter Frankenfeld - auch hier der schöne Widerspruch, dass einer wie Frankenfeld aus heutiger Sicht sympathischer erscheint als Pilawa oder Bohlen, dass seine Otto-Werbung so etwas Niedlich-anrührend-Doofes hat (wie Howlands Bertelsmann-Nummer) und dass immer auch (wie bei Hilde Knef) die Kontinuität in deutscher (Medien-)Geschichte sichtbar wird. Da war kein Bruch ...:
Es ist Frühlingbeginn undPeter Frankenfeld begeistert uns auf seiner Flexi für OTTO-Frühling mit einem Humor der deutsche Panzer, äh Balkan-Miniermotten von den Berliner Straßen, äh Kastanien fegt.
Der gebürtige Berliner Peter Frankenfeld hat die Radiolandschaft in West-Deutschland nachhaltig geprägt. Deswegen gilt er auch als Vater der deutschen Fernsehunterhaltung.
[...] Peter Frankenfeld hat als Conférencier Maßstäbe gesetzt [...]
Quelle: Helmut Schmidt - Kanzler
Hier ist Peter Frankenfeld als Soldat beim Infanterie Regiment 16 (1. von rechts) zu sehen.
Das Regiment war ab dem Polenfeldzug im Einsatz, und landete danach im Großraum von Rotterdam. Dann wurde es nach Rumänien verlegt und marschierte von hier aus am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion ein. Es marschierte durch die Ukraine bis zur Krim, wo das Regiment 1942 an der Erstürmung der Seefestung Sewastopol teilnahm. Nach Beendigung der Schlacht im Juni 1942 wurde das Regiment als Besatzungstruppe nach Griechenland und ab Oktober 1942 auf Kreta verlegte.
[...] Er hat meinem Leben einen Sinn gegeben. Ohne ihn wäre ich heute ein Pensionär wie alle [...]
In 1993, Chicago had recorded an album which at the time was to become Chicago 22. The album was a collection of unique songs not typical of Chicago's previous recordings. Robert Lamm initially suggested straying from the usual album numbering since the album was so different. He had the idea to call the album "Resolve". They eventually gave the unreleased album the name, "Stone of Sisyphus", which is the title of the second track on the album. Hoping for a 1994 release of the album, the band's effort was defeated by Reprise Records which denied the band the release of the album due to it's lack of "commercial appeal". As a result, Chicago relinquished their contract with Reprise Records and Stone of Sisyphus still remains unreleased.
Das Cover anklicken und in die Stücke wenigstens mal reinhören! Sehr lohnend: schöne Chicago-Gesangs-und Bläser-Arrangements in der Art der ersten 3 Alben und nicht so weichgespült wie X - XX.
Michael Bloomfield (Electric Flag)
Michael Bernard Bloomfield was born July 28, 1943, in Chicago, Illinois. An indifferent student and self-described social outcast, Bloomfield immersed himself in the multi- cultural music world that existed in Chicago in the 1950s.
He got his first guitar at age 13. Initially attracted to the roots-rock sound of Elvis Presley and Scotty Moore, Bloomfield soon discovered the electrified big-city blues music indigenous to Chicago. At the age of 14 the exuberant guitar wunderkind began to visit the blues clubs on Chicago’s South Side with friend Roy Ruby in search of his new heroes: players such as Muddy Waters, Otis Spann, Howling Wolf, and Magic Sam. Not content with viewing the scene from the audience, Bloomfield was known to leap onto the stage, asking if he could sit in as he simultaneously plugged in his guitar and began playing riffs.
Bloomfield was quickly accepted on the South Side, as much for his ability as for the audiences' appreciation of the novelty of seeing a young white player in a part of town where few whites were seen. Bloomfield soon discovered a group of like-minded outcasts. Young white players such as Paul Butterfield, Nick Gravenites, Charlie Musselwhite, and Elvin Bishop were also establishing themselves as fans who could hold their own with established bluesmen, many of whom were old enough to be their fathers.
In addition to playing with the established stars of the day, Bloomfield began to search out older, forgotten bluesmen, playing and recording with Sleepy John Estes, Yank Rachell, Little Brother Montgomery and Big Joe Williams, among others. By this time he was managing a Chicago folk music club, the Fickle Pickle, and often hired older acoustic blues players for the Tuesday night blues sessions. Big Joe Williams memorialized those times in the song "Pick A Pickle" with the line "You know Mike Bloomfield...will always treat
you right...come to the Pickle, every Tuesday night." Bloomfield’s relationship with Big Joe Williams is documented in "Me And Big Joe," a moving short story detailing Bloomfield’s adventures on the road with Williams.
Bloomfield's guitar work as a session player caught the ear of legendary CBS producer and talent scout John Hammond, Sr., who flew to Chicago and immediately signed him to a recording contract. However CBS was unsure of exactly how to promote their new artist, declining to release any of the tracks recorded by Bloomfield's band, which
included harp player Charlie Musselwhite.
With a contract but not much else, Bloomfield returned to playing clubs
around Chicago until he was approached by Paul Rothchild, the producer of the Paul Butterfield Blues Band albums. Bloomfield was recruited to play slide guitar and piano on early recordings (later released as The Lost Elektra Sessions) which were rejected for not fully capturing the sound of the band. Although more competitors than friends ("I knew Paul [and I] was scared of him" remembered Mike), the addition of Bloomfield to the Butterfield Band provided Paul Butterfield with a musician of equal caliber -- Paul and Michael inspired and challenged each other as they traded riffs and musical
ideas, one establishing a pattern and the other following it, extending it, and handing it back.
In between recording sessions with the Butterfield Band, Bloomfield backed up Bob Dylan on the classic Highway 61 Revisited album, and appeared with him at the Newport Folk Music Festival in 1965 when Dylan stunned the purist folk music crowd by playing electric rock-and-roll. Declining an offer from Dylan to join his touring band, Bloomfield and the Butter Band returned to the studio; with the addition of pianist Mark Naftalin they finally captured their live sound on vinyl.
The first two Butterfield Blues Band albums, the Dylan sessions, and the live appearances by the Butterfield Band firmly established Bloomfield as one of the most talented and influential guitar players in America. The second album featured the Bloomfield composition "East-West" which ushered in an era of long instrumental psychedelic improvisations.
Bloomfield left the Butterfield Blues Band in early 1967 ostensibly to give original guitarist Elvin Bishop, in Mike's words, "a little space." Undoubtedly he had also become uncomfortable with Paul Butterfield's position as bandleader and was anxious to lead his own band.
That band, The Electric Flag, included Bloomfield's old friends from Chicago, organist Barry Goldberg and singer/songwriter Nick Gravenites, as well as bass player Harvey Brooks and drummer Buddy Miles. The band was well received at its official debut at the Monterey Pop Festival but quickly fell apart due to drugs, egos, and poor management.
Bloomfield, weary of the road, suffering from insomnia, and uncomfortable in the role of guitar superstar, returned to San Francisco to score movies, produce other artists, and play studio sessions. One of those sessions was a day of jamming in the studio with keyboardist Al Kooper, who had previously worked with Bloomfield on the 1965 Dylan sessions.
Super Session, the resultant release, with Bloomfield on side one and guitarist Stephen Stills on side two, once again thrust Bloomfield into the spotlight. Kooper's production and the improvisational nature of the recording session captured the quintessential Bloomfield sound: the fast flurries of notes, the incredible string bending, the precise attack, and his masterful use of tension and release.
Although Super Session was the most successful recording of his career, Bloomfield considered it to be a scam, more of an excuse to sell records than a pursuit of musical goals. After a follow-up live album, he "retired" to San Francisco and lowered his visibility.
In the seventies Bloomfield played gigs in the San Francisco area and infrequently toured as Bloomfield And Friends, a group which usually included Mark Naftalin and Nick Gravenites. Bloomfield also occasionally helped out friends by lending his name to recording projects and business propositions, such as the ill-fated Electric Flag reunion in 1974 and the KGB album in 1976. In the mid-seventies Bloomfield recorded a number of albums with a more traditional blues focus for smaller record labels. He also recorded an instructional album of various blues styles for Guitar Player magazine.
By the late seventies Bloomfield's continuing drug and health problems caused erratic behavior and missed gigs, alienating a number of his old associates. Bloomfield continued playing with other musicians, including Dave Shorey and Jonathan Cramer. In the summer of 1980 he toured Italy with classical guitarist Woody Harris and cellist Maggie Edmondson. On November 15, 1980, Bloomfield joined Bob Dylan on stage at the Warfield Theater in San Francisco and jammed on "Like A Rolling Stone," the song they had recorded together 15 years earlier.
Michael Bloomfield was found dead in his car of a drug overdose in San Francisco, California on February 15, 1981.
Leider habe ich die Quelle dieser Biographie eines der besten Gitaristen des 20. Jahrhunderts nicht mehr!
-> look here
... Und ob denn das ewige Geheimnis, aus dem der Mensch wird, und jenes, in das er eingeht, wirklich nur ein Geschäftsgeheimnis umschließen, das dem Menschen Überlegenheit verschafft vor dem
Menschen und gar vor des Menschen Erzeuger. Wer
den Besitzstand erweitern will und wer ihn nur verteidigt
— beide leben im Besitzstand, stets unter und nie über
dem Besitzstand. Der eine fatiert ihn, der andere er-
klärt ihn. Wird uns nicht bange vor irgendetwas über
dem Besitzstand, wenn Menschenopfer unerhört geschaut,
gelitten wurden und hinter der Sprache des seelischen
Aufschwungs, im Abklang der berauschenden Musik,
zwischen irdischen und himmlischen Heerscharen, eines
fahlen Morgens das Bekenntnis durchbricht: »Was jetzt
zu geschehen hat, ist, daß der Reisende fortwährend die
Fühlhörner ausstreckt und die Kundschaft unaufhörlich
abgetastet wird«! Menschheit ist Kundschaft. Hinter
Fahnen und Flammen, hinter Helden und Helfern,
hinter allen Vaterländern ist ein Altar aufgerichtet, an
dem die fromme Wissenschaft die Hände ringt: Gott
schuf den Konsumenten! Aber Gott schuf den Konsu-
menten nicht, damit es ihm wohl ergehe auf Erden,
sondern zu einem Höheren: damit es dem Händler
wohl ergehe auf Erden, denn der Konsument ist
nackt erschaffen und wird erst, wenn er Kleider ver-
kauft, ein Händler. Die Notwendigkeit, zu essen, um
zu leben, kann philosophisch nicht bestritten werden,
wiewohl die Öffentlichkeit dieser Verrichtung von
einem unablegbaren Mangel an Schamgefühl zeugt.
Kultur ist die stillschweigende Verabredung, das Lebens-
mittel hinter dem Lebenszweck abtreten zu lassen.
Zivilisation ist die Unterwerfung des Lebenszwecks
unter das Lebensmittel. Diesem Ideal dient der Fort-
schritt und diesem Ideal liefert er seine Waffen. Der
Fortschritt lebt, um zu essen, und beweist zu Zeiten,
daß er sogar sterben kann, um zu essen. Er erträgt
Mühsal, damit es ihm wohl ergehe. Er wendet
Pathos an die Prämissen. Die äußerste Bejahung des
Fortschritts gebietet nun längst, daß das Bedürfnis
sich nach dem Angebot richte, daß wir essen, damit
der andere satt werde, und daß der Hausierer
noch unsern Gedanken unterbreche, wenn er uns
bietet, was wir gerade nicht brauchen. Der Fort-
schritt, unter dessen Füßen das Gras trauert und
der Wald zu Papier wird, aus dem die Blätter
wachsen, er hat den Lebenszweck den Lebensmitteln
subordiniert und uns zu Hilfsschrauben unserer Werk-
zeuge gemacht. Der Zahn der Zeit ist hohl; denn als
er gesund war, kam die Hand, die vom Plombieren
lebt. Wo alle Kraft angewandt wurde, das Leben
reibungslos zu machen, bleibt nichts übrig, was dieser
Schonung noch bedarf. In solcher Gegend kann die
Individualität leben, aber nicht mehr entstehen. Mit
ihren Nervenwünschen mag sie dort gastieren, wo in
Komfort und Fortkommen rings Automaten ohne
Gesicht und Gruß vorbei und vorwärtsschieben.
In dieser großen Zeit - Karl Kraus; Die Fackel: Heft 404, 5.12.1914
Der User verpflichtet sich, bei jedem Zitat die Quelle in folgender Form anzugeben:
Herausgeber: AAC - Austrian Academy Corpus
Titel: AAC-FACKEL
Untertitel: Online Version: "Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936"
Reihentitel: AAC Digital Edition Nr. 1
URL: http://www.aac.ac.at/fackel
Abrufdatum:
Eine Großtat ist anzuzeigen:
The Austrian Academy of Sciences is pleased to present:
The AAC digital edition of the journal »Die Fackel«, edited by Karl Kraus from 1899 to 1936, offers free online access to the 37 volumes, 415 issues, 922 numbers, comprising more than 22.500 pages and 6 million wordforms.
The AAC-FACKEL contains a fully searchable database of the entire journal with various indexes, search tools and navigation aids in an innovative and highly functional graphic design interface, in which all pages of the original are available as digital texts and as facsimile images.
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Und großen Dank an Zero G Sound für den Hinweis!
Nachtrag:
In Konkret 03 2007 : Gerhard Henschel über Eva Menasses Kraus-Anpinkelei:
Anläßlich der Eröffnung des neuen Internetzugangs zur "Fackel" hat die sonst allgemein als zurechnungsfähig bekannte Eva Menasse ein neckisches Feuilleton veröffentlicht und den "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann als deren einzigen bekennenden Leser bespöttelt. In den von Eva Menasse gezählten 22.500 Seiten der "Fackel", die Kraus von 1899 bis 1936 herausgegeben hat, ist sie als Leserin nicht heimisch geworden: "Man sucht hustend das Weite", schreibt sie. Den zeitgenössischen Lesern möge die "Fackel", Heft für Heft, zwar "durchaus verdaulich" erschienen sein; die Gesamtausgabe türme sich jedoch zu einem unzugänglichen "Phallussymbol" auf.
Der Einwand ist erstaunlich närrisch. Wenn das Faksimile der "Fackel" ein abschreckendes "Phallussymbol" wäre, könnte Eva Menasse, als lesefaule Banausin, auch die Weimarer Ausgabe der Werke Goethes mit ein paar flapsigen Bemerkungen abtun und überhaupt jede umfangreiche, das Zeitbudget einer Rezensentin über Gebühr strapazierende literarische Hinterlassenschaft.
In der "Fackel" kennt Eva Menasse sich nach eigener Aussage nur flüchtig aus, aber was von deren Herausgeber zu halten sei, glaubt sie bei ihrer kursorischen Lektüre so scharf erfaßt zu haben, daß sie annimmt, mit Schimpfnamen um sich werfen zu dürfen. Karl Kraus, der "Wiener Wahnsinnige", sei ein "Spinner" gewesen: "Jeder Publizist, der sich heute so unbeugsam, so eigensinnig, so hemmungslos kriegerisch verhielte wie Kraus, würde als Spinner betrachtet. Zu seiner Zeit war Karl Kraus ein Spinner."
Das ist nicht ganz unrichtig. Karl Kraus war so verrückt, als einziger deutschsprachiger Publizist im Ersten Weltkrieg gegen den Imperialismus der Mittelmächte und den Blutdurst der deutschen Kriegsdichter aufzubegehren und hernach die österreichische Öffentlichkeit aus ihrem faulen Frieden mit dem Gossenpressezaren Imre Békessy aufzuscheuchen, der es bis dahin gewohnt war, daß ihm willfährige Konjunkturritter des Geistes wie Thomas Mann und Alfred Kerr bedenkenlos die Eier kraulten und sich von ihm dafür bezahlen ließen: All das kann man in der "Fackel" nachlesen.
So unbeugsam, so eigensinnig und so kriegerisch wie Kraus könnten sich heute wie damals nur "Spinner" verhalten, schreibt Eva Menasse, aber da irrt sie sich. Es mag sein, daß sie als Mitarbeiterin der "FAZ" daran gewöhnt ist, sich anders zu verhalten als Karl Kraus, also beugsam, kooperativ und friedlich. "Kraussche Gedanken kann sich keiner mehr leisten", erklärt sie, doch damit hat sie nur ihr eigenes Gewerbe charakterisiert. Daß sie es sich nicht leisten könnte, in der "FAZ" Karl Kraus beizupflichten, glaubt man ihr gern. Doch es gibt es durchaus noch ein paar Menschen, die sich Kraussche Gedanken leisten können ohne Angst davor, eins auf den Deckel zu bekommen, von einem Herausgeber, der sich seine engen und höchst einträglichen Kontakte zur alleruntersten und schmierigsten Etage der Gossenjournaille von seinen freien Mitarbeitern nicht madig machen lassen will.
Journalisten, die hier mitspielen, um ihrerseits irgendwie über die Runden zu kommen, sollten so höflich und bescheiden sein, anderswo auszuspucken als gerade am Grab von Karl Kraus.
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Update:
Karl Kraus - Die letzten Tage der Menschheit (Helmut Qualtinger) bei Zero G Sound
Nachdem in den letzten Wochen bereits die ursprünglich mal ambitionierten Klimaschutz-Ziele der EU-Kommission unter dem Einfluss der Autolobby
schrittweise zurückgefahren wurden, wurde auf der gestrigen Tagung
der EU-Wirtschafts- und Energieminister damit begonnen, den
nächsten Teil des im Januar vorgestellten Energie-Pakets den Interessen der Energielobby anzupassen. Weiterlesen »
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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