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Archäologie CCXLVIII: "Why Do Fools Fall in Love" - The Beach Boys Remastered

The Beach Boys Remastered – 12-album Mono-Stereo Reissue Set + The Beach Boys “Fifty Big Ones” Greatest Hits (2 CDs) – Capitol Records/EMI
A celebrated American Band is revisited with a dazzling re-mastered box set and a 2-CD Greatest Hits.


Mein Lieblingsalbum bleibt aus biografischen Gründen Shut Down Vol.2 aus dem Jahr 1964, u.a. deshalb, weil die Aufnahmen schon damals einen unglaublichen Druck hatten. "Why Do Fools Fall in Love" kam mit einer solchen Dynamik aus der Musiktruhe, dass meine Singles der Rattles und selbst die der Kinks oder der Pretty Things dagegen flach klangen (so dass ich mich den Beach Boys zuwandte, was damals nicht ganz einfach war, weil man als Beach-Boys-Fan eher - später hätte man gesagt: wegen Warmduscher-Verdachts - verachtet wurde).

Bei den 2012 von Mark Linett noch einmal digital restaurierten Aufnahmen überzeugt tatsächlich, dass diese ungeheure Dynamik noch besser, weil transparenter entfaltet wird. Ich vermag häufig den Audiophilen nicht zu folgen, wenn sie Nuancen rauszuhören meinen, die meinen Ohren nicht zugänglich sind, aber gerade bei "Why Do Fools Fall in Love" , dem ersten Arrangement von Brian Wilson, das einen Phil-Spector-mäßigen Wall of Sound hinter oder über die Beach-Boys-Stimmen legt, ist das tatsächlich hörbar:
Afficionados sei ein Vergleich der ersten, 1990er Bearbeitung Linetts , der akutell restaurierten Aufnahmen und des 2009 New Stereo Mix w/Intro (a previously unreleased version with a piano intro) empfohlen.
Schön dass technischer Fortschritt doch zu etwas gut ist ...

Hier der 2009 New Stereo Mix mit dem Piano Intro (und eher doofenVogelbildern) --> Shut your eyes und versuchen Sie mal die die interessante Instrumentierung in der Rhythm-Section und vor allem bei den Bläsern rauzuhören, die den 50er Doo-Wop-Gesang in die progressive sounds der 60er hochschießt - noch über die Fours Seasons (s. u.) hinaus und ganz anders als Frankie Lymon & The Teenagers, vgl. meinen Hinweis auf Aaron Nevilles neues Album "My True Story" -:


Das ist aber auch ein wunderbarer Popsong mit einer tiefen Wahrheit, die zu artikulieren ja viele gute Popsongs auszeichnet!
    Why do fools fall in love?
    Why do birds sing so gay
    And lovers await the break of day
    Why do they fall in love
    Why does the rain fall from up above
    Why do fools fall in love
    Why do they fall in love
    Love is a losing game
    Love can be a shame
    I know of a fool you see
    For that fool is me
    Tell me why
    Tell my why

Das haben auch andere gespürt und den Song aufgenommen (bzw. das versucht):
Four Seasons - Why Do Fools Fall In Love (1962)
Joni Mitchell -- Why Do Fools Fall In Love? - Mitchell's duet with The Persuasions (1980)
Diana Ross - Why do fools fall in love - nicht empfohlen, weil unsäglich schlechtes 80er Drumcomputer-Geklapper; - niedlich aber dies: Diana Ross Records "Why Do Fools Fall in Love"
The Overtones - Why do fools fall in love - vordergründig catchy, aber eher Doo-Wop-on45 ...

The Amazon-Foxconn-Fortune-Teller: Der Wildledermantelmann von 1977

Auf Franz Josef Degenhardts Album "Wildledermantelmann" aus dem Jahre 1977 (!) findet sich der Titel "Arbeitslosigkeit (Umdenken Mister - umdenken Mister)", an den man denken muss, wenn man von Wanderarbeitern aus Rest-Europa hört, liest oder sieht, die bei Foxconn in Bad Hersfeld e-commerce oder sowas ähnliches zusammenlöten bzw. -packen*:

77degenhardtfranzjosef
    sehen sie
    vor dieser vision
    vor dieser echten REVOLUTION
    wird alles übrige klein
    bedeutungslos
    und dafür muß man opfer bringen
    jeder
    egoistische interessen
    haben da mal hintenanzustehen
    sicher
    ungerechtigkeiten
    oder besser noch disparitäten
    wird's dabei natürlich geben
    wie bei jeder REVOLUTION
    damit muß man leben
    und ad nützt kein lamentieren
    heulen
    händchenhalten
    wenn paar dinge oder leute auf der strecke bleiben
    das ist sowieso meist schrott
    brauchbar sind die MOBILEN
    die beweglichen
    zu beispiel
    wenns mal keine arbeit gibt
    bei KRUPP in ESSEN
    nun
    wird eben umgeschult
    oder besser noch
    dann zieht man dahin wo´s ARBEIT gibt
    nach MÜNCHEN oder HAMBURG
    und vielleicht sogar
    nach RIO oder KAPSTADT
    femder Länder
    abenteuer
    weg von mutterns ofen
    ja der ARBEITER 2000
    der wird wieder ein nomade sein
    mit sack und pack und campingwagen
    zieht er durch die welt
    ein freier mann
    für eine gute ARBEIT zieht er meilenweit
    UMDENKEN mister UMDENKEN mister
    und zwar schnell
    und zwar radikal ...
Franz Josef Degenhardt - Arbeitslosigkeit (Umdenken Mister - umdenken Mister) Songtext

... Nein, wenn es wirklich etwas Deprimierendes an diesem Film gab, dann war das, wie reibungslos diese ökonomische Selbstmordmaschine funktioniert und wie wir gezwungen sind, als kleine Rädchen im Getriebe gegen unseren Willen dabei mitzumachen. Der Busfahrer, der die Leiharbeiter wie Vieh durch die Gegend karren muss, weil er sonst seinen Job verliert; die Ferienwohnungenbesitzer, die Wohnungen an die Leiharbeiter vermieten müssen, damit sie ausgelastet sind.
Die Manager, Vorarbeiter usw., die ebenfalls um ihren Job fürchten. Die Landräte und Bürgrmeister, die Angst vor Entlassungen und neuen Arbeitslosen haben. Wahrscheinlich ist nicht einmal der Amazonchef ein schlechter Mensch, da er unter Konkurrenzdruck steht. Und zum Schluss die Leiharbeiter selber, die willig mitwirken in der Hoffung auf eine Festanstellung, die sich natürlich nie erfüllen wird.
lebowski - Ein Skandal, der keiner ist - im Freitag

Da mag lebowski wohl recht haben (wie Big Lebowski ja eigentlich immer fucking recht hat); weiter als Degenhardt 1977 ist damit aber auch nicht gekommen. Eher weniger weit, also vielleicht näher dran, aber ohne Perspektive. Aber dafür kann er nichts, denn die Grundlage für Degenhardts Optimismus, dass diese Revolution nicht von Dauer sei, - die er im Abspann des 70er-Jahre-Disco-mäßig** arrangierten Songs ab 6:08 in traditionell akustischer Manier - sozusagen unplugged - vorträgt, ist (leider) entfallen.



__________________________
* Die roten Schuhe: Echte Globalisierung ist, wenn chinesische Medien über die schlechte Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in Deutschland berichten, nachdem in deutschen Medien kein gutes Haar an der schlechten Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in China (Foxconn, das Original) gelassen wurde...

** Anmerkung für Musikarchäologen: der funky backing track stammt übrigens von Randy Pie, der Band des Ex-Rattles-Drummers Dicky Tarrach; ansonsten waren Rale Oberpichler und die Gruppe Ougenweide beteiligt.

Archäologie CCXLVII: Stadtansichten - Hannover (2)

Leibniz' Idee der großen Fontäne aus dem Jahre 1696 ... am letzten Sonntag im Nebel

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Falsch Gm8 (X): Der Philologenverband - immer dabei, aber jetzt flott G9

15.02.2013 Niedersächsischer Philologenverband für Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium
In ungewöhnlich scharfer Form - so meine LieblingsHAZ am Wochenende - hat Niedersachsens Philologenverband die Rückkehr zum Abitur nach 13 statt wie bisher nach zwölf Schuljahren gefordert. Die vor acht Jahren eingeführte Verkürzung der Schulzeit erweise sich „zunehmend als folgenreicher Eingriff in die Bildungs- und Erziehungsarbeit des Gymnasiums“, heißt es in einem Beschluss des Vorstands der Organisation, die die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt. (16.02.2013 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI)

Der vorgetragenen Kritik am G8 ist ja zuzustimmen, aber abgesehen davon, dass dieser Verband nicht die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt, sondern die, die in dieser ständischen Organisation organisiert sein wollen, um die ständischen Interessen der Gymnasiallehrer und ihrer Schulform zu vertreten, gehört schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, die Rückkehr zum G9 von der neuen rot-grünen Landesregierung zu fordern (die im Koalitionsvertrag vorsichtig einen „ergebnisoffenen Dialog“ unter anderem zu der Frage angekündigt, ob die Gymnasien eine Wahlmöglichkeit zwischen einer kürzeren und einer längeren Schulzeit bekommen sollen), nachdem eben dieser Verband - trotz anfänglicher Bedenken - der in bildungspolitischen Grundfragen verwandten schwarz-gelben Koalition im Hinblick auf die Ein- und brachiale Durchführung des G8 jahrelang nicht widersprechen mochte. Wobei das wohl zu milde formuliert ist:
Was jetzt kritisiert wird, ist im wesentlichen von den eigenen Leuten, d.h. den unter Schwarz-Gelb ins Kultusministerium und die Landesschulbehörde aufgestiegenen Mitgliedern und Fuktionären des PhVN zu verantworten.
Dass man denen jetzt so vor's Schienbein tritt, lässt auf große Not und Panik schließen.

Die könnten insofern begründet sein, als die neue Landesregierung plant, zunächstmal den Gesamtschulen das G9 zu gestatten (was die Damen und Herren CDU-Kultusminister - von eben diesem PhVN applaudiert - denen verboten hatten, was - nebenbei - die Gesamtschulen zu einer teilweisen Aufgabe ihrer Grundanliegen zwang!). Die Kolleginnen und Kollegen vom PhV wissen auch, dass ihrem Gymnasium - bei Übergangsquoten von in Großstädten über 50% - massiv Schülerinnnen und Schüler verloren gingen, wenn das von Eltern und Schülern bevorzugte G9 eben an IGS/KGS und nicht am Gymnasiun zu haben wäre!

Herr Audritz, der Vorsitzende des PhVN in der Presseerklärung, führte weiter aus, dass auch der verstärkte und begrüßenswerte Zustrom zu den Gymnasien aus allen Bevölkerungsschichten und von Schülern mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren zunehmend eine veränderte Situation geschaffen habe: „Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen. Dazu brauchen wir jedoch wieder mehr Zeit.“

Sag ich doch: "Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen." ...
Wir, nicht die Gesamtschulen wollen zum Abschluss führen , - und wir bestimmen auch, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist !
Hinter der Anpassung an wohl nicht mehr zu leugnende Tatsachen, was die veränderte Klientel der weiterführenden Schulen angeht, die einen höheren Bildungsabschluss anstrebt, kriecht aus der scheinbar fortschrittlichen Forderung der alte gymnasiale Besserwisser-Standesdünkel hervor.
Mir stellt sich immer noch die Frage, wie man meint wissen zu können, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist ...

GBlog: Falsch Gm8
Vgl. auch: Die Kompetenzkatastrophe (I) - Oder: Machtausübung durch Individualisierung: Pastoralmacht relaunched

Zum Tod von Tony Sheridan

1960 hatte es den Musiker Tony Sheridan nach Hamburg verschlagen. Als Sänger trat er auf der Reeperbahn auf, begleitet auch von jenen Liverpoolern, die sich Beat Brothers nannten - die späteren Beatles. Bis heute spricht Paul McCartney von ihm als "Lehrer". Gestern ist Tony Sheridan im Alter von 72 Jahren gestorben.



Nur für Spezialisten:
L'INVITE" de TV5MONDE présenté par Patrick SIMONIN le 2/12/11. L'un a été le premier batteur des BEATLES avec John, Paul et George et l'autre le premier chanteur du groupe lors de ses débuts légendaires à Hambourg. Une rencontre "historique", 50 ans après l'enregistrement de leur premier tube !!



Der seltsame Titel "Les BEATLES n'existeraient pas sans HITLER" ist übrigens so zu erklären, dass Tony Sheridan von der kulturellen Leere der postfaschistischen Bundesrepublik spricht und die These wagt, dass diese eine wesentliche Bedingung der Attraktivität der englischen Bands in den frühen 60er Jahren in Hamburg war.

Zu Tony Sheridan und den Beatles in Hamburg ein sehr schöner Beitrag von Simone Wienstroer im Deutschlandfunk: Lehrer, Freund und Förderer der Beatles.

Nachtrag aus dem Archiv:

news8klein

und - neulich in Oldenburg photografiert (in der Ausstellung
Mini, Mofa, Maobibel - Die sechziger Jahre in der Bundesrepublik ... wer sich wohl immer solche Titel ausdenkt?! Siehe unten: Oldenburg Ende Februar kann sehr neblig und kalt sein ...) - ein Star-Club-Kassenbeleg über 100 Mark, Empfang bestätigt von Tony Sheridan:

Sheridan_Quittung

Standard and Poor's - a great name for a processed food company. Oder: Horsemeat Mortgage And The Horsegate Supply Chain

The horsemeat-for-beef crisis has more than a whiff of a previous "sub-prime" scandal about it, writes Colm O'Regan (BBC News Magazine 16.02.)
    This isn't the first time there have been international revelations that dubious products have been marked as fit for consumption.

    It's not that long ago that sub-prime mortgages were mixed with slightly better products and marketed as prime cuts. Once bought, these products made their consumers (banks, pension funds) very, very sick. In fact some banks caught the zombie virus from them.

    And just like the burgers, the packaging of these minced assets made them seem a whole lot more attractive than they actually were.

    The rating agency Standard and Poor's (which would be a great name for a processed food company) is being sued by the US Justice Department for the way it handed out triple-A ratings to securities that the department alleges S&P knew were risky.

    In one internal email, an S&P analyst says: "We rate every deal. It could be structured by cows and we would rate it." (And probably if it was structured by horses also.) ...
Colm O'Regan is an Irish stand-up comedian and writer. He is a regular contributor to the BBC World Service's In The Balance.

Update - Vom Standard zu den Poors: ... Wer wenig verdient, muss halt billig essen, soweit sorgt das System immerhin vor ...
Wer es besonders günstig haben möchte, kann sein Pferdefleisch direkt bei Amazon bestellen ‑ eine Dose Dovgan Pferdefleisch im eigenen Saft für zwei Euro fünfzig. Kunden, die diesen Artikel kauften, kauften auch Hundert Prozent Pferdefleisch pur von Scheker und die Vorratspackung Pferd, 30 mal 800 Gramm in Dosen für 117 Euro 99. So eine Bestellung wäre immerhin ehrlich und sauber und nicht angreifbarer, als die empörte Kündigung bei Amazon, die auf dem heimischen Apple-Computer verfasst wird...

Pferdefleisch & Amazon – Die verwunderliche Verwunderung; Jörg Magenau, rbb-kulturradio 22.02.2013

Nachtrag: The "horsegate supply chain" by TeamWefarmit via Die roten Schuhe, wo sich auch der schöne Hinweise auf die Pferdefleischlasagne im Bett findet!

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Zum Thema Ernährung sollten Sie sich noch ein passendes Photo ansehen: James 'The Bear' McDonald of Granby, Conn., consumes wings during WIP's Wing Bowl 21 eating contest Friday, Feb. 1, 2013, in Philadelphia. McDonald won with 287 wings. (The Granby News)
Vgl. auch Thomas Konicz: All you can eat (Konkret 3/2013)

P.S.: In den späten 60ern oder frühen 70ern wäre das auch ein guter Name für eine progressive Underground-Band gewesen:

Horsemeat Mortgage And The Horsegate Supply Chain

Vgl. Frank Zappa - Uncle Meat Main Theme 1969
Vgl. Frank Zappa - Things That Look Like Meat

Archäologie CCXLVI: Stadtansichten - Hannover

Meine LieblingsHAZ bietet gerade eine frei zugängliche Photoauswahl an, die ich denn doch empfehlen möchte:
Kennen Sie das historische Hannover?
Ich liebe die alten Photos von Wilhelm Hauschild; wahrscheinlich weil ich z.B. viel vom Lister Platz erzählen könnte ...

Hauschild-lister-platz

Diese Bilder lassen die Vergangenheit etwas putzig erscheinen, - wie da Passanten zuschauen, wie Autos und Radfahrer einträchtig im Kreis herumfahren, ein Schutzmann einem Weltkugel-Ford den Weg nach Berlin weist und andere Passanten ohne Ampel, Schutzmann oder Zebrastreifen (bei genauerer Betrachtung auch ein selten dämliches Wort!) die Straße überqueren können, ohne dass sie von den nahenden Hanomag- und Magirus-Lastern angehupt und umgemangelt werden. Selbst die Besatzungstruppen mit dem Ami-Stern fügen sich friedlich in den Kreisverkehr ein, der eindeutig von Volkswagen - vor kurzem noch KdF-Wagen und noch nicht im Besitz der Familie Porsche - beherrscht wird (allerdings vier unterschiedliche Typen des VW-Käfer: Brezelkäfer in Standard(nicht-synchronisiertes Getriebe)- und Exportausführung, mit und ohne Schiebedach, Kabrio in Zwei-Farben-Lackierung) ! - In der Celler Straße naht ein dicker Büssing, der ein wenig bedrohlich aussieht. Ansonsten ein Bild vollendeter verkehrsmäßiger Harmonie!
... In das sich auch der Henschel/Kässbohrer-Obus 907 an der von 1949 bis 1958 bedienten Endhaltestelle am Lister Platz vor der Abfahrt nach Langenhagen einfügt! (Eine Üstra-Episode: Obusse in Hannover - drehscheibe)

lister-platz-obus

Und als der Obus abgeschafft war, bekam der Schutzmann am Lister Platz ein putziges kleines Häuschen, aus dem heraus er den neuen Herausforderungen viel besser - und auch im weißen Mantel und nicht nur mit weißen Ärmelschonern - gerecht werden konnte; - z. B. einen schönen Ford 17m sicher über den Platz in Richtung Bödekerstraße zu geleiten ...

Lister-Platz-vor-50-Jahren

Hannover wurde zu der Zeit zur "autogerechten Stadt" umgebaut. 1959 berichtete der SPIEGEL unter dem Titel "Das Wunder von Hannover" über den hannoverschen Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht und seine Vision einer Stadt mit einem grandiosen Netz von Schnellstraßen...

Überhaupt wurde unglaublich aufgebaut. Hier ein schöner Ausschnitt aus dem zeitgenössischen Propagandafilm "Alle machen mit" (1960):
    Mit diesem Film zeigt der Hannoveraner Redakteur und Pressefotograf Heinz Koberg stolz den Wieder- und Neuaufbau der Stadt Hannover von 1949 bis 1960. Im Mittelpunkt stehen neue Verkehrswege, Wohnviertel, Schulen, Krankenhäuser und Freizeiteinrichtungen, deren Bau nicht zuletzt durch Engagement und Zusammenarbeit der Bürger möglich geworden sei. In der Darstellung wirft Koberg auch einen Blick in den damaligen Schulunterricht, der recht amüsante Szenen offenbart. Quelle: Historische Filmbestände in Niedersachsen
- Amüsant ist das eigentlich eher weniger, was in dem Ausschnitt über Unterricht an Mädchenschulen zu Tage kommt ...



Die andere Perspektive der Mädchen: sehr schön im ersten Kapitel von Eva Menasses neuem Roman ... gleich unten!

»Quasikristalle« - Eva Menasse liest

Hymnisch bespricht Rezensentin Sandra Kegel - in der FAS vom 09.02. - Eva Menasses Roman "Quasikristalle". Allein der Titel, der auf die von dem Nobelpreisträger Daniel Shechtmann entdeckten, als "verbotene Symmetrien" bezeichneten Kristalle verweist, versetzt die Kritikerin in Entzücken. Geradezu genialisch gelinge es Menasse, die chemischen Strukturen in Literatur umzusetzen, schwärmt Kegel, die hier der multiperspektivisch erzählten, zwischen "Wahrnehmung und Wahrheit" oszillierenden Geschichte der Heldin Xane Molin folgt.... perlentaucher

Leseprobe beim Perlentaucher : Lohnend! Vielversprechend!!



Ein längerer Ausschnitt erscheint wohl demnächst ist zu sehen und zu hören bei zehnseiten.de - einer empfehlenswerten Seite, die deshalb so heißt, weil man dort Autorinnen/Autoren zehn selbst ausgewählte Seiten aus einem Buch vorlesen lässt!

Hier noch eine Erzählung aus "Lässliche Todsünden" (2009), ebenfalls von der Autorin selbst gelesen; - bei Literaturport.de, wo Sie sich ebenfalls von Autorinnen und Autoren was vorlesen lassen können! --> Tipp: Wilhelm Genazino: Wenn wir Tiere wären

Les Métèques morts: Regierung macht erstmals Angaben zu Todesopfern an EU-Grenzen: "Die Irregulären"

Fraktion DIE LINKE. im Bundestag 04.02.2013 – KLEINE ANFRAGE – Drucksache Nr. 17/12147
Todesopfer unter Flüchtlingen in die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union im Jahr 2012
Immer wieder kommen Menschen bei ihrem Versuch in die EU und nach Deutschland zu gelangen, ums Leben. Diese Toten sind der Preis für die Abschottung Europas. Die Linksfraktion fragt die Bundesregierung, inwieweit sie dieser Folgen der von ihr mit vorangetriebenen Abschottungspolitik überhaupt gewahr ist.


Der tödliche Weg nach Europa
Zum ersten Mal hat die Bundesregierung Zahlen zu Todesopfern an den EU-Außengrenzen vorgelegt. 2012 starben mindestens 180 Menschen beim Versuch, die EU zu erreichen. Doch das sind keine amtlichen Zahlen, sondern nur gesammelte Einzelfälle. Die Linkspartei befürchtet noch weitaus mehr Opfer.
Von Arne Meyer, NDR, ARD-Hauptstadtstudio

Sie kamen aus Syrien, dem Irak, den Palästinensergebieten und sie ertranken zum Beispiel bei dem Versuch, auf Booten über das Mittelmeer und die Ägäis die griechische Insel Lesbos zu erreichen. Am 6. September vergangenen Jahres starben mehr als 60 Flüchtlinge, am 14. Dezember 21(*). Nur zwei von mehreren Beispielen, die die Bundesregierung in der Antwort auf die Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion aufgeführt hat, die NDR Info vorliegt.

Nach Angaben des dabei federführenden Innenministeriums handelt es sich aber nicht um amtliche Zahlen, sondern um Angaben von im Ausland eingesetzten Beamten der Bundespolizei, die dort im Rahmen ihrer Arbeit für die EU-Grenzschutzagentur Frontex waren. Danach sind 2012 mindestens 180 Flüchtlinge bei dem Versuch ums Leben gekommen, irregulär - wie es die Bundesregierung betont - die Grenzen der EU zu erreichen.


(*) "borderline europe" gibt z. B. für diesen "Vorfall" 27 Tote an und berichtet von schweren Vorwürfen gegen FRONTEX.

Die Bundestagsfraktion der Linkspartei vermutet, dass die Zahl der tatsächlichen Todesopfer deutlich höher sein muss. Darauf weise schon alleine die Tatsache hin, dass im Rahmen von Frontex-Operationen 2011 insgesamt 33.000 Personen aus Seenot gerettet worden seien.
"Diejenigen, die nicht gerettet wurden, finden in keiner Statistik Eingang. Es ist davon auszugehen, dass die Abschottung der Wohlstandsfestung EU jährlich tausende Menschen das Leben kostet", so die Innenexpertin der Fraktion, Ulla Jelpke.
- s. o. tageschau.de

Dass die Zahl der tatsächlichen Todesopfer höher liegt, ist anzunehmen; vgl. z. B. die Recherchen des Netzwerks Migration in Europa - Februar 2012:
Mehr als 1.500 Migranten sind im vergangenen Jahr beim Überqueren des Mittelmeers gestorben oder verschollen. Über 69.000 Migranten und Flüchtlinge erreichten die europäischen Küsten. Dies geht aus einem Bericht des UNHCR hervor, der Ende Januar vorgestellt wurde.

+ Asian Dub Foundation - Keep Bangin' On The Walls

Archäologie CCXLV: Ingrid Caven - Le Métèque / Der Fremde

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Ein Metöke (griechisch μέτοικος métoikos ‚Ansiedler‘) war in der griechischen Antike, insbesondere in Athen, ein dauerhaft in der jeweiligen Stadt lebender Fremder, der kein Bürgerrecht (und damit keine politischen Mitwirkungsrechte) besaß, aber meist auch Grieche war. Die Metöken mussten in Athen eine spezielle Steuer (μετοίκιον metoikion, vermutlich eine Drachme im Monat) entrichten und standen dafür unter einem gewissen Schutz des Staates. .. Sie durften in Athen keinen Grundbesitz erwerben und waren daher überwiegend in Handel und Gewerbe tätig ...
Das Wort lebt pejorativ im französischen métèque und nahe verwandten Sprachen (katalanisch: metec; okzitanisch: metèc) fort und bezeichnet einen ungeliebten Fremden. Besonders bekannt geworden im deutschsprachigen Bereich ist dieser französische Begriff durch das gleichnamige Chanson Le Métèque von Georges Moustaki.


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Ingrid Cavens bestes Album: Au Pigall's (1978 LP Barclay, Live in Paris, 2001 auf CD Barclay wiederveröffentlicht); daraus mein Lieblingslied: Amour Sans Miracle:

The Fine Art of the Wirtschaftskommentar: "Genussdeckel"

Ein Herr Holger Steltzner, Jahrgang 1962, Herausgeber, kommentiert eine gesellschaftliche Debatte, an der sich u.a. auch die Linkspartei beteiligt hat (im Wirtschaftsteil der FAZ vom 01.02.):
    Was die Linke, die Nachfolgepartei der DDR-Kaderpartei SED, wirklich will, hat die Parteivorsitzende Katja Kipping schon vergangenen Sommer klar gemacht als sie sagte: „Ab 40.000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss.“
    Wenn alles Geld über dem Genussdeckel der Linkspartei sowieso nur der „Bestechung von Politikern“ oder der „zerstörerischen Finanzspekulation“ diene, dürfte es beim Deckel für Einkommen nicht bleiben. Man könnte auch Vermögen und Autos mit 40.000 Euro deckeln und letztere gleich aus Pappe herstellen.
    Der Untergang der DDR beweist, wohin linke Deckelwirtschaft führt. Deshalb sollte man aufhören, Sarah Wagenknecht als Nachfolgerin von Ludwig Erhard zu feiern.
Georg Seeßlen kommentiert: Eins auf die Presse, mein Herzblatt! (19)
Nun dürfte sich ja die Anzahl jener, die Sarah Wagenknecht für die Nachfolgerin von Ludwig Erhard halten, in ungefähr so überschaubaren Grenzen halten wie jene, die Angela Merkel für die Nachfolgerin von Walter Ulbricht halten. Trotzdem: Wehret den Kader-Anfängen! Nieder mit der Deckelwirtschaft! Es lebe, äh, die freie Kunst des Wirtschaftskommentars...

„Ab 40 000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss.“ - so ganz falsch ist das ja möglicherweise nicht; - Genau genommen handelt es sich nämlich einfach um die Grenze zwischen zwei Lebensentwürfen im Kapitalismus, dieser „Genussdeckel“ könnte – vielleicht nicht so auf den Euro berechenbar – zum Beispiel die Grenze beschreiben zwischen dem, was Menschen mit Geld anfangen können, und dem, was das Geld mit den Menschen anstellen kann. (Seeßlen)
Das wäre eine Debatte wert; - aber wie werden hier Debatten geführt?!? Hilfreich wäre z. B. ein älterer Debattenbeitrag von Monty Python:
Lebensentwurf ohne Genussdeckel: Mr. Creosote :
    Maître-D': Today we have for appetisers: moules marinières, pâté de foie gras, Beluga caviar, eggs Benedictine, tart de poireau — that’s leek tart — frogs’ legsamandine, or oeufs de caille Richard Shepherd — c’est-à-dire, little quails’ eggs on a bed of puréed mushroom. It’s very delicate, very subtle.

    Mr Creosote: I’ll have the lot.[Pause]

    Maître-D': A wise choice, monsieur. And now, how would you like it served? All mixed up together in a bucket?

    Mr Creosote: With eggs on top.

    Maître-D: But of course, avec les oeufs frites.

    Mr Creosote: And don't skimp on the pâté.

    Maître-D: Monsieur, I can assure you, just because it is mixed up with all the other things we would not dream of giving you less than the full amount.

Archäologie (CCXXXVII): Wenn ein Mensch ... träumt (2)

In dem Beitrag Archäologie (CCXXXVII): Wenn ein Mensch ... ging es um Eigenheiten der DDR-Rock-Lyrik am Beispiel der Puhdys und ihres neues Albums Es war Schön, das weiterhin empfohlen sei.

Interessant wäre ein Vergleich: Das Motiv Traum/Träume findet sich z.B. bei den Puhdys und bei Ton Steine Scherben (später auch bei Rio Reiser solo).
Leider gibt es nur Versionen im Netz, die zeitlich nicht zueinander passen (das Original der Scherben, ein Remake der Puhdys - und Rio Reisers "Träume" gar nicht).





Nun könnte man an den Texten ja einmal versuchen nachzuweisen, woher sie stammen:

Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei,
du warst hier und wir war'n frei
und die Morgensonne schien.
Es gab keine Angst und nichts zu verlieren.
Es war Friede bei den Menschen und unter den Tieren.
Das war das Paradies.

Der Traum ist aus! Der Traum ist aus!
Aber ich werde alles geben, daß er Wirklichkeit wird.
Aber Ich werde alles geben , daß er Wirklichkeit wird.

Ich hab geträumt, der Krieg wär vorbei,
du warst hier, und wir war'n frei
und die Morgensonne schien.
Alle Türen war'n offen, die Gefängnisse leer.
Es gab keine Waffen und keine Kriege mehr.
Das war das Paradies!

Gibt es ein Land auf der Erde,
wo der Traum Wirklichkeit ist?
Ich weiß es wirklich nicht.
Ich weiß nur eins und da bin ich sicher,
dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht.
Dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht.

Der Traum ist ein Traum, zu dieser Zeit,
doch nicht mehr lange, mach dich bereit
für den Kampf um's Paradies!
Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Angst,
es ist unsere Zukunft, unser Land.
Gib mir deine Liebe, gib mir deine Hand.

Ich war ein Mensch mit 100 000 Plänen
sie einzulösen fehlte mir der Mut.
Von den Träumen blieb mir nur die Sehnsucht.
Und schon lag die Asche auf der Glut.
Da traf ich einen, der war junggeblieben.
Der sagte mir: Paß auf, eh es zu spät.
Schnell ist man von Fluß der Zeit verrieben.
Versuche alles, sonst ist es zu spät.

Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.

Viele sah ich, die warn erst 30 Jahre.
Sie schienen jung und waren doch schon alt.
Da beschloß ich: Wenn ich was bereue,
bereu ich nur, was ich noch nicht getan.

Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.

Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.

Träume verweh'n, wenn sie nicht wissen, wo sie schlafen sollen,
und bevor der Tag kommt, zieh'n sie mit dem Wind davon.
Die Welten dreh'n, wer von uns weiß, wer seine Freunde sind?
Wenn ein neuer Tag kommt, seh'n wir alle anders aus.

Die Zeit vergeht und so viel bleibt im Straßenstaub.
Wird uns fremd, wie ein Bild von daheim.
Alles längst verschwunden, alles überwunden und doch
war da viel mehr als ein Spiel.

Träume erfrieren, wenn niemand da ist, der sie träumen will,
und bevor der Tag kommt, sind sie mit der Nacht davon.
Jetzt steh'n wir hier, wer von uns weiß noch, welchen Weg er geht?
Wenn ein neuer Tag kommt, ist nichts, wie es einmal war.

Die Zeit vergeht und so viel bleibt im Straßenstaub.
Wird uns fremd, wie ein Bild von daheim.
Alles längst verschwunden, alles überwunden und doch
war da viel mehr als ein Spiel.

Hinweis: zwei sind von Rio Reiser, einer ist von Wolfgang Tilgner!

Wie Karl-Heinz und Claudia einmal einen Blog für Peer bastelten (und ihn schnell wieder verschwinden ließen)

„Scheiße sagt man nicht, sonst geht die Bildung in den Arsch und das ist Kacke“, belehrt mich meine Tochter gern und regelmäßig. Das Kind hat Recht und das darf ruhig auch mal festgehalten werden. Außerdem führt uns dieser kesse Spruch direkt zu: Annette Schavan.

Was bitte ist Bedeutung von dieses?
Das kriegt man nicht raus, auch wenn man den Text versucht zuende zu lesen; - es sei denn man weiß, dass er von Claudia ist. Und Claudia ist freie Autorin für steinkuehler-com, lebt in München, langjährige Magazin-Journalistin und macht jetzt mit ihrem Chef bei peerblog.de mit, einem schönen Beispiel für vordergründig professionell gemachte Bratze:
    Wir helfen in Notlagen. Unternehmen und Politiker lassen sich von uns durch und aus Krisen herausführen. Mit unseren Ideen der offenen Kommunikation, mit unseren Erfahrungen, mit unserem dichten Netzwerk in der deutschen Medienlandschaft. Wir platzieren Personen und Botschaften. Wir agieren aber auch still und effektiv. Viele haben uns dabei öffentlich nicht wahrgenommen. Der Erfolg war dennoch zu besichtigen. Still, aber auch öffentlich.
So stellt sich die Agentur des früheren Focus-Redakteurs Karl-Heinz Steinkühler dar, die im Auftrag und finanziert von fünf “Unternehmerpersönlichkeiten” und mit Zustimmung von Peer Steinbrück (und Frau Nahles) diese "Blog" genannte Bratze verbrochen hat:
Still, aber auch öffentlich.
Still bleiben die fünf "Unternehmerpersönlichkeiten" genannten Paten, was z. B. LobbyControl nicht so gut findet.
Öffentlich ist nun, für wie blöd der Kandidat und seine Berater die Zielgrupppe halten:
Aufregung im Netz – weil es was Neues gibt
Der PeerBlog ist online und das Netz spielt verrückt. Medien berichten, Blogger analysieren, Twitterer kritisieren. Und warum? Weil wir etwas machen, das es bisher noch nicht gab.

Noch einmal die Frage: Was bitte ist Bedeutung von dieses??

Öffentlich ist nun auch, dass die sich Sozialdemokratische Partei nennende Nachfolgeorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf dem BILD-Niveau ihres vor-vor(vor?)letzten Vorsitzenden Schröder sich dauerhaft eingerichtet hat. Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn einer der mysteriösen 5 big spender ein Carsten wäre ...
(Carsten Opel, Carsten Scheffler, Carsten Merckle, Carsten Schlecker, Carsten Gambolputty de von Ausfern-Schplenden-Schlitter-Crasscrenbon-Fried-Digger-Dingle-Dangle-Dongle-Dungle-Burstein-von-Knacker-Thrasher-Apple-banger-Horowitz- Ticolensic-Grander-Knotty-Spelltinkle-Grandlich-Grumblemeyer-Spelterwasser- Kurstlich-Himbleeisen-Bahnwagen-Gutenabend-Bitte-Ein-Nürnburger-Bratwustle- Gerspurten-Mitz-Weimache-Luber-Hundsfut-Gumberaber-Shönedanker-Kalbsfleisch-Mittler-Aucher von Hautkopft of Ulm)

agenturMarketingmäßig scheint mir das etwas unprofessionell losgegangen zu sein; und wenn wir schonmal dabei sind: Unglücklich ist auch die Adresse der Agentur (und dann auch noch die nichts Gutes verheißende Abwärtsdynamik im Foto). Dort in der Schanzentraße befindet man sich in der Gesellschaft von: Revolvermänner GmbH, JackTiger.com, mbb consult - Beratung für integrierten Turnaround, Sanierung und Transaktion, Bibby Financial Services GmbH; - Unternehmen, die sicherlich höchst ehrenhafte Geschäfte betreiben, aber doch etwas unglückliche Firmennamen gewählt haben.

Das für die Arbeit mit Steinbrück bzw. den mysterious 5 solchermaßen eher weniger günstige Umfeld müsste ein Profi wie Steinkühler eigentlich bemerken und sofort wenigstens eine Briefkastenfirma (besser subsidiary genannt) aufmachen in der Düsseldorfer Neubrückstraße ! (harr, harr, - wie der große Ernst Kahl zu kommentieren pflegt).
Da wäre man zweifellos in besserer Gesellschaft: Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, LegalCareers, Düsseldorfer Marionettentheater und Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten z. B. ...
[Dieser professional advice ist natürlich nicht billig. Sollte steinkühler-com.de demnächst umziehen, wird ein gehöriges Honorar (an mich und onlinestreet.de) fällig.]

________________
Vgl. auch Arno Klönne: Peerblog ist politologisch aufschlussreich - Wie Politik und Geschäft sich vernetzen; tp-Politik-News
Auf diese Vernetzung wies ich vor längerer Zeit schon einmal hin a.B. des Frankfurter Kultur Komittees : Archäologie LXXVI: Deutsche Eliten. Immer noch recht interessant! Damals hieß der vernetzte Sozialdemokrat Scharping oder so ähnlich ...
____________________
Update/Nachruf:
peerblog_ende
Nun werden die Modernisten lamentieren, dass die Ewiggestrigen in Schland einen modernen Wahlkampf à la Obama verhindert haben ... Warum das auch falsch ist:
peerblog.de – US-Wahlkampftaktiken in Deutschland? LobbyControl
Interessante Hintergründe und personelle Verflechtungen: Nach dem „Peerblog“ - Offline; FAZ 10.02.2013

How I fell in Love with Katrin Sass - (M)ein Beitrag zur Sexismus-Debatte

katrin-sass

Ist diese Frau nicht wunderbar ?!
[Ich versuchte schon einmal darauf hinzuweisen, dass in DDR-Filmen sehr häufig Menschen wie Menschen aussahen und nicht wie Menschen-Darsteller ...]

Hier folgt - von einer Frau und nicht von einer Menschendarstellerin - der beste Beitrag zu dem, was aktuell als Sexismus-Debatte (- ein Überblick von Dame von Welt beim Freitag) aufgeführt wird, - auch wenn es vordergründig um etwas anderes geht - mit einer knallhart ökonomischen Analyse (die aber - wie die Reaktion des Moderators zeigt - nicht erwünscht ist. Katja Kipping legt nach - im INTERVIEW DER WOCHE dradio).
Die an dem Gespräch beteiligten Männer stellen sich (- mit Ausnahme des Herrn Matussek, das muss ich leider zugeben; - aber vielleicht schützt ja Neokatholizismus vor Mediendemenz) als Döllmer bis schwerblöd dar und positionieren sich auf der nach unten offenen Brüderle-Skala ("ranzige Onkelhaftigkeit" Oliver Welke) ziemlich weit unten, insbesondere der Schmierlappen Lanz: "Denken Sie an Ihr Herz, ich mach mit Sorgen um Ihre Gesundheit... Dies ist ein freies Land ... Es geht nicht um die Frage ..." - und der abgehalfterte, fast bemitleidenswert um Präsenz bemühte, ranzig onkelhafte Karl Dall (der sich damit wahrscheinlich auch um einen Platz im Camp für eine xxx€-Gage bewirbt).

Bei 2'22 bemerkt Frau Sass zu recht zu dessen schmierigen Avancen: "Das ist Sexismus"; - aber das geht unter, wird nicht wahrgenommen, obwohl es ja eigentlich das Thema der Sendung ist, aber hier geht es jetzt ums "Benehmen".

Und wir lernen: Talkshows haben ihre eigenen Benimm-Regeln:
Regel Nr. 1: Auf keinen Fall die Promotion der anderen MenschendarstellerInnen in Frage stellen (also die Art, wie die sich zur Medien-Nutte machen)!
Regel Nr. 2: Nicht fragen oder verraten, was der Freier denen gezahlt hat!

- Und so kann der STERN, von dem man ja nach dem Lostreten der Debatte eine gewisse Sensibilität erwarten könnte, auch nicht bemerken, wie tief das Ganze vom Moderator noch unter Brüderle-Niveau gebracht worden ist, und Mann Maier rudert zurück bzw. vor bzw. sonstwohin bzw. die Redaktion lässt ihn rudern: Talkshowschreck - Katrin Sass rastet bei Markus Lanz aus ... und benimmt sich in den nächsten Minuten völlig daneben ...
Auf die Jauche, die sonst noch über Katrin Sass ausgekippt wird, wird hier nicht verwiesen.



Zur Sache: Die wunderbare Welt der Privatisierung (III): Die öffentliche Demütigung von Menschen als Teil der bundesrepublikanischen Medien- und Alltagskultur

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXVIII): Greece Goes Up In a Puff of Smoke (feat. Borg, Morris, Reemstma & The German Wehrmacht)

Der maltesische EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg will den Griechen das Rauchen abgewöhnen - so eine schöne Meldung von heute.

„Ich fahre demnächst nach Griechenland, wo 40 Prozent der Menschen rauchen. Das ist ein Kostenfaktor, über den gesprochen werden muss“, sagte Borg im Interview mit der WirtschaftsWoche.
Laut Borg besteht ein Zusammenhang zwischen der schwachen Konjunktur und der Vielzahl der Raucher im Land. Borg: „Rauchen senkt die Produktivität, das schadet der Volkswirtschaft.“

Das sieht Philip Morris anders:

In another sign of confidence in the Greek economy global tobacco giant Philip Morris International is planning to transfer some of its production from other plants in Europe to the unit of its Greek subsidiary Papastratos at Aspropyrgos, western Attica.
The news was announced on Tuesday by the chairman and chief executive officer of Papastratos, Nikitas Theofilopoulos, who heads Greece’s biggest tobacco industry. He was speaking on the occasion of the opening of a new production line, conducted by Deputy Development Minister Notis Mitarakis.
Philip Morris is the second multinational firm to shift part of its production to Greece, after Unilever, in a move that also serves to boost the local subsidiary considerably...

ekathimerini.com , Tuesday December 11, 2012

Interessant ist dabei zum einen:
1-_45993675_greekfan_afp ... From the article it all fits together nicely with the Greek tobacco industry’s decision to “restructure its distribution network in [the most populated parts of Greece]…in order to secure the optimum presence of its products at the points of sale and the sustainability of the traditional retail trade, which has been suffering in the last few years.”

In other words, smoking has been declining in Greece and big tobacco sees this as an opportunity to get Greeks back to puffing away even more, and in these days of financial crisis be applauded for the effort...

Greece Goes Up In a Puff of Smoke - Jeffrey Siger erzählt den Morris-Deal als Krimi bei MURDER IS ERVERYWHERE


Interessant ist zum anderen,
images-q-tbn-ANd9GcTuOinXgIZcVhAePuIgnH9INyCdPy78dSjctCNK5EZykFznThl2lA1 wie die griechische Traditionsmarke Papastratos 2003 mit Zustimmung der EU-Kommission in die Hände von Philip Morris fiel (Gutachten der EU-Kommission zur Übernahme durch Philip Morris), nachdem sie schonmal in andere Hände übergegangen war:
... beschlagnahmten die Besatzungsbehörden die gesamte griechische Tabakernte aus den Jahren 1939 und 1940 im Wert von 175 Millionen Reichsmark, aus denen 80 Milliarden Zigaretten für deutsche Verbraucher hergestellt werden konnten. Allein durch die Tabaksteuer von 1,75 Pfennig pro Zigarette bedeutete das einen Gewinn von 1,4 Milliarden Reichsmark...*
... Für den Nachschub während des Krieges sorgten Reemtsma-Manager, die im Windschatten der Wehrmacht*** in die besetzten Gebiete einrückten und die Ausplünderung organisierten - erst etwa in Griechenland, dann auf der Krim.**

[Bildunterschrift zum Foto: Die Zigaretten Papastratos No. 1 (Assos) und No. 15 wurden in Südosteuropa an SS-Angehörige als Bezahlung ausgegeben.]

Bemerkenswert ist auch, wie niedlich und geschichtsvergessen der harte Kampf der global tobacco giants auf dem Global tobacco market z.B. in dem oben zitierten Wikipedia-Artikel dargestellt wird: In Griechenland führte Papastratos 1957 die Filterzigarette ein. Eine Zusammenarbeit mit Reemtsma begann (Na gut, - wenn das 1941 ff. keine echte Zusammenarbeit war ... d. Verf.), die 1975 zugunsten einer Zusammenarbeit mit Philip Morris aufgegeben wurde. 2003 übernahm Philip Morris die Firma.


Komisch, eigentlich wollte ich mich nur kurz über Herrn Borg (Malta’s new EU commissioner for health ‘and homophobia’ - cafebabel.com ) lustig machen, aber wo man auch hingreift, immer greift man in die Jauche ...

____________________________
* In diesem Zusammenhang sei erinnert an griechische Reparationsforderungen, - wichtiger noch - an eine Anleihe, die Athen damals dem Deutschen Reich leistete.
"Schulden wir den Griechen 70 Milliarden Euro? In Athen hört man oft, es seien noch Rechnungen aus dem Weltkrieg offen" - ein interessanter, erfreulich sachlicher Artikel aus DIE WELT von 2011. Haben Sie nochmal was davon gehört?

** Reemtsmas Zwangsarbeiter - Tabakrausch im Osten; EINESTAGES Spiegel online
Vgl. auch Karl Heinz Roth, Jan-Peter Abraham: "Reemtsma auf der Krim". Edition Nautilus, Hamburg 2011, 576 Seiten.

*** Die Deutsche Wochenschau Nr. 554
... Artillerie- und Luftangriffe auf die Metaxas-Linie in Griechenland und anschliessender Durchbruch. Saloniki in deutscher Hand.

Zornige alte Männer: Til Your River Runs Dry - Eric Burdon

Burdonpublicityphoto
    "Global warming, the potential disaster of the water crisis.. too much water, too little water. I chose the title, because there are so many times in one’s life, when one feels he has nothing more to offer. But no, my river has not run dry. I offer this as a bit of hope that we, as the human race, will find new sources of replenishment and inspiration."

Ich hatte schon vor einiger Zeit auf ein neues Album von Eric Burdon hingewiesen. Nun endlich ist es erschienen.
Das ist immer noch eine der großen Stimmen der Rockmusik. Irgendwie klingt ja die Stimme aus dem House of the Rising Sun von 1964 noch nach, ist unüberhörbar (ganz stark auch hier: Lugano 2006 oder hier: San Javier International Jazz Festival 2011).
Und diese Stimme hat immer noch etwas mitzuteilen! Tolles Album: Hören! Anspieltipp: River Is Rising.
... In der Fiedensbewegung der 80er Jahre war ein Buch von Axel Eggebrecht recht wichtig: Die zornigen alten Männer - Gedanken über Deutschland seit 1945 Das ist leider längst vergessen; - aber erfreulich ist es, dass es wieder zornige alte Männer gibt, denen zuzuhören sich lohnt. Also Burdon hören und nicht Grass, Walser und (Helmut Heinrich Waldemar) Schmidt lesen (Arno auf jeden Fall!) ... Das könnte schonmal helfen!

Burdon-january15th1966-
Fabulous Magazine, January 15th 1966

30. Januar - 1933 und 2013 (und der 11. September 1973)

Eliten und »Banditen«
Manfred Weißbecker in junge welt

Psychopathen ohne Hitlerbart
Götz Eisenberg bei nds

Mächtig ergriffen
oder Der Machtergreifung gedenken und die Machtergreifung betreiben

Roberto De Lapuente - ad sinistram
Es gibt einen Stichtag zum damaligen Antritt der Dunkelheit. Eben dieser 30. Januar 1933 - in sechzig, achtzig oder hundert Jahren wird es an einen Stichtag mangeln. Die Machtergreifung der neoliberalen Ökonomie in jeden noch so banalen Lebensbereich, die Durchdringung der Lebensrealität mit Krämerjargon und einem unhaltbar biologistischen Menschenbild - all das wird nicht auf einen Tag gelegt werden können. Zu schleichend war der Prozess, zu still, zu abseits von den lauten Kanälen. Aber klar wird es dennoch immer mehr: Sie haben die Macht ergriffen. Ohne Notstandsgesetze durch den Bundestag beschlossen, dafür mit eingeflüsterten Notstandswarnungen in Hinterzimmern.
Zynisch gesagt: Man hat aus der Geschichte doch etwas hinzugelernt - nicht die Gesellschaft hat gelernt, nur die, die die Macht ergreifen wollen, haben ihre Lehren daraus gezogen und ergreifen die Macht nun effektiver als alle Machtergreifer vor ihnen.


Ich bleibe dabei: auch die Machtergreifung der neoliberalen Ökonomie hat ihren Stichtag:
den 11. September 1973

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Siehe auch: Ken Loach - Chile 1973 september 11
... und höre auch:
"El Pueblo Unido" (Quinteto Tiempo, Agitprop, Oktoberklub Berlin), recorded at the "Festival Politische Lieder" at the 10th "World Festival of Youth and Students", 1973, in East Berlin.

27. Januar - 1944 und 1945

Archäologie L: 27. Januar 1945 - die Rote Armee befreit das KZ Auschwitz

Zuweilen scheint es mir fast nötig zu sein, darauf hinzuweisen: Es war nicht die Bundeswehr, die Auschwitz befreit hat. Und es war nicht die Bundeswehr, die Bergen-Belsen befreit hat!

Hitlers most famous victim Anne Frank ended up in Bergen-Belsen after being evacuated from Auschwitz in October, 1944. As starvation. cold and disease swept through the camp's population, Margot, Anne's sister, developed typhus and died. A few days later, Anne herself, in April, 1945, succumbed to the disease a few weeks before the camp was liberated by the British. http://www.auschwitz.dk/bergenbelsen.htm)

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Anne Frank, 1934
And Then It Was Ephemera - If Charlie Parker ...


Und es war nicht die Bundeswehr, die Leningrad befreit hat:
Wir dürfen auch einen anderen Gedenktag nicht vergessen, denn genau ein Jahr zuvor hatte die Rote Armee schon einmal bestialische Verbrechen von Deutschen im Nationalsozialismus beendet: Am 27. Januar 1944 „endete die Blockade von Leningrad“, die Stadt, die heute wieder (Sankt) Petersburg bzw. Petrograd heißt. Von Nadja Thelen-Khoder (nds)

____________________

Im letz­ten Jahr hat Hans Kre­mer in der BR2-​Sen­dung »ra­dio­Tex­te« an­läss­lich des 25. To­des­ta­ges von Primo Levi Aus­zü­ge aus zwei sei­ner Bü­cher ge­le­sen: »Ist das ein Mensch?« und »Atem­pau­se«.

»Die Atem­pau­se« heißt Levis Be­richt über das, was nach der Be­frei­ung durch die Rote Armee ge­schah und über die end­lo­se Irr­fahrt nach Hause. Eine Atem­pau­se trotz allem, denn zu­hau­se be­gann der Kampf um die Wahr­heit und gegen das Nicht-​Wis­sen-​Wol­len, den die ehe­ma­li­gen Häft­lin­ge immer wie­der ver­lo­ren. Primo Levi hat ein Leben lang Zeug­nis ab­ge­legt über die Rea­li­tät des Ver­nich­tungs­la­gers Ausch­witz, das er er­lebt und über­lebt hatte. »Ist das ein Mensch?« er­schüt­ter­te Ge­ne­ra­tio­nen und stieß gleich­zei­tig immer auf Ab­leh­nung und Un­glau­ben. In sei­nem Buch »Die Atem­pau­se« be­schrieb er, was nach der Be­frei­ung durch die Rote Armee ge­schah und wie end­los die Irr­fahrt durch halb Eu­ro­pa war, nach Hause. Eine Atem­pau­se trotz allem, denn zu­hau­se be­gann der Kampf um die Wahr­heit und gegen das Nicht-​Wis­sen-​Wol­len, den die ehe­ma­li­gen Häft­lin­ge immer wie­der ver­lo­ren. Es liest Hans Kre­mer. Down­load: via BR2

Die ers­ten Ka­pi­tel von »Ist das ein Mensch?« er­zäh­len von Levis An­kunft im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz. Down­load: via BR2
[via Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis]


Archäologie XLIX: 27. Januar 1944

Die wunderbare Welt der Privatisierung (III): Die öffentliche Demütigung von Menschen als Teil der bundesrepublikanischen Medien- und Alltagskultur

Mit rund 7,77 Millionen Zuschauern beim Start der neuen Staffel konnte die Ekelsendung Dschungelcamp einen neuen Rekordwert aufstellen, der RTL eine fette Quote von 36,5 Prozent bei der werberelevanten Altersgruppe zwischen 14 und 49 Jahren bescherte. Und es geht weiter aufwärts: Am 14. Januar konnte das Dschungelcamp sogar einen neuen Rekordwert von bis zu 8,1 Millionen Zuschauern verbuchen...

Tomasz Konicz fragt (tp - "Bloch vs. Dschungelcamp"): Worin besteht die Erbschaft einer Zeit, in der sadistische Demütigungsshows ein begeistertes Millionenpublikum finden?
... und verweist auf historische Vorläufer:
    Dabei stellt dieses Fernsehformat keine vollständige Innovation dar. Die historischen Vorläufer der heutigen Demütigungs-Shows finden sich in den 20er und 30er Jahren, als sogenannte "Tanzmarathons" in Mode kamen, bei denen die Teilnehmer mitunter wochenlang bis zur totalen Erschöpfung um ein Preisgeld gegeneinander tanzen mussten. Und es sind gerade solche Manifestationen kaum gezügelten Sadismus, die einen zuverlässigen Indikator für die Zunahme autoritärer und reaktionärer Einstellungen in der Gesellschaft, wie etwa der späten Weimarer Republik, liefern.

    Angefacht von der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre, machten sich in der Weimarer Zeit lange vor der Machtergreifung der Nazis autoritäre und reaktionäre Anschauungen breit, die oftmals gänzlich "unpolitisch" wirkten, aber beim genaueren Hinsehen einen Ausblick in den Abgrund erlaubten, auf den das Land zusteuerte. Der Faschismus kam somit nicht aus heiterem Himmel über Deutschland. Eine scharfsinnige und immer noch beeindruckende Auseinandersetzung mit dem deutschen Präfaschismus, der genau dieses Kunststück gelang, ist die 1932 von Ernst Bloch verfasste, 1935 in Zürich publizierte Schrift "Erbschaft dieser Zeit" ...

    Bloch identifizierte - hierbei Siegfried Kracauer folgend - als einer der ersten Beobachter eine damals "neue Art Mitte", die in der Krise um sich zu schlagen beginne, "besonders nach unten, wohin sie zu sinken" drohe. Neben dem klassischen Kleinbürgertum, den in den Krisenwirren irrlichternden Krämerseelen und der niederen Beamtenschaft, zählte er zu dieser "Mitte" vor allem das rasch anwachsende Heer der Angestellten, das sich in der gleichen Zeit verfünffacht habe, "in der sich die Arbeiter nur verdoppelt haben". Trotz krisenbedingter faktischer Proletarisierung fühlten sich diese Angestellten "noch als bürgerliche Mitte". Auf diese sich damals in der Weltwirtschaftskrise konstituierende, hasstriefende und angstschwitzende "Mitte" war Blochs Allegorie von den Kälbern gemünzt, "die ihren eigenen Metzger wählen, wäre der Geruch vieler dieser Kälber nicht gerade der von Metzgern".

    Der Metzgergeruch der "Kälber" stieg besonders intensiv überall dort auf, wo die gerade im Entstehen begriffene Kulturindustrie in ersten zaghaften Schritten die aufgestaute Wut der desperaten Massen zu ihrer Geschäftsgrundlage machte. In dem Abschnitt "Wut und Lachlust" beschreibt Bloch einen 1929 abgehaltenen Marathon-Tanzwettbewerb, bei dem die teilnehmenden Paare über Wochen nach dem KO-Prinzip buchstäblich gegeneinander antanzten...

    Inzwischen greift das Prinzip der Casting-Shows übrigens auch auf die Arbeitswelt über: Immer mehr Unternehmen lassen ihre Arbeitsplatzbewerber in mehreren Runden nach dem KO-Prinzip vorsprechen, wobei der Umfang der Prüfungen von Runde zu Runde zunimmt, und die Bewerber immer intimere Fragen über sich ergehen lassen müssen. Längst ist es üblich, in die Arbeitsplatzbewerbung möglichst viel von einer in "Selbstoptimierung" kreierten Persönlichkeit einfließen zu lassen ...
Unbedingt weiterlesen!!

Sydney Pollack hat diese frühe Ausbeutung der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit durch die Kulturindustrie in seinem ganz großen Film They Shoot Horses, Don't They mit Jane Fonda und Michael Sarrazin 1969 eindrucksvoll gestaltet. Wenn Sie die DVD irgendwo erwischen: unbedingt kaufen und ansehen!! (Zur Not auch hier!!) Hier erstmal der Trailer:



Besonders widerlich finde ich das Hochjazzen der aktuell perfiden Ausbeutung der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit durch die Kulturindustrie auf ein scheinbar intellektuelles Niveau durch Intellektuellen-Darsteller wie Ulf Poschardt (Wo Viertelprominente ihre Würde zurückgewinnen - Die WELT):
    Die Spannung, welche die sieben Millionen Zuschauer im Bann hält, wird getragen von jenen Fluchten aus der Ironie und der Zynik, die jede Sekunde möglich sind.
    Am Ende wachsen einem einige dieser Menschen mehr ans Herz, als dies jede Figur des idealistisch-moralischen Kulturkomplexes, Theater, Literatur und deutsches Fernsehspiel, tun könnte. Einfach deshalb, weil die Menschen nicht verklärt, sondern in ihrem So-Sein ernst genommen werden.
    Der Humor der Moderatoren fängt – etwas überspitzt formuliert – den Ernst der Lage ab. Anteilnahme hat stets eine voyeuristische Note. Sie ist die Empathie, welche Neugier am Mitmenschen erst möglich macht. Weiterhin gute Unterhaltung!
Was bitte ist Bedeutung von dieses??? Die Spannung ... wird getragen von jenen Fluchten aus der Ironie und der Zynik, die jede Sekunde möglich sind. Ich will ja nicht kleinlich sein, aber "Zynik" kennt der Duden nicht. Meintest du vielleicht: Zank Zunge zynisch Zins Zinke
Und was bitte wäre die Flucht aus der Ironie, wenn wir es mal dabei belassen wollen, anderes als die simple Identifikation mit dem So-Sein des Gezeigten? Und das ist dann - voyeuristisch ermöglichte - Empathie?? Nein, das ist

Phrasenauswurf und Wortkotze, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern

- offenbar aber geeignet, das massenhafte Delektieren an der Demütigung in der Mitte der Gesellschaft goutierbar zu machen und zu legitimieren ...

Zugabe: Last couple standing during a dance marathon, 1930, Merry Gardens Dance Hall (across the street from the Vic), Chicago --> hier!

Update:
Nominierungen zum 49. Grimme-Preis 2013 bekanntgegeben
Michael Spreng: Kack die Wand an, da kriegst du Karneval im Kopf: das altehrwürdige Grimme-Institut hat endlich Anschluss an das Fernsehen von heute bekommen. Eine überfällige Korrektur. Das Grimme-Institut verharrt nicht länger in den antiquierten Qualitätsmaßstäben des vergangenen Jahrhunderts, sondern stellt sich mutig an die Spitze des Zeitgeistes...

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Die wunderbare Welt der Privatisierung: Wasser (II)


via nds

Wenn Sie sich gegen die Privatisierung der Trinkwasserversorgung zu Wehr setzen wollen, sollten Sie die Petition von „right2water.eu“ unterzeichnen.
Sie sollten sich dabei aber auch der Tatsache bewusst sein, dass Sie damit ein sehr eingeschränktes demokratisches Grundrecht wahrnehmen: ein eingeschränktes Parallelpetitionsrecht statt Volksbegehren (vgl. Peter Mühlbauer - tp 08.04.2010 - Die als Element direkter Demokratie verkaufte Europäische Bürgerinitiative passt eher in ein Feudalsystem)
Die EU informiert: Eine Europäische Bürgerinitiative – was ist das?
Das kann's also nicht gewesen sein, wenn Sie das Veolia-Wasser nicht wollen! - Vgl. zu den Hintergründen:
Die wunderbare Welt der Privatisierung: Wasser von Veolia, Thunfisch, Garnelen und Langusten aus somalischen Gewässern von Atalanta

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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