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Die Kompetenzkatastrophe (I) - Oder: Machtausübung durch Individualisierung: Pastoralmacht relaunched

Vorbemerkung: Ich habe hiermit eine neue Rubik "Bildung" aufgemacht, weil es dringend geboten ist, das herrschende Kompetenz-Paradigma einer fundamentalen Kritik zu unterziehen: Die Notwendigkeit ergibt sich einerseits aus Beobachtungen der des status praesens der Praxis des Lehrens und Lernens und andererseits aus der Auseinandersetzung mit der zunehmend kritischen theoretischen Reflexion der Kompetenzorientierung ganannten Neuformatierung des noch so genannten "Bildungs"systems. Ohne eine fundamentale Kritik des Ansatzes würde jeder Versuch einer Neuorientierung zu kurz greifen. Dabei meint "fundamentale Kritik" nicht ein pauschales Verwerfen aufgrund ideologischer Prämissen, sondern das Beharren darauf, dass jedes Postulat, Lernen habe so oder so organisiert zu werden, die Prämissen der Konstruktion und die Ziele ausweisen muss.

Begonnen sei hier mit einem ersten Überblick über den aktuellen Diskussionsstand.

Andreas Hellgermann macht in einem sehr lesenswerten Artikel auf die Dialektik der Individualiserung der Lern- bzw. Bildungsprozesse aufmerksam. Individualisierung - ein Trend, der ja erstmal prinzipiell begrüßenswert erscheint - konstruktivistisch und lerntypenmäßig unterfüttert und passend zur herrschenden Methodenorientierung. Vordergündig bedienen die neuen Trends die Idee, Schule könnte auch anders sein: Anstatt das Herumtreiben durch den vielfältigen Einsatz von Medien, Methoden, Richtlinien und Lehrplänen zu verhindern, könnte sie SchülerInnen einen Raum in die Welt hinein eröffnen, durch den und in dem tatsächlich ein eigenes Urteil über die Welt möglich wird. Wir wissen alle, dass das nicht so ist.
Um zu verstehen, welche Hindernisse bzw. politisch-ökonomische Interessen dem entgegen stehen, ist es notwendig, sich intensiver mit dem Begriff der »Kompetenz« und dem damit verbundenen Paradigmenwechsel in Lehrplänen und Schule auseinanderzusetzen. Nichts spricht gegen Kompetenz. Jedoch ist dieser Begriff zum Schlüsselbegriff für die Produktion einer spezifischen Subjektivität geworden, die für das neoliberale Projekt zentral ist. Für dieses sind Schule im Ganzen, die Reduktion des Bildungsbegriffs, das lebenslange Lernen und der Bolognaprozess wichtige Handlungsfelder...

Hellgermanns (übrigens katholischer Theologe und Lehrer am Berufskolleg. Außerdem arbeitet er mit am Institut für Theologie und Politik in Münster) zentrale These:

Kompetenzgehirnwäsche: Machtausübung durch Individualisierung
Das neoliberale Dogma mit seiner u.a. auf Gery Becker (1976) zurückgehenden »Humankapitaltheorie« dominiert auch die Schule: Gut ist, was betriebswirtschaftlich vernünftig erscheint. Das neue Bildungsideal ist der »flexible Mensch«, der funktioniert, wo immer man ihn hinstellt. Um seine Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt zu garantieren, ist »lebenslanges Lernen« notwendig. Erlernt werden vor allem »Kompetenzen« - ein Schlüsselbegriff, der für das neoliberale Projekt zentral ist.

Der Autor zeigt zunächst auf , wie die Humankapitaltheorie zur Verbetriebswirtschaftlichung des Bildungssystems beigetragen hat, u.a. am Beispiel des Einsickerns der "externen Berater" in die Schule (vgl. zur Bertelsmannnisierung), um dann mit Bezug zu Foucaults Begriff der Pastoralmacht die Tücken der Individualiserung herauszupäparieren:

Die Pastoralmacht ist eine Machtform, die ausgehend von über Jahrhunderte eingeübten kirchlichen Praktiken wiederzufinden ist in den unterschiedlichsten Bereichen unserer modernen bzw. postmodernen Gesellschaft. Und sie ist eine individualisierende Machtform, eine Form der Lenkung, die nicht unmittelbar auf das Subjekt, sondern auf sein Handeln zielt.

Dies hilft uns zu verstehen, wie die scheinbar offeneren Lernformen mit dem Phänomen der Machtausübung und Lenkung zusammenhängen und so mit dem Projekt des Neoliberalismus verwoben werden können. Das Entscheidende an der Pastoralmacht ist, dass sie eine Machttechnik ist, die durch andere als die kirchlichen Institutionen übernommen wird und als neue, vielfältig verwendbare Machtform zur Verfügung steht. Die ehemals auf das Jenseits ausgerichtete Pastoralmacht kreist nun um das Heil des Menschen im Diesseits und damit um das Subjekt. Wie, das wird in der kleinen Geschichte von Günther Anders deutlich. Der König schenkt dem Königssohn Pferd und Wagen, damit er nicht mehr zu Fuß zu gehen braucht. Hier sind die beiden Elemente der Sorge und der Individualisierung enthalten, die sich als Lenkung und damit Produktion einer bestimmten Subjektivität zeigen.

Diese Macht ist gerade nicht zu verwechseln mit Gewalt oder Zwang. Wenn wir uns die Veränderungen in der Schule anschauen, dann lässt sich über einen längeren Zeitraum zeigen, wie sich die Formen der Einwirkungen auf SchülerInnen immer weiter von Gewalt und Zwangsmaßnahmen entfernt haben. Stattdessen haben sich Machttechniken entwickelt, die näher am Subjekt sind, gerade weil sie nicht mehr versuchen, direkt auf das Subjekt einzuwirken, sondern sein Handeln in den Blick nehmen. Nur so kann es gelingen, das Bewusstsein des Einzelnen zu erreichen und dadurch zu lenken, anstatt es zu zwingen.

An dieser Stelle wird nun auch deutlich, wozu die Standardisierungen in der Schule gebraucht werden: Sie sind die entscheidende Kontrollinstanz in Bezug auf das Handeln, weil nur mit ihnen überprüft werden kann, ob »richtig« gehandelt wurde. Und sie sind zugleich der Hinweis auf das Misstrauen gegenüber wirklicher Individualität und wirklicher Heterogenität, die möglicherweise doch zu »falschem« Handeln führen könnten. Darüber hinaus sind sie der Garant und Indikator für die Marktförmigkeit der erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen....


Das solchermaßen zu produzierende Idealsubjekt ist im Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) und im Deutschen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen (DQR) fixiert. Deutlich ist, dass hier ein Subjekt gedacht wird, dass im Wesentlichen der Problemlöser ist , der bereit und in der Lage ist, jede Situation zu bewältigen. Er ist der von Richard Sennet beschriebene »flexible Mensch«, der handeln kann, wo immer man ihn hinstellt, der funktioniert. Nun ist es ohne Frage sinnvoll, wenn junge Menschen frühzeitig lernen, mit zukünftigen Lebenssituationen umgehen zu können, handlungsfähig zu bleiben. Aber: Was ist, wenn die Situation selber falsch ist, wenn die Gegebenheiten insgesamt infrage gestellt werden müssen, wenn es darum geht, einmal das Ganze zu sehen? Genau das wird nicht gelernt!
Das scheint mir das zentrale Problem zu sein: wie das Subjekt gedacht wird, das sich Welt aneignen und Weltaufschluss (Holzkamp) erlangen will bzw. soll. Die Verkürzung des Subjektbegriffs bzw. das Verschwinden des Subjekts im Neoliberalismus arbeitet vorzüglich heraus:

Felix Grigat: Die Kompetenzkatastrophe – oder
„Die Wiederkehr der Bildungsphilister durch die Hintertür“

Pädagogische Korrespondenz, Heft 46 / Winter 2012
... wenn er nachweist, dass im Rahmen des neoliberalen Kompetenz-Paradigmas Bildung nicht mehr vom sich zu bildenden Subjekt aus gedacht wird, sondern von der ökonomisch definierten Qualifikation. Das Ergebnis ist ein System, das sich noch Bildungssystem nennt, aber letztlich eines ist, das der Selbstzurichtung der Subjekte zur lebenslangen Herstellung von Employability = Vernutzbarkeit dient.

In dieser Situation ist ... (es) sinnvoll zu klären,
- welches Demokratieverständnis und Menschenbild das Grundgesetz zugrundelegt
und welchen daraus resultierenden Bildungsauftrag Landesverfassungen und schulische Richtlinien umreißen;
- wie sich dazu das Menschenbild und Bildungsverständnis der neoliberalen Wirtschaftstheorie verhält und wie die bekannten bildungsökonomischen Schlagwörter darauf aufbauen;
- welches Demokratieverständnis das Propagandakonzept aufweist und welche Mittel der Propaganda bei der Durchsetzung eines ökonomistischen Bildungsverständnisses im Kontext von PISA und Bologna aufzeigbar sind;
- was der mögliche politische Sinn dieser Operation war, die nicht nur in der Wirtschaft, sondern eben auch im Bildungswesen vor ihrem Scheitern steht.
Auf dieser Grundlage kann über Handlungsmöglichkeiten nachgedacht werden,
die angesichts der realen Problemlagen im Bildungswesen sinnvoll und notwendig
wären. ...

Jochen Krautz: Bildungsreform und Propaganda via Forum Kritische Pädagogik

Und noch ein Gedanke dazu: Die Reduzierung des Subjekts auf Vernutzbarkeit setzt seine umfassende Durchschaubarkeit voraus. Das meint nicht nur die Erhebung seines Like-Verhaltens bei Facebook, sondern vielmehr die Ent-eignung der Psyche der Individuen durch die Hirnforschung.

Freerk Huisken macht in seinem sehr lesenswerten Aufsatz Über die Untauglichkeit der Hirnforschung als Ratgeberin in Bildungsfragen deutlich, dass im harmlosesten Fall die Ergebnisse der Hirnforschung für die Organisation erfolgreichen Lernens überflüssig sind. Bei genauerer Prüfung erweise sich, dass sie falsch und obendrein in ihrer Konsequenz fatal seien:

In seinem neusten Buch über Bildung äußert sich Roth darüber, wie er sich das Erziehungsresultat, den erzogenen jungen Menschen, die „reife Persönlichkeit“ vorstellt: „Bei der Persönlichkeitsbildung geht es konkret um Stressverarbeitung und Frustrationstoleranz, die Fähigkeit zur Selbstberuhigung und Selbstmotivation, Impulshemmung und den Umgang mit negativen Gefühlen, um Bindungsfähigkeit und Empathie und schließlich um die Ausbildung des Realitätssinns und der Risikowahrnehmung.“ Diese „Kernkompetenzen“ zu erwerben erklärt er überdies zu einer „lebenslangen Aufgabe“. Angesichts dieser Zeilen habe ich meine Impulse gegenüber dieser gnadenlosen Reklame für selbsttätige Unterwerfung der Menschen unter die sie beschädigenden Lebensumstände kaum noch hemmen können. Was liegt so einem Erziehungsziel zugrunde? Roth geht – so könnte man denken - davon aus, dass offensichtlich große Teile der Schüler später in Schule und Arbeitswelt Lebensverhältnissen ausgesetzt sind, die ihnen nicht gut tun, ihre Interessen nicht zur Geltung kommen lassen, für sie ein Risiko darstellen, kurz: sie schädigen. Warum sonst sollten sie in Schule und Beruf Stress haben, frustriert und beunruhigt sein, von negativen Gefühlen geplagt werden, sich ständig zur Ruhe mahnen, Impulse zur Gegenwehr hemmen und ihren Alltag als risikoreich empfinden? Dieser von Roth – so sollte man meinen - unterstellten gesellschaftlichen Lage will ich gar nicht widersprechen. Das Leben der Mehrheit ist - „lebenslang“ - in der Tat bestimmt von der Sorge, ob für sie bezahlte Arbeit da ist, ob man seine Arbeit behält, ob man damit genug Geld verdient, wie lange man sie aushält und was danach ist. Offensichtlich sind die Menschen hierzulande mehrheitlich also nicht die Subjekte ihrer Lebensverhältnisse...

In diesem Zusammenhang lesenswert:
Christina Gericke - Schule und Wirtschaft: das neue Traumpaar?
Zur Kooperation von öffentlichen Schulen und privaten Unternehmen

ebenfalls in der Pädagogischen Korrespondenz, hier als pdf

und schon früher hatte ich verwiesen auf:
Andreas Gruschka - Strategien zur Vermeidung des Lehrens und Lernens: der neue Methodenwahn

Der lange, kontemplative Blick jedoch, dem Menschen und Dinge erst sich entfalten, ist immer der, in dem der Drang zum Objekt gebrochen, reflektiert ist. Gewaltlose Betrachtung, von der alles Glück der Wahrheit kommt, ist gebunden daran, dass der Betrachtende nicht das Objekt sich einverleibt: Nähe an Distanz.“

Adorno über Goethe

Böser Vati



Ich verwies schonmal auf Heiner Pudelko & Interzone


Die Frage ist: Soll ich meine Einträge zu Klaus Kinski löschen?

Mali: A delicious neo-colonial breakfast in Hollandaise sauce

One's got to love the sound of a Frenchman's Mirage 2000 fighter jet in the morning. Smells like... a delicious neo-colonial breakfast in Hollandaise sauce. Make it quagmire sauce.

Apparently, it's a no-brainer. Mali holds 15.8 million people - with a per capita gross domestic product of only around US$1,000 a year and average life expectancy of only 51 years - in a territory twice the size of France (per capital GDP $35,000 and upwards). Now almost two-thirds of this territory is occupied by heavily weaponized Islamist outfits. What next? Bomb, baby, bomb.

So welcome to the latest African war; Chad-based French Mirages and Gazelle helicopters, plus a smatter of France-based

Rafales bombing evil Islamist jihadis in northern Mali. Business is good; French president Francois Hollande spent this past Tuesday in Abu Dhabi clinching the sale of up to 60 Rafales to that Gulf paragon of democracy, the United Arab Emirates (UAE).

The formerly wimpy Hollande - now enjoying his "resolute", "determined", tough guy image reconversion - has cleverly sold all this as incinerating Islamists in the savannah before they take a one-way Bamako-Paris flight to bomb the Eiffel Tower ...

Burn, burn - Africa's Afghanistan. By Pepe Escobar
    [via nds - dort mit dieser Anmerkung: Wie so oft schießt Escobar jedoch übers Ziel hinaus. So überschätzt er die Rolle der USA bei der Stärkung des militanten Islamismus gewaltig und beschönigt Chinas Außen- und Außenwirtschaftspolitik. Escobars Weltbild ist das “Globalistan”, ein geostrategisches Modell, bei dem die beiden Weltmächte USA (böse) und China (gut) ein “Great Game” um die Energieressourcen der Welt ... Ich finde Escobars geostrategisches Modell ganz charmant! Außerdem schreibt er Gremliza-mäßig gut!]
Siehe auch: Doppelte Mission in Mali
Warum Frankreich interventiert, warum dies nicht nur mit Rohstoffen zu tun hat und warum man damit eigene Ankündigungen über den Haufen geworfen hat
Bernard Schmid tp

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXVII): How To Squeeze Greece IV

Griechenland: Wo geht das Geld hin?
Eine Bilanz über die seit Mai 2010 an Griechenland ausgezahlten 183,1 Milliarden Euro

Wassilis Aswestopoulos - Telepolis > Politik-News
... Von dieser stolzen Summe gingen 41 Milliarden Euro an die einheimische Bankenrettung, knapp 30 Milliarden kosteten die Haircuts, sprich Schuldenstreichungen des Frühjahrs 2012. An die Kasse für die Stabilität des Finanzsystems flossen 10 Milliarden Euro. 11,3 Milliarden Euro mussten für den Rückkauf der Schuldverschreibungen im Dezember 2012 aufgebracht werden. Damit gingen 92,3 Milliarden Euro unmittelbar oder mittelbar als Hilfe an das Bankensystem.

Von den verbleibenden 90,8 Milliarden Euro wurde ein Teil der fällig gewordenen Staatsschulden von 201,5 Milliarden Euro bezahlt. Die restlichen 110,7 Milliarden wurden dem griechischen Wirtschaftssystem in Form von Steuern, unbezahlten Rechnungen der öffentlichen Hand und kurzfristigen Bankanleihen bei griechischen Geldhäusern entzogen. Pro Monat steigen derzeit die Schulden des griechischen Staats bei seinen Lieferanten um mehr als eine Milliarde Euro. Bislang sind Rechnungen für mehr als 12 Milliarden Euro unbezahlt.

Die "Sparmaßnahmen" der Periode 2010-2012 bestanden hauptsächlich aus der Erhebung neuer Steuern, Preiserhöhungen für staatliche Dienste und der Kürzung von Einkommen und Renten. Als Summe entsprechen sie 49 Milliarden Euro oder 22,5 Prozent des im sechsten Jahr schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts (BIP). Auf das Etatdefizit wirkte nur ein Bruchteil dieser Maßnahmen. Es sank nur um 12,4 Milliarden Euro (knapp 6,2 Prozent des BIP). Für 2013 muss Griechenland für seinen Schuldendienst 68,6 Milliarden Euro aufbringen, nur 14,8 Milliarden steuert der Hilfskredit dazu bei. Der Rest soll über Anleihen bei einheimischen Banken beglichen werden...


CRISIS , WHAT CRISIS ? > Greece

Splitter: -Parteien X

Es ist schön, dass man sich auf eines verlassen kann:
De omnibus dubitandum bei ad sinistram am Tag nach der Wahl:

Bei der Landtagswahl in Niedersachsen, wählten...

... 40,6 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht oder ungültig.
... 21,1 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
... 19,1 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
... 8,0 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
... 5,8 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
... 1,8 Prozent aller Wahlberechtigten die LINKE.
... 1,2 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.

Die rot-grüne Koalition hat somit einen Rückhalt von 27,1 Prozent aller Wahlberechtigten. Die schwarz-gelbe Opposition liegt mit 0,2 Prozentpunkten dahinter. Beide Seiten binden somit gerade mal etwas mehr als ein Viertel aller Wahlberechtigten an sich. Das gefeierte Wahlergebnis der SPD ist das zweitschlechteste Ergebnis des Landesverbandes.


Denn doch eine Bemerkung zur FDP:
Wo die FDP stärkste Partei ist
... In Kirchrode: Im Wahlkreis 2807 deklassierte die FDP alle Parteien mit einem Zweitstimmenergebnis von 38,2 Prozent. Die CDU kam trotzdem auf 34,3 Prozent. Im benachbarten Wahlkreis 2804 war das Ergebnis ebenfalls beachtlich: 30,5 Prozent für die FDP, 33,5 Prozent für die CDU. In anderen Kirchröder Kreisen (etwa 2805) brachte es die FDP „nur“ auf 14,7 Prozent. In Isernhagen: Im Wahlkreis 4801 schaffte die FDP immerhin 37,0 Prozent, zweitstärkste Kraft wurde die CDU mit 33,4 Prozent, die SPD schaffte nur 16,6 Prozent...

21.01.2013 / HAZ Seite 9 Ressort: HANN
Das ist auch für Nicht-Hannoveraner nicht so schwer zu deuten ...

Splitter: -Parteien

Archäologie CCXLIV: Max Hansen (War'n Sie schon mal in mich verliebt) posiert als Hitler

Es ist bis heute nicht zu ermessen, welche Auswirkungen der deutsche Faschismus auf die Kultur in diesem Lande hat. Spuren z. B. des deutschen Chansons der Zeit vor 1933 müssen eher mühsam gesichert werden (und werden erst spät aufgenommen und fruchtbar gemacht). Ein Beispiel:

    Wenn man frech ist, schimpfen d' Leut'
    über diese Dreistigkeit.
    Auch wenn man bescheiden ist,
    man nicht zu beneiden ist.
    Ich sag' alles grad heraus,
    da mach' ich mir gar nichts draus.
    Wenn ich eine schöne Frau seh,
    rutscht mir's raus:

    "War'n Sie schon mal in mich verliebt?
    Das ist das Schönste, was es gibt.
    Hab'n Sie noch nie von mir geträumt?
    Da hab'n Sie wirklich was versäumt!
    Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein,
    Ich pass' grad' so in alles rein.
    Ich bin nicht g'scheit, ich bin nicht dumm,
    das spricht sich jetzt schon langsam rum.
    Bei mir hab'n Sie nichts zu riskier'n.
    Wie wär's denn, woll'n Sie's nicht einmal mit mir probier'n?.

    Meine Freundin ist 'ne Frau,
    doch sie nimmt's nicht so genau.
    Geht ihr Mann, dann darf ich rein,
    denn für drei ist's doch zu klein.
    Einmal, ich vergess' es nie,
    stand der Mann vorm Bett und schrie:
    "Na, da komm ich ja grad recht!"
    Ich rief: "Zu früh!

    War'n Sie schon mal in mich verliebt?
    Das ist das Schönste, was es gibt.
    Betrachten'S mich genau, und dann
    schau'n Sie sich selbst im Spiegel an.
    Dann, lieber Freund, werd'n Sie verstehn,
    was hier geschah, das musst' gescheh'n!
    Drum sind Sie brav und nicht nervös
    und Ihrer Gattin ja nicht bös.
    Damit werd'n Sie nichts profitier'n,
    und wenn Sie klug sind, geh'n Sie jetzt 'ne Stund' spazieren".

    MaxHansenHitlerHitler und der Sigi Kohn
    kennen sich seit Jahren schon.
    Eines Tages ging'nse aus
    miteinand ins Hofbräuhaus.
    Doch schon bei der fünften Mass
    werden Hitlers Augen nass,
    er umarmt den Sigi Kohn
    und stottert blass:

    "Warst du schon mal in mich verliebt?
    Das ist das Schönste was es gibt!
    Hast du noch nie von mir geträumt?
    Da hast du wirklich nichts versäumt.
    Ich bin nicht groß, ich bin ganz klein,
    ich pass grad' so nach München rein.
    Ich bin nicht dumm, ich bin nicht g'scheit,
    am größten Dreck hab' i mei Freud.
    Die Freundschaft kannst du ruhig riskier'n,
    denn, unter uns g'sagt, ich hab nichts mehr zu verlier'n!"

    Ich bin nicht groß, ich bin nicht klein,
    ich pass grad' so in alles rein.
    Ich bin nicht g'scheid, ich bin nicht dumm,
    das spricht sich jetzt schon langsam rum.
    Bei mir hab'n Sie nichts zu riskier'n.
    Wie wär's denn, woll'n Sie's nicht einmal mit mir probier'n?"
via Musik aus deutschen Landen
In der wikipedia wird das so - ein wenig schräg, wie ich finde, aber immerhin - berichtet:
... Auf Adolf Hitler und die Nazi-Bewegung dichtet Hansen scharfzüngige Spott-Chansons. In seinem leicht frivolen Gassenhauer „War’n Sie schon mal in mich verliebt?“ unterstellt er Hitler homosexuelle Neigungen. Bei der Premiere seines Film Das häßliche Mädchen am 8. September 1933 (Drehbuch: Hermann Kosterlitz und Felix Joachimson, beides Juden) inszenieren die Nazis einen Eklat: Hansen, der jüdische Vorfahren hat, wird bepöbelt und mit Tomaten beworfen. Hansen erkennt die Gefahr, die ihm als unliebsamem Künstler droht, und wandert aus Hitlers Deutschem Reich aus.
Engagements im Musiktheater führten ihn zunächst nach Wien. Als 1936 während der Vorbereitung auf Benatzkys Revue Axel an der Himmelstür Greta Garbo absagt, holt Hansen die bis dahin unbekannte Zarah Leander als seine Partnerin ans Theater an der Wien. 1938 zieht er nach Kopenhagen....
In Dänemark gelingt es dem findigen, beziehungsreichen Multitalent, heil durch die deutsche Kriegs- und Besatzungszeit zu kommen, indem er sich einen Ariernachweis verschafft: Er bezahlt den bankrottgegangenen „arischen“ schwedischen Baron Per Wilhelm Fredrik Schürer von Waldheim dafür, seinen Vater zu spielen...

"Auswandern" und "umziehen" kann man das auch nennen ...

Bemerken Sie den Unterschied: Offensichtlich hat z. B. Max Raabe viel von Max Hansen gelernt; - was geblieben ist, ist eher harmlos. Das kritische Potential der Frivolität ist irgendwie verloren gegangen ... Aus heutiger Sicht mögen Anspielungen auf Homosexualität als unkorrekt gelten; - es muss immer mitgedacht werden, wie hier auf die (klein)bürgerliche Doppelmoral abgehoben wurde. In Zeiten der medial ausgestellten Frivolität ist es im Übrigen verständlich, dass Frivolität keine künstlerische Strategie der Aufdeckung gesellschaftlich herrschender Doppelmoral mehr sein kann. Funktioniert nur noch bei Parallelgesellschaften wie der katholischen Kirche o.Ä., - und auch da nur noch begrenzt, vgl. Vatileaks ...

Archäologie CCXLIII: Doo Wop - Aaron Neville "My True Story"

thumb-neville_truestoryEs trieft vor Schmalz, wird aber nie unerträglich kitschig. Im Gegenteil, Aaron schafft es auch der abgeschmacktesten Nummer wie Tears On My Pillow im Original von Little Anthony & The Imperials oder Under the boardwalk von den Drifters einige neue Nuancen zu verleihen. Die Nummern werden einer Frischzellenkur unterzogen und klingen auch im Jahre 2013 noch frisch und spannend. Das kann natürlich auch an der hervorragenden Band, die Neville bei den Aufnahmen von My True Story unterstützt haben, liegen. Niemand geringeres als Rolling Stones-Kapellmeister Keith Richards führt die Band an, die unter anderem aus Benmont Tench am Keyboard, den man von Tom Petty & the Heartbreakers kennt, Greg Leisz, der schon für Sheryl Crow die Gitarre gespielt hat oder George G Receli an den Drums besteht, der auch schon mit Meister Dylan musizierte. Sie alle spielen die Hits aus der Jugend von Aaron Neville.
Auch einige der älteren Semester ließen es sich nicht nehmen, das von Don Was und Keith Richards produzierte Album mit ihren Stimmen zu veredeln und so konnte man Eugene Pitt von den Jive Five, Bobbie Jay von den Teenagers oder Dickie Harmon von den Del-Vikings im Studio begrüßen.
Eine Hommage an die 50er und die Petticoats, die Pomade in den Tollen und die großartigen Songs aus dieser Epoche.

http://alternativmusik.de/rezensionen/aaron-neville-my-true-story/

Arno Schmidt (* 18. Januar 1914 - † 3. Juni 1979)

KueheinHalbtrauer

Ges­tern, am 18. Ja­nu­ar, wäre Arno Schmidt 99 Jahre alt ge­wor­den.

Via Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis:
Die Schreckensmänner
Ein Ra­dio-​Es­say von Arno Schmidt

Der Al­ter­s­zy­ni­ker und Meis­ter des in­ne­ren Mo­no­logs hat in der Nach­kriegs­zeit neben zahl­rei­chen Er­zäh­lun­gen und sei­nem Haupt­werk Zet­tels Traum auch ei­ni­ge Ra­dio-​Es­says pro­du­ziert – eine Hör­form, die heute fast gänz­lich aus­ge­stor­ben ist. Ge­ra­de in sei­nen Ra­dio-​Es­says wird die um­fas­sen­de Kennt­nis deut­lich, die Schmidt von der ge­sam­ten deut­schen Li­te­ra­tur ge­habt hat, wobei er sich mit Vor­lie­be ver­ges­se­nen und nicht wie­der auf­ge­leg­ten Li­te­ra­ten ge­wid­met hat. In sei­nem Ra­dio-​Es­say Die Schre­ckens­män­ner von 1958 er­zählt Schmidt die düs­te­re Le­bens­ge­schich­te des Schrift­stel­lers und Frei­mau­rers Karl Phil­ipp Mo­ritz und be­spricht des­sen Haupt­werk, den (zum Teil au­to­bio­gra­fi­schen) Roman Anton Rei­ser. Dabei stellt Schmidt die be­eng­ten deut­schen Ver­hält­nis­se des 18. Jahr­hun­derts mit ihrem Hang zu Quie­tis­mus, ver­bohr­ter In­ner­lich­keit und Lei­bes­feind­lich­keit äu­ßerst plas­tisch dar.
Down­load ...

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"Intelligenz lähmt, schwächt, hindert? Ihr werd't Euch wundern! Scharf wie'n Terrier macht se!" – Das steinerne Herz

"Ich finde Niemanden, der so häufig recht hätte, wie ich!" – Die Umsiedler (EA 1953), Bargfelder Ausgabe I.1, S. 275

"Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover." – Trommler beim Zaren, Bargfelder Ausgabe, Werkgruppe I, Band 4, S. 129
http://de.wikiquote.org/wiki/Arno_Schmidt

Arno Schmidt zum vorläufig vorläufigen Wahlergebnis in Niedersachsen:

Die halbe Nazion iss irre; (& die andre Hälfde nich ganz bei Groschn!)

Die Schule der Atheisten, 1971, BA IV/2, 195

Archäologie CCXLII: Für Freunde älterer Musikwiedergabetechnologien (2): Flash & The Pan


via AlissaB

Im Übrigen eines der besten Albumcover der Rockmusik, das Sie da im Hintergrund sehen:
7855
Als Vorlage für ein Poster:
Simple, Free Image and File Hosting at MediaFire

Ältere Musikwiedergabetechnologien im GBlog

Archäologie CCXLI: Mit Alex Chilton und Willy DeVille in "The Rubber Room"

"The Rubber Room"
In a buildin’ tall with a stone wall around, there’s a rubber room.
When a man sees things and hears sounds that’s not there, he’s headed for the rubber room.
Illusions in a twisted mind to save from self-destruction.
hmm it’s the rubber room.
Where a man can run into the wall till his strength makes him fall and lie still...
And wait, for help, in the rubber room.
From his blurry vision of doom, a psycho, in the rubber room.
The man in the room right next to mine screams a woman’s name, hits the wall in vain...
He’s in the rubber room.
I hear footsteps poundin’ on the floor, God I hope they don’t stop at my door.
Hmm I’m in the rubber room.
Now they’ve come to get me but they find, I’m a screamin’ pretty words, tryin’ to make ‘em rhyme...
I’m in the rubber room! hmm a psycho...
I’m in the rubber room
Doom, doom, doom, zoom, room tomb … rubber roooooom



Alex Chilton, der mit 17 Jahren einen Nr. 1 Hit sang (For Once In My Life I Was No 1 - With "The Letter") recorded Porter Wagoner`s "The Rubber Room" in 1987 and became a "doomed artist on a collision course to Hell." Published first on "Dalai Lama" 1987 - double 7"/45rpm (New Rose Rec) single, Chilton`s version is unbelievable insane screaming acid - blues ... (via Twilightzone)

Manchmal denke ich auch, ich wär im Rubber Room ...
Als Lehrer muss man da aber vorsichtig sein: In den USA gibt es Rubber Rooms for teachers!
Was ist der Rubber Room? - Ganz einfach: Ein Ort an dem voll ausgebildete Lehrer sitzen, den ganzen Tag nichts tun und dafür das volle Gehalt beziehen! (aufgesucht.de)

Chilton starb am 17. März 2010 nach einem Herzinfarkt.
Congressman Cohen speaks on the life and accomplishments of singer, songwriter, and guitarist Alex Chilton! Ich schrieb damals: Ich kann mich nicht erinnern, eine solche Rede für einen Alex Chilton vergleichbaren Künstler im deutschen Bundestag gehört zu haben ...

Dazu passt: Willy DeVille - Trouble In Mind ... noch einer von den great late ...


Sehr zu empfehlen:
Willy DeVille // Unplugged In Berlin

Splitter (IX): Parteien im niedersächsischen Wohnzimmer-Heimat-Wahlkampf

Schon erstaunlich, wie die Medien im Lande Niedersachsen den Wahlkampf bedienen.
Meine Lieblings-HAZ macht heute groß auf mit "Steinbrück startet den Wohnzimmer-Wahlkampf", NDR-Info assistiert mit einem Interview mit dem Wohnzimmer-Wahlkämpfer, in dem der behaupten darf:
"Die Diskussion darum, ob die SPD in Niedersachsen eine Regierung in irgendeiner Form von der Partei "Die Linke" abhängig machen werde, bezeichnete Steinbrück als eine der "dümmsten jüngsten Initiativen um abzulenken". Die Linkspartei sei in allen aktuellen Umfragen deutlich unter fünf Prozent."
... was schlicht falsch bis gelogen ist:
wahlumfragen130113

... und dem Hinweis: Bundespolitiker der anderen Parteien absolvieren heute ebenfalls Wahlkampfauftritte in Niedersachsen. Kanzlerin Merkel wird in Stadthagen und Hildesheim erwartet, um Ministerpräsident McAllister von der CDU zu unterstützen. Außenminister Westerwelle von der FDP spricht in Celle. Grünen-Fraktionschef Trittin nimmt an einer Veranstaltung in Göttingen teil. Nachrichten vom 14.01.2013 06:45 Uhr
Diese Veranstaltung Sahra Wagenknecht, Katja Kipping und Alexis Tsipras
Solidarisch gegen Bankenmacht, gemeinsam für das Europa der 99% !
14. Januar 2013, 17:30, Ort: FAUST
wird vorsichtshalber weder hier noch in der HAZ erwähnt!

Dafür sendete NDR-Info gleich nach den 6.45-Nachrichten
eine lustige Reportage aus dem niedersächsischen Wahlkampf
(die leider im Archiv nicht zu finden ist!), in der "Mac" mit Schülern spricht.
Man kommt auf den Politikunterricht und
Mac fragt gleichmal nach: "Wie heißt denn die Bundeskanzlerin?"
SuS: "Angela Merkel!!!"
Mac ist begeistert und fragt weiter: "Und der niedersächsische Ministerpräsident?"
SuS: "McAllister!!"
Mac: "Und der Oppsositionsführer im niedersächsischen Landtag?"
SuS: ???????
Mac: Das macht nichts, das muss man auch nicht wissen ... (sinngemäß wiedergegeben, - aber ungelogen: So oder so ähnlich!).

Das ist ein schönes Beispiel für a. das Verständnis von Politikunterricht und b. das Demokratieverständnis des Herrn Mac. Sollte aber wohl'n Witz sein ...
Dies hingegen sollte keiner sein:
"Wir wollen keine Sahra Wagenknecht", rief McAllister in einer CDU-Veranstaltung bei Vechta. "Das ist unsere Heimat, die verteidigen wir gegen solche Leute."

Noch eine aktuelle Heimat-Meldung: Merkel glaubt an Comeback von Ex-Bundespräsident Wulff
In der gleichen Rubrik "Aktuelles" der t-online-Nachrichten:
- Raser mit fast 250 km/h geblitzt
- Schaffnerin nackten Po gezeigt
- Zwei Jahre Haft für Ex-HSV-Profi
- Frostschutz fürs Gesicht
- So wird der Backofen blitzblank
- Heimatbund Vechta auch gegen Ossa, die dem Verräter den nackten Po zeigt
(na gut, das letzte ist nicht von t-online!)

Vgl. Splitter: -Parteien

Die wunderbare Welt der Privatisierung: Wasser von Veolia, Thunfisch, Garnelen und Langusten aus somalischen Gewässern von Atalanta

Die ARD-Sendung Monitor berichtete in „Geheimoperation Wasser – Wie die EU-Kommission Wasser zur Handelsware machen will“ über die neuesten Pläne der Brüsseler Bürokraten und der Lobbyisten der großen Konzerne:

Die EU verpflichtet die Krisenländern Portugal und Griechenland, Teile ihrer Wasserversorgung zu privatisieren. So soll möglichst schnell möglichst viel Geld in die maroden Staatshaushalte gespült werden. Weder Griechen noch Portugiesen wollen das. Denn die Erfahrung zeigt: Wo Wasser privatisiert wird, steigen die Preise und sinkt die Qualität. Doch die EU-Kommission geht noch einen riesigen Schritt weiter: Mit einer neuen Richtlinie sollen europäische Kommunen – mithin auch deutsche – gezwungen werden, private Unternehmen ins Wassergeschäft einsteigen zu lassen. So soll die Wasserversorgung europaweit privatisiert werden. Ein Milliardengeschäft für multinationale Konzerne, für das deren Lobbyisten in Brüssel jahrelang gekämpft haben ...


Einspruch: Hier!

i-never-drink-water-because-of-the-disgusting-things-that-6

Mit der Reform ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik will die EU die eigenen Gewässer vor Überfischung schützen. Gleichzeitig subventioniert sie Hochleistungstrawler, die in Westafrika und anderswo die Küstenmeere plündern und die einheimischen Fischer ruinieren...

Europas Raubzüge zur See - von Jean-Sébastien Mora. Le Monde diplomatique Nr. 10003 vom 11.1.2013
    Wenn ein Staat zusammengebrochen ist, wie in Somalia, fischen die Europäer im Zweifelsfall ohne Lizenzen oder mit gefälschten Dokumenten, ausgestellt von mafiaähnlichen Organisationen, die somalische Warlords in Katar aufgebaut haben. Mit diesem System arbeiten etwa der spanische Branchenriese Pescanova und die bretonische Cobrecaf,8 die zudem von der Anwesenheit der internationalen Flotte zum Schutz gegen die Piraterie profitieren. Denn die somalischen Fischer können die illegalen Konkurrenten nicht vertreiben, "aus Angst, selbst als Piraten abgestempelt und von den ausländischen Marineschiffen angegriffen zu werden", schreibt der Journalist Mohamed Abshir Waldo.

    In Kismaju, Berbera und Mogadischu wird jeden Tag im örtlichen Radio gemeldet, wenn wieder fremde Schiffe aufgetaucht sind. "Die Menge an Fischen, die dort gefangen wird, beeinträchtigt die Überlebensfähigkeit der Somalier, denn die westlichen Schiffe fangen in einer Nacht so viel wie die somalischen Fischer in einem Jahr", sagt Roger Middleton vom britischen Thinktank Chatham House. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass vor Somalias Küste 800 ausländische Schiffe Fisch im Wert von 300 bis 450 Millionen Dollar pro Jahr fangen, vor allem Thunfisch, Garnelen und Langusten.

    Die somalische Übergangsregierung hat keine Chance, das zu unterbinden. Sie verfügt lediglich über einen Jahreshaushalt von 100 Millionen Dollar und über keine Marine, die entlang der 3 300 Kilometer lange Küste des Landes über die Einhaltung der Gesetze wachen könnte. Das ist der Grund, erklärt der Fischer Abdul Jama, den wir am alten Hafen von Mogadischu treffen, dass die Bewohner von Puntland die Fischerei aufgegeben haben, um ihren Lebensunterhalt durch Piraterie zu sichern.

    Hier im Lande hört man auch, dass die beiden riesigen, im Baskenland registrierten Thunfischtrawler "Alakrana" und "Artza", die 2009 respektive 2010 von Piraten angegriffen wurden, sich damals durch die ausschließliche Wirtschaftszone Somalias bewegt haben. Über die Piraten meint Hukun Husein Yussuf, Chef der Fischergewerkschaft von Berbera in Somaliland: "Natürlich vertreiben sie die ausländischen Schiffe, aber manche schrecken auch nicht davor zurück, uns zu erpressen." Inzwischen gibt es fünf Piratenorganisationen mit insgesamt etwa 1 000 Mitgliedern, wobei sich den "ehemaligen Fischern" inzwischen auch Milizionäre, Navigationsexperten und Geschäftsleute angeschlossen haben.

    Als Antwort darauf hat die EU im Dezember 2008 die mit 150 Millionen Euro finanzierte Militäroperation "Atalanta" gestartet. Neben der britischen und der deutschen sind dabei die französische und die spanische Marine mit Zerstörern und Aufklärungsflugzeugen besonders stark engagiert. Zu den Aufgaben von "Atalanta" gehört es allerdings nicht, den illegalen Fischfang der Europäer einzudämmen: "Das ist weder meine Aufgabe noch mein Mandat", erklärte im August 2009 der damalige Chef der "Atalanta"-Flotille, der britische Admiral Peter Hudson.
Schönen Abend noch und guten Appetit: Thunfisch, Garnelen und Langusten - und dazu ein Schluck Wasser von Veolia! Siehe auch:
Wasser - Der Film, eine britische Filmkomödie mit Michael Caine aus dem Jahr 1985. Regie führte Dick Clement, produziert wurde sie von Ex-Beatle George Harrison.
Am Ende des Films spielt eine Band, die aus George Harrison und Ringo Starr, Eric Clapton und Jon Lord besteht. Harrison schrieb den Soundtrack zusammen mit Eddy Grant.
Viel Spaß mit Wasser – Der Film wünscht Netzkino.de, die Internet-Videothek für legalen Filmgenuss online.
Ob das wirklich legaler Filmgenuss ist, dafür möchte ich nicht meine Hand ins Wasser legen, aber Sie können ja mal reinschauen ...
Immer noch besser als Wasser bei Veolia zu kaufen oder Fische von Atalanta ...

______________
Update 24.01.

Wasserprivatisierung durch die Hintertür

nds zum Richtlinienvorschlag zur Konzessionsvergabe der EU-Kommission

Lizenz zum Plündern

Die EU-Konzessionsrichtline und die Privatisierung der Wasserversorgung
Thomas Pany - tp

Archäologie (CCXL): Der Meister und Mick im Weißen Haus



Please allow me to introduce myself
I'm a man of wealth and taste
I've been around for a long, long year
Stole many a mans soul and faith

... to commit a crime (?)

Sehenswert auch: Jeff Beck & Chrissie Hynde - I'll Stand By You [Live 2011]
Chrissie Hynde hat eine der erotischsten Stimmen der Rockmusik. Eingentlich kann man ihr nicht verzeihen, dass sie seinerzeit Ray Davies wegen eines NewWaveMusikers verlassen hat, dessen Musik ich nie mochte... Das macht man einfach nicht: Ray Davies verlassen! Andererseits: das muss ja jeder für sich entscheiden ...

Der Meister - Jeff Beck

«Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu bauen»

Verlautbarung zu den Verzögerungen beim Bau des "Walter-Ulbricht-Flughafens Berlin":

220px-Bundesarchiv_Bild_183-J1231-1002-002_Walter_Ulbricht-2C_Neujahrsansprache

Ausnahmsweise fand ich ein Wortspiel wirklich lustig!
Zur Entstehung des Witzes: mz-web.de

Scott Walker zum Siebzigsten

Zum heutigen 70sten Geburtstag aus If Charlie Parker's .... Serie : Before and After #290:
Scott Walker


1scottbefore
2scottafter

Mein Lieblingslied: Seine Interpretation von Jacques Brels - La Chanson de Jacky (in einer japanischen TV-Aufnahme von 1970 - Besseres ist zZ nicht zu finden, aber Sie mögen spüren, was er da rüberbringt):

View on YouTube

Siehe auch: The Making of und Review zu "Bish Bosch" (Rolling Stone)

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXVII): Flashmob en la oficina del paro

Mrs. Mop findet immer die tollsten kleinen Filme (s. u. Lullaby).
Heute hat sie eine wunderschöne Version von Here comes the Sun bei #spainREVOLuTion entdeckt. Danke!


via Die roten Schuhe
In den Krisenländern Spanien und Griechenland hatte mehr als jeder Vierte keine Arbeit. In Spanien lag die Quote im November bei 26,6 Prozent, die letzte Statistik für Griechenland aus dem September weist eine Arbeitslosenquote von 26,0 Prozent aus. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit sind Spanien und Griechenland mit Quoten von 56,5 Prozent beziehungsweise 57,6 Prozent besonders betroffen. Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit in der Eurozone mit einer Quote von 11,8 Prozent und 18,82 Millionen Menschen ohne Job auf ein neues Rekordhoch. In allen 27 EU-Ländern zusammen wuchs die Zahl der Arbeitslosen aufgrund der schlechten Entwicklung in der Eurozone auf mehr als 26 Millionen an.
Tagesspiegel

EU-Sozialbericht warnt vor "neuer Kluft" in Europa
Zu einem für Südeuropa alarmierenden Ergebnis kommt auch der Sozialbericht, den EU-Sozialkommissar Lázsló Andor vorstellte. Fazit: Der Süden versinkt in Armut und Arbeitslosigkeit, der Norden und besonders Deutschland steigen auf. Von einer "neuen Kluft" sprach Andor, die sich künftig eher noch verstärken dürfte: "Die Randstaaten scheinen in der Abwärtsspirale von Leistungsabfall, schnell steigender Arbeitslosigkeit und erodierenden Einkommen gefangen."
tagesschau.de: Reicher Norden, armer Süden?

Einkommensungleichheit als größtes globales Risiko
... Als Vorbereitungspapier des World Economic Forum ... dient der Welt-Risiko-Report. Darin tun rund tausend Experten kund, welche Risiken die Welt bedrohen.
... Vordringlich werden wirtschaftliche Risiken aufgeführt. An erster Stelle Folgen, die durch die "aufklaffende Einkommensungleichheit" entstehen ...

Thomas Pany- tp-Politik-News

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu führt die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs, sagt Augstein. Die Experten des WEF haben da denn doch wohl den klareren Blick ...

It's the economy, stupid - and not the jew!

Shorties

Faster Louder lists the top 10 Elvis Costello albums. Via Largehearted Boy

The Master List of 2012 Year-End Online Music Lists
via Largehearted Boy:
z. B. 21st Century Geek (best albums)

Hallelujah! The rise and rise of Leonard Cohen’s once-forgotten classic
The linked BBC site via Art for Art's Sake

Die Wahrheit, was wirklich passierte und was in der Zeitung stand
Wie Medien unsere Wahrnehmung beeinflussen
- Vortrag von Martin Haase und Kai Biermann auf dem 29c3 - via Blog – Philipp Thom
Hier zu hören und sehen (ab 0:10.30)

Neues aus der Klassengesellschaft:
Nicht gezahlte Sozialabgaben - Arbeitgeber müssen Millionen nachzahlen
... Nachforderungen hätten sich auf 432 Millionen Euro belaufen ... tagesschau.de

Verkaufte Niedersachsen Kliniken unter Wert?
Der Protest war groß, als das Land Niedersachsen im Jahr 2005 ankündigte, die Landeskrankenhäuser zu privatisieren. Am Ende setzte sich die damalige Regierung durch. Doch der Verkauf der Kliniken könnte ihr jetzt gehörigen Ärger bereiten: Nach Informationen von NDR Info und der "Süddeutschen Zeitung" ergab eine neue Prüfung des Landesrechnungshofes im vergangenen Herbst, dass die Krankenhäuser deutlich unter Wert verkauft wurden. Der Schaden für die Steuerzahler: Möglicherweise weit mehr als 200 Millionen Euro.
NDR Info

Berlin erhielt 45 Milliarden Euro aus dem Finanzausgleich
Zum Verleich: Die gesamte Auslandsverschuldung der DDR betrug Ende 1989 brutto 48,8 Mrd und nett0 19,9 Mrd Valutamark*!
* Im Durchschnitt erzielten die Kombinate der DDR in den Jahren 1987 bis 1989 für eine aufgewendete Mark im NSW-Export 0,23 DM! wikipedia

Zur Frage, ob Herr A. ein Antisemit ist

Mittlerweile geht es ja offensichtlich nicht mehr um den Artikel, sondern wieder um die Grundsatzfrage, ob man das nicht wenigstens noch sagen darf in diesem Lande - oder wie immer die angeblichen Tabubrecher hochzujazzen versuchen, was sie unter die Leute bringen wollen. Es geht also eigentlich um eine Haltung und nicht um Herrn A.

Stefan Gärtner kommt - in der Januarausgabe der Titanic - im Hinblick auf die obengestellte Frage zu dem Schluss:
    »Darauf spekuliert tatsächlich einer der wesentlichen Tricks von Antisemiten heute: sich als Verfolgte darzustellen; sich zu gebärden, als wäre durch die öffentliche Meinung, die Äußerungen des Antisemitismus heute unmöglich macht, der Antisemit eigentlich der, gegen den der Stachel der Gesellschaft sich richtet, während im allgemeinen die Antisemiten doch die sind, die den Stachel der Gesellschaft am grausamsten und am erfolgreichsten handhaben« ­(Adorno, a.a.O.). Daß die Juden uns den Mund verbieten, ist das Gerücht über die Juden, das nach Adorno der Antisemitismus ist. Wer glaubt, daß es wahr sei, ist ein Antisemit. Augstein ist einer.
Dafür spricht in der Tat einiges, das Rainer Trampert aus Veröffentlichungen Augsteins zusammengetragen hat: Freitags Gebete: Große Männer, große Gedanken, große Verschwörungen - eine Anamnese Jakob Augsteins, vorgelegt von Rainer Trampert in konkret 11-2012: ... diese ganze Sammlung perfider Projektionen zeigt eine Verblendung, die mit einer Kritik an Aspekten israelischer Politik nichts mehr zu tun hat.

Adorno hat den Trick, dessen sich Augstein zweifellos bedient und um den es ja in der Auseinandersetzung hauptsächlich geht, schon 1962 in seinem Vortrag "Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute" entlarvt:
    "Ein besonders hintersinniges Argument ist: 'Man darf ja gegen Juden heute nichts sagen.' Es wird sozusagen gerade aus dem öffentlichen Tabu über dem Antisemitismus ein Argument fuer den Antisemitismus gemacht: wenn man nichts gegen Juden sagen darf, dann - so läuft die assoziative Logik weiter - sei an dem, was man gegen sie sagen könnte, auch schon etwas dran. Wirksam ist hier ein Projektionsmechanismus: daß die, welche die Verfolger waren und es potentiell heute auch noch sind, sich aufspielen, als wären sie die Verfolgten. Dem kann man nur dann begegnen, wenn man nicht etwa idealisierend, wenn man nicht etwa Lobreden auf grosse jüdische Männer hält oder hübsche Bilder von israelsichen Bewässerungsanlagen oder Kibbuz-Kindern dort vorführt, sondern eben die jüdischen Züge, auf welche die Antisemiten deuten, erklärt, ihr Recht und ihren Wahrheitsgehalt darstellt." (Werke Bd. 20 S. 368)
Was den Wahrheitsgehalt dessen zu prüfen angeht, worauf die Kritiker Israels, die ja erstmal nur möglicherweise Antisemiten sind, deuten, ist eine historische Einordnung unverzichtbar, und die muss den spezifisch westdeutschen Antiimperialismus in den Blick nehmen, ohne den die deutsche Israel-Kritik nicht zu verstehen ist. Sehr hilfreich ist dabei:
Stephan Grigat: Befreite Gesellschaft und Israel
Zum Verhältnis von Kritischer Theorie und Zionismus

Auszüge:
    Bei Horkheimer heißt es 1960 in einem Brief an Oscar Gans hinsichtlich der Zunahme offen nazistischer Manifestationen in der BRD: "Entscheidend ist, daß die Angelegenheit nicht auf Deutschland beschränkt ist, vielmehr in ihr eine Mächtekonstellation sich ankündigt, deren Modell Herr Nasser und die alten Nazis in Kairo bilden. Wenn der anti-israelische Slogan bei der Einigung der Araber seine Dienste tut, so soll (…) der antijüdische ein Bündnis der unterentwickelten Orientalen mit anderen Teilen der Welt, die von den Angelsachsen, wie den Kommunisten, sich emanzipieren wollen, vorbereiten. In zukünftigen Krisen, die denen vom Ende der zwanziger Jahre gar nicht so unähnlich zu sein brauchten, könnte es geboren werden." (1949-1973: 458f.)

    Hier liegt die Aktualität Kritischer Theorie leider deutlich auf der Hand. Horkheimer hat das unmenschliche Wesen des Antiimperialismus früh erkannt. Deutschland hatte und hat mit seiner spezifischen Variante eines antiwestlichen Antiimperialismus als Form nachholender Entwicklung, bei der man "seine Rückständigkeit kurzerhand als Avantgardeposition nutzt und ein antibürgerliches Kapitalverhältnis installiert, das auf dem Kurzschluß von Ressentiment und Legalität, von Volksmobilisierung und Staat basiert" (Nachtmann 2004b: 56) ein attraktives Modell für den trikontinentalen Antiimperialismus geliefert, mit dessen arabischen Ausprägungen schon das nationalsozialistische Deutschland das Bündnis gesucht und gefunden hatte.

    Horkheimers Antizipation eines möglichen Bündnisses zwischen Deutsch-Europa und den zu kurz gekommenen Staaten des Trikont, das sich zwangsläufig gegen Israel wenden muß, ließt sich wie eine Beschreibung der Entwicklung der letzten Jahre, bei der Deutschland, mal in Kooperation, mal in Konkurrenz zu Frankreich seine Kontakte in die arabische Welt ausbaute, einen Art Kalten Krieg niederer Intensität gegen die USA eröffnet hat und stets, gegen den ausdrücklichen Willen Israels und der USA, an Arafat als Verhandlungspartner festhielt.

    Eine Differenzierung wäre allerdings hinsichtlich der antiimperialistischen und antikolonialistischen Bewegungen der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre notwendig. Man kann Ho Chi Min und Pol Pot, Fidel Castro und Idi Amin nicht in einen Topf schmeißen. Jede Form des Antiimperialismus ist durch den positiven Bezug auf Staat und Nation wesenhaft antiemanzipatorisch. Dennoch lohnt es sich in Erinnerung zu rufen, daß dieser Antiimperialismus das eine mal zur partiellen Emanzipation der Frauen, zu Alphabetisierung, sozialer Absicherung und humanistischer Gesinnung geführt hat, während er ein anderes mal in Völkermord, Intellektuellenverfolgung, Rassismus und Antisemitismus seine Erfüllung fand. Ebenfalls lohnt es sich, den traditionalistischen Antiimperialismus Leninscher Prägung mit seinem positiven Bezug auf die Russische Revolution von jenem "Antiimperialismus des Djihadismus" (Krug 2003a: 9) zu unterscheiden, mit dem die Sowjetunion im Afghanistan der 80er Jahre in einen blutigen Konflikt geraten ist. Bei all seiner staatssozialistischen Borniertheit beinhaltete der traditionelle Antiimperialismus immer auch ein Element der Befreiung, daß in den trikontinentalen Entwicklungsdiktaturen, die sich an der Sowjetunion orientierten, Ansätze jener emanzipativen Entwicklungen hervorgebracht hat, gegen die sich der djihadistische Antiimperialismus wendet.

    Mit dem Wegfall des zweiten Weltmarktes der RGW-Staaten ist es allerdings vorbei mit diesen überschießenden Elementen, und die nationale Befreiung offenbart überall dort, wo sie in Erscheinung tritt, ihr barbarisches Wesen.
    Die Unterscheidung zwischen einem leninistischen und einem djihadistischen Antiimperialismus ist heute nahezu obsolet. Das zeigt sich unter anderem in den weltweiten Solidaritätserklärungen linker Gruppierungen und Bewegungen mit den islamistischen und panarabistisch-faschistischen Massenmördern im postba'athistischen Irak und in der Fraternisierung des castristischen Kubas oder der venezuelanischen Regierung unter Hugo Chavez mit dem islamistischen Klerikalfaschismus im Iran.

    Doch sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß auch die israelische Staatsgründung in formaler Hinsicht ein antiimperialistischer und antikolonialistischer Akt war. Das drückte sich zum einen im linkssozialistisch-zionistischen Selbstverständnis aus, das sich zeitweise auf antikolonialistische Theoretiker wie Frantz Fanon berief (vgl. Diner 1969: 9ff.). Zum anderen sahen auch gar nicht wenige der antikolonialistischen Bewegungen, insbesondere in Afrika, Israel - trotz der ökonomischem und militärischem Kalkül geschuldeten zeitweiligen Unterstützung der israelischen Politik für die Bekämpfung antikolonialistischer Befreiungsbewegungen - als einen erfolgreichen, und daher vorbildhaften Fall von Entkolonialisierung. Viele dieser Bewegungen haben, nachdem sie die Macht erobert hatten, eng mit Israel kooperiert und in Afrika wimmelte es lange Zeit insbesondere in den links orientierten neu gegründeten Staaten von israelischen Agrarberatern. Das änderte sich erst 1973 und hatte weniger mit dem Wesen des antikolonialistischen Kampfes als vielmehr mit dem Druck der antisemitischen arabischen Regimes zu tun (vgl. Meir 1975: 339ff.).

    Im Jom Kipur-Krieg bekam Israel einen Eindruck davon, wie es mit dem emanzipatorischen Potential der weltweiten "Befreiungsbewegungen" bestellt war. In einer Situation, als Israel sich an den Rand einer Niederlage gedrängt sah, von der jeder wußte, daß sie die Vernichtung des Staates der Shoahüberlebenden und der Mehrzahl seiner jüdischen Bewohner bedeutet hätte, und die nur durch die massiven US-amerikanischen Waffenlieferungen abgewendet werden konnte, schickten fast sämtliche "Befreiungsbewegungen" Solidaritätsadressen an die angreifenden arabischen Staaten und wünschten ihnen alles Gute im antiimperialistischen Feldzug gegen den zionistischen Feind. Daß der israelische Staat diese "Befreiungsbewegungen" in der Zukunft wie Todfeinde behandelt hat, ist nicht sehr verwunderlich. ...
Vgl. auch: Stephan Grigat – Kritik des Antisemitismus (hier der Audio-Mitschnitt der Vorlesung)
Vgl. zum Verständnis dessen, was Antisemitismus ist, auch Grigats Auseinandersetzung mit Götz Aly:
Ökonomie der "Endlösung"?
Antisemitismustheorie zwischen Funktionalismus und Wertkritik

(und dort den Hinweis auf Moishe Postones Versuche, den Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Auschwitz auf der einen und Wertgesetz und Warenförmigkeit auf der anderen Seite zu untersuchen!)

Ich gestehe, es ist schwer, das alles zu entwirren und mitzubedenken, wenn es um eine Auseinandersetzung mit der Politik des Staates Israel geht. Was also den Wahrheitsgehalt dessen angeht, worauf die Kritiker Israels deuten, so wäre zu fragen, ob sie bereit sind, diese historischen Zusammenhänge mitzudenken.
Das ist ein Gebot intellektueller Redlichkeit - und da hätte der Sohn von den Debatten um die Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede seines Vaters lernen können...

Hat er aber offensichtlich nicht:
    »Es geht bei diesen Auseinandersetzungen in Wahrheit um politische Interessen und Werte. Aber die vorgeblichen Freunde Israels sind bereit, für ihre politischen Interessen einen hohen Preis in Kauf zu nehmen: die Ernsthaftigkeit der Antisemitismus-Debatte.« (Augstein)
?? ... Die Sorge um die Ernsthaftigkeit einer Debatte im Vergleich zum Recht einer Bevölkerung auf Sicherheit vor Raketenangriffen ...
    »I think: Yes, understanding Hamas/Hezbollah as social movements that are progressive, that are on the left, that are part of a global left, is extremely important« (Butler)
?? ... Wenn es das ist what's left, dann war's das aber auch ... Ich vermute, hier liegt das eigentliche Problem der deutschen Debatte: eine falsch verstandene Solidarität mit Unterdrückten, unterfüttert mit dem oben skizzierten, obsolet gewordenen Antiimperialismus, - amalgamiert mit dem nicht mehr nur latenten, offenbar fast mehrheitsfähigen Antisemitismus der Mitte der deutschen Gesellschaft. Zum Kotzen!

Ich fürchte, ich muss also zunächst denen zustimmen, die Augstein für einen Antisemiten halten, auch wenn ich ihre Begründungen und Polemiken nicht durchgängig teile ( - mit Broders Ausfällen in der WELT möchte ich ausdrücklich nichts zu tun haben!)
Im Zweifel links heißt denn doch wohl mitdenken zu können, was man über Antisemitismus heute wissen kann (- was Broder offensichtlich auch nicht weiß ...)
Es geht - wie gesagt - um eine Haltung und nicht um Herrn A. und Herrn B.
Und eigentlich möchte ich sogar bei meiner Aussage bleiben, dass nach der industriell betriebenen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas die Angehörigen dieses Rechtsnachfolgervolkes jedes Recht verwirkt haben, jemals wieder etwas über Juden und ihren Staat zu sagen ...

PS:
Interessant ist ja noch, inwieweit Horkheimers Theorie einer spezifisch deutschen Variante eines antiwestlichen Antiimperialismus als Form nachholender Entwicklung, bei der man "seine Rückständigkeit kurzerhand als Avantgardeposition nutzt und ein antibürgerliches Kapitalverhältnis installiert, das auf dem Kurzschluß von Ressentiment und Legalität, von Volksmobilisierung und Staat basiert" nicht auch auf die Gegenwart anwendbar ist: Mir scheint das sowohl insbesondere auf die rot-grüne Koalition (1998 bis 2005), aber auch auf die folgende "große" Koalition, - wie auch auf mögliche Koalitionen nach der Wahl 2013 zuzutreffen ...

Update 1:

Eine Zusammenstellung diverser "Debatten"-Beiträge im Palästina Portal -
in der seltsam betitelten Rubrik Jagdaktion Jakob Augstein

Jakob Augstein ist kein Antisemit - Ingo Arend bei Getidan

Update 2:

Haltung, bitte! Aber eine neutrale
Antisemitismusstreit Wie sehr darf man als Deutscher eigentlich Israel kritisieren? In der Antisemitismus-Debatte ging es nicht nur um die Texte von Jakob Augstein.
Eine Bilanz - im Freitag dieser Woche. Immerhin.

[fortzusetzen]

Archäologie (CCXXXVIV): Vietnam 1973 - Das Leben der Bilder - storia della musica popolare

Once Upon a Time in the West and Forty Years ago: Kurz vor Ende des Vietnamkriegs – Die Macht und das Leben der Bilder (4)
Ein sehr lesenswerter Beitrag des geschätzten Bersarin auf AISTHESIS -Texte zur Ästhetik, Philosophie und Kunstkritik.
Bersarin weist darauf hin, dass vor 40 Jahren das Weihnachtsbombardement auf die Städte Haiphong und Hanoi nicht verhindern konnte, dass am 27. Januar 1973 in Paris das Friedensabkommen von allen beteiligten Parteien unterzeichnet wurde ...

In dem Beitrag geht es dann um die Bilder, die wir davon haben - und um die, die sie gemacht haben: noch nicht „Embedded Journalists“. Bersarin erwähnt zB Robert Capa - fand 1954 in Vietnam den Tod. Er trat auf eine Mine. Shit happens..
Das finde ich ein bisschen grob formuliert, aber immerhin: die Bilder, die Bersarin in dem wirklich sehenswerten Video zu Johnny Cashs Drive On findet, sind in der Tat geeignet, die Frage, welche Bilder wir von einem Krieg haben (können), wenn nicht zu beantworten, so wenigstens genauer zu stellen.



Dann aber gibt's eine seltsame Volte, die ich so nicht nachvollziehen mag:
    Der Vietnamkrieg war in gewissem Sinne auch ein Krieg, der mit den Bildern und der Musik der Pop-Kultur zu schaffen hatte. Die GIs hörten eine Musik, die eigentlich rebellisch gemeint war, sie drehten die Rolling Stones oder Jimi Hendrix auf, und sie verhielten sich dennoch so, wie im Rahmen der Militärdiskurse Soldaten sich verhalten müssen. Das emanzipativ gemeinte Potential, was sich seit dem Monterey Pop Festival in der Musik auf einer breiten Basis entfaltete, erweist sich am Ende als regressiv. Adorno etwa kritisierte diese regressive Tendenz wie folgt:


Dieser Betrag bringt es auf den Punkt: Eine uniformierte Welt, die sich aber als kritische Gegenöffentlichkeit gerierte. Schielen nach dem Konsum sowie Warencharakter sind die entscheidenden Stichworte.
Das ist zu kurz gesprungen: Das billige Joan-Baez-Bashing geht am Problem vorbei und ich wage zu behaupten, dass old Adorno einfach zu wenig wusste über das, was er Unterhaltungsmusik nennt (- ich wüsste gern, was er nach dem ersten Schaudern zB zu MC5 - Kick Out The Jams gesagt hätte - und es ist wohl doch recht simpel, Baez und Dylan mit Nicoles "Ein bisschen Frieden" oder Bots' "Das weiche Wasser" totzuschlagen ...).

Greil Marcus weiß da mehr on how a song like "Like a Rolling Stone" rocked the world ... ungeachtet seines Warencharakters. Immerhin hat jede Ware denn doch einen Gebrauchswert, und der ist - gerade bei kulturellen Waren - nicht objektiv bestimmbar:
    Wieviel Leidenschaft für eine Musik oder ein Bild beruht heute auf Assoziation - also nicht etwa darauf, dass ein Lied schön ist, sondern darauf, dass es "unser Lied" ist? Wir können es nicht sagen. Und die Rolle der lebenden Künste oder sogar ihr Fortbestand im 21. Jahrhundert werden solange unklar beliben, bis wir es können ... [ Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme, S. 644]
MaW: Die politische Wirkungsmacht eines Bildes, eines Liedes ist nur zu begreifen im konkreten Kontext der je historisch zu bestimmenden subjektiven Befindlichkeiten. Warum die so sind, wie sie jeweils sind, d.h. z.B. einmal Joan Baez oder Konstantin Wecker goutieren und ein andermal eher Mario Barth, ist vermutlich schwer zu ergründen, aber mit dem Warencharakter der Unterhaltungskacke nicht allein und abschließend zu erklären. Dazu bedarf es schon einer genaueren Analyse der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse und der entsprechend produzierten Mentalitäten, in denen sich die potentiellen Abnehmer von Kulturwaren bewegen...

Vielleicht hilft Daniele Sepe: storia della musica popolare





Als Zugabe - und möglicherweise einen Anstoß, eine Idee davon zu gewinnen, was an Musik politisch sein kann, auch wenn sie gänzlich unpolitisch daherkommt, hier noch einmal:
Brigada Internazionale di Daniele Sepe - Milonga de mis amores


Siehe auch aktuell:
Daniele Sepe - Ο εφιάλτης της Περσεφόνης (L'incubo di Persefone)
Daniele Sepe - "Democratic Party"

Zum Fest (III): A Lullaby

Ich ziehe jetzt hier noch einen meiner besten, weil anrührendsten Beiträge der letzten Zeit (vom 18.11.2012) hoch , der ja eigentlich nicht von mir, sondern von Mrs. Mop's Roten Schuhen ist, und mache dann den Laden erstmal zu; - siehe unten: Multisensory Keynote zum Fest.

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXIV): Lullaby

The filmmaker Victor Kossakovsky on homeless people sleeping near A.T.M.’s in a bank, a growing phenomenon in Europe. Published: November 14, 2012 by The New York Times

WHEN I was editing my last film, in Berlin, I would usually work at night when no one would call or bother me. Sometimes, in the middle of the night, I would go out for a short walk around my block. I was surprised to find that homeless people were sleeping inside a bank, lying between A.T.M.’s. In my travels, I’ve noticed this seems to be a growing phenomenon throughout Europe, a result of the economic crisis. When the producers of the “Why Poverty?” project invited me to contribute, I decided to make a short film to show what happens in these banks — the sleeping homeless people and the various reactions of those who encounter them...

Lullaby-NYTimes

So, one night in Berlin, I biked around my neighborhood and started filming. In one of my favorite moments, a woman opened a door leading to the A.T.M.’s and, when she realized that there were people sleeping inside, slowly closed the door and tiptoed away, saying, “Sleep well!”

I decided the film needed a lullaby...


Der kurze Film (3'02) ist - wie Mrs. Mop in Die roten Schuhe schreibt - so subtil, so melancholisch, so berührend und so verstörend, dass man ihn immer wieder ansehen muss ...
Die Frage Why Poverty? beantwortet der Film nicht; - kann er nicht, will er auch gar nicht, er stellt sie nicht einmal. Was er will - to emphasize the social distance between most people and the homeless people they encounter, wherever they are in the world - erreicht er mit nur fünf Einstellungen, wenigen Bewegungen im Bild und durch die gelungene Komposition von Bild, O-Ton (Tür, PIN-Eingabe, Straße) und dem Lied (gesungen von der udmurtischen Sängerin Nadezhda Utkina).
Achten Sie mal drauf bei 1'45 ff. !!

In diesem Sinne: Eine gelungene Komposition von Bild und Ton, aber anhaltende Verstörung und anhaltenes Aushalten der Widersprüche
wünscht GBlog

Multisensory Keynote zum Fest

Mir geht's heute wie Roberto De Lapuente gestern: Ich weiß nicht mehr, was ich dazu noch sagen soll. Auch ich hatte Hoffnung, dass sich 2013 etwas zum Besseren wenden könnte, dass sich zumindest Widersprüche zuspitzen oder wichtige Debatten entzünden könnten, aber seit ich die ganzseitige Anzeige in meiner LieblingsHAZ vom Wochenende gelesen habe, in der sie ihr Expertenforum 2013 annonciert, muss ich jede Hoffnung fahren lassen.

Da werden hochinteressante Themen und erstklassige Referenten ... zehn Dienstagabende ... voller Wissen und Praxisnähe im Expowal (?!), Chicago Lane 9 (!!!!?) in 30539 Hannover angekündigt, zum Preis von 499,00 € im Paket - einzeln müssten Sie für die keynotes je 69,90 in die Hand nehmen oder wie das heute heißt.

"Von den Besten profitieren"


Diese Besten sind Infotainer, Mentalcoache(s - oder wie ist Plural dazu im Deutschen?), Expertinnen für Karriere-Netzwerke, Top- und Keynote-Speaker, Trendforscher und Hardselling-Experten und eben deshalb bzw. angesichts der Tatsache, dass es Leute gibt, die dafür 500 Euro in die Hand nehmen, ist es mit meiner Hoffnung so wie es ist. Lesen Sie mal die Ankündigungen! Dann wissen Sie, was auf uns zukommt:

Phrasenauswurf und Wortkotze, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern

Da gibt es einen, der verbindet modernste Erkenntnisse aus der Psychologie mit seiner Erfahrung als Coach und Infotainer zu einem einzigartigen Gesamtkonzept. Cristián Gálvez schafft Wirkung. Wirkung schaffen finde ich Klasse: generieren wäre auch gut, aber schaffen klingt bodenständiger und trotzdem nach Ausssicht auf Mehrwert! Ganz toll finde ich auch einen Keynote Speaker für Multisensorik. Ich gebe zu, dass sich da einer wirkungsmäßig etwas zu hoch aufhängt, wenn er, der alleine spricht, sich zum Hauptredner erklärt. Andererseits ist es aber - wie man heute gerne fomuliert - hoch spannend (zu übertreffen nur von Höchstspannungsleitungen), weil es ja um Multisensory Branding geht, d.h. darum, uns irgendwelche Scheiße, die wir weder haben wollen noch brauchen, mithilfe von visuellem, akustischem, olfaktorischem, gustatorischem und haptischem Branding anzudrehen. (Vorsicht, - wenn man die Seites seines Institut Corporate Senses aufruft, bratzt einem ein akustischer Müll um die Ohren, dass man sich fragt, was aus der fucking keynote geworden ist!).
Branding = Brandzeichen, in die Haut gebranntes Zeichen zur Erkennung von Pferden oder Rindern, und das war ja wohl immer schon multisensorisch, jedenfalls für die Betroffenen. Insofern stellt sich doch die Frage, was der Diplomkaufmann da Neues erzählen wird ...

Dann hat's auch noch einen Professor, der fordert ein Ende der Kreidezeit in den Schulen und eine Kultur, in der „Hirn verpflichtet“, sich selbst zu bilden. Das künftige Bildungssystem muss ganz anders sein. Alibi-Milliarden reichen nicht. Kopfreform!
Was bitte ist Bedeutung von dieses?
Wissen ist im iPad überall verfügbar. In der kommenden „Wissensgesellschaft“ müssen wir eher etwas wirklich können als nur wissen: Beraten, helfen, verstehen, kommunizieren, Probleme lösen, multikulturell agieren. Unser jetzt schon antiquiertes Bildungssystem belädt uns nur mit Faktenwissen!
Abgesehen davon, dass der Mann abgehackte Windmühlenflügel umrennt, weil im Zuge der Kompetenzorientierung das Wissen bereits weitgehend abgeschafft wurde, so dass unser - auch sehr schön formuliert - jetzt schon antiquiertes Bildungssystem (wenn nicht jetzt, wann dann?) an die Wand gefahren wurde. Und zwar von denen, die wie der Herr Professor meinen, man könne etwas können ohne Wissen und das Wissen sei im iPad. Soviel ich weiß, sind da nur elektronische Bauteile drin, überwiegend von der Firma Samsung hergestellt und zusammengeschraubt von chinesischen Wanderarbeitern! So ganz einig ist man sich auch nicht, was das Wissen angeht: immerhin kündigt die HAZ Dienstagabende voller Wissen und Praxisnähe an! Andererseits könnte der Auftritt einer Diplom-Politologin, Gedächtnisweltmeisterin und Bestseller-Autorin am 16. April 2013 erkennen lassen, dass die Kompetenz, sich Stichworte, Zahlen oder Namen und Gesichter besser einzuprägen oder Telefonbücher auswendig zu lernen, nichts mit Wissen zu tun hat!

Was das Wissen im iPad oder in der Birne der Weltmeisterin angeht, ist der Evolutionsbiologe Mark Pagel von der University of Reading skeptisch (der von der HAZ nicht eingeladen, aber in der Süddeutschen Zeitung - "Das Echo der Geschwätzigkeit" - zitiert wurde):

Durch das spracharme Verweisen komme man "einfach nicht mehr auf neue Ideen. Muss man ja auch nicht. Je mehr wir vernetzt sind, umso mehr können wir kopieren. Wir müssen nichts mehr erfinden, denn Google und Facebook lehren uns, dass neue Ideen leicht zu haben sind. Es könnte sogar sein, dass fügsame, gelehrige Kopisten jetzt erfolgreicher sind als diejenigen, die innovativ sind. Das hat es in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben."

Diesen Verdacht hegte schon vor Jahren Zachary "Spokker Jones" Gutierrez, der Autor der Comedy-Website Something Awful. Er schrieb: "In vierzig Jahren, wenn das Netz in einer gigantischen Implosion von Dummheit zusammengebrochen sein wird, möchte ich sagen können: ,Ja, ich bin dabei gewesen!'"


Na gut, Sie haben's gemerkt: Ich habe jetzt auch dauernd verwiesen! ... Aber ich war dabei ... und verweise nochmal!!

My favorite keynote speaker: Nico Semsrott live in der Anstalt (18.12.2012)

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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