GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (III): Rom startet humanitäre Mission zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer

Wenn ein EU/NATO-Mitglied eine humanitäre Mission ankündigt, sollten die Betroffenen lieber außer Reichweite bleiben (abtauchen wäre zynisch).

Südtirol-Online berichtet
: „Damit wollen wir Menschenleben im Mittelmeer retten, das zu einem Massengrab geworden ist“, berichtete Letta im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ am Sonntag...
Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex habe ihren Sitz in Warschau, sie sollte laut Letta jedoch auch im Mittelmeer stärker verankert sein....


Immerhin schön formuliert: Sitz in Warschau ... auch im Mittelmeer stärker verankert ..., - was immer das heißen soll.

frontex-wr
Verankert: Zentrale von FRONTEX in Warschau. Bild: Krzysztof Zacharz/CC-BY-SA-2.5

Nachtrag:
Mittelmeerländer weigern sich, die EU-Grenzagentur FRONTEX auf Menschenrechte zu verpflichten
Matthias Monroy, tp 17.10.2013


Nachtrag 21.10.:
Italien fliegt "Sensenmann" gegen Migranten und die Mafia
Matthias Monroy, tp 22.10.2013


Italien setzt seine modernen Drohnen des Typs "Reaper" ("Sensenmann") über dem Mittelmeer ein. Das berichtet das Nachrichtenportal Defense News, allerdings ohne eine Quelle zu nennen. Demnach fliegen die Drohnen von Basen in Amendola (Apulien) und Sigonella (Sizilien) in schon früher eingerichteten Korridoren. Laut dem Bericht wurden auf diese Weise bereits Ermittlungen gegen die Mafia unterstützt. Die gegenwärtigen Flüge finden innerhalb einer umstrittenen Operation gegen unerwünschte Migranten statt, die Anfang Oktober als Reaktion auf Hunderte Tote vor Lampedusa gestartet wurde. Eigentlich ist für den Grenzschutz die Guardia di Finanza zuständig, nun wird aber das Militär geschickt ...

Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (II): Eurosur

Ich meine mich zu erinnern, dass ich das Echo des Tages des WDR schon aus einem alten Grundig-Rundfunkempfänger bei meiner Großmutter gehört habe. Zuweilen freut man sich, dass es noch öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt, der seinem Auftrag gerecht wird:
Ein Beitrag zu Eurosur (ab 4:45 -mit einem hörenswerten Kommentar von Sabine Henkel - ab 6:55)

Archäologie CCLXVIII: Still going strong after all these years

30 Jahre

John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones and Michael Palin reunite 30 years on to talk about The Meaning of Life, comedy, fish and their own mortality. (via nerdcore)
+ BBC TV Arena 1989 Graham Chapman memorial

50 Jahre

Yardbirds – Making Tracks (CD), September 2013.
This album, released to celebrate the band’s 50th anniversary in 2013, chronicles the ultimate Yardbirds touring experience. The band features original members Jim McCarty (drums) and Chris Dreja (rhythm guitar). Making Tracks features 19 songs from their various tours between 2010-11 and is the first time these live versions of the tracks have appeared.
Zum Vergleich: The Train Kept A Rollin' (1965)

Fast 50 Jahre: Photos by Roger Kasparian

60 Jahre
Marilyn-roentgen
Im November kann man bei Juliens Auctions Marylins Röntgenbilder ersteigern, inklusive Krankenakte mit Vermerken zu Schönheits-Operationen und sowas .... nerdcore: Marylin Monroes X-Rays for Sale

250 Jahre und mehr
anatomie
Torben an nerdcore: Ich habe mal angefangen meine gesammelten Anatomie-Zeichnungen zu befreien und in flickr-Alben hochzuladen. Über Lobotomie, Furunkel, Geschwüre, Ekzeme, Deformationen, Froschköpfe, Siamesische Zwillinge, bis hin zu den Gebrauchswerkzeugen (zum Beispiel eine Vakuumamputationspumpe) ist eigentlich alles dabei. Nett sind auch die verzierten Initialen aus dem 17. Jahrhundert vor den Fließtexten und die romantisierten Zeichnungen zwischen den Kapiteln, wo Kindern mit den Eingeweiden spielen.

Ich finde das toll, dass Torben das alles mal hochgeladen hat; es passt auch gut zu Marylins Röntgenbildern und zur Frage nach The Meaning of Life.

Re: Re: Re: Wie kommen 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12? Rothkötter?

Schon wieder Neues auf meiner Spur, das Kükenflieger-Mystery zu entwirren?

Meine LieblingsHAZ meldet heute:
    Rothkötter plant neuen Riesenstall
    Hannover. Der Geflügelproduzent Rothkötter aus dem Emsland will über eine Tochterfirma in Brandenburg einen Stall für 380000 Hähnchen errichten. Die gemästeten Tiere könnten von dort zum bisher nicht ausgelasteten Rothkötter-Schlachthof in Wietze (Kreis Celle) gebracht werden. Das Landesamt für Umwelt in Potsdam bestätigte, dass der Bau in der Nähe von Wittstock im Grundsatz bereits genehmigt ist. „Um die Auflagen läuft noch eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Potsdam“, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Bauherr des Riesenstalls ist die Firma Prignitzer Broilermast, an der Rothkötter zur Hälfte beteiligt ist. Die andere Hälfte hält eine Holding aus Sögel, ebenfalls im Emsland. Zu dem Vorhaben in Brandenburg wollte sich Rothkötter-Geschäftsführer Wilhelm Fleming, der auch Geschäftsführer von Prignitzer Broilermast ist, nicht äußern. Bekannt ist, dass Rothkötter Probleme hat, für seinen Schlachthof in Wietze im eigentlich avisierten Umkreis von 150 Kilometern genügend Mäster zu finden. Um den Schlachthof besser auszulasten, wurden offenbar schon Hähnchen aus Dänemark angeliefert, was mit hohen Transportkosten verbunden ist. Die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, die die Geflügelbranche kritisch beobachtet, nimmt nicht an, dass die agrarpolitische Wende in Niedersachsen die Standortwahl beeinflusst hat. Eine Filterpflicht für Geflügelställe liege noch in der Ferne, meint Sprecher Eck ehard Niemann. Die Sprecherin des Brandenburger Umweltamtes sagte: „Immissionsschutzrecht ist Bundesrecht.“ Es gelte in Brandenburg wie in Niedersachsen.
    09.10.2013 / HAZ Seite 5 Ressort: NIED
Schlachthof-wird-Fall-fuer-die-Justiz_ArtikelQuerDie Meldung ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: Der Rothkötter-Geschäftsführer ist auch Geschäftsführer von Prignitzer Broilermast (- ein schöner Name übrigens, der DDR-nostalgisch Standort-angepasst ist, was durch den Zaun, der den Wietze-Schlachthof umgibt, recht hübsch untermauert wird), die Filterpflicht für Geflügelställe liegt noch in der Ferne und Rothkötter hat Probleme, für seinen Schlachthof in Wietze im eigentlich avisierten Umkreis von 150 Kilometern genügend Mäster zu finden.
    432.000 Hühnchen. Am Tag. Über das Jahr gerechnet macht das 134.784.000 Tiere bei voller Auslastung. Und das bedeutet Töten im Millisekundentakt. Die Geflügelschlachterei im niedersächsischen Wietze ist ein Ort der Superlative. Der Fleischunternehmer Franz-Josef Rothkötter hat hier einen der modernsten und größten Geflügelschlachthöfe Europas errichten lassen. Gut geschützt vor neugierigen Blicken durch hohe Palisadenzäune und streng bewacht...
    SZ vom 31.08.2013/schma: Geflügelmäster in Deutschland: Gnadenloses Wettrüsten im Hühnerstall

    Obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland rückläufig ist, plant sie umfangreiche Erweiterungen ihrer Produktionsanlagen. So wollen etwa die deutschen Hühnermäster nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ihre Kapazitäten um 38 Millionen Stallplätze erhöhen; der aktuelle Bestand liegt bei 60 Millionen. Die anfallenden Kosten werden zu einem nicht geringen Teil durch staatliche Subventionen aufgefangen: Laut BUND wurde der Neubau von Stallanlagen allein 2011 mit 80 Millionen Euro bezuschusst. In den Genuss öffentlicher Fördermittel kommen auch die deutschen Hähnchenschlachtereien. So erhielt der zweitgrößte deutsche Geflügelproduzent, die Franz-Josef Rothkötter GmbH, für den Neubau eines Schlachthofs im niedersächsischen Wietze 6,5 Millionen Euro aus Landesmitteln - bei einer Investitionssumme von 60 Millionen Euro. Die Expansion der Branche drückt sich in stetig wachsendem Umsatz aus. Im Fall von Rothkötter betrug dieser 2011/2012 818 Millionen Euro und stieg damit um 140 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Brachenprimus PHW, der die Geflügelmarke "Wiesenhof" vertreibt, vermeldete 2011/2012 einen Umsatz in Höhe von 2,34 Milliarden Euro, was einem Wachstum um mehr als 100 Prozent innerhalb von nur zehn Jahren entspricht.Die Exportquote der niedersächsischen Nahrungsmittelindustrie, zu der allen voran Rothkötter und PHW zählen, liegt ... aktuell bei knapp 30 Prozent
    (GBlog)
Und nochmal: Deutschland steigert Hähnchenausfuhren nach Afrika um 120 Prozent
P.S.: Ich gebe zu, dass das das Kükenflieger-Mysterium immer noch nicht klärt; - ich bleibe dran!

Archäologie CCLXVII : O-Ton Frankfurter Auschwitz-Prozeß

Seit heute finden wir die Tonband-Mitschnitte des Prozesses, vom Fritz Bauer-Institut aufbereitet als Audiostreams mit Bildern und Erläuterungen.
Zum Prozess (1963-65) waren 318 Zeugen angereist, darunter 181 Auschwitz-Überlebende. Der Rest: Angeklagte, Anwälte, Sachverständige und solche Zeugen, die nicht als Häftlinge, sondern als SS-Schergen nach Auschwitz kam (wie z.B. ein Dr. Konrad Morgen, SS-Richter, der in Auschwitz die Unterschlagung von Häftlingsgold durch korrupte Wachleute untersuchen sollte. Wenn man seine "Zeugenaussage" hört, schaudert's einen.)

Zu den Sachverständigen gehörte auch Prof. Jürgen Kuczynski, Wirtschaftshistoriker, Humboldt Universität (Ost-Berlin); - Gutachten: „Verflechtung der wirtschaftlichen Unternehmen mit der Leitung der Konzentrationslager“.*
Wie der Sachverständige Kuczynski von den westdeutschen Richtern ins Kreuzverhör genommen wird:

Ergänzungsrichter Hummerich:

Ja. Und nun muß ich Ihnen da eine Stelle vorhalten, Sie fragen, ob Sie da heute noch zu stehen. Sie sagen zunächst mal ganz klar: »Wie stellte doch Marx die Alternative: Sozialismus oder Verfall in die Barbarei. Wie weit war Deutschland der Barbarei verfallen, als die faschistische Diktatur wütete.« Klar. Und nun geht es weiter: »Wie steht es heute um die Bundesrepublik? Ist die Barbarei geringer, wenn an Stelle von Gasöfen Atombomben treten, wenn statt sechs Millionen Juden 600 Millionen Menschen aller Weltanschauungen umgebracht werden sollen? Wie selektiv wirkt doch Herodes neben Adenauer und Strauß, Wehner und Jaspers. Wie provinziell Nero neben solch kosmopolitischen Barbaren wie Wurster und Abs, Ilgner und ter Meer.«4 Das sind Ihre Worte in der Schrift. Stimmt das?



Sachverständiger Kuczynski:

Diese Worte stimmen zweifellos, ja.



Ergänzungsrichter Hummerich:

Ja. Und die stimmen auch inhaltlich?



Sachverständiger Kuczynski:

Nun, ein großer Teil von ihnen hat eine führende Rolle in der Zeit des Faschismus gespielt



Ergänzungsrichter Hummerich [unterbricht]:

Nein, ich meine, stimmen die inhaltlich für unseren Staat? Sie müssen ja bedenken, wir sind hier Richter, die auf einen Staat vereidigt sind, den Sie in Ihrer Schrift so apostrophiert haben. Und wir müssen ja uns unsere Gedanken darüber machen, ohne ihre wissenschaftliche Arbeit anzuzweifeln. Es gibt ja in der Wissenschaft auch ein Aliud. Es liegt mir fern, über peius und melius zu sprechen. Ich möchte nur mal darstellen, daß hier in Ihrer Auffassung von den politischen Dingen der Gegenwart – die politische Kritik steht mir ja als Ergänzungsrichter am Schwurgericht nicht zu –, aber ich möchte herausstellen, daß hier ein absolutes Aliud vorsteht in den Auffassungen. Stimmt das?



Sachverständiger Kuczynski:

Darf ich noch einmal fragen, was Sie als Frage meinen?



Ergänzungsrichter Hummerich:

Ja, ich habe Ihnen vorgehalten – wir haben entwickelt aus Ihrer Apostrophierung Eichmanns in Zusammenhang mit Detering und Rockefeller, Ihren weiteren Ausführungen: Sie hielten da Eichmann als mit den gleichen Eigenschaften bedacht, die von einem Manager eines Industriekonzerns erwartet werden, und Sie hielten auch die Barbarei für den extremsten Ausdruck des Monopolkapitalismus, es war an anderer Stelle.



Sachverständiger Kuczynski:

Richtig.



Ergänzungsrichter Hummerich:

Und nun habe ich das Pendant dazu, das Resümee eben verlesen. Ich darf es vielleicht noch mal verlesen, das ist in Ihrer Schrift 1961 in der »Zeitschrift für Geschichtswissenschaft« erschienen: »Die Barbarei – extremster Ausdruck der Monopolherrschaft in Deutschland«. Und da schreiben Sie – ich will absichtlich anfangen mit der historischen Feststellung von Marx, das ist eine historische Feststellung, da wollen wir gar nicht daran deuteln: »Wie stellte noch Marx die Alternative: Sozialismus oder Verfall in die Barbarei. Wie weit war Deutschland der Barbarei verfallen, als die faschistische Diktatur wütete, und wie steht es heute um die Bundesrepublik. Ist die Barbarei geringer, wenn an Stelle von Gasöfen Atombomben treten, wenn statt sechs Millionen Juden 600 Millionen Menschen aller Weltanschauungen umgebracht werden sollen? Wie selektiv wirkt doch Herodes neben Adenauer und Strauß, Wehner und Jaspers. Wie provinziell Nero neben solch kosmopolitischen Barbaren wie Wurster und Abs, Ilgner und ter Meer.«5



Sachverständiger Kuczynski:

Ja.



Ergänzungsrichter Hummerich:

Das sind Ihre Worte?



Sachverständiger Kuczynski:

Ja.



Ergänzungsrichter Hummerich:

Ja. Und dazu muß ich dann eine Frage stellen: Darf man daraus den Schluß ziehen, daß gesellschaftswissenschaftlich Sie keinen wesentlichen Unterschied sehen, von den Auswirkungen des Monopolkapitalismus her, zwischen dem NS-Deutschland – wo ja nach Ihrer Auffassung nicht Hitler die große Kraft war, sondern er nur durch die Hilfe des Monopolkapitalismus existieren konnte –, zwischen dem NS-Deutschland und der Bundesrepublik, da in beiden Fällen das Monopolkapital herrscht?



Sachverständiger Kuczynski:

Oh, ich sehe einen ganz wesentlichen Unterschied.



Ergänzungsrichter Hummerich:

Und wo ist der Unterschied?



Sachverständiger Kuczynski:

Der wesentliche Unterschied besteht zum Beispiel in den Methoden der Herrschaft – ein ganz wesentlicher Unterschied.



Ergänzungsrichter Hummerich [unterbricht]:

Sie haben aber



Sachverständiger Kuczynski [unterbricht]:

Aber darf ich

...


Wäre ich ein Schreiber, hätte ich große Lust, daraus ein Theaterstück zu machen!
Vgl. Archäologie XLI - 29.10.1965 - Die Ermittlung - Auschwitz auf der Bühne

_________________________________

* ... Die Beitraege der Juristin Annette Rosskopf ueber den ”Anwalt antifaschistischer Offensiven. Der DDR-Nebenklagevertreter Friedrich Karl Kaul” und des Historikers Florian Schmaltz ueber ”Das historische Gutachten Juergen Kuczynskis zur Rolle der I.G. Farben und des KZ Monowitz im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozeß” lieferen weitere Mosaiksteine zum Verstaendnis der Prozeßgeschichte im deutsch-deutschen Kontext.
Rosskopf zeigt ueberzeugend, wie Kaul als der ”exponierteste Repraesentant der SED in bundesdeutschen Gerichtssaelen” mit seinem Auftreten in Frankfurt im Zusammenspiel u.a. mit einem ”Maßnahmeplan”, den das Politbuero des Zentralkomitees der SED beschlossen hatte, das ”Verfahren zu einem Tribunal gegen die I.G.-Farben-Industrie” machen wollte (S.147). Und Schmaltz arbeitet die Brisanz des von Kaul beantragten Gutachtens fuer den Auschwitz-Prozeß durch den in der DDR taetigen Wirtschaftshistoriker Juergen Kuczynski heraus. Das Gutachten sollte in einer Zeit des Kalten Krieges, in der es “in der Bundesrepublik wissenschaftlich tabuisiert war, die Mittaeterschaft der deutschen Wirtschaft bei der NS-Vernichtungspolitik zu thematisieren” (S. 119) die ”Frage nach den Zusammenhaengen zwischen dem Ausbau des Konzentrationslager Auschwitz und der Werksgruendung der I.G. Farbenindustrie” (S. 120) stellen.
Schmaltz zeigt, daß gerade die Rezeptionsgeschichte des Gutachtens, das 1964 in der DDR veroeffentlicht und von der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft kaum wahrgenommen wurde, kennzeichnend ist fuer die spezifischen Ausblendungen westdeutscher Historiographie hinsichtlich der Thematisierung des NS-Systems...

Rezension zu: Irmtrud Wojak. "Gerichtstag halten über uns selbst...": Geschichte und Wirkung des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses. Frankfurt/M.: Campus Verlag, 2001.

Vgl. auch DER SPIEGEL 15/1964: Soll und Haben: Bütefisch, heute stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzer der Ruhrchemie AG Oberhausen, war einst im IG-Farben -Konzern vom Laborchemiker zum Chef der mitteldeutschen Leunawerke und zum Vorstandsmitglied, in der SS zum Sturmbannführer aufgestiegen.
und vgl. auch: Braunbuch - Kriegs-und Nazi Verbrecher in der Bundesrepublik und in West Berlin, 1965 erstmals im Staatsverlag der DDR erschienen

"Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen aus diesen ausgeplünderten Staaten im Süden Europas dann auf ein Millionenheer junger Arbeitsloser trifft - dann können wir froh sein, dass wir zwei Flugstunden davon entfernt in tiefstem Frieden leben und damit Gott sei Dank nichts zu tun haben."

So ist das wohl, wenn man Schramm-Dombrowskis Zynismus rausnimmt. Die Kommentare zu den Meldungen vom Tod der Asylsuchenden vor Lampedusa bei tagesschau.de oder bei der ZEIT sind überwiegend zum Kotzen, ich verzichte darauf zu verlinken. Scham und Ratlosigkeit, die das politische Personal der EU äußern, sind ebenso widerlich wie verlogen. Man weiß das doch alles und weiß auch, wie es weitergeht: "Um es auf grausame und schonungslose Art zu sagen: die Debatte wird sich abkühlen, sobald der Winter kommmt", wird heute ein EU-Diplomat in der Süddeutschen Zeitung zitiert.

Vgl. Thomas Pany 06.10.2013, tp:
"Wo war Frontex am Donnerstag morgen?" - Lampedusa: Die europäischen Reaktionen auf die Tragödie

Die Fernsehbilder aus Lampedusa mit den Toten erzeugen für kurze Zeit Aufmerksamkeit, die dem Problem sonst nicht zuteil wird. Das Drama werde wie üblich bald vergessen, sorgt sich die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini.
Sie tritt konkret für eine Veränderung der Gesetze ein, die es den zivilen italienischen Helfern nicht gestatteten, mit ihren Booten rauszufahren, um die Gekenterten zu retten. "Die Regierung muss diese unmenschlichen Normen ändern", wird Nicolini wiedergegeben.
Kritik gibt es auch an der Funktion von Frontex. "Wo war Frontex am Donnerstag morgen?", fragt der Gouverneur der Region Sizilien, Rosario Crocetta...


Vgl. Alex Rühle, 07.10.2013, Süddeutsche:
Überleben verboten
Flüchtlinge, die sich an Land retten, machen sich strafbar. Fischer, die Ertrinkenden helfen, ebenso. Lampedusa zeigt die menschenverachtende Politik der EU

... über Frontex, das Bossi-Fini-Gesetz und Eurosur und 19142 tote Flüchtlinge vor Italiens Küsten ...
Alex Rühle, Das Ende von Europa

Dunkelkammer Identität: Daniel Cohn-Bendit und Eva Menasse

Daniel Cohn-Bendit spricht mit Eva Menasse über ihre Heimat Österreich, ihre Identität als Tochter eines christlich-jüdischen Elternpaares, über ihr Verhältnis zu ihrem Vater, der Fussball-Legende Hans Menasse, und das zu ihrem Bruder, dem Schriftsteller Robert Menasse. Das ist nur eine grobe Zusammenfassung; sie spricht über viel mehr: faszinierend!

eva-menasse_cohnB
Besonders schön: zu Hochmut und Demut ab 37:00

Dank an Herrn K. für den Hinweis auf die Sendung vom 14.07.13 bei 3sat.

»Quasikristalle« (II): We are all facets of someone else’s internalization

Denken und Denken lernen vs. Death by Worksheet

Eine lesenswerte Kritk des herrschenden Methoden-(aka Kompetenz-)Irrsinns in der "Unterrichtslehre" (- oder wie soll man das nennen? Didaktik ist es ja gerade nicht mehr; Unterrichts-THEORIE auch nicht ...):

Denken lernen lehren – mit “Making Thinking Visible” (shift. Weblog zu Schule und Gesellschaft)
    ... In „Making Thinking Visible“ wird das Kognitive weder fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel noch glauben die Autoren, dass es sich quasi selbsttätig durch Aufnahme von Stoff, zugeschnitten in Arbeitsbögen bildet (Death by Worksheet). Denken und Denken lernen wird stattdessen – eben weil es in der Regel in beiden Sorten Schule höchst unbefriedigend bearbeitet wird – gerade zum Gegenstand einer ANDEREN Lehr-Lern-Tätigkeit gemacht als bisher gewohnt.
      „The word think is the twelfth most used verb in the English language.“ “[But] when we ask teachers in workshops, (…) ‘what kinds of thinking does that lesson force students to do?’ a large percentage of teachers are stumped. (…) They ask their students to think all the time, but they have never stepped back to consider just what it is they specifically want their students to do mentally.”
    Richhart betont, dass Lehrer überhaupt dann erst Denken lernen anleiten können, wenn sie ihr eigenes Denken verstanden haben. Gemeint ist dabei der Prozess und die Tätigkeiten, die zu bestimmten Ergebnissen führten, nicht die Ergebnisse selbst....
Auf die deutsche Sprache lässt sich das so nicht übertragen; die deutschen Entsprechungen der englischen Redeeinleitung well, I think ... in den Floskeln ich meine, ich glaube, ich finde ... bezeichnen eher eine Schwundstufe des Denkens. Befördert wird dies allerdings durchaus durch Unterricht: Das Problem, dass Lehrer nicht wissen, welche Denkwege zu den angestrebten Ergebnissen führen, ist unabhängig von Sprache und die Aufforderung Denk mal nach! führt meist zu Ein-Wort-Antworten in Frageintonation = Ist es das, was Sie hören wollen?. Neuerdings ist dieser Impuls ersetzt worden durch die Ankündigung Ich habe euch ein Arbeitsblatt mitgebracht ... "Tod durch Arbeitsblatt" ist eine treffende Diagnose des Unterrichtsmusters, das den fragend-entwickelnden Unterricht abgelöst hat. Nicht dass ich dem nachtrauere, aber am Problem Lehren als Lernbehinderung gehen beide vorbei!

Lesebefehl für Lehrerinnen und Lehrer!
Vgl. auch GBlog&read: Rolf Dubs - Lehrerverhalten (insbes. Kapitel (: Denken und Denkförderung)

Update: Schüler als allein gelassene Lern-Ich-AGs
Didaktikprofessor Jochen Krautz über aktuelle "Bildungsreformen" und die katastrophale Situation im Bildungsbereich, tp 05.10.

... All das führt aber nicht notwendig zu wirklicher Selbstständigkeit, sondern in der Situation real existierender öffentlicher Schulen viel eher in ein Setting aus Verwahrlosung und modernisierter Selbststeuerung ...
Treffend formuliert!!
Vgl. auch GBog zur Kompetenzkatastrophe

Garland Jeffreys - "Truth Serum" (Live at WFUV)



Garland Jeffreys - Sie erinnern sich vielleicht an seinen Matador - hat ein neues Album aufgenommen: "Truth Serum" is, in some ways, the model of a Garland Jeffreys album. You never know what you'll hear next. It opens with the blues of the title cut, then segues into the catchy "Any Rain." "Dragons to Slay" is a sly piece of reggae from the guy his buddy, Bob Marley, said was the best American reggae singer.

Re: Re: Wie kommen 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12? - Zweinutzungs-Küken?

Neues auf meiner Spur, das Kükenflieger-Mystery zu entwirren?

Das Schicksal der Eintagsküken
Sogenannte Zweinutzungshühner könnten Massentötungen junger Tiere verringern
Von Sven Kästner
- dradio 30.09. nachzuhören hier.

Einige Hühnerrassen werden eigens zum Legen besonders vieler Eier gezüchtet. Da die männlichen Küken für die Branche meistens nutzlos sind, werden sie umgehend getötet (... 50 Millionen Hähnchen-Küken pro Jahr allein in Deutschland). Sogenannte Zweinutzungshühner könnten das eindämmen - also Rassen, die genügend Eier legen und auch bei der Mast viel Fett ansetzen...

Also: Die 50 Mio Eintagsküken können es schonmal nicht sein, die in den Kükenfliegern expediert werden, denn das wäre einfach zu teuer, sie in Chargen zu 49 000 samt einer Antonow-AN 12 zu verbrennen!

Re: Wie kommen 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12?

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXVII): Klassenkampf und Klassenkrieg. Oder: Lothar Dombrowski vs. Warren Buffett

"Klassenkampf" sagt man nicht, das ist mega out und riecht nach Ernst Thälmanns alter Lederjacke ...
"Klassenkrieg" sagt man ganz offen:
”There’s class warfare, all right, […] but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” - Warren Edward Buffett im Interview mit Ben Stein in New York Times, 26. Novemberr 2006.

Inzwischen dürfte seine Klasse dem Endsieg ein Stück näher gekommen sein, nicht nur wegen der zwei Milliarden Dollar, die seine Berkshire Hathaway gerade durch das Einlösen von Goldman Sachs Optionen erlöst hat.

Sehr schön dazu gestern Abend in der letzten Folge der Anstalt: Georg Schramm!. Der "Krieg der Reichen" nehme "Züge eines Drogenkrieges" an, die Droge sei das "billige Geld" für arme Länder, die damit abhängig gemacht würden von der weltweiten Finanzindustrie. Einmal angefüttert, würden sie später auf Entzug gesetzt - das Inkassounternehmen sei der Internationale Währungsfonds. Die Regierungen würden nicht eingreifen, weil sie selbst Kunden der Dealer seien. Irgendwann würden die Abhängigen aufeinander losgehen:
"Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen aus diesen ausgeplünderten Staaten im Süden Europas dann auf ein Millionenheer junger Arbeitsloser trifft - dann können wir froh sein, dass wir zwei Flugstunden davon entfernt in tiefstem Frieden leben und damit Gott sei Dank nichts zu tun haben."

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXVIIa): Shut Down Vol. 2 + Rentenkassen plündern. Oder: “Sonny” Wilson vs. The Gordon Gekko wanna-be's

Renten_rolling-stoneDer Rolling Stone, früher ein Musik-, heute eines der letzten ernstzunehmenden US-Nachrichtenmagazine, beschreibt ausführlich*, wie in den USA die Rentenkassen der öffentlichen Angestellten von den selben Leuten geplündert werden, die zuvor für die Finanzkrisen der jüngeren Vergangenheit verantwortlich waren. Rentenfonds, die bereits durch gewagte Fehlspekulationen geschwächt sind, werden jetzt umdirigiert, weg von den Leistungsberechtigten und hin zu neuen Spekulationen der Finanzhaie. Begründungsszenario:
Wir müssen die Rentenauszahlungen senken, weil sich die öffentliche Hand die gigantischen Summen nicht mehr leisten kann. Pech für die Feuerwehrleute, das Pflegepersonal, die Beamten.

Wieso kommt uns das jetzt bekannt vor? ...
(11k2)

* Looting the Pension Funds
All across America, Wall Street is grabbing money meant for public workers
Read more: http://www.rollingstone.com/politics/news/looting-the-pension-funds-20130926#ixzz2gIjLYkn1

US shutdown: a guide for non-Americans
ShutDownVol2Cover

Shut Down Vol. II
ist der Titel des fünften, am 2. März 1964 erschienenen Albums der Beach Boys.
Ein geradezu prophetischer Text mit magischen Sprachbildern und dadaistischen Lautgemälden:

It happened on the strip where the road is wide
(Oooo rev it up now)
Two cool shorts standin' side by side
(Oooo rev it up now)
Yeah
my fuel injected Stingray and a four-thirteen
(Oooo rev it up now)
Revvin' up our engines and it sounds real mean
(Oooo rev it up now)

Tach it up
tach it up

Buddy gonna shut you down

Declinin' numbers at an even rate
(Oooo movin' out now)
At the count of one we both accelerate
(Oooo movin' out now)
My Stingray is light the slicks are startin' to spin
(Oooo movin' out now)
But the four-thirteen's really diggin' in
(Oooo movin' out now)

Gotta be cool now power shift here we go
Superstock Dodge is windin' out in low
But my fuel injected Stingray's really startin' to go
To get the traction I'm ridin' the clutch
My pressure plate's burnin' that machines too much

Pedal's to the floor hear the dual quads drink
(Oooo pump it up now)
And now the four-thirteen's lead is startin' to shrink
(Oooo pump it up now)
He's hot with ram induction but it's understood
(Oooo pump it up now)
I got a fuel injected engine sittin' under my hood
(Oooo pump it up now)

Shut it off
shut it off buddy now I shut you down
...


Hier eine wunderbar sauschlechte Liveaufnahme:

Archäologie CCLXVII : "Privatfernsehen" im Öffentlich-rechtlichen

Privatfernsehen war der Titel eines wöchentlichen Fernsehmagazins des WDR im Ersten vom 5. Oktober 1996 bis Ende 1997. Moderiert wurde die Sendung von Friedrich Küppersbusch.
Privatfernsehen war ähnlich aufgebaut wie die Vorgängersendung, das Politmagazin ZAK. Es umfasste investigative Reportagen, satirische Beiträge und zwei bis drei Interviewgäste pro Sendung. Gesendet wurde live mit Publikum aus einem ehemaligen Getreidespeicher am Kölner Rheinufer.
Die Sendung lief zunächst jeden Samstag nach dem Wort zum Sonntag eine Stunde lang. Später wurde die Sendung um eine Viertelstunde gekürzt und freitags nach dem Bericht aus Bonn gesendet.


Die letzte (weil von der ARD wegen niedriger Quoten abgesetzt) Sendung - wunderbar: Küppersbusch und Willemsen: Einfach weiterreden. Dezember 1997


Der Tagesschaum-Channel

Zugabe aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen von 1968:
POUR 15 MINUTES D'AMOUR nous propose de retrouver la délicieuse Senta Berger dans cet extrait de Babeck, une mini-série TV de 1968, où elle chante Vergiss mich wenn du kannst von Peter Thomas.

Archäologie CCLXVI: THE BEATLES 'ON AIR - 1963-1964 BBC Radio Broadcasts

Erscheint im November, muss man nicht haben, aber ein schöner Trailer:



Und - wenn Sie Lust haben - mit der Rickenbacker in die Gegenwart vorzudringen: CESARE CARUGI (feat. MOJO FILTER) - We'll Meet Again Someday

Zur Wahl (V): Große Koalition = enteierte Opposition = Postpostdemokratie

--> Parlamentarische Demokratie, immanent betrachtet (muss man ja im Politikunterricht):
Deutschlandradio Kultur - Ortszeit - heute:

Die Mehrheit, die eine Große Koalition im neuen Bundestag hätte, wäre aus verfassungsrechtlicher Sicht im wahrsten Sinne des Wortes erdrückend. Denn nur noch ein Fünftel der Abgeordneten würde künftig den beiden Oppositionsfraktionen von Linken und Grünen angehören. Das heißt: Zentrale Machtinstrumente, die das Grundgesetz der Opposition in die Hand gibt, könnten von dieser Minderheit nicht mehr genutzt werden. Für die Einberufung von Untersuchungsausschüssen, die Anrufung des Bundesverfassungsgerichts in Normenkontrollverfahren und die Prüfung von EU-Recht vor dem Europäischen Gerichtshof müssen mindestens ein Viertel der Abgeordneten stimmen, für die Einberufung von Sondersitzungen des Bundestages ein Drittel - mehr, als die künftige Opposition noch auf die Waage bringen würde....
"Ja, das werden wir uns dann genau anschauen, aber dass die Opposition so schwach ist, ist nicht die Schuld der Parlamentsmehrheit," meint der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach
(nachzuhören hier)

In Anbetracht der Tatsache, dass 25 Mio Wahlberechtigte im Bundestag eh nicht repäsentiert sind und dass diese große Koalition somit von 47,5 % und die Opposition von 12,1 % der Wahberechtigten gewählt wurde, mag man das kaum noch Postdemokratie nennen! Rudolf Augstein sprach einmal von der Demokratur der Herren Adenauer und Strauß ...

GBlog zur Wahl

Zur Wahl (IV): Re: Wie kommen 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12?

Aus aktuellem Anlass (eigentlich aus zwei aktuellen Anlässen) verweise ich nochmal auf meinen Beitrag vom 11.08.:
    Gestern in der Rubrik "Welt im Spiegel" meiner Lieblings-HAZ die dpa-Meldung "49 000 Küken sterben bei Flugzeugbrand", nachzulesen auch in der Leipziger Internet Zeitung in der Rubrik "Leben. Fälle und Unfälle oder sonstwo.

    Mir stellte sich die Frage (die i.Ü. in den Veröffentlichungen dazu kaum gestellt wird):
    Wie kommen eigentlich 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12?

    SPON zitiert einen, der es für normal hält: Tiertransporte per Luftfracht sind keine Seltenheit. Die Lufthansa Cargo etwa transportiere im Jahr mehr als hundert Millionen Tiere, sagte Unternehmenssprecher Michael Göntgens ... Auch Flugtransporte von Tieren für die Lebensmittelproduktion seien üblich - neben Küken beispielsweise bestimmte Rinder aus Amerika.
    Wenig Erhellendes also, da muss man selbst ran, will man mehr wissen über den alltäglichen
    Irrsinn der herrschenden Produktionsweise:
    ... weiterlesen
Das war interessant weiter zu verfolgen, gerade weil im ersten Zugriff kaum Informationen dazu zu finden sind, wohin die Kükenflieger von Leipzig und Nordholz aus starten.
In einem Bericht von German Foreign Policy : Mordsgeschäfte (IV) vom 20.09.2013, der sich auf eine Veröffentlichung von Brot für die Welt stützt, finden sich nun weitere Hinweise:

Gefluegelfleischexporte
    Deutsche Geflügelproduzenten ruinieren gestützt auf staatliche Millionensubventionen die Fleischmärkte Afrikas. Innerhalb nur eines Jahres hat Deutschland seine Hähnchenausfuhren nach Afrika um 120 Prozent gesteigert - von gut 19.000 Tonnen auf knapp 43.000 Tonnen. Da das Fleisch zu Dumpingpreisen angeboten wird, können lokale Geflügelzüchter ihre Waren nicht mehr absetzen und sind gezwungen, ihre Betriebe aufzugeben - mit desaströsen Konsequenzen für die jeweiligen Volkswirtschaften und die Ernährungssituation der einheimischen Bevölkerungen...

    Ermöglicht werden die deutschen Billigimporte durch Freihandelsabkommen, die die Staaten Westafrikas zwingen, ihre Märkte für Produkte aus der Europäischen Union zu öffnen. Schon 2003 musste etwa Ghana den Schutzzoll auf Hähncheneinfuhren als Gegenleistung für einen Kredit des Internationalen Währungsfonds drastisch mindern...

    Nicht zuletzt die deutsche Geflügelindustrie sucht von der beschriebenen Entwicklung überproportional zu profitieren. Obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland rückläufig ist, plant sie umfangreiche Erweiterungen ihrer Produktionsanlagen. So wollen etwa die deutschen Hühnermäster nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ihre Kapazitäten um 38 Millionen Stallplätze erhöhen; der aktuelle Bestand liegt bei 60 Millionen. Die anfallenden Kosten werden zu einem nicht geringen Teil durch staatliche Subventionen aufgefangen: Laut BUND wurde der Neubau von Stallanlagen allein 2011 mit 80 Millionen Euro bezuschusst. In den Genuss öffentlicher Fördermittel kommen auch die deutschen Hähnchenschlachtereien. So erhielt der zweitgrößte deutsche Geflügelproduzent, die Franz-Josef Rothkötter GmbH, für den Neubau eines Schlachthofs im niedersächsischen Wietze 6,5 Millionen Euro aus Landesmitteln - bei einer Investitionssumme von 60 Millionen Euro. Die Expansion der Branche drückt sich in stetig wachsendem Umsatz aus. Im Fall von Rothkötter betrug dieser 2011/2012 818 Millionen Euro und stieg damit um 140 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Brachenprimus PHW, der die Geflügelmarke "Wiesenhof" vertreibt, vermeldete 2011/2012 einen Umsatz in Höhe von 2,34 Milliarden Euro, was einem Wachstum um mehr als 100 Prozent innerhalb von nur zehn Jahren entspricht. Die Exportquote der niedersächsischen Nahrungsmittelindustrie, zu der allen voran Rothkötter und PHW zählen, liegt ... aktuell bei knapp 30 Prozent ...
Das zu der Frage, wie das am Sonntag mit einer Meta-Mehrheit wiedergewählte deutsche Exportmodell funktioniert, bzw. allgemeiner zu der Frage: Was konnte man wissen/hätte man wissen können ...?

Zur Wahl noch dies: Astrid Grotelüschen ist eine deutsche Politikerin (CDU). Sie war von 2009 bis 2010 Mitglied des Deutschen Bundestags und von April bis Dezember 2010 niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, sie war Mitglied der Geschäftsführung von Deutschlands zweitgrößter Mastputenbrüterei Ahlhorn und gewann am vergangenen Sonntag den Wahlkreis 28 – Delmenhorst, Wesermarsch, Oldenburg Land mit 63647 Erststimmen.

Nur damit wir schon mal wissen, wer da außer der Triumphantin noch so für die Freiheit des Handels, öffentliche Fördermittel und die Exportquote tätig sein wird.

P.S.: Ich gebe zu, dass das das Kükenflieger-Mysterium immer noch nicht klärt, da es sich ja offensichtlich um totes Fleisch handelt, das da exportiert wird. Aber wahrscheinlich werden ja die Eier zum Ausbrüten nach Ägypten und als Hühnchen in die Wesermarsch zurückgeflogen - zum Schlachten durch bulgarische Werkvertragskolonnen , um dann als Matschfleich nach Ghana weitergeflogen zu werden: Wurde Anfang der 1990er Jahre noch der gesamte Hühnerfleischkonsum in dem westafrikanischen Staat aus einheimischer Produktion gedeckt, ist diese laut Hilfsorganisationen mittlerweile "komplett zusammengebrochen". Schon 2003 lag die Kapazitätsauslastung ghanaischer Schlachthöfe nur noch bei 25 Prozent...

Wenn ich das richtig sehe, sind das aggregierte Standortvorteile und das Ganze steigert unser fantastisches BIP, - während wir von unseren Qualitätsjournalisten darauf verpflichtet werden uns damit zu befassen, dass die Grünen vor 30 Jahren Pädophile in ihren Reihen hatten oder ein Kandidat einen Finger zeigt: Pädophile, Spießer, Nichtwähler und die Macht der Alternativlosigkeit: Der Qualitätsjournalismus im Wahlkampfendspurt - Rüdiger Suchsland - tp 22.09.:
Es ist zum Kotzen. Viel Spaß im Borchardt!

Zur Wahl (III): Russlands Experten über die Wahl in Deutschland

STIMME RUSSLANDS: Russlands Experten weisen darauf hin, dass die Wahl in Deutschland den Wahlstandards des Europarates und der OSZE nicht voll und ganz entspricht. Nach Auffassung von Politologen bedarf die Wahlgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland einer ernst zu nehmenden Vervollständigung.

Zum Unterschied von den Ländern auf dem postsowjetischen Raum gibt es in der Bundesrepublik keine Institution für die öffentliche Überwachung der Wahl, deshalb hätten bei weitem nicht alle, die den Wunsch hatten, den Verlauf der Abstimmung und die Stimmenzählung zu verfolgen, die Möglichkeit, dies zu tun. Während der Wahlkampagne hätten nicht alle den gleichen Zugang zu den Massenmedien gehabt.

Die Fernsehdebatten seien nur zwischen zwei Kandidaten von den beiden führenden politischen Parteien veranstaltet worden. In den Wahlzettel seien nur 34 von den 67 Parteien eingetragen worden. Dabei wüssten viele von ihnen bis auf den heutigen Tag nicht, warum man ihnen keine Möglichkeit geboten habe, an der Wahl teilzunehmen. Die deutsche Gesetzgebung enthalte kein exaktes Verzeichnis von Gründen für die Ablehnung der Registrierung von Telnehmern. Und die Finanzierung der Wahlkampagnen sei nicht transparent gewesen, meint Igor Borissow, ehemaliges Mitglied der Zentralen Wahlkommission der Russischen Föderation, Mitglied des Rates für die Entwicklung der Bürgergesellschaft und Menschenrechte beim Präsidenten der Russischen Föderation:
    „Nicht transparent ist das System zur Finanzierung der Wahlkampagnen von Kandidaten und Parteien. Die Wähler erfahren, für wessen Geld die Wahlkampagne dieser oder jener Partei geführt wurde, erst nach der Veröffentlichung der jährlichen Finanzberichte der politischen Parteien. Selbst die Partei ‚Alternative für Deutschland’, die neu gegründet worden ist und ihr rechtliches Gewicht zügig vergrößert, deckt ihre Finanzeingänge nicht auf. Deshalb ist es für einen Wähler recht problematisch, eine bewusste Wahl zu treffen. Wenn er die Entscheidung trifft, weiß er nicht, welchen Wirtschaftskurs sie unterstützen, wenn er seinen Wahlzettel in die Wahlurne steckt.“
Jetzt mischt sich der Russe schon in unsere wunderbaren inneren Angelegenheiten ein!

Wandern

Ein Mensch nimmt sich mit, wenn er wandert ... Schlecht wandern, das heißt, als Mensch dabei unverändert bleiben ... Je bedürftiger aber ein Mensch ist, sich erfahrend zu bestimmen, desto tiefer wird er auch durch äußeres Erfahren berichtigt werden.
Ernst Bloch

SAM_2396-jpg_560

Südtirol, die Rodenecker Alm, - sich dort erfahrend zu bestimmen kann gelingen ...

Vgl. Martin Mittelmeier: Adorno in Neapel - Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt

positano_560

Ein Auszug hier.

Vgl. auch: Siegfried Kracauer: Felsenwahn in Positano. In: Siegfried Kracauer: Schriften. Herausgegeben von Karsten Witte. Band 5, 1: Aufsätze 1915 – 1926. Herausgegeben von Inka Mülder-Bach. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-57466-3, S. 329–336.

Zuweilen (XVI): Jackie Lomax und Joe Strummer

Zuweilen bemerkt man erst (wie ich schon häufiger feststellte), wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, wie wichtig er einem war. Am 15. September ist Jackie Lomax im Alter von 69 Jahren gestorben.

Jackie-Lomax-before-and-after

Sie werden ihn wahrscheinlich nicht kennen; er war einer dieser Musiker in der Geschichte der Rockmusik, der eigentlich hätte einer der ganz Großen sein müssen, es aber nie wurde.
John Richard 'Jackie' Lomax (10 May 1944 – 15 September 2013) was an English guitarist and singer-songwriter, best known for his association with George Harrison and Eric Clapton...
Lomax was a member of Dee and the Dynamites, The Undertakers, The Lomax Alliance, Heavy Jelly and Badger. He worked with The Tea Bags, George Harrison, Eric Clapton, Gene Clark, John Stewart, P. F. Sloan, Lucinda Williams, Jeff Beck, Leon Russell and Nicky Hopkins ...


Eine einzigartige Stimme; die Songs des von George Harrison produzierten Apple-(das war mal ein Schallplattenlabel)-Albums "Is This What You Want" finde ich immer noch faszinierend (auch wenn Richie Unterberger sie nicht mag). Hören Sie "The Eagle Laughs At You " aus dem Jahr 1969 (- und Sie werden auch die Musiker der Backing-Group raushören; - "Sour Milk Sea", den eigentlich besten Titel, den es als Demo auch von den Beatles gibt, dürfen wir in unserem Land nicht hören, weil ...):


Update 01/2014:

After he left Apple, Lomax moved to Los Angeles, where he recorded a number of albums. At the time of his death, he had finished his next album, Against All Odds, set for release in early 2014.

***

Nun ist Joe Strummer schon fast 11 Jahre tot, aber dass er am 21. August 61 Jahre alt geworden wäre, gibt zu denken: Ceux qui nous manquent

Joe_Strummer_1_blur

Kürzlich erschien The Clash Sound System und POUR 15 MINUTES D'AMOUR empfiehlt Viva Joe Strummer - The Story Of The Clash.
Ich auch; ein sehenswerter Film Produced and Directed by Mike Parkinson.

Zur Wahl (II): Das Ganze abzüglich 25 Mio Stimmen

So stellt der Bundeswahlleiter das Ergebnis dar, - auf der Basis von 44.289.652 abgegebenen Stimmen = 71,5% der Wahlberechtigten - und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass 15,7% der abgegebenen Stimmen bei der Sitzverteilung nicht berücksichtigt wurden, sodass insgesamt grob gerechnet 25 Millionen Wahlberechtigte im Bundestag nicht repräsentiert sind
(- vgl. Der Postillon: Dicker Nichtwähler auf Sofa genauso einflussreich wie 7 Millionen AfD-, FDP- und Piratenwähler;
- vgl. auch SPON: Die Sieben-Millionen-Lücke
- vgl. wie immer auch ad sinistram):

Bei der Bundestagswahl wählten...

... 28,5 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
... 29,3 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU/CSU.
... 18,2 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
... 6,1 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke.
... 6,0 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
... 3,4 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
... 3,3 Prozent aller Wahlberechtigten die AfD.
... 1,5 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.

Fast hätte die Union die absolute Mehrheit mit nicht mal annähernd 30 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten erreicht. Sollte es zur Großen Koalition kommen, besteht die Opposition nur aus 12,1 Prozent.


BT-2013

Stimmt schon, auf den ersten Blick sieht man, dass das eine klare Mehrheit für Merkel ist. Oder?

Denn doch noch eine Bemerkung zum Wahlergebnis und zur Frage, was man vorher wissen konnte, da die TINA-Parteien (einschließlich der sofort öko-libertär sich umbaueneden Grünen - Ciao Jürgen! - und ausschließlich einzig der Partei Die Linke), die im Grundsatz einig sind, die BRD sei ökonomisch ein Erfolgsmodell, eine überzeugende MetaMehrheit errungen haben:

Deutsche Auslandsinvestoren haben bis zu 600 Milliarden Euro verzockt
Nachdem die deutschen Unternehmen ihre aus der massiven Lohnzurückhaltung resultierten Gewinne nicht in Deutschland, sondern im Ausland investiert haben, sind darauf bislang Verluste in Höhe von rund 20 Prozent des deutschen Sozialprodukts angefallen ...Rainer Sommer, tp 21.09.2013

Zur Wahl



Und: Tagesschaum mit Friedrich Küppersbusch - Folge 38 (20. 09.2013)

Bis dann. Ein schönes Wochenende!

Eine Anmerkung zur "grünen Pädophilie": Jürgen, der KB und die Pädophilen: Geschichten vom Trüffelschwein

Im Wikipedia-Eintrag zu Jürgen Trittin findet sich ein Überblick über die wirren 80er Jahre: Kommunistischer Bund und Gründung der Grünen. Sehr viel mehr dazu finden Sie in einer Dissertation, auf die ich bereits verwiesen habe: Auch ohne das alles gelesen zu haben dürfte deutlich sein:Des Quartalsirren wirres Gerede geht voll an der Sache vorbei:
    „Trittin war Teil des Pädophilie-Kartells bei den Grünen und ist als Frontmann untragbar“, sagte Dobrindt und fügt hinzu: „Statt sich selbst zu stellen und die Karten auf den Tisch zu legen, hat er gewartet, bis er enttarnt und überführt wurde. Der heuchlerische Umgang mit der Pädophilie-Vergangenheit ist mit ein Grund, warum die Wähler sich von der Grünen abwenden.“
Letzteres mag ja sein, aber abgesehen davon, dass von einer "Pädophilie-Vergangenheit" nirgendwo die Rede ist, würde ich nur gerne festhalten, dass es in diesem Fall eingentlich um etwas anderes geht als um sexuellen Missbrauch (der bis heute nicht hinreichend aufgearbeitet bzw. bewältigt ist), sondern eher um die politische Sozialisation eines nicht unerheblichen Teils des politischen Personals der Republik in K-Gruppen :
Machtpolitik lernen! Wenn die Maoisten/Trotzkisten/Spontis spätestens um 1980 erkannt hattten, dass ihre wirren Karren gegen die Wand gefahren waren und es sich lohnen würde, in die neuen sozialen Bewegungen, wie das damals hieß, einzusteigen, dann musste man mit allen möglichen Wirrköpfen - von CDU-Dissidenten über Graswurzel- oder Steiner-Obskuranten bis Pädophilen - sich einlassen: prinzipienlos und nur darauf aus, Positionen in der neuen Bewegung zu besetzen. Dann unterschreibt man eben V.I.S.d.P. - Fuck me running!

Zu Pädophilie und Kindesmissbrauch in Deutschland ein sehr empfehlenswerter Artikel im Feuilleton der Süddeutschen von heute:
Volker Breidecker: Die schweigenden Sirenen ... Wer in wahltaktischer Absicht auf die Grünen eindrischt, sollte sich vor den eigenen blinden Flecken hüten

Ansonsten - und da kann man sehen, wie Dobrindts "Pädophilie-Kartell bei den Grünen" unten ankommt - gibt es in Hannover, in meinem Stadtteil, aktuell eine Auseinandersetzung um einen kürzlich eröffneten Thor-Steinar-Laden, gegen den u.a. gestern die Grünen vor Ort demonstriert haben, worauf eine Verkäuferin des Tonsberg-Ladens den Spruch ins Fenster hängt: Pädophile dürfen demonstrieren?

Splitter: -Parteien (XII): Wahlen in Zeiten der Postdemokratie: Um 19.00 Uhr ist alles fertig

Eigentlich ist doch jetzt alles klar und man kann was anderes machen als Wahlsendungen anzusehen:
19.00 Uhr - die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognosen, Big Data macht's möglich: die Chefs haben die Sprachregelungen für die kommende Woche rausgegeben:

- Herr Gröhe will der FDP die Zweitstimmen der (potentiellen) CDU-Wähler nicht überlassen;

- Herr Rösler hat sich für die Polarisierung CDU-FDP gegen Rot-Rot-Grün entschieden (mit vielen Pausen in der Ansprache, dann aber mit Wucht für das Vaterland und gegen die rote Gefahr),

- Herr Gabriel reagiert sofort und weist darauf hin, dass die SPD in ihrer 150jährigen Geschichte noch nie das Vaterland verraten hat.
    [Wenn der mir so kommt, muss ich allerdings entgegnen: Doch Sigmar, einmal schon: Als Otto Wels am 23. März 1933 im Reichstag begründet, warum die SPD das Ermächtigungsgesetz ablehnt ...]
Der Rest ist Ritual und postdemokratische Leersprache, Impulsgeste ...

Interessant ist nur dies: Man hat sich schnell darauf geeinigt, dass geschätzte 65% Wahlbeteiligung ein echter Erfolg sei(en?). Und dann werden die Stimmanteile der Parteien in Sitze umgerechnet und es wird von absoluter Mehrheit geredet. Schön. Effizienz und Stabilität. Legitimität?

Sehr grob gerechnet bzw. geschätzt haben wir
9,3 Mio Wahlberechtigte
6,7 Mio abgegebene Stimmen
D.h. für das Wahlergebnis:
ca. 35% der Wahlberechtigten haben nicht gewählt,
ca. 32% der Wahlberechtigten haben CSU gewählt,
...
ca. 10% der Wahlberechtigten haben Parteien gewählt gewählt, die wegen der 5%-Klausel nicht im Landtag vertreten sind (= über 900 000!).

= ca. 45% der Wahlberechtigten sind im kommenden Bayerischen Landtag nicht repräsentiert.

Roberto De Lapuente wird das hoffentlich morgen genauer nachgerechnet haben ...*

Man nennt das repräsentative Demokratie. Splitter: -Parteien

Schönen Abend noch; - ich empfehle den Tatort mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer.
bibi-tatort
Nachtrag 22.00 Uhr: Ein wahrlich erschütternder Film. Ich bleibe dabei, dass gesellschaftlich relevante Themen bei uns fast nur noch im Krimi verhandelt werden (öffentlich-rechtlich und zu nicht nachtschlafender Zeit). Anzumerken wäre vielleicht, dass das Zuhälter-Milieu regional unterschiedlich, aber gleichermaßen widerlich ist: Seien es Türken, Bulgaren, Albaner dort oder - deutsche - Hells Angels und ihre Freunde und bekannten Bekannten hier ...

* Update 16.09.: Hat er! Auf ad sinistram kann man sich verlassen!
    Bei der Landtagswahl in Bayern, wählten...
    ... 36,1 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
    ... 29,9 Prozent aller Wahlberechtigten die CSU.
    ... 13,0 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
    ... 5,6 Prozent aller Wahlberechtigten die Freien Wähler.
    ... 5,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
    ... 2,1 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
    ... 1,3 Prozent aller Wahlberechtigten Die Linke.

    Die absolute Mehrheit der Christsozialen ergibt sich aus dem Stimmen von weniger als einem Drittel aller Wahlberechtigten. Der in Seehofers Eigenlobrede gefallene Satz, dass jeder zweite Bayer die CSU gewählt habe, stimmt damit nicht. Es war nicht mal jeder dritte Bayer. Die sich selbst als im Aufwind fühlende SPD feiert nach 2008 und 2003 das drittschlechteste Ergebnis bei einer bayerischen Landtagswahl seit 1946.
Update 17.09.: Gut, dass ich den Wahlabend um 19:21 beendet habe:
So eine laute Pöbelrunde aus Inkompetenz, Geistesarmut und Dreistigkeit hätte man bei Günther Jauch selbst in Kenntnis solcher Gesprächskreise kurz vor Wahlen nicht für möglich gehalten. Eine Polemik von Alexander Wallasch (The European)
    ... Der Dreckspokal des Abends geht umwegsfrei an Sigmar Gabriel. Denn als es einfach nicht mehr zu vermeiden war, zwischen diesem Terror des Unterbrechens und Dazwischenschwätzens die Masterfrage des Abends zu beantworten, ob man nun Rot-Rot-Grün ins Auge fasse, oder wenigstens auf Tolerierungskurs geht, griff Gabriel gegenüber – das habe ich noch nicht erwähnt, weil es ja mittlerweile bei all ihren Auftritten zur Selbstverständlichkeit geworden ist – einer argumentativ brillanten, stoisch den Wahnsinn um sie herum ertragenden Sahra Wagenknecht, in die mieseste aller Terrorkisten.
    Gabriel behauptete allen Ernstes, die SPD könne nicht mit den Linken zusammengehen, weil nicht klar sei, wie die Linke sich zu der historischen deutschen Verantwortung gegenüber sechs Millionen ermordeter Juden stelle. Wie bitte? Selbst die sonst so taffe Wagenknecht konnte nicht glauben, dass Gabriel zu so etwas fähig wäre. Ein Armutszeugnis, ein politischer Offenbarungseid zur besten Sendezeit und eine bodenlose Frechheit ohne Beispiel, die in normalen Zeiten ein politisches Nachspiel haben müsste...

Splitter: -Parteien (XI) und die Toy Story Buddy Figure review #10: Stinky Pete

Beim FREITAG gibt es recht hüsche Fotomontagen, die auf Seiten verweisen, die sich irgendwie mit der anstehenden Wahl auseinandersetzen und die an diese Schokoladenverpackungen erinnern, bei denen man mittels Verschiebung unterschiedliche Figuren entstehen lassen konnte.
Drin war aber immer die gleiche Schokolade ...

Bruedertritin

Merkelbrueck

Letzeres erinnert mich an Bully Bulahn, der zwar nichts mit Schokolade zu tun hat, aber viel mit dem deutschen Schlager der 50er Jahre, also immerhin doch irgendwas mit Soße ...
Visuell am nächsten kommt er der/dem kommenden Shemale-Kanzlerdarsteller/in in dem legendären Clip aus Einer wird gewinnen vom 19.02.1966 ARD; 20:15 Uhr
1546387_1_201118_246226_7_024
Hans Joachim Kuhlenkampff, Willy Berking, Bully Buhlan und Gerhard Wendland
Welcome back to the late sixties, als eine Große Koalition sich ankündigte ...



GBlog: Splitter: Parteien

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren