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Archäologie (CCCLXII): El Caliph



In the early 1960's, southern California was taken by storm by a new musical sound, a double-picked, lightning tremelo guitar style unheard of til then. The musician was Dick Dale, and his reverb-drenched playing (known to melt a guitar pick after one tune) fostered a host of imitators like the Chantays, Pyramids, Astronauts, Belairs as well as vocal groups like the Beach Boys and Jan and Dean. And so began the first wave of surf music. In the late 1970's and on into the 1980's, the sound was re-introduced by the likes of Jon & the Nightriders, the Wedge, the Malibooz, the Surf Raiders. The surf sound was back, and I was delighted. Then "Pulp Fiction" helped to kick start what many feel is the third wave, when it showcased Mr. Dale's "Miserlou" to many old and young fans. Surf instrumental music is alive and well, and is represented by one of the finer groups currently out there, The Madeira.
THE MADEIRA "Sandstorm" 2005

A Caliph in a wilderness of mirrors

Was ist heute eingreifendes Denken? (II): Die Macht der Dinge und die Ohnmacht der Menschen als Widerspruchszusammenhang - Alexander Kluge: Jeden Morgen liest Hegel Zeitung

Danke, Herr Kluge: "Widerspruchszusammenhang" erfasst präziser, was ich neulich mit Brecht zu klären versuchte: Begriffe: »Die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann« - Was ist heute eingreifendes Denken?

In seiner Dankesrede zur Verleihung des Heinrich-Heine Preises der Stadt Düsseldorf (- mein Gott, wie schwer hat man sich getan, den Heine als Sohn der Stadt anzunehmen!), die heute in der Süddeutschen Zeitung abgedruckt ist (no link available), finde ich à propos Begriffe eine faszinierende Passage zur alten Frage aus dem Universalienstreit:
    Was war zuerst, die Begriffe oder die
    Dinge? Das Selbstbewusstsein der Men-
    schen oder ihre Ohnmacht? In dieser Frage,
    sagst Du, sei ich kein Nominalist, aber auch
    kein Realist. Ich möchte Dir das bestätigen
    an dem Beispiel, das Du anführst; von den
    Bombenentschärfern im Luftschutzkeller.
    Das sind erfahrene Klempner, selbstbe-
    wusste Fachleute. Sie schrauben jede Bom-
    be auseinander, wenn sie als Blindgänger
    am Boden liegt. Im Moment aber sind sie
    dem Bombengeschwader oben ausgelie-
    fert, das seine Bombenschächte über der
    Stadt entleert. Hier weht kein Weltgeist, son-
    . dem die Dinge schlagen zu. Die Macht der
    Dinge (das Geschwader, die Bombe) und die
    Ohnmacht der Menschen (die Lage der Kel-
    lerinsassen) bilden eine antagonistische Re-
    alität. Alle diese Elemente sind keine Nomi-
    na und sie sind keine Realia. Sie sind ein Wi-
    derspruchszusammenhang, Wir Menschen
    sind deshalb nicht ohnmächtig.
An anderer Stelle in der Rede - im Kontext der doppelten Souveränität, der europäischen und der eigenen, nationalen, von der sein Freund Habermas so gerne spricht - bezieht sich Kluge auf Heine und Marx. Und dass passt nun zu der Rede vom Widerspruchszusammenhang:
    Das ist der Blick
    Heines, wenn er sagt: "Ich bin der inkar-
    nierte Kosmopolitanismus". Er ist einge-
    fleischter Weltbürger und Liebhaber zwei-
    er Länder, über den Rhein hinweg.
    "Wo wird einst des Wandermüden
    letzte Ruhestätte sein?
    Unter Linden an dem Rhein?
    Und als Totenlampen schweben
    nachts die Sterne über mir."
    Diese Verse stellt sich Heine als seine
    Grabinschrift vor.
    In den drei Jahren vor seinem Tod tobt
    1853-1856 der Krimkrieg.
    Die Namen Sewastopol und Krim haben
    für uns eine zeitgenössische Konnotation.
    Es lohnt sich, mit Heines witzerfülltemAu -
    ge den Koalitionskrieg des damaligen Wes-
    tens zu betrachten: England, das theatrali-
    sche Weltausstellungs-Frankreich Napole-
    ons m., Piemont-Sardinien, also der Em-
    bryo Italiens, und das Osmanische Reich
    gegen das Russland des Zaren. Das ist der
    erste moderne Krieg. Anders noch als in
    den napoleonischen Kriegen wird eine
    Massenpresse zum Garanten der Kriegs-
    verlängerung. Erstmals Kriegsfotografie,
    Telegrafie (noch in der Schlacht von Water-
    l00 gibt es nur Brieftauben).
    Karl Marx hat in einer New Yorker Zei-
    tung Tag für Tag über diesen Krieg berich-
    tet. Er beschreibt, wie zaristische Staatsan -
    leihen über die Bankhäuser in Hamburg,
    Wien und London die Börse anfachen. Die-
    se Anleihen gewährleisten die russische
    Rüstung. Der Boom, befeuert durch die ho-
    hen Zinsen der russischen Papiere, finan-
    ziert die Rüstungen der Alliierten gegen
    Russland. Diese ersten Schritte zur Globali-
    sierung der Kriegskosten wird Heine ge-
    nauso beurteilt haben wie Marx.
By the way: hochaktuell und sehr interessant zu lesen, wie Marx als Korrespondent der New-York Daily Tribüne über den Krim-Krieg berichtet. (Nachzulesen in MEW 10, S. 516 ff.)

Nicht im Hinblick auf die Krim, aber am Beispiel eines anderen Konflikts und im Hinblick auf die Wahrnehmung und begriffliche Fassung von Einzelheit, Besonderem und Allgemeinem - denn darum geht es doch wohl - sei hier noch eine Leseprobe von Kluge als literarischem Autor empfohlen:
[Ich gehe davon aus, dass die Veröffentlichung als Leseprobe die Wiederveröffentlichung als Leseprobe erlaubt. Suhrkamp ist vermutlich ja auch mit sich selbst beschäftigt ...]

    Jeden Morgen liest Hegel Zeitung

    Der Philosoph las außer den Berliner Blättern täglich die Edinburgh Review. Er war auf das Detail kapriziert. Das findet sich im Rohmaterial der Nach­richt, nicht in der Meinung. Hegel brauchte mehrere Zeitungen, um unter der Tünche der Meinung die Einzelheiten wiederzuerkennen: Er las nicht, er pro­duzierte. Stets neugierig auf die Wirklichkeit, bestehend aus unbezwinglicher EINZELHEIT (zum Beispiel Familien), dem BESONDEREN und dem ALLGE­MEINEN. Diese Dreiheit ist als Durcheinander und nicht als Nebeneinander wirklich. So zeigt die Wahrheit lange Zeit ihr Medusenhaupt und dann in einem glücklichen Blitz auch ihr Gesicht.
    Während er an Teil IV A seiner Phänomenologie schrieb, fesselten ihn die Be­richte über den Sklavenaufstand in St. Domingue, das wir heute Haiti nennen. Die schwarzen Plantagenarbeiter hatten sich zu Soldaten erklärt und kämpf­ten mit dem Leitsatz: Freiheit oder Tod gegen Franzosen, Briten und Spanier. Die revolutionäre Bewegung hatte 500 000 Seelen erfaßt, die über einen Zeit­raum von hundert Jahren von Afrika in die Karibik geschafft worden waren. Sind sie bereit, ihr Leben für die Freiheit zu wagen, so haben sie den Status von Herren, schloß Hegel. Niemanden aber haben sie zum Knecht, fuhr er in der Rekonstruktion des Rohmaterials der Nachricht fort: die britischen Händler nicht, die Franzosen auch nicht. Er hatte bisher nichts davon gehört, daß diese schwarzen Republikaner ihre eigenen Leute zum Knecht machen wollten, der die Arbeit leistet. Einen Herrenstatus wiederum, folgerte Hegel, konnten sie aus ihrer wilden Heimat in Afrika nicht mitgebracht haben. Er hätte auch nicht ihrer Identität während der Sklaverei entsprochen, die sie doch in jedes neue Leben mitnahmen, weil ein Mensch Identitäten nicht ein­fach ablegen und sich neue aussuchen kann, davon ging Hegel aus. Vielmehr schien ihm die Verwandlung von ehemaligen Sklaven in »Herren« auf einem blitzartigen Impuls des Bewußtseins zu beruhen, der in einer revolutionären Situation entsteht, indem ein Mensch sich am anderen entzündet.
    Währenddessen lieferten die britischen Schiffe weiterhin Zucker nach Euro­pa. Er kam aber von Plantagen auf anderen Inseln als Haiti. Die Revolutio­näre schienen seinerzeit abgeschnitten vom Weltmarkt. Selbst wenn sie auf den großen Plantagen weiterhin gearbeitet hätten (das taten sie aber wohl nicht), hätten sie keine Herrschaft darüber gehabt, wie man das wertvolle Luxusprodukt bis zu den Kaffeetassen von Leipzig und in die Münder der Menschen bringt. Besser, sagte sich Hegel, sie wären wieder Sklaven und hät­ten Arbeit.

    Er schwankte, ob es einen menschlichen Status als Zwitter oder Amphibie gebe, so daß im gleichen Bewußtsein (wie die Köpfe eines Doppeladlers, und wir besitzen zwei Hemisphären des Gehirns) Herr und Knecht zur Kooperati­on kämen. Der eine Teil des Bewußtseins verwandelt sich zu jedem Zeitpunkt in den anderen, und die gegenseitige Anerkennung bringt sowohl den Mut, das Leben einzusetzen, wie die (jetzt aber nicht als Furcht vor dem Herrn be­gründete) Willigkeit zur Arbeit hervor. Das dachte Hegel beim Zeitunglesen, schrieb es aber, so wie er es empfand, nicht ins Manuskript. Ab 11 Uhr, wie es seine Gewohnheit war, begann Hegel mit dem Schreiben. Täglich waren fünfzehn Seiten sein Pensum. An diesem Tage kam er bis zu den Sätzen:
    »Das Individuum, welches das Leben nicht gewagt hat, kann wohl als Per­son anerkannt werden; aber es hat die Wahrheit dieses Anerkanntseins [. . .] nicht erreicht. Ebenso muß jedes auf den Tod des anderen gehen [. . .]. Es verschwindet aber damit aus dem Spiele des Wechsels das wesentliche Mo­ment, sich in Extreme entgegengesetzter Bestimmtheit zu versetzen; und die Mitte fällt in eine tote Einheit zusammen [. . .]. Ihre Tat ist die abstrakte Negation, nicht die Negation des Bewußtseins, welches so aufhebt, daß es das Aufgehobene aufbewahrt und erhellt [. . .].«
    (aus: Alexander Kluge: Das fünfte Buch. Neue Lebensläufe. Suhrkamp Verlag: Berlin 2012, S. 157-158.)
Wie wäre es, wenn Hegel einen Artikel über die Kämpfer des ISIS läse?
Schwankte er, ob es einen menschlichen Status als Zwitter oder Amphibie gebe, so daß im gleichen Bewußtsein Herr und Knecht zur Kooperati­on kämen. Der eine Teil des Bewußtseins verwandelt sich zu jedem Zeitpunkt in den anderen, und die gegenseitige Anerkennung bringt sowohl den Mut, das Leben einzusetzen, wie die Willigkeit zur Arbeit hervor. Hätte Hegel das beim Zeitunglesen gedacht, und hätte er es, so wie er es empfand, abermals nicht ins Manuskript geschrieben, sondern wieder so?
»Das Individuum, welches das Leben nicht gewagt hat, kann wohl als Per­son anerkannt werden; aber es hat die Wahrheit dieses Anerkanntseins [. . .] nicht erreicht.«

Wunderbar, wie Kluge hier erkennbar macht, dass der große Dialektiker hinter den Denkmöglichkeiten von Widerspruchszusammenhängen zurückbleibt und in einem begrifflichen Totalitarismus landet, den auch ein Abu Bakr al-Baghdadi pflegt! Insofern stellt sich nochmal die Frage nach der Bedeutung der Begriffe, aber auch die nach der Berufbarkeit auf eine Aufklärung, die uns - abendländisch - den Anderen so überlegen erscheinen lassen soll ...

Die Herausforderung also: Das was geschieht oder was geschehen ist ("Geschichte") nicht länglich zu denken, sondern als Haufen , - eben als Widerspruchszusammenhang.
Ausgewählte Beispiele:
- Update Ukraine (XXXIII) & Syriana: Staatsattrappen, Rackets, Regime und Milizen - Tomasz Konicz
- Pepe Escobar - The Roving Eye (Das wandernde Auge)
- Georg Seeßlen: Die drei großen Leugnungen. Kleines Statement zur Lage der Dinge

Archäologie (CCCLXI): Für meine Debbie-Harry-Sammlung

As a devotee to Deborah Harry freue ich mich immer, wenn ich neues Altes von ihr entdecke:






Archäologie CCLXXXV: Für meine Debbie-Harry-Sammlung (und andere Archive)

"World War III will be a global information war with no division between civilian & military participation." (Marshall McLuhan) - Zur schleichenden Militarisierung des Zivilen

Ich hätte McLuhans These noch vor kurzem als wenig hilfreich zur Erklärung aktueller Krisen befunden, weil zu sehr befangen im Überbau. Mittlerweile kann man das anders sehen:
Die Militarisierung durch Think Tanks (Bertelsmann und die EU-Osterweiterung - Thomas Barth, tp 13.12.2014) gibt zu denken:

Zur Rolle der Bertelsmann-Stiftung, der Venusberg-Gruppe usw. und der Medien bei der schleichenden Militarisierung des Zivilen ein lesenswertes Interview mit Rudolph Bauer ("Wir sind wieder mitten im Krieg: Militarisierung im Digitalen Zeitalter"):
    Die bestialischen Kriegsverbrechen der IS oder ISIS sind leider eine gute Werbung für den Militarismus, wie ihn Bertelsmann geplant hat und nun in seinen Medien propagiert. Auf dem Gebiet der Kultur ist folgendes festzustellen: Durch ein hohes Maß an politischer Enthaltsamkeit ermöglichen Literatur, Bildende Kunst und Musik, dass die Militarisierung gesellschaftlich ungehindert Fuß fassen kann und ihr kulturell nichts, aber rein gar nichts entgegengesetzt wird.

    Allerdings gibt es seit längerem schon Einfallstore der Militarisierung, beispielsweise in der Popmusik, im Rahmen der Truppenbesuche durch Film- und Fernsehgrößen, in Gestalt der überbordenden Krimi-Gehirnwäsche in Literatur und Fernsehen. Und natürlich durch das Nachrichtenwesen in Bild, Ton und Internet.

    In der Wissenschaft beobachten wir gegenwärtig einen schleichenden Prozess der Militarisierung dergestalt, dass aufgrund der knappen Haushalte an Hochschulen und Universitäten immer mehr Drittmittel für militärisch relevante Vorhaben eingeworben werden, auch Mittel des Pentagon. Eine Gegenbewegung hat es schwer, z.B. mit einer Aufrechterhaltung bzw. Neubelebung der Zivilklausel-Bewegung die Wissenschaften vor dem immer weiter ausufernden Zugriff von Militär- und Rüstungswesen zu bewahren.

    Hier zeigt sich eine sekundäre Folge der großen Kampagnen für Privatisierung, maßgeblich auch von Bertelsmann initiiert, die einen "schlanken Staat" propagierten. Der durch die flankierend propagierten Steuersenkungen reduzierte Staatshaushalt vernachlässigte Investitionen in eine friedliche Zukunft, in Gesundheit, Soziales und eben Bildung und Wissenschaft. Nun soll unter dem Schlachtruf der "Sicherheit" militaristisch umverteilt, und die Grundrechte und Zukunftschancen der Menschen sollen noch weiter in den Hintergrund gedrängt werden. Das Trommeln für Aufrüstung dient jedoch keinesfalls der Sicherheit der Bevölkerung, sondern vielmehr der Durchsetzbarkeit größenwahnsinniger Strategien einer Geopolitik im Sinne von Macht- und Wirtschaftseliten...
Man fragt sich ja auch, wer die Ratgeber hinter der bornierten und höchst gefährlichen Ost- und Greater-Middle-East-Politik dieser Bundesregierung sind. Hier finden sich einige wichtige Hinweise!
    Offizielles Ziel der (Venusberg-) Gruppe sollte es sein, über die Zukunft dessen nachzudenken, was europäische Sicherheit heißt, aber militärische Herrschaftssicherung meint. Man kann sich von der militaristischen Stoßrichtung überzeugen, wenn man sorgfältig die Veröffentlichungen der Stiftung liest. Zum Beispiel das Leitlinien-Papier mit dem Titel "Why the World needs a Strong Europe and Europe needs to be Strong". Eine Fortschreibung erfuhren diese Leitlinien jüngst in dem Papier "Neue Macht - Neue Verantwortung", aus dem auch die militaristischen Textbausteine der Reden von Bundespräsident Gauck entnommen sind...
Vgl. BertelsmannKritik
+ Macht? - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them
+ Macht (II) - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them ...

Folter: "Der Bericht ist voller Scheiße" (Dick Cheney) vs. The General’s Report (Seymour M. Hersh)

Da hat Big Time wohl recht, - aber es ist seine Scheiße!

https://pbs.twimg.com/media/B4cYqR8CQAAgXU4.png
(twitter.com/hashtag/TortureReport)

"Was hätten wir tun sollen? Ihn auf beide Wangen küssen und sagen: 'Bitte, bitte, sag uns was du weißt?' Bestimmt nicht."
Cheney defends CIA interrogation techniques, calls Senate report 'deeply flawed' (FoxNews)

Verantwortlich für die Folterpraxis der CIA (v.l.): Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Ex-Präsident George W. Bush und Ex-Vizepräsident Dick Cheney. (15. Dezember 2006)
    Fefe schreibt dazu: George W Bush ist von der CIA eingeweiht worden. Nachdem sie schon ein paar Jahre gefoltert hatten.

    "By the time the C.I.A. director came in April 2006 to give Mr. Bush the agency’s first briefing about the interrogation techniques it had been using since 2002, more than three dozen prisoners had already been subjected to them. And when told about one detainee being chained to the ceiling of his cell, clothed in a diaper and forced to urinate and defecate on himself, even a president known for his dead-or-alive swagger “expressed discomfort,” according to a new report released Tuesday."

    Da ist es wieder, das "klar haben wir dem Polizeistaat-Gesetz zugestimmt, aber nur mit Bauchschmerzen". Damit reden sich Politiker seit 100 Jahren raus, oder versuchen es. Von Köhler bis Gauck. Alle tun so, als hätten sie Unwohlsein, aber tragen dann doch alles mit. Wieso haben sich da eigentlich seit den Nürnberger Prozessen die Standards so gelockert? Die sind ja auch nicht damit durchgekommen, sie hätten ja Bauchschmerzen gehabt. Die mussten sich noch zusätzlich auf Befehlsnotstand berufen.
Die in dieser Woche vom US-Senat veröffentlichte gut 500-seitige Kurzversion einer 6.700 Blatt umfassenden Untersuchung zu den Entführungen und Folterungen der CIA und die Reaktionen darauf lassen viele Fragen offen, u. a. die Frage danach, was man schon längst wissen konnte:

Annals of National Security June 25, 2007 Issue
The General’s Report
How Antonio Taguba, who investigated the Abu Ghraib scandal, became one of its casualties.
By Seymour M. Hersh


http://www.newyorker.com/wp-content/uploads/2007/06/070625_r16334_p646-320.jpg
Taguba knew his report would make him unpopular: “If I lie, I lose. And, if I tell the truth, I lose.”
Lesefehl!!

Im Übrigen: Jeder dritte Jurastudent befürwortet die Todesstrafe, jeder zweite die Anwendung von Folter !!

Update New York Times December 21, 2014 : Prosecute Torturers and Their Bosses

Der Steuerberater kommt - Oder: The Luxemburg Polka (II): LuxLeaks - zweite Welle

A view of of Luxembourg PricewaterhouseCoopers' HQ in Luxembourg.

Erdogans neuer Palast?

Nee!
Die Gästeliste der abendlichen Gala war erstaunlich: Nicht nur der Luxemburger Premierminister Xavier Bettel und sein Finanzminister Pierre Gramegna hatten ihr Kommen zugesagt - sogar der Luxemburger Kronprinz Guillaume hatte sich angekündigt für diesen Abend Ende November. Es galt die feierliche Eröffnung eines neuen Gebäudes zu begehen, allerdings war es nicht das Gebäude eines Staatsunternehmens, wie man ob dieser Ballung der höchsten staatlichen Repräsentanten vielleicht vermuten könnte. Tatsächlich fuhren die Gäste am hell erleuchteten neuen Hauptquartier der Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PwC) vor, wo sie von einer Schar aufgeregter Parkeinweiser ihre Plätze zugewiesen bekamen.
Erstaunlich ist das auch deshalb, weil PwC just jenes Beratungsunternehmen ist, das im Zentrum der Luxemburg-Leaks steht, die das kleine Land Anfang November erschütterten.
(Süddeutsche Zeitung, 10. Dezember 2014)

Den letzten Satz verstehe ich nicht: Ich hatte nicht den Eindruck, dass das kleine Land schwer erschüttert war. Mir war auch gar nicht bewusst, dass die einen Kronprinzen haben:
Guillaume Jean Joseph Marie von Nassau ... ist der älteste Sohn Henris, Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau. Er trägt die Titel „Erbgroßherzog von Luxemburg“, „Erbprinz von Nassau“ und seit dem 18. Dezember 2000 auch „Prinz von Bourbon-Parma“ und wird auch gerne mal von Joachim Pflugscharen zu Schwertern Gauck von Mecklenburg-Rostock empfangen.

http://www.luxemburg.diplo.de/contentblob/3508450/Galeriebild_gross/2277386/Gruppenbild_in_der_Silberkammer.jpg
Großherzog Henri von Luxemburg (l-r), Bundespräsident Joachim Gauck, seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, Großherzogin Maria Teresa von Luxemburg und Prinz Guillaume von Luxemburg stehen am Dienstag (24.04.2012) in Berlin im Deutschen Historischen Museum zusammen.
l-r scheint hier ein wenig verrutscht zu sein, aber ich finde es immer nett, wenn Monarchen und Pfaffen sich gut verstehen.

Im Übrigen ist es - wen's interessiert - lohnend, sich die luxemburgische Verfassung einmal genauer anzusehen:

Kapitel I
Vom Gebiete und vom König-Großherzog

immerhin schon 1998 geändert in
"Kapitel I.
Der Staat, sein Territorium und der Großherzog"


Art. 1. Das Großherzogtum Luxemburg ist ein unabhängiger, unteilbarer und unveräußerlicher und auf ewig neutraler Staat.
Durch Gesetz vom 28. April 1948 erhielt der Art. 1 folgende Fassung:
"Art. 1. Das Großherzogtum Luxemburg ist ein freier, unabhängiger und unteilbarer Staat."
Durch Gesetz vom 12. Januar 1998 erhielt der Art. 1 folgende Fassung:
"Art. 1. Das Großherzogtum Luxemburg ist ein demokratischer, freier, unabhängiger und unteilbarer Staat."


Immerhin: demokratisch schon seit 1998, also noch nicht so lange wie die ehemalige DDR, und die Idee der Volkssouveränität muss man länger suchen.
Und immerhin schon in
"Kapitel II
Die öffentlichen Freiheiten und die Menschenrechte"

geht es um Grundrechte, vornehmlich aber erstmal um die Frage der Eigenschaften eines Luxemburgers, womit nicht etwa Versiertheit in Steuerangelegenheiten, Gier usw. gemeint sind, sondern die Staatsbürgerschaft, die seit 2008 schlicht so geregelt ist:
"Die Eigenschaft eines Luxemburgers erwirbt, erhält und verliert man gemäß den Bestimmungen der Gesetzgebung. "
Interessant ist dann die weitere Arbeit am
Art. 11. Es gibt im Staate keine Standesunterschiede.
... und wenn es da heißt in
(6) Das Gesetz gewährleistet die Freiheit des Handelns und der Industrie sowie die Ausübung der freien Berufe und der landwirtschaftlichen Arbeit, vorbehaltlich der Einschränkungen, welche das Gesetz festlegt.
und das Gesetz halt keine Einschränkungen festlegt, dann ist doch im Sinne der Freiheit des Handelns und der Ausübung der freien Berufe rechtens, was Amazon und Ikea, Deutsche Bank und Eon, Pepsi oder FedEx, Skype, Disney, Bombardier oder Koch Industries und Reckitt Benckiser mit Hilfe von Pricewaterhouse Coopers da machen! (s. o. LuxLeaks 2)

Mit Demokratie hat das allerdings nichts zu tun.

Schüsse in die Luft - "Das klingt nach Kabarett: Gefährlich und trotzdem gewaltfrei"

"Die Anstalt" vom 9.12.2014 mit Christian Ehring, Matthias Egersdörfer, Rainald Grebe, Max Uthoff und Claus von Wagner
feat. Kraftklub



Vgl. Not-wendige Klarstellungen: Nur noch in der Anstalt

Update Ukraine (XXXIII) & Syriana: Staatsattrappen, Rackets, Regime, Milizen und Badass Jihadis in Black - Eingreifendes Denken?

Ein kurzer Blick auf Ursachen und weitere Entfaltung des Ukraine-Konflikts. Tomasz Konicz in Streifzüge 62/2014
    Winter is coming – und in der Ukraine wird er ungeachtet aller konkreten Witterungsbedingungen sehr hart ausfallen. Zwar ließ der scheidende EU-Kommissionspräsident Barrosso Ende Oktober anlässlich der vorläufigen Einigung zwischen der Ukraine und Russland über künftige Gaslieferungen verlauten, dass nun „niemand in Europa mehr frieren“ müsse, doch die Realität zwischen Lviv und Lugansk wird sich kaum dieser Beschwörungsformel fügen.
    Wohl hat Kiew auch rund eine Million Tonnen Steinkohle aus Südafrika, größtenteils auf Kredit, erworben, die dem geschundenen Land über die kalte Jahreszeit helfen sollen. Aber angesichts der dennoch zu erwartenden Engpässe bei der Energieversorgung hat die Regierung in Kiew die vorgeschriebenen Raumtemperaturen in den Plattenbauten der Ukraine auf 16 Grad Celsius absenken lassen. Diese Energiekrise resultiert nicht nur aus der Unwilligkeit des aufständischen Donezker Kohlereviers, den Rest des auf Westkurs gebrachten Landes mit Kohle zu versorgen, sondern bei den monatelangen schweren Kämpfen ist in den abtrünnigen Volksrepubliken Donezk und Lugansk auch ein Teil der Förderkapazitäten und der industriellen Infrastruktur zerstört worden, mittels derer das zerrissene Bürgerkriegsland mit dem für die Heizperiode unabdingbaren Energieträger Steinkohle hätte versorgt werden können: Die Mehrzahl der Kohlebergwerke im Donezkbecken hat ihren Betrieb aufgrund der Verwüstungen einstellen müssen, während das Schienennetz durch zahlreiche Sprengungen und Sabotageakte stark beschädigt ist. Da polnische Steinkohle aus dem schlesischen Industrierevier sich zur Verfeuerung in den ukrainischen Kraftwerken nicht eignet, musste Kiew den Energieträger aus der südlichen Hemisphäre importieren – bei einem Transportweg von 10.000 Kilometern...
Wo kann man sonst solch kenntnisreiche und detaillierte Analysen lesen?
Hier und hier oder sowieso hier: Tomasz Konicz - Nachrichten aus Osteuropa

Vgl. zur Lage der Ukraine schlaglichtartig auch:
... Im Aufsichtsrat des ukrainischen Gasproduzenten Burisma sitzt kein einziger Ukrainer mehr. Cheflobbyist ist indessen Hunter Biden, Sohn von US-Vizepräsident Joe Biden. Damit haben die USA mehr als einen Fuß in der für den Westen nunmehr offenen Tür zur Ukraine. 49 Prozent des einträglichen ukrainischen Gastransportsystems gehören inzwischen den USA und der EU.... (Daniela Dahn: Von allen Seiten Nebelkerzen, Freitag Ausgabe 46/14)
+ Ukraine’s Made-in-USA Finance Minister
Exclusive:
A top problem of Ukraine has been corruption and cronyism, so it may raise eyebrows that new Finance Minister Natalie Jaresko, an ex-U.S. diplomat and newly minted Ukrainian citizen, was involved in insider dealings while managing a $150 million U.S. AID-backed investment fund, writes Robert Parry. (December 5, 2014 - Consortiumnews)

Ansonsten - wird ja überwiegend nicht mal der Prominentenappell "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!" von Horst Teltschiks obskurer Truppe angemessen zur Kenntnis genommen und wie auch immer kritisch eingeschätzt. Frau Beck von den Grünen, die als Sprecherin der Osteuropapolitik der Grünen-Fraktion, mehr direkt als indirekt, das friedenspolitische Engagement von zahlreichen Prominenten aus Politik, Kultur und Wissenschaft, mit dem Hitler-Stalin-Pakt vergleicht, demonstriert aktuell, wie Arschdenk funktioniert.

Dagegen:
Eine Betrachtungsweise der Welt, die durch Aufzeichnung ihrer umwälzenden Widersprüche das Eingreifen ermöglicht:

Rojava ist eine Herausforderung nahezu
aller bestehenden Staatsattrappen,
Rackets, Regime und Milizen in der Re-
gion, die sich der Sprengkraft dieses Projekts
durchaus bewusst sind. Denn selbstverständ-
lich würde dieses Modell- sollte es sich festigen
können - auf die gesamte Region ausstrahlen.
Der inklusive Charakter dieses emanzipatori-
schen Anlaufs ist geeignet, die erzreaktionä-
ren und patriarchalen Strukturen der Region
aufzusprengen. Jede Frau im Nahen und Mitt-
leren Osten, die nicht mehr wie ein Stück Vieh
behandelt werden will, könnte zumindest ver-
suchen, sich in die befreiten, selbstverwalte-
ten Gebiete durchzuschlagen, um bewaffnet
jedem islamistischen Frauenhasser notfalls
die Eierwegschießen zu können. Was in Roja-
va begonnen wurde, wird in der Region sehr
aufmerksam verfolgt. Bei einer afghanisehen
Solidaritätsdemonstration für Kobane, die
Mitte Oktober in Kabul stattfand, trugen ver-
schleierte Frauen Transparente und Plakate
von bewaffneten Kämpferinnen der »Frauen-
verteidigungseinheiten« (YPJ).
Nicht nur die Barbarei, auch die Emanzipation
kann sich die Krisenkonstellation zunutze machen,
wenn progressive Kräfte sich nicht mehr krampfhaft
an die zerfallenden kapitalistischen Kategorien
von Staat und Nation klammern, sondern im
Krisenprozess adäquate Organisationsformen
aufzubauen versuchen.

Deswegen gibt es für die syrischen
Kurden auch kaum Unterstützung von den lo-
kalen Akteuren, wie etwa dem Barzani-Clan
im ehemaligen Nordirak, der Kobane nur auf-
grund wachsenden öffentlichen Drucks sym-
bolisch unterstützte - und der Rojava selbst-
verständlich als eine Bedrohung der eigenen
Machtfülle wahrnimmt.
Die kurdische Befreiungsbewegung hat
somit mehr geleistet als nahezu die gesamte
deutsche Linke, die noch immer im Morast
der zerfallenden kapitalistischen Kategorien
feststeckt: Sie hat die staatlichen Zerfallspro-
zesse intuitiv antizipiert und eine praktika-
ble Strategie entwickelt, um der aufkommen-
denjihadistischen Barbarei eine emanzipato-
rische Alternative entgegenstellen zu können...

Tomasz Konicz: New World Order - An der Sollbruchstelle: Ist der Islamische Staat ein Prototyp postkapitalisitscher Barbarei?
Konkret 12/14


Solidarität mit Rojava - Peter Nowak, tp 29.10.2014

Archäologie (CCCLX): DE DUVA (The Dove) - 1968

Very short film directed by George Coe (who plays Viktor), and Anthony Lover. It was Madeline Kahn's first film and was written by Sidney Davis. Great parody of some of Ingmar Bergman's best known films, including Wild Strawberries (Smultronstaellet) and The Seventh Seal (Det Sjunde Inseglet).



via 700 Free Movies Online: OpenCulture
+ 550 Free Audio Books (ebenda, - hier aber Vorsicht mit den Links auf Free iTunes und FREE from Audible, die nicht wirklich free sind!) Empfehlenswert aber
- zB Doyle, Roddy – “Bullfighting” (Read by Dave Eggers) – Free MP3
- zB Nabokov, Vladimir - My Russian Education (Read by Orhan Pamuk) – Free MP3
- zB Saramago, José - “The Centaur” (Read by Nadine Gordimer) – Free MP3
- zB Sinclair, Upton – The Jungle – Free MP3

+ wie immer der Hinweis auf das UbuWeb: hier zB Die Dreigroschenoper / Berlin 1930

+ Zugabe: Guck Doch Nicht Immer Nach Dem Tangogeiger Hin - Composed by Friedrich Hollaender, Vocals – Curt Bois

http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/img/virginia_shue7/54_bois02.jpg

Schön auch: Ein heißer Kuß, ein süßer Blick, von Max Colpet, Grammophon recording with Curt Bois and a collaboration of Mackeben and Livschakoff, 1932. - Soviel iÜ dazu, wie wenig neu die Geschichte vom und die Aufregung um das Selfie mit dem aktuellen Lover ist ...

Begriffe: »Die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann« - Was ist heute eingreifendes Denken?

Ich zitierte kürzlich Kerstin Decker:
Es gibt kein Denken ohne Begriffe. Sie sind das Werkzeug des Geistes. Der Einfachheit halber benutzen wir immer dieselben: Dissident zum Beispiel. Oder Regimegegner. Oder Unrechtsstaat. Was sich denken lässt, ist damit schon vorentschieden. Und was sich nicht denken lässt, auch. ...

Die Bedeutung der Begriffe (und ihr Verlust) kam heute zur Sprache in der Rezension des Deutschlandfunks zu Ulrich Raulff: "Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens":
    Die Siebzigerjahre sind ein seltsames Jahrzehnt, das zu deuten nicht ganz einfach ist. Es war die Zeit nach dem großen Aufbruch, die Zeit der Suche nach Alternativen, wie man leben und arbeiten könne, mit allen Absurditäten, die das auch mit sich brachte und sicher waren sie eine Zeit des Lesens, denn dies alles musste theoretisch abgesichert werden. Von der Utopie der Allgemeinbegriffe hat Michael Rutschky bereits 1980 gesprochen. Wie ernst die Begriffe genommen wurden, schildert Ulrich Raulff anhand der Diskussionen in der Germanistengruppe Poetik und Hermeneutik".

    "'Ohne diesen Begriff nicht geklärt zu haben, kann man nicht weiterleben.' In diesem Satz hat Manfred Frank neulich das eigentümliche Klima der Diskussionen von "Poetik und Hermeneutik" zusammengefasst. Diese Leute glaubten tatsächlich noch an den Wert von Begriffen und ihre Bedeutung für das Leben. In ihren Diskussionen ging es noch um mindestens alles. Man musste aber nicht zu der Gruppe um Hans Robert Jauß gehören, um ähnliche Erfahrungen zu machen. Es gab diesen heiligen Ernst, dieses Verlangen nach Klarheit auch unter den Jüngeren. Zehn Jahre später, als schon die postmoderne Unverbindlichkeit angesagt war, hätten alle verständnislos gelacht: Was für Pedanten. Wie tödlich ernst die alles genommen haben. Genau das hatten wir getan, die Begriffe ernstgenommen. Dem Leben hat es nicht geschadet." ...
Hier nachhören!

Schade eigentlich, dass das Bemühen um Klärung von Begriffen verloren gegangen ist, immerhin sind Begriffe »die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann« (Brecht, Werke 18, S. 263 - Flüchtlingsgespräche)!
Auch die Bewegung der Dinge wird ja heute verkürzt betriebswirtschaftlich furchtbar anders gedacht (change management), nicht mehr im Sinne eingreifenden Denkens (siehe auch unten: Marcuse):
    Brecht schreibt von der „Unmöglichkeit, eingreifend zu denken“. Man wird seiner Intention aber nicht gerecht, wenn man seine Worte einseitig in diese Richtung interpretieren würde. Der Autor möchte damit nur aufzeigen, dass zu viele auf dieser Stufe kapitulieren. So beschreibt Brecht „die tiefe, vom Denken nicht berührte Unzufriedenheit mit dem durch Denken nicht veränderbaren Wirtschaftlichen.“ Mit diesen Ausführungen wird die Frage berührt, ob man überhaupt eingreifend denken kann. Zumindest hebt Brecht hervor, „daß die Abhängigkeit vom Wirtschaftlichen […] keineswegs imstand ist, jene gedanklichen Systeme, deren Größe wir nicht leugnen, zu verhindern.“ Entsprechend hat die Eingebundenheit in gesellschaftliche oder wirtschaftliche Gefüge bzw. die Abhängigkeit von diesen nicht dazu geführt, dem Denken grundsätzlich die Freiheit zu entziehen oder es ad absurdum zu führen. Allerdings könne laut Brecht Denken als gesellschaftliches Verhalten nur aussichtsreich sein, wenn es fähig ist, die Umwelt zu beeinflussen. Der Einzelne könne höchstens sich selbst ändern. Dennoch liest man zwischen den Zeilen immer wieder den „Appell“, vom Denken mehr zu fordern, einen Anspruch an es zu stellen. Denn Denken könne nicht eingreifend wirken, wenn man dem Denken das Eingreifen überhaupt nicht zumute. Als grundlegendes Instrument für eine eingreifende Tätigkeit klassifiziert Brecht die Dialektik. Sie sei eine „Betrachtungsweise der Welt, die durch Aufzeichnung ihrer umwälzenden Widersprüche das Eingreifen ermöglicht.“ Das Aufzeigen von Widersprüchen soll den Menschen verdeutlichen, dass das Schicksal nicht als etwas Unabwendbares zu begreifen ist, das dem menschlichen Eingriff entzogen ist, sondern, dass die Menschen sich ihr Schicksal gegenseitig selbst bereiten... (Projekt Eingreifendes Denken - Versuch einer Definition)
Das wäre doch eine Betrachtungsweise der Welt, mit der man erstmal weitermachen könnte: Durch Aufzeichnung ihrer umwälzenden Widersprüche das Eingreifen ermöglichen ...

Voraussetzung dafür ist - einen Schritt zurück - die Wahrnehmung von Welt:
Dasjenige Bild, das uns sowohl subjektiv als auch objektiv am überzeugendsten erscheint, nennen wir: die Wirklichkeit. Subjektiv überzeugend ist das Wirklichkeitsbild durch eine in der Zeit erzeugte Evidenz...
SEMANTISCHE VORBEMERKUNGEN ZU EINER SPRACHE DER WIRKLICHKEIT - Georg Seeßlen, Nov 17 2014

Archäologie (CCCLIX): Children from Hoxton Visit Charlie Chaplin at the Ritz in 1921

Wunderbar recherchiert und mit Bildern und Filmen versehen bei Another Nickel In The Machine, a blog about 20th century London ...
Ansehen!

http://www.nickelinthemachine.com/wordpress/wp-content/uploads/charlie_chaplin_kid_movie_poster_d_2a7-426x800.jpg
The Kid
The Kid – Free – This was Charlie Chaplin’s first full-length film as a director, and it is still considered one of his best. (1921) - 65 Free Charlie Chaplin Films Online bei Open Culture

Mein Lieblingsfilm: AKing In New York (1957)

http://www.charliechaplin.com/images/photos/0000/0031/akinginnewyorksquare_bigger.jpg

Mein Lieblingslied (des Komponisten Chaplin): Smile - hier: Quatuor Ebène



Hörbare Pantomime
Das, was Chaplin schuf, ging über konventionelle Filmmusik weit hinaus. Mauricio Kagel etwa
bescheinigte ihm, dass er „nicht mit Klangfarben, sondern hörbar gewordenen
pantomimischen Gesten“ komponierte, und schwärmte von der „millimetergenauen
Unauffälligkeit dieser Begleitmusik“ und einem „pausenlosen Kommentar der Handlung“. Als
Chaplin 1909 in Paris gastierte, ließ ihn Claude Debussy nach einer Vorstellung wissen: „Sie
haben einen angeborenen Instinkt für Musik und Tanz.“ Auch Vaslav Nijinsky begeisterte sich
für Chaplins Filme, besuchte ihn in seinem Studio und schwärmte: „Ihre Komödien sind
balletique: Sie sind ein Tänzer.“ Chaplin selbst sagte in einem späteren Interview: „Alles, was
ich mache, ist Tanz. Ich denke in Begriffen des Tanzes.“
Man denke nur an den in jeder Nuance szenisch wie musikalisch durchchoreographierten
Boxkampf aus „City Lights“, an den Tramp in „Modern Times“ und sein hinreißendes Ballett
am Fließband oder daran, wie Chaplin in „The Great Dictator“ (1940) zum
„Lohengrin“-Vorspiel mit der Weltkugel tanzt, bis sie zerplatzt. Musik und Bewegung
verschmelzen hier auf unnachahmliche Weise und zeugen vom immensen musikalischen
Talent Charlie Chaplins.
(Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien: Der Tramp und die Musik)

Chaplin als Beispiel eines nicht-eindimensionalen Menschen ...

Der eindimensionale Mensch wird 50 (vermutlich älter)

Vor 50 Jahren erschien Herbert Marcuses »Der eindimensionale Mensch«, ein Text der dem studentischen Protest um 1968 die Stichworte (»Große Weigerung«) lieferte und zu einem der meistgelesenen Bücher jener Zeit avancierte. Nun ist nicht nur bei zu Klampen eine Neuausgabe erschienen, sondern wurde auch mit Hilfe eines Konzerttheaters an den Text erinnert. Aus Anlass der von Thomas Ebermann konzipierten Tournee sprachen Dietmar Dath und Hermann Gremliza mit den Künstlern (neben Ebermann; Robert Stadtlober und Andreas Spechtl) der Inszenierung. Der Text ist in der konkret zu finden, die Audioaufnahme hier. (via Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis)

http://eindimensional50.files.wordpress.com/2014/06/dereindimensionalemensch-wird-50.jpeg?w=620


»Das eindimensionale Denken wird von den Technikern der Politik und ihren Lieferanten von Masseninformationen systematisch gefördert. Ihr sprachliches Universum ist voller Hypothesen, die sich selbst bestätigen und die, unaufhörlich und monopolistisch wiederholt, zu hypnotischen Definitionen oder Diktaten werden. [...] Ganz abgesehen von den politischen Fesseln, die der Status quo dem Menschen auferlegt, wird dieser an Leib und Seele gegen die Alternative organisiert, und dies umsomehr, je mehr die Technik imstande scheint, die Bedingungen für die Befriedung hervorzubringen.«
- Herbert Marcuse, »Der eindimensionale Mensch« -

http://blog.isdfundacion.org/wp-content/uploads/2014/07/marcuse1.jpg

Update Ukraine (XXXII): Building A New Berlin Wall in Kiev - The Ukraine House of Cards

    That may sound somewhat extreme - but it's a perfectly logical extension, further on down the road, of what the Russian president intimated in his already legendary interview with Germany's ARD in Vladivostok last week: the West is provoking Russia into a new Cold War. [1]

    Mikhail Gorbachev just stressed a few days ago the new Cold War is already on. Princeton's Stephen Cohen says the Cold War in fact never left. The Roving Eye reported about Cold War 2.0 months ago. Brits - still stranded in the 19th century new Great Game - prefer to spin the "strident toxic personality" of "diminutive Putin"; [2] he is the "ruthless, charming and ultimately reckless" man who "put the cold war back in vogue". The Council on Foreign Relations, predictably, mourns the end of the post-Cold War world, blasts the current "disorder", and dreams of the good ol' unchallenged exceptionalist days. [3]

    For arguably the best detailed background on how we came to this perilous state of affairs, it's hard to beat Vladimir Kozin of the Russian Institute for Strategic Studies. [4] Read him carefully. And yes, it's Cold War 2.0, the double trouble remix; between the US and Russia, and between NATO and Russia....
Lesebefehl: Washington plays Russian roulette. By Pepe Escobar (Asia Times Nov 21, '14)

Vgl. auch Daniela Dahn: Von allen Seiten Nebelkerzen. Die Berichterstattung über die Ukraine zeigt, wie sich in dem Konflikt viele Medien von westlicher Außenpolitik vereinnahmen lassen | Der Freitag 26.11.2014 |

Und vgl. dazu auch Update Ukraine (XIV): Debatten über Preßfreiheit und was man wissen kann, wenn man will. Und ein Nachtrag, den Gaspreis und das Völkerrecht betreffend

Hier fehlt - historisch und logisch -: Von der Anti-Hitler-Koalition zum Kalten Krieg und zu Cold War 2.0

1. The Turning Point:
1.1 Winston Churchill: The Sinews of Peace Address; March 5, 1946, Westminster College, Fulton, Missouri
    Am 5. März 1946 hielt der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill eine berühmte Rede am Westminister College in Fulton, Missouri, in der er die westliche Welt vor dem Vorrücken des Kommunismus in den Ländern Mittel- und Osteuropas und die Errichtung eines „Eisernen Vorhangs" warnt. Die Rede gilt - zusammen mit der Rede des damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman am 12. März 1947, womit er die sog. Truman-Doktrin begründete - als ideologischer Wegbereiter des "Kalten Kriegs". Die sowjetische und später die russische Sicht ist eine andere. Daher dokumentieren wir im Anschluss an die Churchill-Rede ein Interview mit dem ehemaligen Chefdiplomaten Dr. Valentin Falin - er war u.a. auch Botschafter in der BRD -, das er 2066 der Russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti gab. (via AG Friedensforschung)
1.2 Rede von US-Präsident Harry S. Truman am 12. März 1947 vor beiden Häusern des Kongresses:
    „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Weltgeschichte muss fast jede Nation zwischen alternativen Lebensformen wählen. Nur zu oft ist diese Wahl nicht frei. Die eine Lebensform gründet sich auf den Willen der Mehrheit und ist gekennzeichnet durch freie Institutionen, repräsentative Regierungsform, freie Wahlen, Garantien für die persönliche Freiheit, Rede- und Religionsfreiheit und Freiheit von politischer Unterdrückung. Die andere Lebensform gründet sich auf den Willen einer Minderheit, den diese der Mehrheit gewaltsam aufzwingt. Sie stützt sich auf Terror und Unterdrückung, auf die Zensur von Presse und Rundfunk, auf manipulierte Wahlen und auf den Entzug der persönlichen Freiheiten. Ich glaube, es muss die Politik der Vereinigten Staaten sein, freien Völkern beizustehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen. Ich glaube, wir müssen allen freien Völkern helfen, damit sie ihre Geschicke auf ihre Weise selbst bestimmen können. Unter einem solchen Beistand verstehe ich vor allem wirtschaftliche und finanzielle Hilfe, die die Grundlage für wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bildet. Die Welt ist nicht statisch und der status quo ist nicht heilig. Aber wir können keine Veränderungen des status quo erlauben, die durch Zwangsmethoden oder Tricks wie der politischen Infiltration unter Verletzung der Charta der Vereinten Nationen erfolgen. Wenn sie freien und unabhängigen Nationen helfen, ihre Freiheit zu bewahren, verwirklichen die Vereinigten Staaten die Prinzipien der Vereinten Nationen. Die freien Völker der Welt rechnen auf unsere Unterstützung in ihrem Kampf um die Freiheit. Wenn wir in unserer Führungsrolle zaudern, gefährden wir den Frieden der Welt - und wir schaden mit Sicherheit der Wohlfahrt unserer eigenen Nation. [...]“ [Audio mp3 of Address]
2. Antikommunismus
2.1 Thomas Mann: Der Antibolschewismus, die Grundtorheit unserer Epoche (1946)

2.2 Franziska Augstein: Rettung des Abendlandes (Süddeutsche Zeitung, 25.11.2014) via Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts:
    Ein Beispiel: 2011 traf der amerikanische Präsident mit Historikern zusammen. Die fragten ihn am Ende des Gesprächs, ob er sich etwas von ihnen wünsche. Darauf antwortete Obama, sie möchten über soziale Ungleichheit bitte so reden, dass seine politischen Gegner das nicht gleich als klassenkämpferische Agitation auslegen können ...
3. Bilder aus dem Kalten Krieg
3.1 Prag

https://mocholand2.files.wordpress.com/2014/11/praga-1s5kgq3o1_1280.jpg?w=549&h=769


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Some Second Hand Illusions

- wie die große Marlene schon 1948 in Billy Wilders A Foreign Affair erklärt:



Want to buy some illusions,
Slightly used, second hand?
They were lovely illusions,
Reaching high, built on sand.
They had a touch of paradise,
A spell you can't explain:
For in this crazy paradise,
You are in love with pain.
Want to buy some illusions,
Slightly used, just like new?
Such romantic illusions -
And they're all about you.
I sell them all for a penny,
They make pretty souvenirs.
Take my lovely illusions -
Some for laughs, some for tears

Archäologie (CCCLVIII): "Das Zeugenhaus", die historische Leistung der Anti-Hitler-Koalition und die geehrten Kollaborateure

Matti Geschonnecks und Magnus Vattrodts Film "Das Zeugenhaus" (24.11.2014, 20:15 Uhr im ZDF) empfehle ich nachzusehen, wenn Sie ihn nicht gesehen haben.

Sehr interessant ist Achim Zons Bericht über die Entstehung des Films ("Das Spiel der Raubtiere" in der Süddeutschen vom 22./23. November), lesenswert auch die Rezension von Sven Sakowitz (in der taz vom 24. 11. 2014), der auch auf biografische Bezüge hinweist:
    „Der Film erzählt nicht vordergründig von den großen Kriegsverbrechern, sondern von denjenigen Menschen, die eng verwoben mit den Mächtigen gelebt haben, deren Macht stützten, deren Verbrechen mit ermöglichten“, sagt Geschonneck. „Ohne jeden Selbstvorwurf haben sie ihr Leben mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit weitergelebt, waren von ihrer Redlichkeit überzeugt. Sie haben mit ihrer opportunistischen Gabe gut überlebt. Auf der Nürnberger Anklagebank saß nur ein Bruchteil derer, die tatsächlich da hingehörten.“

    In Geschonnecks „Zeugenhaus“ ereifern sich die Mitglieder dieser Opportunisten-Fraktion nun in teils brillanten Dialogen über den vermeintlichen Schauprozess der Alliierten und das schlechte Essen, sie schönen ihre Lebensläufe und preisen die Gemälde des Führers.
    Ihr ganzes Verhalten ist gleichzeitig abstoßend und unterhaltsam, in höchstem Maße irritierend und von Schauspielern wie Udo Samel, Gisela Schneeberger und Tobias Moretti glänzend gespielt. Diese Mitläufer sind keine durch und durch bösen Menschen, einige von ihnen scheinen wie aus dem heutigen Alltag gegriffen. Das macht sie so unheimlich. Ihre Darstellung wirft aktuelle Fragen auf: Wäre das heute nicht alles noch genauso möglich? Wie hätte man selbst sich verhalten?

    Schockierend und empörend wird ihr selbstgerechtes Gehabe vor allem durch die Kontrastierung mit den im Haus lebenden, ehemaligen KZ-Insassen: „Die Lebensgeschichte meines Vaters hat gewiss Einfluss auf die Inszenierung dieser Szenen genommen“, sagt Geschonneck. Erwin Geschonneck trat 1929 der KPD bei und war während des Nationalsozialismus sieben Jahre lang in Konzentrationslagern eingesperrt: in Sachsenhausen, Dachau und Neuengamme.

    In der DDR gehörte er zu den beliebtesten Schauspielern, 2008 starb er im Alter von 101 Jahren. Matti Geschonneck wuchs nicht bei ihm auf, hatte aber in dessen letzten 20 Lebensjahren ein enges Verhältnis zu seinem Vater: „Über seine Zeit im KZ hat er nie viel geredet, denn es erschien ihm beinahe unmöglich, diese Erlebnisse nachvollziehbar darzustellen. Seine Haltung wird im Film in einigen verhaltenen Dialogen spürbar.“ ...
    Natürlich gab es unter den Gefangenen Freundschaft und Solidarität, aber eben auch Verrat und Brutalität untereinander. Diejenigen, die sich da durchgesetzt haben, überlebten mit schwerem Seelenballast. Das Paradox: Schuldbewusstsein gab es nach dem Ende des Nationalsozialismus eher auf Seiten der Opfer.“
Weshalb das hilfreich ist für das Verstehen des Films? Denken Sie nochmal an (oder achten Sie auf) die Figur des Gärtner (Edgar Selge) und wenn sie die genauer wahrgenommen haben und mit der ekelhaft-dummdreisten Selbstgefälligkeit anderer Figuren vergleichen, wird deutlich, was an der westdeutschen Nachkriegsgeschichte so hassenswert ist.

In diesem Zusammenhang sei noch einmal verwiesen auf die (leider) einzigartige zivilisatoische Leistung der Anti-Hitler-Koalition, mit den
Nürnberger Prozessen unhintergehbare Standards des Völkerrechts gesetzt zu haben:
    Anklageschrift
    Der Internationale Militärgerichtshof

    Die Vereinigten Staaten von Amerika, die Französische Republik, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland und die Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken haben die Unterzeichneten, Robert H Jackson, François de Menthon, Hartley Shawcross und R. A. Rudenko, rechtmäßig zu Vertretern ihrer Regierungen zum Zwecke der Untersuchung der Beschuldigungen gegen die Hauptkriegsverbrecher und zu deren Verfolgung bestellt in Ausführung des Londoner Abkommens vom 8 August 1945 und des diesem Abkommen beigefügten Statuts des Gerichtshofes, beschuldigen die obengenannten Regierungen, der Verbrechen gegen den Frieden, der Verbrechen gegen das Kriegsrecht und der Verbrechen gegen die Humanität in dem im folgenden erörterten Sinn, und eines gemeinsamen Planes und einer Verschwörung zur Begehung dieser Verbrechen, wie diese in dem Statut des Gerichtshofes definiert sind, und klagen dementsprechend wegen der weiter unten aufgeführten Punkte an: Hermann Wilhelm Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop, Robert Ley, Wilhelm Keitel, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Walter Funk, Hjalmar Schacht, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Karl Dönitz, Erich Raeder, Baldur von Schirach, Fritz Sauckel, Alfred Jodl, Martin Bormann, Franz von Papen, Arthur Seyß-Inquart, Albert Speer, Constantin von Neurath und Hans Fritzsche, und zwar als Einzelpersonen sowie als Mitglieder der unten genannten Gruppen und Organisationen...

Dass nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Konzerne angeklagt waren - und deren Rolle bei der Planung und Ausführung des Weltkriegs und der Massenvernichtung untersucht und zur Anklage gebracht wurde - ist etwas in Vergessenheit geraten: Hier hilft das Online-Archiv des Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunals gegen den Chemie- und Pharmakonzern IG Farben!



Nachtrag:

Die Bundesrepublik verweigert einer UN-Resolution gegen die Verherrlichung von Nationalsozialismus und NS-Kollaboration [1] ihre Zustimmung. In der vergangenen Woche hat das Dritte Komitee der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution verabschiedet, in der etwa die Errichtung von Denkmälern für NS-Funktionäre und die Stilisierung von NS-Kollaborateuren zu "Freiheitskämpfern" massiv kritisiert werden. Deutschland und die übrigen EU-Staaten enthielten sich; die USA, Kanada und die Ukraine stimmten sogar gegen das Dokument, dessen Inhalt von 115 Ländern unterstützt wurde. In Berlin und Brüssel heißt es, man habe nur deshalb nicht zustimmen wollen, weil Russland die Resolution initiiert habe. Tatsächlich müsste eine Unterzeichnung des Dokuments zu heftigen Auseinandersetzungen sowohl innerhalb der EU als auch im Verhältnis zu wichtigen internationalen Verbündeten führen: In EU-Staaten wie Ungarn oder den baltischen Ländern, aber auch in der Ukraine werden berüchtigte NS-Kollaborateure in zunehmendem Maße öffentlich verehrt - teils von Kräften, die an der jeweiligen nationalen Regierung beteiligt sind...

[1] United Nations General Assembly: Sixty-ninth session of the Third Committee. Agenda item 66 (a): Elimination of racism, racial discrimination, xenophobia and related intolerance. A/C.3/69/L.56/Rev.1. 19.11.2014
Quelle: German Foreign Policy

Vgl. 143 : 4 : 26 gegen Waffen und Munition mit abgereichertem Uran. Deutschland verweigert Zustimmung.
+ Archäologie (CCCV): Politik und Medien in der frühen BRD: Besser erst die SS fragen (2) - Operation "Aerodynamic"

Archäologie (CCCLVII): Fucksimile - ‘You filthy, abnormal animal’

Nichts mehr übrig geblieben von der zivilisatoischen Leistung.

The full, unredacted text of the FBI’s supposedly anonymous letter to Martin Luther King has been unearthed at the National Archive by Beverly Gage, an historian from Yale University. It has to be read to be believed:

fbi letter

via disinformation

(Neo)Nazis und Badass Jihadis in Black: Die gleiche Adresse

Laut einem Bericht des ARD-Magazins Panorama nutzt die Propaganda-Abteilung des IS einen "Neonazi-Internetdienst" für den Mailverkehr. Im Bericht wird die Beziehung als "kurios" bezeichnet - angesichts der "HoGeSa"-Demonstrationen, an denen sich Rechtsextremisten beteiligten und gegen Salafisten demonstrierten. Für Beobachter der Szene zeigt sich die unterstellte Kooperation freilich in einem etwas anderem Licht: Sie passt ins Bild einer Zusammenarbeit zwischen Neonazis und radikalen Islamisten...
(Thomas Pany, tp 20.11.2014)

Re: Die gleiche Adresse:
- Archäologie CVXVVIV: Mohammed Amin al-Husseini - Der Mufti und die Nazis
- Why Did so Many Wanted Nazis Convert to Islam? (Arutz Sheva, November 06, 2013)
- Hitler’s Legacy: The Skorzeny Syndrome. By Peter Levenda, disinformation on November 7, 2014
    What the world has been experiencing since at least 2001 and certainly for years earlier than the attack on the World Trade Center and the Pentagon has been what analysts refer to as “asymmetrical warfare” conducted by “non-state actors.” This is a technique that was developed to perfection by Skorzeny and the other leaders of what we have called ODESSA. The fact that the Western intelligence agencies turned a blind eye to Skorzeny’s activities has contributed to our inability to confront and defeat what we have called Islamist terrorism. Arms dealing, covert international banking systems, targeted assassinations, terror bombings, the “strategy of tension” as it was described and defined by fascist terrorist Stefano della Chiaie, already existed as part of an underground terror network long before al-Qaeda was born...
    Al-Qaeda, Hamas, Hizbollah, Fatah, Jemaah Islamiyyah, Lashkar- e-Taiba, etc. are all children of ODESSA. The pact between Nazi anti-Semitism and Arab anti-Semitism was made with Hajj Amin al-Husseini all those years ago—and has been renewed every decade since with refinements as necessary to reflect emerging political realities in the aftermath of the fall of the Soviet Union. Skorzeny, al-Husseini, Genoud: one big happy family...
Das klingt erstmal nach wüster Verschwörungstheorie (und bei Levenda muss man aufpassen, weil's ins Okkulte rüberschwappt), aber zumindest sind bestimmte Verbindungen nicht zu bestreiten und dass das Terror-Netzwerk SS (ob es nun ODESSA gab oder nicht, die Ratlines gab's) auch nach 1945 aktiv war und gemeinsam mit islamischen Antisemiten an Strategien der asymmetischen Kriegführung gearbeitet hat, dürfte wohl auch nicht zu leugnen sein...

Vgl. Otto Skorzeny Interviews

Capitalism is the Legitimate Racket of the Ruling Class – Al Capone

Al_Capone_in_1930

It is well known that legendary American gangster Al Capone once said that 'Capitalism is the legitimate racket of the ruling class', - and I have commented on the links between organised crime and capitalist accumulation before on this blog, but I recently came across the following story from Claud Cockburn's autobiography, and decided to put it up on Histomat for you all...
via disinformation

Eigentlich müsste ich meine Rubrik umbenennen:

Die anomische Herrschaft der Rackets: The Badass Jihadis in Black und der verwilderte Leviathan aka The Legitimate Racket of the Ruling Class

Klingt gut. So ist's richtig, Jungs, immer erst auf die Lampen!

So ist's richtig, Jungs, immer zuerst auf die Lampen! - Won't Get Fooled Again


Photo via If Charlie Parker Was a Gunslinger

Ein alter Witz fällt mir ein, wenn ich an die Blödmaschinen denke, die uns Putin und die Badass Jihadis in Black erklären:

In der Alabama-Bar in Laramie spielt der einäugige Joe jeden Abend Klavier. Wiedermal gibt es eine Schießerei und die erste Kugel trifft Joes gesundes Auge. Begeistert dreht sich Old Joe um und ruft: "So ist's richtig, Jungs, immer zuerst auf die Lampen!"


+ The WHO doing one of their best songs live at B Stage, Shepperton Film Studios, 25 May 1978. (Ketith Moon!!)

Die anomische Herrschaft der Rackets und der verwilderte Leviathan (XIV): Das Völkerrecht als Gegner oder als Chance: The Badass Jihadis in Black auslöschen vs. Frieden muss gestiftet werden

Ich habe im Bekanntenkreis zuweilen Schwierigkeiten, mich verständlich zu machen, wenn ich nicht für die Auslöschung des IS mit militärischer Gewalt plädiere.
Nicht dass ich mit den Badass Djihadis in Black sympathisierte oder als ISIL-Versteher durchgehen möchte, aber ist nicht die Frage:
Wie viel Verrohung ist eigentlich schon in alltägliches Denken ... eingesickert, dass wir nicht verrückt werden ob der dominierenden Unmenschlichkeitslogik, wenn die handlungsleitenden Logiken, denen wir folgen sollen, sich als genauso archaisch borniert und moralisch ebenso minderwertig erweisen wie die des akutellen Feindes? (Kohlberg: Moralstufe 1) - so kürzlich hier formuliert und mit The War Photo No One Would Publish vom 1991 Highway of Death versehen. Oder: Behemoth und Leviathan ...

Ein Versuch, das Problem der Urteilsbildung zur Frage des Umgangs mit dem IS (vulgo "Auslöschen") zu beschreiben
In der Politikdidaktik ist ja Urteilsbildung zusammengeschnurrt auf die Kriterien der Effizienz und der Legitimität (- ich würde das, lässt man sich auf den Ansatz ein, wenigstens umdrehen):

1. also die Frage nach der Legitimität der gegen ISIL angewendeten/anzuwendenden Gewalt:
1.1 ethisch-moralisch (s.o. Unmenschlichkeitslogik, alttestamentarischer Gott, westliche Werte, die gewählten Waffen: Tomahawk The Caliph) usw. usf.)
1.2 völkerrechtlich (Charta der Vereinten Nationen; "Humanitäre Interventionen" - Krieg für Menschenrechte?, nochmal: die gewählten Waffen: Tomahawk The Caliph, - Streubomben also, wie sonst?) ...)
...

2. die Frage nach der Effizienz der gegen ISIL angewendeten/anzuwendenden Gewalt:
2.1 militärisch (z. B.: Die konventionelle Kriegsführung scheitert an der Abnutzungsstrategie des asymmetrischen Krieges)
2.2 politisch-strategisch (Was kommt nach Sykes-Picot? (z. B. ISIS und die Weltkriegsgrenzen; Plans for Redrawing the Middle East: The Project for a “New Middle East”)
...

Erste Anmerkungen zu notwendigen Differenzierungen, um die Fragen beantworten zu können

zu 1. erstmal nur die Frage, ob unsere - medial vermittelte - Wahrnehmung des IS als Inkarnation des Bösen nicht grotesk unterkomplex ist und auf dessen Propaganda hereinfällt :
Islamistische Terroristen filmen Selbstmordattentäter meist in heroischer Pose und inszenieren ihre Anschläge als Gottes Werk - im jetzt gefundenen Geheimmaterial des IS-Kriegsministers findet sich ein Video mit einer anderen Aussage. Es zeigt einen 21-jährigen dänischen Konverititen, der keineswegs selbstsicher ist. (Süddeutsche Zeitung 15. November 2014: Videofund lässt hinter die IS-Propaganda blicken)

Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hat bereits weitgehende staatliche Strukturen errichtet. Sie ist viel mehr als eine Miliz, die Anschläge vorbereitet und verübt. Sie hat ein straff organisiertes Staatswesen mit einem ausgeklügelten Sozialsystem aufgebaut und setzt offenbar auf Schutzgeld-Erpressung, um Waffenkäufe zu finanzieren; zudem betreibt sie gezielte Personalplanung für den Einsatz von Selbstmordattentätern. Das belegen interne IS-Dokumente, die der Süddeutschen Zeitung sowie dem NDR und WDR von der irakischen Regierung in Bagdad zur Verfügung gestellt wurden. (Süddeutsche Zeitung, 14. November 2014, Geheime Dokumente über Islamischen Staat)

Aber auch die Frage, ob das Streubomben-Wegblasen der Köpfe derer, die Köpfe mit dem Schwert abschlagen, Legitimität beanspruchen kann, wenn man das im Bündnis mit einem Staat macht, der Köpfe abschlägt: decapitated bodies hanging from a horizontal pole with their heads wrapped in bags. (Nicht nur der IS, auch der westliche Alliierte Saudi-Arabien pflegt Köpfungen, Florian Rötzer tp 20.11.2014)

zu 2.1 "Effizienz" : After 13 years, 2 wars and trillions in military spending, terrorist attacks are rising sharply (WonkblogThe Washington Post)
    Last year saw the highest number of terrorist incidents since 2000, according to the latest Global Terrorism Index released by the Institute for Economics and Peace. Worldwide, the number of terrorist incidents increased from less than 1,500 in 2000 to nearly 10,000 in 2013. Sixty percent of attacks last year occurred in Iraq, Afghanistan, Pakistan, Nigeria and Syria.
    http://disinfo.s3.amazonaws.com/wp-content/uploads/2014/11/terrorism.png
    The report suggests that U.S. foreign policy has played a big role in making the problem worse: "The rise in terrorist activity coincided with the US invasion of Iraq," it concludes. "This created large power vacuums in the country allowing different factions to surface and become violent." Indeed, among the five countries accounting for the bulk of attacks, the U.S. has prosecuted lengthy ground wars in two (Iraq and Afghanistan), a drone campaign in one (Pakistan), and airstrikes in a fourth (Syria)....
Vgl. auch How ten months at US run Camp Bucca in 2004 transformed Abu Bakr al-Baghdadi into a ruthless foe (Daily Kos, Aug 29, 2014)


zu 1.2 und 2.2 erstmal nur das Beharren darauf, dass Konflikte auf der Basis der Charta der Vereinten Nationen, d.h. im Rahmen von Institutionen, zu lösen sind:
Eine berufbare Grundlage ist die Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates vom 28. September 2001:
    Die Resolution verpflichtet alle Staaten, jegliche Arten von terroristischen Aktivitäten und auch ihre bloße Unterstützung zu kriminalisieren. Den Staaten werden dazu konkrete Maßnahmen vorgegeben, wie zum Beispiel die Finanzierung von Terrorismus zu bekämpfen oder Terroristen Unterschlupf zu verweigern. Die Resolution ist für alle Staaten verpflichtend und greift mit ihren Vorgaben in die nationale Gesetzgebung der Staaten ein. Ein solches weitreichendes Vorgehen wurde zuvor in keiner anderen Resolution angewandt...
    Die Resolution 1373 dagegen geht allgemein gegen die Bedrohung des internationalen Terrorismus vor und schreibt die dazu notwendigen allgemeinen Maßnahmen vor. Sie besitzt damit eine ganz neue Qualität von Sicherheitsratsentschlüssen, da sie nicht – wie sonst üblich – Sanktionen gegen ein Land erlässt, sondern alle Staaten dazu verpflichtet, ihr nationales Recht abzuändern bzw. zu ergänzen. Der Sicherheitsrat erlässt mit der Resolution 1373 faktisch Internationales Recht und agiert als ‚World Legislator’...
    (Resolution in deutscher Übersetzung)
... und der Hinweis darauf, dass alle bisherigen Schnell- und Selbstmandatierungen grotesk an die Wand gefahren wurden (vgl. etwa Libyen und den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien ...)

Sehr lesenswert und hilfreich, um in den aktuellen Konflikten den Blick auf das Wesentliche in den internationalen Beziehungen nicht zu verlieren:
Frieden muss gestiftet werden. Exempel Kosovokrieg oder: das Völkerrecht als Gegner
von Daniela Dahn
(aus: »Blätter« 11/2014, Seite 59-71)
Lesebefehl!!

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Ansonsten:
Soldaten wohnen/auf den Kanonen ... Der Kanonensong (Die Dreigroschenoper / Berlin 1930 bei UbuWebSound)

Zum Thema hier:
Die anomische Herrschaft der Rackets und der verwilderte Leviathan

Macht (II) - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them: Реакция Меркель на "юмор" Путина - Oder: Putin verstehen heißt ...?

Merkel's reaction on Putin's "humor"


via Exile On Moan Street, - dort mit dem Text versehen: "In the first night after the wedding it doesn't matter what the movements of the parties are, they still end up doing the same thing"

Interview des NDR-Journalisten Hubert Seipel mit dem russischen Präsidenten Putin (gesendet am 16.11.2014); hier die Textfassung.


+ Rede Wladimir Putins auf der Waldai-Konferenz in Sotschi 2014 - Das Thema der Konferenz lautete: „Weltordnung: Neue Regeln oder ein Spiel ohne Regeln?“ (russisch „Мировой порядок: новые правила или игра без правил“, engl. „The World Order: New Rules or No Rules“); hier eine deutsche Übersetzung, hier das Video mit deutscher Übersetzung, hier die zugespitzte Zusammenfassung eines russischen Bloggers.
+ Russlands Staatspräsident Wladimir Putin über internationale politische Situation; Russia Today 18 November 2014.

+ Nochmaliger Verweis auf Tomasz Konicz (Mitgefangen, mitgehangen. Von wegen neuer Kalter Krieg: Russland und China sind Bestandteil des Weltkapitals. Erschienen in KONKRET 05/14) weist in einer sehr klugen Analyse darauf hin, dass das blindwütig um sich schlagende Racket, das wir gerade im Irak erleben, nur eine Seite der komplementären Krisenverlaufssymptomatik darstellt:
    Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte somit den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket.
    Vielleicht erklärt dieser Umstand einer schleichenden Annäherung der Verfallsformen sowie des Repressionsniveaus zwischen Ost und West auch die ambivalente Haltung gegenüber Putin oder China in der deutschen Öffentlichkeit, die ja zwischen Bewunderung und offenem Hass pendelt. In dem Verständnis, das weite Bevölkerungsteile und viele Prominente – wie etwa der Altkanzler Helmut Schmidt – für Putins Agieren in der Krimkrise aufbringen, kommen die eigenen autoritären Dispositionen, die Sehnsucht nach der harten Hand, die dem Krisenchaos endlich ein Ende setzen möge, zum Ausdruck, während der Hass auf Russland – neben der oftmals vorhandenen „atlantischen“ Ausrichtung der entsprechenden Akteure – durch die wichtigste historische Leistung Putins wie der chinesischen „KP“ motiviert ist: Sie haben bis zum heutigen Tag verhindert, dass ihre Länder zu einer Peripherie des Westens zugerichtet werden konnten.
In diesem Sinne Putin verstehen zu wollen, heißt ja nicht ihn sympathisch finden zu müssen, sondern einen möglichst klaren, analytischen Blick darauf zu haben, wie er macht, was er macht (- und dazu ist Seipels Interview gut geignet, wie iÜ auch das ältere von Jörg Schönenborn).
Offensichtlich gibt es zwei völlig unterschiedliche Gruppen von Putin-Verstehern. Mit denen mit der Sehnsucht nach der harten Hand sollte man sich nicht gemein machen.


Macht? - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them: The Lame Duck vs. The Bear

Archäologie (CCCLVI): Too Old to Dream (of an Endless River), but Not Too Old for The New Basement Tapes (Lost on The River), Antilopen Gang und Wanda

Ein schönes Fundstück: Vera Lynn - When I Grow too Old to Dream (A salute to the few who defended Great Britain in its finest hour.)



Auch ein schönes Fundstück: Über das Cover von Pink-Floyd-Relics-II wird ja viel gestritten; - ich hätte dieses empfohlen:


Wish You Were Here - by Eddie Fisher, orchestra conducted by Hugo Winterhalter,
via Ernie (Not Bert)


Lost On The River: The New Basement Tapes
is a music event 47 years in the making. The album celebrates the discovery of never-seen Bob Dylan lyrics from that legendary 1967 period and marks a creative highpoint for the album’s participants – Burnett, Costello, Giddens, Goldsmith, James and Mumford – who have brought them to life nearly 50 years later.



Bob Dylans nun komplett vorliegende "Basement Tapes"
lassen Andrian Kreye (SZ, 15./16.11. - "Heimgekommen") ... an die Zeit zurückdenken, als ausgehend von Dylans Musik die Weite des offen daliegenden Amerikas in die Pop- und Rockmusik Einzug hielt. Nur in Europa nicht, wo man sich stattdessen an antiken Mythen und Troubadoren-Ästhetik orientierte. "Warum aber fand Europa im Rock niemals seine Seele?", fragt sich Kreye da und findet in Dylans lässigen Hobo-Songs die Antwort: Das "ist nicht der verbissene Kampf der Revolution. Es ist das Ende einer langen Suche nach einer Heimat, die eben nicht erobert, sondern wiederentdeckt werden muss. Der Funke zündete damals weltweit. Europa aber bleibt im Rock ein verschollener Kontinent." (perlentaucher)
Ich finde Kreyes Artikel lesenswert und erhellend: Als die europäischen Musiker nach ihrer Geschichte suchten, landeten sie beim Progrock ...

http://24.media.tumblr.com/tumblr_m6vd2wl1UA1qfelyxo1_1280.jpg


Irgendwie auch auf der Suche nach einer bewohnbaren Heimat und nach Geschichte:

- Antilopen Gang - Beate Zschäpe hört U2

Sehr gut gefällt mir (obwohl ich Rap nicht mag) der hook:
    Und Günter Grass schreibt ein neues Gedicht
    Und Beate Zschäpe hört U2
    Und MaKss Damage landet ´nen Hit
    Und Beate Zschäpe hört U2
    Und aus dem Jenseits lacht Jürgen Möllemann
    Und der Holger Apfel fällt nicht weit vom Stamm
    Und Max Mustermann zündet ein Flüchtlingsheim an
    Deutschland, Deutschland du tüchtiges Land
- Wanda "Bologna" auf Problembär Records*
    "So ein wunderbares Zigarettenbürscherl! Das ist die Wiener Chuzpe, die man von den ganz frühen "Ja,Panik" kennt, gepaart mit einem Urvertrauen ins eigene Jungsein und ein bisschen Falco-Haargel. Es ist aber auch ein brachialer Zeitgeist, der hier und auf dem ganzen exzellent-verkorksten Debütalbum "Amore" (Problembär Records) tönt und von dem man fast annehmen möchte, dass er durch jahrzehntelanges Hören des Radiosenders FM4 entstanden ist. Eine popkulturelle Abgefeimtheit ist das, die hierzulande irgendwie noch ziemlich selten ist. Witz und Wahnsinn, Melodie und Peinlichkeit sauber auf die Bühne gebracht."
- * Von den Problembär-Künstlern gefällt mir auch: Der Nino aus Wien - Es geht immer ums Vollenden

- Und erinnert sei - wieder einmal - an Brigada Internazionale di Daniele Sepe - Milonga de mis amores


Updates:

+ Jeff Bridges narrates Bob Dylan's road to Big Pink and 'Basement Tapes' (Mashable)
+ Bob Dylan's 'Like a Rolling Stone' Interactive Video Mimics TV Surfing (Interlude via Mashable)

Macht? - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them: The Lame Duck vs. The Bear

    Fresh out of his latest Congressional election shellacking delivered by the minority who bothered to vote in the United States, the formerly most powerful leader in the world, US President Barack Obama, will star in a thriller this weekend, appearing in the same room with China's Xi Jinping, Japan's Shinzo Abe and - fasten your seat belts - Russia's Vladimir Putin.
    What a drag - the Bomber-In-Chief must be musing. The global economy is mostly a disaster. China, even growing at "only" 7% a year, keeps eroding his "indispensable nation" aura. Japan has decided to copy the Federal Reserve and embark on its own kamikaze version of quantitative easing. Numerous Southeast Asian nations keep freaking out about a few rocks in the South China Sea.
    And last but not least, Obama's nemesis, pesky Vlad "the Hammer" Putin, has just been crowned Most Powerful Leader in the world - even if for the most stupid reasons ("unpredictable" head of a "rogue state") [1] - while he, the Nobel Peace Prize leader of the exceptionalist, indispensable nation, is now nothing but a pitiful lame duck.
    The get-together, extended to Monday and Tuesday, will be the highlight of the Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) summit in Beijing - actually, outside of Beijing, so presumably unpolluted blue skies may also have a chance at the photo op. This is APEC's 25th birthday. And the 20th birthday of the Indonesian summit in Bogor - I happened to be there - which, under Bill Clinton's flowery charm, set the 21-member APEC nations a goal of "free" and open trade and investment by 2020. "Free" as in US corporations dictating the rules, of course...

    (Lame-duck Obama's brave new world. By Pepe Escobar, Asia Times Online, Nov 7, '14)
Vergleichen Sie mal Escobars Analyse mit dem entsprechendes Angebot des SPIEGEL: Putin und Obama beim Speed-Date) und der schönen FORBES-Montage zu Putin Vs. Obama: The World's Most Powerful People 2014 in Bezug auf den ermöglichten Erkenntnisgewinn, was Macht angeht:

http://blogs-images.forbes.com/carolinehoward/files/2014/11/ezgif.com-optimize.gif

Was sagt uns das?
[1] Lohnend wäre eine genauere Auseinandersetzung mit der methodology of Ranking The World's Most Powerful People 2014:
What do the president of Russia, the richest man in China and the first woman ever to head a Big 8 automaker have in common? They’re all featured on Forbes’ 2014 ranking of the World’s Most Powerful People – an annual snapshot of the heads of state, CEOs, financiers, philanthropists and entrepreneurs who truly run the world.
The list represents the collective wisdom of FORBES editors and advisors, who consider hundreds of nominees before ranking the planet’s 72 power brokers — one for every 100 million on Earth. We measure their power along four dimensions...


The collective wisdom of FORBES editors and advisors, die hervorbringt, dass man Macht along four dimensions misst:
- whether the candidate has power over lots of people
- the financial resources controlled by each person
- determine if the candidate is powerful in multiple spheres
- make sure that the candidates actively use their power

scheint mir doch etwas unterkomplex heranzugehen und entsprechend zu recht seltsamen Ergebnissen zu kommen.

§ 16. Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. [Max Weber - Wirtschaft und Gesellschaft]

Der Ansatz Power Structure Research und das Ringmodell der Machteliten (in Deutschland: H.J.Krysmanski) scheint mir in diesem Sinne eher geeignet zu sein, Machtstrukturen zu erfassen, weil er das "gleichviel worauf diese Chance beruht" genauer zu bestimmen versucht:
http://www.uni-muenster.de/PeaCon/global-texte/g-a/psrring/image004.jpg

Vgl. Hans-Jürgen Krysmanski: Eliten. Eine Einführung
+ Die Online-Version der 1. Auflage 2004 von: Krysmanski, Hans Jürgen : HIRTEN & WÖLFE. Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen

Wollte man also die Macht des Wladimir Wladimirowitsch Putin analysieren, um seine wichtigste historische Leistung, nämlich verhindert zu haben, dass sein Land zu einer Peripherie des Westens zugerichtet werden konnte, und die daraus resultierenden Konflikte zu verstehen, bedürfte es einer solchen Analyse von Power Structure in Russland (und nicht einer psychologisierenden Simpeldeutung, wie Die Radikalisierungsdynamik des Putinismus - von Andreas Heinemann-Grüder, Blätter« 10/2014, Seite 77-86)
Material dafür hier: Russland-Analysen der Bundeszentrale für Politische Bildung

Archäologie (CCCLIVb): 9. November - Archäologie hat mit Graben zu tun, nicht mit Pfeifen (feat. Klaus Meine, Wolf Biermann, Nina Hagen, Margot Honnecker und Wilhelm Hausschild)

Heute im Auto unterwegs. Den ganzen Tag über auf allen Sendern immer wieder Winds of Change von der hannoverschen "Leopardenunterhosenband" (Wiglaff Droste, hier), angeblich der Soundtrack zum Mauerfall. Zwar erst später erschienen und erst 1991 zum Hit geworden; nach Kritikerurteil (SZ-Diskothek) auf Platz 1 der sieben schlimmsten Wende-Songs, - aber wie Klaus Meine (Pfeifen kann doch jeder, BZ 9.11.09) erzählt, eben im Herbst 1989 entstanden - und zwar so:
    - Ein gemeinsamer Abend war Grundlage für das Lied. Wir sind zusammen mit allen Musikern, die auf dem Festival gespielt haben, mit Bon Jovi, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe und Journalisten aus aller Welt an der Moskwa entlang zum Gorki-Park gefahren. Dort gab es dann Barbecue. "Follow the Moskwa, down to Gorki Park" Die Zeile beschreibt jenen Abend. Für mich war das in gewisser Weise die ganze Welt in einem Boot, und alle sprechen die gleiche Sprache - nämlich Musik.
    Woher wussten Sie damals denn, dass bald die Mauer fallen würde?
    - Niemand konnte das ahnen. Aber in der Zeit zwischen September und November gab es viele Zeichen, die man deuten konnte und die sich zu dem Moment des 9. November aufgebaut haben. Viele junge Leute in Moskau haben uns damals gesagt, der Kalte Krieg wird bald vorbei sein, hier ist eine junge Generation am Start...
Brillante Analyse der Zeitläufte und gut zu wissen, dass die ganze Welt im Boot des Klaus Meine aus Bon Jovi, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe und Journalisten aus aller Welt bestand: So hört sich die Musik auch an ...

Die Musik des anderen Helden des 9. November möchte ich hier nicht kommentieren,
    Wolf Biermann im Berliner Ensemble -„Stalinistische Syphilis“ - Wem Wolf Biermanns Auftritt im Bundestag nicht gereicht hat, konnte ihn in abendfüllender Länge am Berliner Ensemble erleben. Der Kanzlerin gefällt's. (taz heute)
- mir hätte iÜ seine Lebensabschnitts-Tochter besser gefallen:
Live im Bundestag - Nina Hagen & Capital Dance Orchestra - Yes Sir
feat. Heino Lammert -




... und also zur Person des grauen Wolf nur diese interessanten Quellen:

- Wkipedia über Eva Maria Hagen und den Wolf: Beide waren von 1965 bis 1972 Lebenspartner. Während Biermanns Auftrittsverbot bestritt sie dessen Krankenversicherungsbeiträge und geriet zunehmend in die Schusslinie der DDR-Führung. Gegen sie wurde ein Prozess wegen „Staatsverleumdung“ geführt und ihre Engagements fanden vornehmlich in Provinztheatern statt. Ihr späteres Buch Eva und der Wolf wird als sehr offenes Bekenntnis zu ihrer Beziehung bezeichnet und beinhaltet ihren regen Briefverkehr mit Wolf Biermann, der ein Vorwort beitrug. Den Berichten Hagens ist zu entnehmen, dass die Beziehung zu Biermann insbesondere an dessen wiederholten Versuchen, aus seiner Eva eine Frau nach seiner damaligen Idealvorstellung zu formen, gescheitert sein könnte.

- Die geteilte Wahrheit. Kabale, Ketzer, Kommunisten: zur Debatte um die DDR-Dissidenten Robert Havemann und Wolf Biermann. Von Kerstin Decker, Tagesspiegel von 25.11.2007
    Es gibt kein Denken ohne Begriffe. Sie sind das Werkzeug des Geistes. Der Einfachheit halber benutzen wir immer dieselben: Dissident zum Beispiel. Oder Regimegegner. Oder Unrechtsstaat. Was sich denken lässt, ist damit schon vorentschieden. Und was sich nicht denken lässt, auch. ...
    Biermann. Es gibt Menschen, auf die man sich im Notfall verlassen kann – und die anderen. Biermann gehört ziemlich eindeutig zur zweiten Gruppe, das haben viele in Ost – und später in West! – bezeugt. Und die Unterzeichner des Protests gegen die Ausbürgerung Biermanns wurden nie müde zu betonen, dass es nicht um Biermann ging, nicht um die Person, nur um den Fall. Ein Prahler, ein Geck, ein Aufreißer, der selbst vor Margot Honecker nicht haltmachte? Biermann selbst schreibt, M. H. habe bei ihm zu Hause „mit zusammengeklemmten, ideologisch weggeknickten Knien“ hochoffiziös in dem Sessel gesessen, der sonst Robert Havemann vorbehalten war. Ja, mein Gott, der Mann ist Künstler....
- Zuviel der Ehre für Wolf Biermann. Von Schröder & Kalender, taz.blogs vom 18.01.2007
    »Bekanntlich kam Biermann erst 1953 in die DDR. Margot Honecker, geborene Feist, die gemeinsam mit Biermann aufgewachsen war, holte den Siebzehnjährigen aus seinen bescheidenen Hamburger Verhältnissen und brachte ihn in einem Internat unter. Ihr und Biermanns Vater waren während der Nazizeit in einer Widerstandsgruppe, und nachdem die Gruppe aufgeflogen, beide Väter verhaftet und ins KZ gebracht worden waren, nahm Biermanns Mutter das Mädchen bei sich in Hamburg auf. Nach dem Krieg holte sie der Vater, der überlebte, wieder nach Halle, wo Margot in der FDJ arbeitete und deren Chef Erich Honecker kennenlernte, den sie später heiratete. Biermann machte, in der DDR angekommen, zunächst das Abitur und durfte sich danach ein Studium, nein, sogar zwei Studiengänge aussuchen – er belegte Politische Ökonomie, später Mathematik und Philosophie. Natürlich war er Mitglied der FDJ und der SED, und natürlich konnte er auch nach 1961 ungehindert in den Westen reisen, er gab dort Konzerte und ließ seine Bücher verlegen. Sein enger persönlicher Kontakt zur Familie Honecker, insbesondere zu Margot Honecker, riß nie ab. Sie ging zu ihm in die Chausseestraße, wo sie ihm eine Wohnetage besorgt hatte, er kam zu ihr ins Ministerium, wozu er weder Termine noch Passierscheine benötigte. Noch unmittelbar vor dem Verlassen der DDR hatte er Besuch von ihr, sie werden die Modalitäten des als Ausbürgerung bekannt gewordenen Umzugs und PR-Gags beredet haben. Darüber spricht und singt der Dauerwiderständler Biermann nicht nur ungern, sondern überhaupt nicht. Seine Popularität und moralische Glaubwürdigkeit, mit welcher er gegen ›die Genossen im Schmalztopf der privilegierten Kaste‹ ansang, hätte Schaden nehmen können, wenn herausgekommen wäre, daß er nicht nur im ›Neuen Deutschland‹ tagtäglich die bekannten ›Fressen‹ fand, sondern auch bei sich zu Hause.«
    Jakob Moneta, dem alten Trotzkisten und ehemaligen Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung der IG Metall verdankt Wolf Biermann die Einladung zu seinem Kölner Konzert. Dieser Massenveranstaltung folgte Biermanns Ausbürgerung aus der DDR. Moneta berichtete später auch über das »Liebesverhältnis« Wolf Biermanns zu seiner älteren Stiefschwester Margot: »Als er eines Abends erzählte, wie sehr er sich vor den Falten am Hals von Margot geekelt habe, die inzwischen die Ehefrau des Staatsratsvorsitzenden Honecker war, wollte Sigi (Monetas Lebenspartnerin d.V.) ihn, angewidert von seinem Machismus, hinaus schmeißen.«
    Moneta beendete seinen Aufsatz mit dem schönsten Satz, den wir im Zusammenhang mit Wolf Biermann je gelesen oder gehört haben: »Zum Schluss kann ich es mir nicht verkneifen, Wolf Biermann einen Spruch aus meiner jiddischen Muttersprache auf den Weg zu geben: ›Nicht gedacht soll seiner werden.‹«
- ›Wolfs Geheul‹ von Rayk Wieland, Konkret, Oktober 1996
- Die Falten von Margot Honecker - Jakob Moneta antwortet Wolf Biermann; Sozialistische Zeitung Nr.24 vom 22.11.2001
- Zersägte Biermann-Legende - von Dietrich Kittner (in Ossietzky 19/2002)

Wenn man weiter gräbt, lässt sich noch dies finden:
- Margot und der Wolf - Die Bildungsministerin und der Liedermacher. Von Ed Stuhler; SWR2: Feature - 26. April 2007 Download des Manuskripts hier">https://edstuhler.files.wordpress.com/2009/09/swr2-feature-20070426.pdf">hier! Eine Hörprobe hier.
Von Ed Stuhler gibt es auch: Margot Honecker – Die Biografie und dazu, wenn man weiter gräbt, einen Brief von Hermann Kant vom 2. April 2003 an Ed Stuhler.
Mehr auszugraben bei: Ed Stuhler




http://museen.de/bild.php?id=9929810&w=feat
Hannover, 10. November 1938, ca. zwei Uhr nachts: Aufnahme des Pressefotografen Wilhelm Hausschild (1902–1983) von der Neustädtischen Kirche aus, © Historisches Museum Hannover

Margots Blick auf Hausschilds Photo mag - kennt man ihre Biographie - darauf aufmerksam machen, dass die grotesk-banale geschichtspolitische Inszenierung des 9. November 1989 auch dazu dient, die Bedeutung des Datums 9. November für die Deutung der deutschen Geschichte als Beginn des Holocausts zu es­ka­mo­tie­ren und neu zu besetzen.
Dass das dem Biermann kein Wort wert ist, ist das eigentlich Skandalöse seiner Rede, das als solches offenbar nicht wahrgenommen wird, und erledigt ihn dennoch oder gerade deshalb endgültig: ›Nicht gedacht soll seiner werden.‹

9. November 1938 – Auftakt zum Holocaust

Vor einem Jahr, als das Gedenken an die damals 75 Jahre zurückliegende »Reichskristallnacht« auch der deutschen Öffentlichkeit ein wenig wichtiger war als der Jahrestag des Mauerfalls, produzierte Sachzwang FM eine sehr hörenswerte Sendung über die Pogrome des November 1938 und über die Struktur des Antisemitismus. Dieses Wochenende, an dem staatstragend die »friedliche Revolution von 1989« und die Wiederherstellung der deutschen Nation gefeiert wird, sind die deutschen NS-Verbrechen im öffentlichen Bewusstsein vermutlich kein, jedenfalls kein großes Thema. Die richtige Zeit also, zwei von Dr. Indoctrinator verlesene, leicht gekürzte Beiträge zu hören (oder selbst zu lesen), deren erster von Rainer Bakonyi stammt und vor allem die Ereignisse in der Art einer Chronik der Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden schildert. Im zweiten Beitrag widmet sich Rolf Pohl psychoanalytischen Theorien des antisemitischen Wahns. Im Zentrum stehen dabei die Begriffe »pathische Projektion« und »projektive Identifizierung« sowie die Wahrnehmungspsychologie.
Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis

Archäologie (CCCXLXIV): November 1989 - Archäologie hat mit Graben zu tun: Man kann sich die Geschichte länglich denken. Sie ist aber ein Haufen.

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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