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21st Century Schizoid Man


View on YouTube

Cat's foot iron claw
Neuro-surgeons scream for more
At paranoia's poison door.
Twenty first century schizoid man.

Blood rack barbed wire
Politicians' funeral pyre
Innocents raped with napalm fire
Twenty first century schizoid man.

Death seed blind man's greed
Poets' starving children bleed
Nothing he's got he really needs
Twenty first century schizoid man.

Song by King Crimson from the album In the Court of the Crimson King
Released October 12, 1969
Recorded August 1 & 20–21, 1969
Greg Lake – vocals, bass
Ian McDonald – saxophone
Robert Fripp – guitars
Michael Giles – drums
Peter Sinfield – lyrics -> [SongMeanings]

Eigentlich ohne weiteren Kommentar ...

Siehe auch hier: Michael Giles: 21st Century Schizoid Band,
evtl. hier ...

"Sehr verehrte Damen und Herren, alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren..."

50176475Ist es zynisch, mit solchen Zahlen zu hantieren? All die Kinder hier auf dem Papier zu einem monströsen Leichenberg aufzutürmen? Andererseits: Ist es nicht merkwürdig, dass einen der Satz, alle fünf Sekunden sterbe ein Kind an Hunger, nicht durchschüttelt? Vielleicht weil man denkt, ja nun, ich bin nicht das Weltgewissen, außerdem macht mir die Euro-Krise genug Sorgen.
Vor allem aber ist der Satz völlig aseptisch, weil abstrakt. Er vermittelt ja nicht, wie das ist, beispielsweise an Noma, einer Hungerkrankheit, zu sterben:

"Erst schwillt das Gesicht des Kindes an, dann zerfrisst die Nekrose alle weichen Gewebe. Lippen und Wangen verschwinden, klaffende Löcher tun sich auf. Die Augen hängen nach unten, da der Knochen der Augenhöhle zerstört wird. Der Kiefer wird unbeweglich. Die Narbenbildung entstellt das Gesicht. Da der Kiefer blockiert wird, kann das Kind den Mund nicht mehr öffnen. Daraufhin bricht die Mutter die Zähne an der einen Seite heraus, um dem Kind eine Hirsesuppe einflößen zu können."
So beschreibt Ziegler in seinem neuen großen Buch "Wir lassen sie verhungern" die Folgen dieser Krankheit, an der vor allem unterernährte Kinder zugrunde gehen.


Ein sehr lesenswertes Portrait Zieglers von Alex Rühle in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende!

Update: Andrea Eckert im Gespräch mit Jean Ziegler


+ nochmaliger Lesebefehl: Jean Ziegler: Nicht gehaltene Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele

Vgl. CRISIS , WHAT CRISIS ? (X): Nahrungsmittelspekulation
Vgl. auch Leere Bäuche, volle Tanks - Wie Klimakrise und Hungersnot zusammenhängen. Von Tomasz Konicz in konkret 9/2012

The Fine Art Of Playing The Guitar (XIV): Joe Bonamassa (& Beth Hart)


via JoeBonamassaTV --> Get your FREE Download of Joe Bonamassa's single of his new album "Driving Towards The Daylight"

I personally prefer:
Beth Hart and Joe Bonamassa- I'll Take Care of You- LIVE @ the Echoplex

via http://hartandbonamassa.com/youtube

GBlog: The Fine Art Of Playing ...

Kritische Sozialwissenschaft heute: Auf dem Aftermarket

Die Süddeutsche Zeitung (nicht meine LieblingsHAZ) meldet heute:
EM sticht Autowäsche
Peter Sellers, der Inspektor Sidney Wang in 'Eine Leiche zum Dessert', hätte gefragt:
"Was Bedeutung von dieses?"

Dieses:
Fußball hat selbst des Deutschen liebstes Kind, das Auto, zur Nebensache werden lassen. Statt Felgen zu reinigen und den Lack zu pflegen, hätten viele Bundesbürger während der EM lieber vor dem Fernseher gesessen, berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag. Entsprechend sei der Absatz von Autopflegeprodukten in den ersten sechs Monaten 2012 eingebrochen. Der Markt für Starterbatterien und Ladegeräten sei dagegen um 32 Prozent gewachsen.

Der Fortschritt der Sozialwissenschaften ist enorm. Es verdient die Note "erstaunlich" (mit der bekanntlich Arnold Hau sein Abitur abschloss!), wie man sowas rauskriegen kann, also dass das Vor-dem-Ferseher-Sitzen ausgerechnet zum Nachlassen der Neigung, ekelerregende und gesundheitsschädliche Tätigkeiten wie Felgenreinigung und Lackpflege auszuüben, führt.
solar-BH-Triumph-BM-Lifestyle-TokyoFaszinierend finde ich auch die Vorstellung, was die Bundesbürger vor dem Fernseher mit den Starterbatterien und den Ladekabeln gemacht haben: so guantanamomäßig selbst angeschlossen, um die Spannung zu erhöhen?! Liegt nahe, da es sich um Produkte vom Automotive Aftermarket handelt. Widerlich.
[Details hier: GfK-Ergebnisse zum Automotive Aftermarket im ersten Halbjahr 2012 anlässlich der Automechanika] Außerdem hätte ich gedacht, dass wir da technologiemäßig schon weiter wären, so dass der Bundesbürger für solche Spiele eher die Dame des Hauses mit einem "Photovoltaic Powerd Bra" einsetzt, - der besitzt nämlich ein Solarmodul, mit dem man sein Handy oder allerhand anderes aufladen kann. Der Wirtschaftswissenschaftler könnte hier Emerging Boobing Markets (EBMs) sehen.
Und das erinnert mich an Tits n' Bums - A Weekly Look at Church Architecture - The Brand new Monty Python "Bok" 1st Edition 1973 [Hardcover], das da gerade 2 used from £5.00 angeboten wird. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Und wo wir gerade bei Church Architecture sind: Jesus Fresko außer Kontrolle .
Und jetzt runter: Felgen reinigen und Lack pflegen!

Diese Nacht - Nuit de Chien

Gestern Abend (spät) zeigte 3sat als Erstausstrahlung Werner Schroeters Diese Nacht (Frankreich / Deutschland / Portugal 2008 - Originaltitel: Nuit de Chien - Regie: Werner Schroeter - Darsteller: Pascal Greggory, Bruno Todeschini, Amira Casar, Eric Caravaca, Nathalie Delon, Marc Barbé, Jean-François Stévenin - Länge: 118 min. - Start: 2.4.2009).



Ich kannte den Film nicht und fand ihn überwältigend - und bin noch nicht sicher, ob ich das gut finden soll oder eher nicht. Das Faszinierende wie das - möglicherweise - Fragwürdige dieser Überwältigungs-Ästhetik wird sehr gut herausgearbeitet in Ulrich Kriests Rezension (bei filmzentrale.com):
    ... Die Schrecken des 20. Jahrhunderts, eine Stadt im Belagerungszustand. Die Armee zögert den Einmarsch noch hinaus. In der Stadt marodieren die Milizen der Geheimpolizei, die Straßen liegen voller Leichen. Alte Rechnungen werden im Angesicht des angekündigten Todes beglichen, aber auch die ersten Jobs für die Zeit danach vergeben. Der Arzt und Widerstandskämpfer Ossorio Vignale durchstreift die Kaschemmen, Hotels und Folterkeller der Stadt auf der Suche nach seiner verschwundenen Geliebten Clara. Diese arbeitete als politische Journalistin, und es steht zu befürchten, dass sie ein Opfer der Geheimpolizei wurde. Hoffnungslos scheint Vignales Unterfangen, sich binnen einer Nacht Klarheit über den Frontverlauf in einer Stadt im Ausnahmezustand zu verschaffen. Alte Koalitionen sind erodiert, Freunde wurden zu Verrätern, ständig werden die Karten neu gemischt – Gerüchte machen die Runde, obschon die Infrastruktur in der Stadt weitgehend zusammengebrochen ist.

    Mit seiner episodischen Erzählweise setzt Schroeter ganz auf die Situation, die Szene, nicht auf Plot, Handlung oder Spannung. Obwohl die Nacht in Terror versinkt, kann das allgemeine Durcheinander Vignale nichts anhaben, fast unverletzbar scheint er auf seiner Passage, die ihn immer wieder alte Bekannte treffen lässt. Trifft er auf Unbekannte, schützt ihn sein offenbar mythenumrankter Name. Vignale gilt vielen als Held. Warum bleibt, wie so vieles, ungeklärt. „Diese Nacht“ scheint völlig aus der Zeit gefallen...

    „Diese Nacht“ ist Film, Theater, Tableaux vivants, Oper und Fado – ein Rausch der Farben und Gefühle, der so nur möglich scheint in einem Moment der Aufhebung von Geschichte. Man könnte in diesem Zusammenhang von einer dunklen Oper sprechen, wenn Schroeter radikal ästhetisierte Bilder von Folterungen und Massenerschießungen mit Musik von Mozart, Schubert, Rossini, Liszt, Beethoven oder Haydn auflädt – und dabei die Künstlichkeit der magisch ausgeleuchteten nächtlichen Dekors nochmals ins Artifizielle vorantreibt. Zugleich aber mischen sich in diesen Diskurs des Erhabenen widerstrebende Momente der Populärkultur, denn bestimmte Bilderwelten rund um die Vorstellungskomplexe Bürgerkrieg, Militärjunta, Straßensperren, Nacht der langen Messer oder auch des letzten Schiffes, das noch abfahren darf, sind hunderte Male trivialisiert und konventionalisiert worden.
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    So verstörend einzigartig Schroeters multimediale Kunst heute in der Filmlandschaft auch dasteht, bestimmte historische Allianzen wie Pasolini, Visconti, Wertmüller oder vielleicht auch Fassbinder kommen schon ins Gedächtnis, insbesondere in Momenten, in denen es darum geht, dem herrschenden Terror etwas Humanes entgegen zu setzen. Das kann die Musik selbst sein, das kann auch der höchst stilisierte Moment sein, in dem der gestürzte Diktator seinen Selbstmord als überbordendes Kunstwerk inszeniert.

    Kurz vor Schluss begegnen sich zwei Kinder unter der Dusche, ihr Spiel scheint erotisch und unschuldig zugleich. Übersehen sollte man dabei nicht, wie häufig von Liebe die Rede ist. Manche Figuren geben sich in dieser Nacht der Freude des Moments hin, andere verzehren sich voller Sehnsucht, immer darauf hoffend, den schmerzlich vermissten Geliebten noch einmal zu sehen. So düster und apokalyptisch Schroeters Film zu sein scheint, letztlich singt er ein Hohelied der Liebe und der Sehnsucht, auch oder gerade in Zeiten, in denen in jeder Hinsicht Ausnahmezustand herrscht. Inwieweit dieses Moment nun wieder (politisch) naiv oder geradezu obszön ist, inwieweit hier der Schrecken zur Feier der Schönheit missbraucht wird, das hängt davon ab, wie weit man gewillt ist, Schroeters radikaler Kunst-Ideologie der Schau- und Hör-Lust zu folgen.
So ist das wohl; ganz offensichtlich hat der Film mich erstmal dazu gebracht - ob ich gewillt bin, weiß ich immer noch nicht ...
Hilfreich wäre es, den Film noch einmal anzusehen und zu prüfen, ob etwas von dem wahrzunehmen ist, was Rainer Werner Fassbinder in "Literatur und Leben" (1982) als Anspruch formuliert hat:
    Die Verfilmung von Literatur legitimiert sich, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, keinesfalls durch eine möglichst kongeniale Übersetzung eines Mediums (Literatur) in ein anderes (Film). Die filmische Beschäftigung mit einem literarischen Werk darf also nicht ihren Sinn darin sehen, etwa die Bilder, die Literatur beim Leser entstehen läßt, maximal zu erfüllen. Dieser Anspruch wäre ohnehin in sich absurd, da jeder Leser jedes Buch mit seiner eigenen Wirklichkeit liest und somit jedes Buch so viele verschiedene Phantasien und Bilder provoziert, wie er Leser hat. Es gibt also keine endgültige objektive Realität eines literarischen Werkes, darum darf auch die Absicht eines Films, der sich mit Literatur auseinandersetzt, nicht darin liegen, die Bilderweit eines Dichters als endgültig erfüllte Übereinstimmung verschiedener Phantasien zu sein. Der Versuch, Film als Ersatz eines Stückes Literatur zu machen, ergäbe den kleinsten gemeinsamen Nenner von Phantasie, wäre also zwangsläufig im Ergebnis medioker und stumpf. Ein Film, der sich mit Literatur und mit Sprache auseinandersetzt, muß diese Auseinandersetzung ganz deutlich, klar und transparent machen, darf in keinem Moment seine Phantasie zur allgemeinen werden lassen, muß sich immer in jeder Phase als eine Möglichkeit der Beschäftigung mit bereits formulierter Kunst zu erkennen geben. Nur so, mit der eindeutigen Haltung des Fragens an Literatur und Sprache, des Überprüfens von Inhalten und Haltungen eines Dichters, mit seiner als persönlich erkennbaren Phantasie zu einem literarischen Werk legitimiert sich deren Verfilmung.
Am Samstag, 8. September, um 21.15 Uhr, zeigt 3sat mit "Mondo Lux - Die Bilderwelten des Werner Schroeter" ein Porträt des Regisseurs.

Archäologie (CCXVIII): Who's That Man (with a guitar - not a gun - in his hand)?

Jimi-1961-Army

Welcome to Show Business via If Charlie Parker ...

Der Pate

Ludwig Erhard: Wir gehen nicht weiter darauf ein, dass dieser 1944/45 seine Denkschrift über eine Nachkriegsordnung der Wirtschaft dem SS-Gruppenführer Otto Ohlendorf, der 1948 im so genannten Einsatzgruppenprozess wegen der Ermordung von etwa 90.000 Menschen zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet werden sollte, übersandt und mit diesem erörtert hatte. Er hatte sie ja auch Carl Goerdeler, einem Mann des 20. Juli, zugehen lassen. Weil wir gerade dabei sind, übersehen wir ebenso großzügig, dass Alfred Müller-Armack nicht nur 1933 der NSDAP beigetreten war, sondern auch eine Doktorarbeit „Staatsidee und Wirtschaftsordnung im Neuen Reich“ verfasst hatte. Tun wir so, als habe Beides mit dem Wirken dieser Männer nach 1945 nichts mehr zu tun, und fahren wir fort:

Die Währungsreform 1948 hat Erhard, damals Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der Bizone, nicht erfunden, aber sie war in seinem Sinne. Sie war eine Umverteilung von unten (Sparguthaben der kleinen Leute) nach oben (Schonung der Eigentümer der Produktionsmittel), wie sie Wagenknecht bei ihrer Erörterung von Varianten eines Schuldenschnitts für die Gegenwart ausdrücklich ablehnt. 1948 hob er den Preisstopp auf und behielt den Lohnstopp bei. Erst eine „Demonstration gewerkschaftlichen Willens“ (eine Art Generalstreik) im November desselben Jahres beseitigte diese Ungerechtigkeit. Als im Winter 1950/51 die Erwerbslosenzahlen stiegen, musste Erhard gegen sein heftiges Sträuben von den westlichen Besatzungsmächten zu einem Investitionsprogramm gezwungen werden. Er war gegen die Montanmitbestimmung 1951 und die Große Rentenreform 1957, die Adenauer jeweils gegen ihn durchsetzte. Das Kartellgesetz von 1957, das unter der Federführung seines Ministeriums vorbereitet wurde, bestand aus einem großen Loch, durch das die Monopole mühelos schlüpften. Eine herzliche Abneigung verband Erhard mit den Gewerkschaften. In der Auseinandersetzung mit ihnen trat er nicht durch die Parole „Wohlstand für alle!“, sondern durch den Appell „Maßhalten!“ hervor. Als sie nicht parierten, ließ er sich als Kanzler die „Formierte Gesellschaft“ einfallen. Diese galt bei aufgeklärten Zeitgenossen als enorme Lachnummer. In diesem Konzept wurde die Gesellschaft als eine Art Unternehmen gesehen, in dem die Gewerkschaften nicht als autonome Interessenvertretung agieren durften, sondern wie Betriebsräte vertrauensvoll zum Wohle des Ganzen zu wirken hatten – vergleichbar den Zuständen in der Betriebsgemeinschaft zu Zeiten der Deutschen Arbeitsfront. Schon in der ersten gelinden Wirtschaftskrise ab 1966 musste Erhard als untauglich ausgewechselt werden. Großartig aber war er allezeit als Propagandist: er vermochte den Leuten einzureden, die lange Aufschwungsperiode – die nicht nur in der BRD, sondern in allen hoch entwickelten kapitalistischen Ländern stattfand – sei auf seine Politik zurückzuführen. Das jüngste Opfer dieser Suggestion ist Sahra Wagenknecht. Falls sie es aber selber besser weiß, dann verkauft sie ihr Publikum für dumm. Das wollen wir ihr lieber nicht unterstellen...


Sahra Wagenknecht: Freiheit statt Kapitalismus
Von Ulbricht zu Erhard
Brutto, Tara, Netto

von Georg Fülberth

Unabhängig von der Wagenknecht-Nummer eine schöne kurze Würdigung des Ludwig Erhardt und seiner Mystifizierung ...
Vgl. auch: Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand. Von Otto Köhler

Der Putin

... Genau wie vor 1917 oder nach 1986 sind es maximal ein paar tausend Menschen, die den Regimewechsel vor allem im eigenen Interesse heraufbeschwören. Die verträumte Intelligenz, die der Illusion glaubt, dass eine einzige Person das gesamte System und dessen Flöhe hüten kann, tritt für die Revolution ein, ohne sich über die Folgen solcher Vorgänge im Klaren zu sein.

Nun erweisen sie sich heute als nützliche Idioten für diejenigen, die als Oligarchen der ersten Stunde für den schrecklichen Zerfall, maßlose kriminelle Gewalt und Chaos der neunziger Jahre die meiste Verantwortung tragen und sich auf der Flucht vor der russischen Strafverfolgung größtenteils in Europa niederließen. Doch mit der Macht ihres Geldes, internationalem PR und auf Kosten von "Pussy-Riot" schaffen sie in den Augen der westlichen Öffentlichkeit, sowie bei der nach Westen starrender Ober- und Mittelschicht Russlands, sich zu den Opfern des "kriminellen Regimes" zu stilisieren. Mit dem vordefinierten Hauptfeind an seiner Spitze.


"Der Putin ist an allem schuld"
Pussy Riot, Kirche, Gangster und der postsowjetische Patriotismus
Von Grigory Entes (tp)


Eine interessante Würdigung der russischen Oppsosition und ihrer Mystifizierung.

Die Patin

Der Tagesspiegel 03.07.2007 :
Paderborn - Der Hochschulrat der Universität Paderborn hat seinem umstrittenen Mitglied Gertrud Höhler einen Teil seiner Kompetenzen entzogen. Die frühere Beraterin von Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) war wegen der Vermietung von Büroräumen an einen NPD-Politiker in Sachsen in die Kritik geraten. Der Hochschulrat entzog ihr das Mandat für die Findungskommission, die Kandidaten für eine neue Hochschulleitung suchen soll. Eine Ablösung Höhlers als Mitglied des Hochschulrates ist gegen ihren Willen nicht möglich. Höhler hatte eine Immobilie in Zwickau an einen Abgeordneten der NPD vermietet.

Klose, der seinerzeit auch Chef der NPD in Zwickau war, wollte in Höhlers Immobilie an der Stiftstraße 5 ursprünglich am 20. April, Hitlers Geburtstag, sein Kreistagsbüro eröffnen. Weil diese Botschaft aber selbst dem sächsischen NPD-Landesverband zu rechtsextrem erschien, wurde die Eröffnung auf den 8. Mai, den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, verschoben...
Nach Medienberichten soll NPD-Mann Klose in Zwickau über Jahre enge Kontakte zur militanten Neonazi-Szene unterhalten haben...
In Kloses NPD-Kreistagsbüro soll es mehrere Treffen mit "autonomen Nationalisten" gegeben haben, sein Mitarbeiter dort war Christian B. (37), ein ebenfalls vorbestrafter Rechtsextremer.
"Wir untersuchen das gesamte Umfeld", sagt nun ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe auf Anfrage der
Neuen Westfälischen (25.11.2011).

____________________________________________________________
Neue Westfälische , 26.06.2007 :
Die Wiedergängerin / Wie es zur wundersamen akademischen Auferstehung der Gertrud Höhler kam

... Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. So ist es wohl auch im Fall von Gertrud Höhler. Anfang der neunziger Jahre machte die Literaturprofessorin eine aufsehenerregende Reklame für American Express. Dazu ließ sie sich schneidig und in Reitkleidung auf einem Schreibtisch sitzend von der preisgekrönten US-Fotografin Annie Leibovitz vor einer großen Bücherwand ablichten. Zu Höhlers Füßen lag ihr erwachsener Sohn Abel.
Auf den ersten Blick reizte das Foto zum Lachen. Es wurde aber auch vom Schriftsteller Eckhard Henscheid interpretiert. Wie er dies tat und welche Worte er zur Beurteilung des Verstandes der Professorin fand, ging den Gerichten zu weit. Auf Betreiben Höhlers wurde Henscheid zur Zahlung von 20.000 D-Mark Schmerzensgeld verurteilt...


Das Photo (getilgt, im Netz nicht zu finden!) zeigte Gertrud Höhler, gewohnt
schneidig und in Reitkleidung auf einem Schreibtisch sitzend. Im
Hintergrund sah man eine imposante, auf bildungsbürgerlich getrimmte
Bücherwand, im Vordergrund, zu Mutters Füßen auf dem Teppich hingestreckt,
den juvenilen Sohn Abel. Der im Konkret veröffentlichte Artikel
ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Unter dem Titel »Sie muß
verrückt sein« nahm Henscheid mit schwerem Gerät Höhlers Innenleben
und auch das ihres Sohnes auseinander, wobei er das Photo unter anderem
als die Ikone eines ödipalen Dramas interpretierte und kaum eine
denkbare Vulgarität ausließ...
... auch andere kamen zu dem Schluß, wie die im Mai 1993 im Konkret veröffentlichte Verteidigung Henscheids durch Robert Gernhardt zeigt, der anläßlich dieser Reklame diagnostizierte:
»Es müßte einer schon völlig vernagelt sein, käme er bei diesem schwülen Arrangement nicht auf schlimme Gedanken: Ticken die beiden noch richtig?«

Derartige Peinlichkeiten rissen im Jahr 1993 nicht ab. Unbeanstandet von
der Protagonistin ging im Sommer 1993 die folgende Erzählung durch die
Boulevard-Presse: »Gertrud Höhler und ihr Bluts-Walker: Es ist ein schönes
Gefühl für eine 51jährige Frau, einen jungen Mann an ihrer Seite zu
spüren. Und es ist ein noch besseres Gefühl, zu wissen, daß er einen
wirklich mag. Gertrud Höhler kann sich ganz sicher sein. Ihr Begleiter ist
ihr Sohn Abel, 26, ein Bluts-Walker. Er begleitet sie zum Bundespresseball,
in die Oper, führt gekonnt ihren Arm. Sie ist Literaturprofessorin,
Unternehmensberaterin, eine Frau ohne Zeit, ohne Mann. [...] Ihr gemeinsamer
Pakt fürs Leben: Nur sie beide wissen, wer Abels Vater ist«
(Bunte 1993). Die Axt im Haus ... Eckhard Henscheid und Konkret
hätten sich den ganzen Ärger und die ganze Arbeit ersparen können!

DIE GESCHICHTE EINES IRRTUMS

Vgl. auch Wer ist Gertrud Höhler? Die 71-Jährige mag keine kritischen Fragen
WDR5-Politikum vom 27.08.2012



Diese Anmerkungen nur, weil ich in den letzten Tagen mehrfach hörte, da sei am Sonntag bei Jauch eine Frau mit interessanten Thesen gewesen:
„Der autoritäre Sozialismus, der im System M angelegt ist, nimmt eine Hürde nach der anderen, weil er auf Gewöhnung setzt.“ ... oder so ähnlich oder überhaupt ...

Politische Motive, hörte man auf Umwegen wieder von Ardisson, ließen sich nicht ausmachen, nichts als fremdbestimmte Wahnideen, manische Verfolgungs­wahnstimmungen und ein irrationales Verhältnis zur Realität. Auf wen träfe diese vorzügliche Definition nicht zu, bei Lichte betrachtet. >Kieseritzky - Anatomie für Künstler, S. 189<

Ähnlich sieht es Michael Angele im Freitag:
Angela Merkel und Doktor Mabuse - So dämonisiert man erfolgreich die Macht: "Die Patin" von Gertrud Höhler ist mehr Geheimbundroman als Sachbuch

Archäologie (CCXVII): Carmen 'Viva mi Sevilla'

Gelungenes Video zu einem immer noch interessanten Song von Carmen, einer siebziger Spanish-Ethno-Prog-Rock-Band. Aufmerksam wurde ich auf die Band wegen des Covers der LP, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einer von mir damals bevorzugten Zigarettenmarke aufweist. - Soviel zu Markenaffinitäten (Eine letzte Zigarette!)

Dancing-On-A-Cold-Wind

- David Allen / electric guitar, flamenco guitar, vocals
- Angela Allen / keyboards, vocals
- Roberto Amaral / percussion, vocals
- Paul Fenton / drums
- John Glascock / bass, vocals

Die komplette LP können Sie hier hören.


Heute in Sevilla: Juan Manuel Sánchez Gordillo ist Bürgermeister des bei Sevilla gelegenen Dorfs Marinaleda, Mitglied des andalusischen Regionalparlaments:
Schluss mit dem Überfall auf die Armen im Land (dradio, 23.08.)

landscape

Archäologie (CCXVI): Innen- und Außenansichten : Deutschland 1929 - 1936 - 1937 - 1945 - 1956

Dokumentarfilm 1937:

Das Bild Nazideutschlands wird bis heute von Propagandaaufnahmen geprägt. Erst in den letzten Jahren haben eine Fülle von Amateurfilmen das von Joseph Goebbels erschaffene Selbstbild der Diktatur relativiert. In diesem Kontext sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien Bryan aus dem Jahr 1937 von unschätzbarem Wert, denn sie sind gedreht mit dem Anspruch, hinter die Kulissen zu blicken. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm verarbeitet: INNENANSICHTEN – DEUTSCHLAND 1937. Nach Information von arte.tv via trueten.de



Kloft hat im Übrigen schon die Spiegel-TV-Dokumentation Das Dritte Reich - In Farbe (1998) gemacht.
    Vgl. auch Inside Nazi Germany. 1938
    National Archives and Records Administration - ARC 97547, LI MT-MT-4.06 - INSIDE NAZI GERMANY (Reel 1 of 2) - DVD Copied by Thomas Gideon. Series: March of Time Documentary/Newsreel Films Relating to U.S. History, Government, Politics, Culture, and International Affairs, compiled 1935 - 1953.
Vgl. auch Berlin 1936 in Farbe

Die Datierung auf 1935 kann nicht stimmen, da im Kommentar die Eröffung der Olymischen Spiele erwähnt wird. Es muss sich also um einen Tourismus-Werbefilm im Nachklapp zu den Spielen handeln ..

Dokumentarfilm 1929:

Melodie der Welt aka Melody of the World (1929)
    An impression of the state of the world in 1929, contrasting similarities and differences in religion, customs, art and entertainment from all over the world. The film is constructed like a symphony. Melodie der Welt - the first German sound feature. Ruttmann's innovative experimentations in movement, color and sound confirm his status as a pioneer of modern media art.

    Walter Ruttmann (28 December 1887 – 15 July 1941) was a German film director and along with Hans Richter and Viking Eggeling was an early German practitioner of experimental film.
    Ruttmann was born in Frankfurt am Main; he studied architecture and painting and worked as a graphic designer. His film career began in the early 1920s. His first abstract short films, "Opus I" (1921) and "Opus II" (1923), were experiments with new forms of film expression, and the influence of these early abstract films can be seen in the early work of Oskar Fischinger. Ruttmann and his colleagues of the avant garde movement enriched the language of film as a medium with new form techniques.
    Ruttmann was a prominent exponent of both avant-garde art and music. His early abstractions played at the 1929 Baden-Baden Festival to international acclaim despite their being almost eight years old. Together with Erwin Piscator, he worked on the experimental film Melodie der Welt (1929), though he is best remembered for Berlin: Die Sinfonie der Großstadt (Berlin: Symphony of a Great City, 1927).


Ruttmann-Melodie-der-Welt

Ein faszinierender Film, aber:
(UbuWeb). Interessant, oder? Der Pionier der modernen Medienkunst und Künstler im Dienst der Völkerverständigung landet als Assistent beim Triumpf des Willens und der eher naive amerikanische Journalist Julien Bryan schafft eine unvoreingenommene Darstellung im Sinne des Dokumentarfilms der 30er Jahre als Gegenstück zum Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung (arte)?!

Wie also hängen Avantgarde und Propaganda zusammen, was ist unvoreingenommene Darstellung, was ist Parteilichkeit und welcher Mittel kann/darf sie sich bedienen? Bersarin könnte dazu sicherlich Klärendes sagen, - ich bin interessiert, aber überfordert ... Ein Versuch vielleicht: Sehen Sie sich oben "Berlin 1936 in Farbe" ohne Ton an. Dann müsste anhand der Auswahl und der Montage der Bilder deutlich werden, ob es sich um einzigartige Filmdokumente oder um Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung handelt. Wahrscheinlich greift das hier aber nicht, weil der Film als solcher einfach schlecht ist und nur wirken sollte/konnte, weil in Farbe und mit Teddy Stauffers Swing aufgejazzt ...

Was dabei rausgekommen ist, können Sie hier in Farbe sehen: BERLIN - May 14, 1945
- ebenfalls besser ohne Ton, weil Music score (Introspective - "Crossing Borders") added in 2010 by ROMANO-ARCHIVES auch ein schönes Beispiel dafür ist, wie Bilder durch Tonsoße ruiniert werden können.



Dokumentarfotografie 1956

Noch eine interessante Biografie: Die muetzenfalterin verweist auf die Düsseldorfer Ausstellung "Dirk Alvermann. Fotoreportagen 1956 - 1965"

alvermann5_schaufenster
Dirk Alvermann: Schaufenster, Düsseldorf (1956)
("Wunschzettel-Annahme für artige Kinder"!!)

alvermann278_mi
aus: Keine Experimente (1961)

Bei Fotokritik.de finden Sie eine interessante, ausführliche Würdigung der Bilder Alvermanns von Thomas Wiegand: Dirk Alvermann, Keine Experimente - Fotobücher "neu gelesen" . Klicken Sie hier für den Bild-Blog zum Artikel:
Dirk Alvermann fehlt in allen Lexika und Standardwerken zur Geschichte der Fotografie in Deutschland. Er lebt seit 1982 zurückgezogen in einem kleinen Dorf im Nordwesten Mecklenburgs und wird dort am 24. Oktober 2012 seinen 75.Geburtstag feiern...
Warum er weitgehend ignoriert wird, mögen Sie der folgenden Kurzbiographie entnehmen:
Dirk Alvermann wurde am 24. Oktober 1937 in Düsseldorf geboren. 1956, nach einer abgebrochenen Lehre zum Elektromechaniker, Beginn der fotografischen Tätigkeit für die linkskatholische Zeitung "Glaube und Vernunft" in Gelsenkirchen; 1956 bis 1965: Arbeiten für "Die Andere Zeitung", "Deutsche Volkszeitung", "Die Tat", "Deutsche Woche"; 1960: Umzug nach Westberlin, Buch "Algerien-L'Algérie"; 1961: Buch "Keine Experimente - Bilder zum Grundgesetz"; 1962 bis 1965: freier Mitarbeiter der "Neuen Berliner Zeitung" und Arbeiten für die Zeitschriften "Freie Welt", "Quick", "Magnum" und "Das Magazin";
1962: Algerische Partisanen ( Leipziger Dokumentarfilmwoche) 1965: Dokumentarfilm "Menschen in Sheffield" (mit Peter Nestler, für den SWF);
1966: Umzug nach Ostberlin; 1972 bis 1976: Dokumentarfilmregisseur beim Fernsehen der DDR :
da capo (1970 Fernsehen der DDR)
Kämpfende Taube (1973 Fernsehen der DDR)
Atelier 74 – 4teilige Folge (1974 Fernsehen der DDR)
Spaß an Goethe (1975 Fernsehen der DDR)
Hornissen (1975 Fernsehen der DDR)
Das große Atelier (1976 Fernsehen der DDR)
1979: Abschluss der fotografischen Arbeit; 2006: Buch "Zwischen den Zeiten".

Archäologie (CCXVIa) : Dirk Alvermann - Algeria

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Algeria
by Dirk Alvermann
Steidl


When he went to Algeria in the 1950s Dirk Alvermann was only eighteen, a rebellious West German teenager thrilled by the struggle for freedom by the Algerian people against French colonial rule. Together with a unit of the Algerian liberation army, he found a way to cross the hermetically sealed border from Tunisia into the Eastern Algerian war zone, determined to keep a photographic record of the events that were unfolding there.

After his return to West Germany he set about planning the publication of his work in the most accessible form available. The book should go from hand to hand like a political manifesto. In 1950 German publishing house Rowohlt had introduced its pocket book series, known by the name rororo – an ideal format for the book Alvermann intended to produce. At first, Rowohlt agreed to publish the book but later canceled it when any partisanship with the Algerian resistance seemed inappropriate. The book was finally published by the East-Berlin publishing house Rütten & Loening in 1960 as a hardcover, contrary to Alvermann’s own vision for the project.

Steidl’s new edition of this important and classic book
gives voice to the artist’s original intentions, adopting the rororo format and softcover finish. The photographs are accompanied by historical documents, quotes taken from French military sources, and from pamphlets, newspapers and magazines.

More than fifty years after its first publication, the book is as relevant as ever as it tells the story of a people rising up against oppression and despotism: against European colonialism or, like today, against homemade dictatorial regimes.

Das ist nicht Marseille, aber ...

DSCI0593klein
Perpignan, France, August 2012

... es könnte eine der Straßen sein, in denen sich Fabio Montale dauernd herumtreibt.
Ich empfehle hier (links unter GBlog&read) die Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo und bleibe dabei: Sehr lesenswert. Zu loben ist auch die deutsche Übersetzung von Katarina Grän und Ronald Vouillé.
Ein Problem habe ich mit dem dritten Teil Soléa:
Im abschließenden Roman kehren sich die Vorzeichen um. Nicht Montale jagt länger die Mafia, sondern diese jagt ihn. Babette, eine befreundeute Journalistin hat in einer Recherche über die Mafia brisante Dokumente zusammengetragen, die die Spur des organisierten Verbrechens bis weit in die Kreise von Wirtschaft und Politik dokumentieren. Die Mafia erpresst Montale, um über ihn an Babette und ihre Dokumente zu gelangen, und tötet nach und nach alle Menschen, die ihm wichtig sind. Montale stellt sich den Killern, und wird am Ende selbst eines ihrer Opfer.

Dass das so sein wird, ahnt der Leser recht früh, ärgert sich zudem darüber, dass die Figuren häufig zweifellos interressante Verlautbarungen über das organsierte Verbrechen eher zitatmäßig absondern, als dass sie - wie in den ersten beiden Teilen - sich solche Erkenntnisse nachvollziehbar zu eigen zu machen, und fragt sich, wie der Autor das hinkriegen wird, den Ich-erzählenden Helden am Ende seinen eigenen Tod berichten zu lassen:
    »Lasst ihr mich ihn umbringen... Ihr?«
    »Schieß, Herrgott noch mal!«, brüllte Mavros. Sonia stimmte ein. Und Felix. Und Babette. »Schieß!«, schrien sie. Fonfon, Wut im Blick. Honorine, die mich mit traurigen Augen ansah. »Zu Ehren der Überlebenden. .. Schieß!«
    Montale, verdammt noch mal, bring ihn um! Bring ihn um! »Ich werde ihn umbringen.« »Schieß!«
    Sein Arm fiel langsam herab. Straffte sich. In Richtung auf meinen Schädel.
    »Schieß!«
    »Enzo!«, rief ich.
    Und ich schoss. Leerte das ganze Magazin.
    Er brach zusammen. Der namenlose Killer. Die Stimme. Die Stimme des Todes. Der Tod selbst.
    Ich begann zu zittern. Die Hand um den Griff der Knarre geklammert. Beweg dich, Montale. Beweg dich, bleib nicht dort. Ich stand auf. Ich zitterte immer mehr.
    »Montale!«, rief Beraud.
    Er war nicht mehr sehr weit. Wieder ein Schuss. Dann Stille. Beraud verstummte.
    Ich ging auf das Boot zu. Schwankend. Ich betrachtete die Waffe, die ich in der Hand hielt. Manus Waffe. Mit einem kräftigen Schwung schleuderte ich sie weit von mir, ins Meer. Sie fiel ins Wasser. Mit demselben Geräusch oder fast, aber in meinem Kopf machte sie dasselbe Geräusch wie die Kugel, die sich in meinen Rücken bohrte. Ich spürte die Kugel, aber den Schuss hörte ich erst später. Oder umgekehrt, zwangsläufig.
    Ich machte ein paar Schritte im Wasser. Mit der Hand fuhr ich über die offene Wunde. Das warme Blut an meinen Fingern. Es brannte. Innen. Der Brand. Wie das Feuer in den Hügeln gewann es Land. Die Hektare meines Lebens, die sich verzehrten.
    Sonia, Mavros, Felix, Babette. Wir waren verkohlte Wesen. Das Böse breitete sich aus. Der Weltenbrand ergriff den Planeten. Zu spät. Die Hölle.
    Aber ja, alles klar, Fabio? Alles klar, oder? Ja. Es ist nur eine Kugel. Ist sie wieder rausgekommen? Nein, verdammt. Es scheint nicht so, nein. .
    Ich ließ mich ins Boot fallen. Der Länge nach. Der Motor. Los- fahren. Ich fuhr los. Jetzt nach Hause. Ich würde nach Hause fahren. Es ist vorbei, Fabio.
    Ich griff nach der Flasche Lagavulin, entkorkte sie und setzte den Hals an meine Lippen. Die Flüssigkeit ging mir runter. Heiß. Das tat gut. Man konnte das Leben nicht festhalten, man konnte es nur leben. Was? Nichts. Ich war müde. Erschöpfung. Ja, schlafen. Aber vergiss nicht, Helene zum Essen einzuladen. Sonntag. Ja, Sonntag. Wann ist Sonntag? Fabio, nicht einschlafen, ver- flucht. Das Boot. Steuer das Boot. Zu dir nach Hause, dort drüben. Les Goudes.
    Das Boot glitt aufs offene Meer. Jetzt war alles gut. Der Whisky tropfte mir vom Kinn auf den Hals. Ich konnte mich nicht mehr fühlen. Weder im Körper noch im Kopf. Ich hatte keine Schmer- zen mehr. überhaupt keine Schmerzen. Keine Ängste. Keine Angst.
    Jetzt bin ich der Tod
    Das hatte ich gelesen. .. Sich jetzt daran erinnern. Der Tod bin ich.
    Lole, willst du die Vorhänge nicht vor unserem Leben her- unterlassen? Bitte. Ich bin müde.
    Lole, bitte.
Das finde ich unbefriedigend: Ein Ich-Erzähler kann doch nicht seinen eigenen Tod erzählen! Oder funktioniert das, weil Leser/in ja weiß, dass die Stimme qui parle nur eine imaginierte ist, so dass sie/er die Widersprüche der Konstruktion beim Lesen einfach auflöst (oder gar nicht bemerkt)?

Anhaltend verunsichert, weil mir auch kein anderes Beispiel einer überzeugenden Todesschilderung einfällt ...

... allenfalls diese:




BlackfieldZigota Lyrics

Don't you fight, don't you fight
When your death is calling for a ride

Close your eyes, close your eyes
You won't suffer there above the clouds

Don't you know there's only one way out
And it comes when it comes
When it's time
For shedding some tears
But forget a minute why
The reason you cry

One direction with no turning back
Soon it will turn to black
Soon it will turn to black

One direction with no turning back
Soon it will turn to black
Soon it will turn to black

Soon you'll find, soon you'll find
Today is just the future of the past
...

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LVIII): "Wie das Gift der Finanzwirtschaft ins System tröpfelt"

Naja, die Metaphorik des Titels ist wiedermal voll protofaschistisch daneben - ich weiß nicht, warum Journalisten dafür offenbar gar kein Gespühr mehr haben - und die Trennung von System (gut) und Spekulation (böse) ist so doof wie potentiell antisemitisch aufladbar, aber immerhin stellt Herr Jakobs die richtigen Fragen:

... Über all diese Posten der wundersamen Geldvermehrung entscheidet kein deutscher Parlamentarier. Zur Abstimmung werden ihm nur die Schuldpapiere der offiziellen Welt vorgelegt. Die saftigen Rechnungen der Schattengeldökonomie werden später fällig. Irgendwann aber werden die Volksvertreter entscheiden müssen, ob weiter die Bürger für die Schieflage von Banken und Staaten zahlen, oder ob das nicht Sache der Geldverleiher und der jeweiligen Gesellschafter ist. Jede neue Bad Bank verzögert den Tag eines ehrlichen Kassensturzes. Jemand wird die Lasten der vielen deutschen Bad Banks addieren und womöglich am Ende all die Schrottpapiere in einer einzigen großen Abwicklungsanstalt zusammenführen müssen. Das wäre transparent. Und vielleicht findet sich so eher ein Käufer bei all jenen großen amerikanischen Finanzfirmen, die aus Schrott Geld zu machen pflegen. Die deutschen Abgeordneten werden davon in der Zeitung lesen...

Wie das Gift der Finanzwirtschaft ins System tröpfelt - Ein Kommentar von Hans-Jürgen Jakobs - interessanterweise im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung (und nicht im Feuilleton!)

Archäologie (CCXV): Kleine Begebenheiten

Neben dem schon mehrfach zitierten Gunslinger-Blog
If Charlie Parker Was a Gunslinger, There'd Be a Whole Lot of Dead Copycats
An Ongoing Series of Cultural and Personal Observations

seien als Archäologen des Alltags und der populären Kultur der letzten 50 Jahre (mit unterschiedlichen Schwerpunkten) empfohlen:

POUR-15-MINUTES-D-AMOUR

PLANET-MOCHO1

Aus letzterem einige kleine Beispiele für den liebevollen Blick auf kleine Begebenheiten in der großen Welt des Pop; - oder: Wie Marilyn einmal in Ruhe Zeitung lesen wollte, aber durch eine freigelegte männliche Wade irritiert wurde; wie John, George und Pete im Hinterzimmer des Kaiserkellers einmal Paul des Hemd weggenommen hatten; wie John im Hotel in Amsterdam auf dem Kopfkissen ein Haar entdeckte und das sofort beim Zimmermädchen reklamierte und wie Mick einmal sauer war, weil Madonna den alten Tony Curtis interessanter fand als ihn ...
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front1Der Soundtrack zum kleinen Film: Gershwin By Grofé - Harmonie Ensemble/New York, Steven Richman
In this swinging set of ‘symphonic jazz’, Steve Richman and the Harmonie Ensemble/New York recreate the original orchestrations made by Ferde Grofé for the Paul Whiteman Orchestra. The programme features Gershwin’s immortal Rhapsody in Blue (with soloist Lincoln Mayorga and legendary reedman Al Gallodoro), the I Got Rhythm Variations, and a selection of George’s Broadway tunes, including Summertime in a beautiful reading by Al and Lincoln. Not to be missed is the acoustic (!) version of The Yankee Doodle Blues which the HE/NY recorded on a wax cylinder using a 1909 Edison Fireside phonograph.
Reinhören können Sie bei musicline.de, - ich empfehle 'That Certain Feeling' und unbedingt 'I Got Rhythm' Variations for Piano and Orchestra!

Archäologie (CCXIV): The Prophet And The Piper: Also was soll aus mir werden

Fundstück: Der Staatsratsvorsitzende der ein Jahr zuvor durch die Vereinigung untergegangenen DDR, Erich Honecker, äußerte sich in seinem zwischenzeitlichen Moskauer Exil einmal gegenüber den westdeutschen Medien: zur möglichen Zukunft des Sozialismus (10.10.1991)

ARD- Exklusivinterview mit Erich Honecker im Moskauer Exil, gesendet am 10.10.1991 ab 20.15

Der Mann war ja nicht blöd; - wenn Sie nicht alles ansehen wollen: Seine Analyse ab 1:50 ist doch so daneben nicht, oder?!

Nachtrag, weil's irgendwie hierher passt:
Feynsinns viel zitierte Abrechnung mit Schröder
schroelafhon

Noch ein Nachtrag:
"Zwei Saarländer an der Spitze"
Der Historiker Martin Sabrow über Erich Honeckers Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Oskar Lafontaine (Die ZEIT)


Hören Sie dazu bzw. danach Stern Combo Meissen: Mal seh'n wohin die Reise geht auf diesem Friedhof begrabener Ideale



Stern Meissen war meine Lieblings-DDR-Band; immer wenn ich drüben war, habe ich versucht ihre jeweils neue LP zu bekommen: 1982 war es Stundenschlag mit dem bis heute für mich faszinierenden Also was soll aus mir werden von Martin Schreier und Kurt Demmler.

Idiotenspiel

Meinhard Miegel (siehe unten: Nachlese) sieht als Ursache der Krise die Dominanz
    expansionistischen Denkens, Fühlens und Handelns, das auch beim Euro Pate stand. Auch er ist vom Virus der Entgrenzung befallen, unter dem heute so viele Lebensbereiche leiden. Ob Managergehälter, Gütermengen oder staatliche Leistungen - alles wurde entgrenzt, und kaum einer bedenkt noch die Folgen...
- als ein anthropolitsches Problem.

Hartmut Rosa (Professor für Soziologie an der Universität Jena) geht es in "Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung" um die Bestimmung derjenigen sozialen Bedingungen und Voraussetzungen, die eine gelingende individuelle und kollektive Weltaneignung möglich machen, und die Frage, was eine kritische Soziologie durch Analyse der Veränderungen in der Welterfahrung, der Weltbeziehung und der Weltbearbeitung moderner Subjekte dazu beitragen kann. Das scheint mit interessanter und hilfreicher zu sein als Miegels schein-kritisches Geschwurbel.

Rosa fragt in der Einleitung (aus der Leseprobe):

Ist es möglich, mit den Mitteln der modernen Sozialwissenschaften
und auf der Basis der Einsichten der Sozialphilosophie eine Soziologie
des guten Lebens zu entwerfen? Deren Aufgabe bestünde nicht
darin, anzugeben, was die Ziele, die Werte oder die Inhalte eines
gelingenden Lebens sind – diese zu bestimmen ist ein Anliegen der
Philosophie des guten Lebens, doch sprechen gute Gründe für die
Annahme, dass sich solche Ziele, Werte und Inhalte allenfalls formal
bestimmen lassen –, sondern in der Identifizierung der sozialen
Voraussetzungen und Bedingungen eines solchen Lebens.1 In dem
vorliegenden Band möchte ich die Umrisse, Möglichkeiten und
Grenzen einer solchen Soziologie aus verschiedenen Blickwinkeln
versuchsweise ausloten. Als Ausgangspunkt für die Organisation
des Materials dient mir dabei die Vorstellung, dass sich die Frage
nach dem gelingenden Leben als eine Frage nach dem Weltverhältnis
oder der Weltbeziehung des Menschen reformulieren lässt
und dass diese Weltbeziehung stets sozial, kulturell und historisch
vermittelt ist. Der Begriff der ›Weltbeziehung‹ meint dabei die Art
und Weise, wie Menschen in die Welt gestellt sind oder, besser: in
der sie sich als in die Welt gestellt erfahren. Diese Stellung oder auch
Haltung der Welt gegenüber umfasst sowohl die eher passive Seite
der Welterfahrung als auch die aktive Weise des menschlichen Eingreifens
in die Welt; mithin also sowohl die Beziehung zu dem, was
den handelnden Subjekten ›entgegenkommt‹, als auch zu dem, was
es ›zu tun gibt‹....

Der gemeinsame, wenngleich nicht immer explizit gemachte
Fokus der folgenden Untersuchungen liegt nun in der Vermutung,
dass die Frage, unter welchen Bedingungen menschliches Leben
gelingt, sich übersetzen lässt in die Frage nach der Qualität oder
den Qualitäten der jeweiligen Weltbeziehung und dass dabei ein
fundamentaler, ja kategorialer Unterschied besteht zwischen einem
Modus des In-die-Welt-gestellt-Seins, bei dem diese Welt (in der
subjektiven, objektiven und/oder sozialen Dimension) dem Subjekt
als ein antwortendes, tragendes, atmendes ›Resonanzsystem‹
erscheint, und einer Weltbeziehung, der jene Welt als stumm, kalt
und indifferent – oder sogar als feindlich – erscheint....

Leitidee ist (...) die Vorstellung einer gelingenden
›Wiederaneignung‹ oder ›Anverwandlung‹ von Welt – einerseits,
kollektiv, im Modus demokratischer Politik, welche noch
immer das Versprechen der Antwort- oder ›Resonanzfähigkeit‹ der
kollektiven Strukturen und Voraussetzungen unseres Lebens birgt,
und andererseits, individuell, durch den Entwurf einer veränderten
Konzeption gelingenden Lebens. Lebensqualität, so versuche ich
im zehnten und letzten Beitrag zu zeigen, hängt nicht vom erreichten
oder erreichbaren materiellen Wohlstand und auch nicht von
der Summe an Lebensoptionen ab – sondern von der Möglichkeit
zu und vom Reichtum an Resonanzerfahrungen.


Die Grundgedanken finden sich auch in Hartmut Rosas Vortrag "Bis zum rasenden Stillstand. Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe einer neuen Sozialkritik“, den Sie hier (dradio wissen) anhören können!

An anderer Stelle kritisiert Rosa den Verteilungsgerechtigkeits-UmFairteilungs-Mythos der Linken :

Das ist im Kapitalismus nicht anders als beim Mensch-ärgere-dich-nicht: Man hat Angst, aus dem Rennen geworfen zu werden, zurückzufallen, man hofft, sich an die Spitze setzen oder wenigstens ein paar Plätze aufrücken zu können, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Diese simple Spiellogik kann unglaubliche Leidenschaften entfachen, die erst dann verschwinden und sich relativieren, wenn man dem Spielbrett den Rücken kehrt. Die Linke jedoch fixiert alle Energien auf das Spielbrett: Die Abstände vergrößern sich! Die Manager haben nur Fünfer und Sechser auf dem Würfel! Sie haben viel mehr Männchen! Sie würfeln zweimal! Sie haben Schaum vor dem Mund!

Das ist alles richtig, und es ist kein harmloses Spiel, das hier gespielt wird, sondern eins auf Leben und Tod. Aber es gibt zwei Probleme mit ihm: Erstens, die Spielregeln sind ungerecht, die Gewinnchancen ungleich verteilt. Das ist das Problem der Gerechtigkeit, ein gewaltiges Problem für alle, die dem Feld hinterherlaufen müssen. Zweitens, es ist ein idiotisches Spiel, weil es keinerlei erkennbares Ende hat. Das ist das Problem der Entfremdung: Auch solche, die schon 20, 40 oder 400 Männchen im Ziel haben, werden weiter von den gleichbleibenden Angst- und Begehrensmustern angetrieben.

Der Kapitalismus beziehungsweise das Privateigentum, schreibt Marx in den frühen Pariser Manuskripten, sei nicht etwa die Ursache, sondern schon "das Produkt, das Resultat, die notwendige Konsequenz der entäußerten Arbeit, des äußerlichen Verhältnisses des Arbeiters zu der Natur und zu sich selbst", es ergebe sich "aus dem Begriff des en
täußerten Menschen, der entfremdeten Arbeit, des entfremdeten Lebens, des entfremdeten Menschen"...

Idiotenspiel - von Hartmut Rosa, Le Monde diplomatique Nr. 9776 vom 13.4.2012

Archäologie (CCXIII): Gonks Go Beat - Bobby Graham


Gonks Go Beat is a 1965 British science fiction / musical fantasy film.
Kennen Sie 1-2 der Drummer?
Ginger Baker, Bobby Graham, Alan Grinley, John Kearns, Bobby Richards, Ronnie Verrall and Andy White. Interessant ist Bobby Graham, weil wahrscheinleich kaum jemand weiß, auf welchen Platten er mitgespielt hat"
The mere concept that Bobbie Graham played drums on an estimated fifteen thousand singles is mind boggling. Seriously, we probably don’t have time in our remaining years to listen to them all, not to mention the hours it took to record them. His discography, lifted from the official website, is frustratingly short. This abridged version is possibly a good thing though. As with the various drug warnings on television nowadays, the entire song list may cause convulsions or death.
BobbieGrahamZoomUSB1-300x296Graham hat auch eigene Platten gemacht; interessant ist die Rückseite der ersten Single von '65 wegen eines anderen bekannten Vielspielers:
Unlike most throwaway B sides, this one was clearly planned. A co-write between Bobbie Graham and Jimmy Page, ‘Zoom, Widge And Wag’ (hören Sie bei "so may records ..." mal rein!) calculated the access they’d have to a full orchestra while in the studio recording ‘Skin Deep’. Released in January of ’65 meant ‘Zoom, Widge And Wag’ was clearly recorded in ’64, during which time the pair were professionally the most sought after studio team around London. Other than Big Jim Sullivan, it was Little Jim as Jimmy Page was known, who played on just about as many singles as Bobbie Graham.
via SO MANY RECORDS, SO LITTLE TIME

Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, daß ein Flachkopf zugleich ein Wirrkopf ist: Wallraff 1

Ich wollte schon in alten Ordnern suchen, da stellt der Herausgeber doch gestern - aus aktuellem Anlass - die Rede selbst ins Archiv zum gefälligen Nachlesen:

Hermann L. Gremliza :
Karl Kraus - Preis 1987. Preisrede auf Günter Wallraff


... Ich sage die Wahrheit und Wallraff lügt nicht: Keins seiner Werke hat er geschrieben und alle stammen von ihm. Denn der »weltberühmte Schriftsteller«, der nicht schreiben kann, hat es vermocht, die verschiedenartigsten Autoren, deren Hilfe er sich versicherte, auf jenen einheitlichen Ton zu stimmen, der den echten Wallraff verbürgt, und die gesamte deutsche Literaturkritik und -wissenschaft glauben zu lassen, der Verfasser des »Aufmachers« sei von selbst nach »Ganz unten« gekommen. Daß keiner der Feingeister die groteske Unvereinbarkeit der Stile bemerkte, sollte es den Jüngern des Preisträgers, die diese Verleihung übrigläßt, zur Pflicht machen, jedem, der sich meiner späten Information bedienen will, das Wort, das er zuvor nicht fand, ins aufgerissene Maul zurückzustopfen.
Ich aber kann und will das nicht mehr, und nicht, weil sein Erfolg meinen Neid geweckt hätte. Im Gegenteil: Ich freue mich daran, weil es ja doch bitter wäre, meine Verhältnisse auf dem Rücken eines Sozialhilfeempfängers ordnen zu müssen. Und ordnen muß ich sie. Es geht nicht an, Autor des »Wie Hannelore Kohl die Russen bezauberte« zu sein, den Menschenrechtler Blüm abzuführen, den Karl Kraus-Preis einzurichten und zugleich ein »Gesamtwerk« erst durch Mitmachen und dann durch Schweigen zu decken, dessen literarischer Wert Müll und dessen politischer eine Pleite bedeutet. An dem nichts wahr ist, keine Erkenntnis, kein Gedanke, kein Wort. Jeder Satz meilenweit hinter und unter dem, was gedacht und geschrieben wurde, konsumierbar gemacht. verflacht, plattgehauen zu dünnsten Stereotypen, doch vorgetragen wie die letzten Worte vom Kreuz ...

Augen-Blicke: Auslagen und Spielgelungen

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clermont_fenster3
clermont_fenster1

Auslagen und Spiegelungen + candid photography

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... aufgenommen, weil der Mann mit Hut mich an Tatis Monsieur Hulot erinnerte.
Candid photography is technique of taking photos of realistic scenes and actions as they happen. Put it the other way, candid shots are natural photos of people in realistic scenarios as opposed to well-choreographed ones. Being a product of natural setting, candid photography, by its very name, captures the drama and the real emotion felt by the characters at the moment...

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LVII): Nachlese

Zwei Wochen keine (deutsche) Zeitung gelesen, kein Zugang zum Internet: Anything new under the sun?

1. "Tischreise oder Bekomme den Platz von Professor Sauer!" Ein Brettspiel für die ganze Gesellschaft zur spielerischen Überwindung der eigenen Exklusionserfahrung

Matthias Dell machte im Freitag vom 02.08. Vorschläge zum Umgang mit den nun veröffentlichten Dokumenten zum „Abendessen zu Ehren von Herrn Dr. Ackermann, am Die., 22. April 2008, 19:00 Uhr, Bundeskanzleramt, 8. OG“. Sehr anregend auch seine Interpretation der Tischordnung des Abends mit Hilfe elementarer Benimmregeln ...

gesellschaftsspiel
Grafik: Der Freitag

2. Target2
Michael Jäger erläutert in derselben Ausgabe des Freitag, was es mit dem Target2-Saldo auf sich hat. Nützlich zum besseren Verständnis des kursiernden Un-Sinns und der aktuellen Jubelmeldungen (Hurra, wir sind Weltmeister!) ...

3. UmFAIRteilen?

umFAIRteilen


Inzwischen hat sich, wie ich lese, auch Herr Gabriel der Forderung angeschlossen, die ja erstmal sympathisch rüberkommt: Man kennt das von FairTrade, dass der Neger auch was für die Banane, die Rose, die Bohne oder das T-Shirt bekommen soll, und so ganz soll man sich der Logik nicht verschließen können, dass es irgendwie fair zugehen soll (wo doch auch gerade Olympische Spiele sind!).

dgb-samstagsGanz abgesehen von der traurigen Grafik zur Aktion, die - bitte - was aussagt: Dass die Omma mit dem Rollator einkaufen fährt und der Oppa oder der Junior mit dem Rolls? - Was unser Mitleid erregt? Oder eher die neuere Variante der Anti-Compassion anregt!?
- und trotz aller interessanten Information : Es erinnert alles ein wenig an die 50er Jahre: Wir bitten den Sozialpartner um Verständnis, dass wir fair behandelt werden möchten ... Ich fürchte, die beteiligten DGB-Gewerkschaften und die Bündnispartner haben noch nicht mitbekommen: La Fin Du Bal - Das Ende der Nachkriegsdemokratie!
Vgl. auch Albrecht Müller: Wo sind eigentlich die deutschen Gewerkschaften? (nds)

Hartmut Finkeldey verweist in diesem Zusammenhang auf die Blogbeiträge unseres Sonderkorrespondenten Dr. Karl Marx (Brüssel, London), die nicht an Aktualität verlieren:
    Durch ihre Finanznot war die Julimonarchie von vorn herein abhängig von der hohen Bourgeoisie, und ihre Abhängigkeit von der hohen Bourgeoisie wurde die unerschöpfliche Quelle einer wachsenden Finanznot. Unmöglich, die Staatsverwaltung dem Interesse der nationalen Produktion unterzuordnen, ohne das Gleichgewicht im Budget herzustellen, das Gleichgewicht zwischen Staatsausgaben und Staatseinnahmen. Und wie dies Gleichgewicht herstellen ohne Beschränkung des Staatsaufwandes, d.h. ohne Interessen zu verletzen, die ebenso viele Stützen des herrschenden Systems waren, und ohne die Steuerverteilung neu zu regeln, d.h. ohne einen bedeutenden Teil der Steuerlast auf die Schultern der hohen Bourgeoisie selbst zu wälzen?

    Die Verschuldung des Staates war vielmehr das direkte Interesse der durch die Kammern herrschenden und gesetzgebenden Bourgeoisfraktion. Das Staatsdefizit, es war eben der eigentliche Gegenstand ihrer Spekulation und die Hauptquelle ihrer Bereicherung. Nach jedem Jahre ein neues Defizit. Nach dem Verlaufe von vier bis fünf Jahren eine neue Anleihe. Und jede neue Anleihe bot der Finanzaristokratie neue Gelegenheit, den künstlich in der Schwebe des Bankerotts gehaltenen Staat zu prellen – er mußte unter den ungünstigsten Bedingungen mit den Bankiers kontrahieren. Jede neue Anleihe gab eine zweite Gelegenheit, das Publikum, das seine Kapitalien in Staatspapiere angelegt, durch Börsenoperationen zu plündern, in deren Geheimnis Regierung und Kammermajorität eingeweiht waren. Überhaupt bot der schwankende Stand des Staatskredits und der Besitz der Staatsgeheimnisse den Bankiers wie ihren Affiliierten in den Kammern und auf dem Throne die Möglichkeit, außerordentliche, plötzliche Schwankungen im Kurse der Staatspapiere hervorzurufen, deren stetes Resultat der Ruin einer Masse kleinerer Kapitalisten sein mußte und die fabelhafte schnelle Bereicherung der großen Spieler. War das Staatsdefizit das direkte Interesse der herrschenden Bourgeoisfraktion, so erklärt es sich, wie die außerordentlichen Staatsverwendungen in den letzten Regierungsjahren Louis-Philippes bei weitem um das Doppelte die außerordentlichen Staatsverwendungen unter Napoleon überstiegen, ja beinah jährlich die Summe von 400 Millionen frs. erreichten, während die jährliche Gesamtausfuhr Frankreichs im Durchschnitt sich selten zur Höhe von 750 Millionen frs. erhob. Die enormen Summen, die so durch die Hände des Staates flossen, gaben überdem Gelegenheit zu gaunerischen Lieferungskontrakten, Bestechungen, Unterschleifen, Spitzbübereien aller Art. Die Übervorteilung des Staates, wie sie durch die Anleihen im Großen geschah, wiederholte sich bei den Staatsarbeiten im Detail. Das Verhältnis zwischen Kammer und Regierung vervielfältigte sich als Verhältnis zwischen den einzelnen Administrationen und den einzelnen Unternehmern.

    Wie die Staatsverwendungen überhaupt und die Staatsanleihen, so exploitierte die herrschende Klasse die Eisenbahnbauten. Dem Staate wälzten die Kammern die Hauptlasten zu, und der spekulierenden Finanzaristokratie sicherten sie die goldenen Früchte. Man erinnert sich der Skandale in der Deputiertenkammer, wenn es gelegentlich zu Vorschein kam, daß sämtliche Mitglieder der Majorität, ein Teil der Minister eingerechnet, als Aktionäre bei denselben Eisenbahnbauten beteiligt waren, die sie hinterher als Gesetzgeber auf Staatskosten ausführen ließen.
4. Das System ist am Ende, aber das Leben geht weiter
Wie man in der Krisenanalyse - anders als z. B. Streeck (s. u. Wolfgang Streeck: Die Geldunion selbst ist das Problem) - die Frage nach Macht und Interesse im anthropologischen Nebel auflöst, um im Denkwerk Zukunft die Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft auch unter Bedingungen wirtschaftlicher Stagnation und selbst Schrumpfung aufrechtzuerhalten, demonstriert Meinhard Miegel im FAZ-Gespräch vom 11.08.; - u. a. mit einer "mental-kulturellen Geldtheorie":
    ... Menschen, die über eine gemeinsame Währung verfügen, sollten sich in kulturellem Gleichklang befinden und sehr ähnliche Wertvorstellungen haben. Vor allem aber müssen sie so vertraut miteinander sein, dass sie einander trauen. Denn Geld ist ja nichts anderes als eben ein solches Vertrauen. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, wird es mit einer gemeinsamen Währung schwierig. Dann können auch wirtschaftliche und fiskalische Ausgleichsmaßnahmen im Ergebnis wenig bewirken. Sie können mentale und kulturelle Unterschiede bestenfalls ein wenig kaschieren; beseitigen können sie sie nicht. Und hier nun stehen die Europäer vor einer essentiellen und möglicherweise sogar existentiellen Frage: Sollen sie einer gemeinsamen Währung wegen ihre kulturellen Unterschiede einebnen? Das aber müssten sie, um mit einer gemeinsamen Währung erfolgreich zu sein. Ich bin da sehr zögerlich. Denn diese Unterschiede machen für mich Europa zu Europa. Das zeigt schon ein Blick auf die Weltkarte. Da sind diese riesigen homogenen Blöcke in Nord- oder Südamerika oder Asien. Und dann ist da dieses farbige Krisselkrassel Europa. Passt das wirklich unter eine Währung? ...
Merken Sie was? Hier wird nicht so grob gedacht wie bei Diekmanns, aber gemeint ist dasselbe ... Ansonsten wäre ich gespannt auf eine genauere Miegel-anthropologische Analyse z.B. des mental-kulturell homogenen Blocks Nordamerika ...
Miegels Schlussfolgerungen lassen sich im Übrigen lesen als Beiträge zum ideologischen Überbau des Merkelianismus (Seeßlen).

Klartext spricht Broder:
Nordeuropa arbeitet – und zahlt für den Süden
Südeuropas Kaffeehauskultur ist lustiger als die Disziplin des Nordens. Doch mit dem Versuch, die Lebensverhältnisse in Europa zu homogenisieren, wird die Rechnung an den Norden weitergereicht. Von Henryk M. Broder


... und der Autor freut sich wahrscheinlicfh noch über zustimmende Wortkotze wie diese, die er provoziert:

Ich hatte im Urlaub die Möglichkeit das neue Buch von Herrn Broder zu lesen: " Vergesst Ausschwitz!" und war über seine Denkweise und seine klare und rationale Aussprache und Sichtweise sehr beeindruckt. Danke für die spassigen Stunden am Stand von Mallorca.
*
Prädikat: "Lesenwert"
*
Beispiel: Die Deutschen leiden an Hitler wie andere an Schuppenflechte. Aus dem Versuch, sich gegen die eigene Geschichte zu immunisieren, ist eine Autoimmunkrankheit geworden. Immer steht das Nazi-Menetekel an der Wand.


Schön, dass sich dieser Deutsche am Strand von Mallorca an Broders Schuppenflechten-Bratze aufgeilen konnte. Hatte der nichts anderes zu tun?

Augen-Blicke: The West Pier, Brighton

Brighton
via Anorak Thing
- wo Sie auch dies finden: It's Easy: 10 Great Easybeats Tracks

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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